Definition - Was ist ein verstopfter Samenleiter?

Der Samenleiter (Ductus deferens) ist ein beim Mann beidseits angelegtes, ca 50 bis 60 cm langes schlauchförmiges Organ mit kräftiger Muskulatur, das vom Hoden bzw. Nebenhoden durch den Samenstrang (Funiculus Spermaticus) zieht und sich im Bereich der Harnblase mit dem Ductus excretorius zum “Spirtzkanal” (Dutus ejaculatorius) vereinigt, der dann in die Harnröhre mündet. Ein Verschluss des Ductus defferens ist meist Folge einer Vasektomie. Wenn man vom “verstopften Samenleiter” redet meint man in der Regel den Verschluss des Ductus ejaculatorius, auch zentraler Verschluss genannt.

Informieren Sie sich hier über die Anatomie des Samenleiters

Ursachen

Häufig ist der Verschluss des Ductus ejaculatorius angeboren, was durch Zysten in den sogenannten Müller-Gängen verursacht werden. Diese spielen eine zentrale Rolle in der Entwicklung der Geschlechtsorgane. Auch durch andere angeborene Erkrankugen, insbesondere bei der cystischen Fibrose kann es zu einem Verschluss kommen.
Allerdings kann es auch durch eine Prostata-Entzündung zu einem erworbenen Verschluss kommen, die meistens durch Chlamydien hervorgerufen wird.
Eine weitere mögliche Ursache ist die Verletzung des Ductus ejaculatorius ist die Verletzung im Rahmen einer Operation, beispielsweise bei Prostata-Operationen.

Diagnose

Ist der Kanal nur einseitig verschlossen kann eine Diagnose sehr schwierig sein, da die andere Seite den Verlust oftmals ausgleichen kann.
Sind jedoch beide Seiten verschlossen, so kann man dies primär mit einem Spermiogramm diagnostizieren. Hier fällt eine sogenannte Azoospermie auf, also ein Fehlen von Spermienzellen im Ejakulat. Außerdem hat das Ejakulat ein geringeres Volumen oder es fehlt vollständig, was man als Aspermie bezeichnet. Bei einem vollständigen Verlust setzt sich das Ejakulat dann nur noch aus dem Sekret der Prostata zusammen.

Außerdem werden Verfahren wie Ultraschall und MRT eingesetzt, um den Verdacht zu bestätigen.

Symptome

Gerade bei einem unvollständigen oder einseitigen Verschluss fallen die Patienten häufig erst durch einen unerfüllten Kinderwunsch auf. Hier wird immer auch ein Spermiogramm gemacht, das dann eine Azoospermie zeigt.
Wenn der Verschluss ausgeprägter ist, fällt ein vermindertes Spermavolumen auf, teilweise kann es sogar zur Aspermie, also zu einem “trockenen Orgasmus” kommen.
Außerdem kann sich der Verschluss durch Beckenschmerzen zeigen, die Gründe hierfür sind noch nicht genau geklärt.

Schmerzen am Samenleiter

Ob die Schmerzen wirklich vom Ductus ejaculatorius oder einem andere Bestandteil der Samenwege kommen kann man als Patient nicht feststellen, da die Schmerzen nicht genau lokalisiert werden können. Jedoch wird diskutiert, ob der Verschluss Ursache für unerklärliche Beckenschmerzen sein kann, insbesondere wenn diese in Kombination mit Unfruchtbarkeit autreten.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Schmerzen am Samenleiter

Therapie

Behandelt werden kann der Verschluss des Ductus ejaculatorius unter anderem durch eine Operation. Allerdings stellt dies eine relativ invasive Methode dar, bei der es zu vielen Komplikationen kommen kann, beispielsweise zum Rückfluss von Urin in die Samenwege.
Ein neuerer Ansatz ist die Ballon-Dilatation, bei der über einen Katheter ein kleiner Ballon in die Spritzkanälchen eingeführt wird, um diesen so aufzuweiten.

Ein zentraler Bestandteil der Therapie ist auch die Reproduktionmedizin, da oft ein unerfüllter Kinderwunsch besteht.

Für mehr Informationen zur Reproduktionsmedizin lesen Sie weiter unter Kinderwunsch

Wann braucht man eine OP?

Wenn es durch den Verschluss zu starken Einschränkungen und Schmerzen kommt oder ein unerfüllter Kinderwunsch besteht, sollte über eine Operation nachgedacht werden. Ihr behandelnder Urologe wird Sie zu den Optionen beraten.

Prognose

Der Verschluss der Samenwege kann heute in der Regel gut behandelt werden, neue Behandlungsansätze wie die Ballon-Dilatation werden jedoch nur in speziellen Kliniken durchgeführt. Liegt eine andere Erkrankung zugrunde hängt die Prognose natürlich von dieser ab.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 19.08.2019 - Letzte Änderung: 22.10.2021