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    Chlamydien beim Mann - Welche Besonderheiten gibt es?

    Unter einer Chlamydieninfektion versteht man eine Infektion mit einem Bakterium aus der Klasse der Chlamydien. Je nach Erregerart kann es dadurch zu Infektionen der Augen, der Lunge oder des Urogenitaltrakts kommen.

    Die Erreger werden dabei je nach Art über Geschlechtsverkehr, durch die Atemluft oder über eine Fliege übertragen. Umgangssprachlich sprechen die meisten Menschen bei einer Chlamydieninfektion von der sexuell übertragbaren Form, die dann zu Infektionen im Urogenitalbereich führt.

    An welchen Symptomen erkenne ich eine Chlamydieninfektion?

    Eine Chlamydieninfektion im Urogenitaltrakt kann häufig beschwerdefrei ablaufen und somit erst spät erkannt werden.

    Treten allerdings Symptome auf, kommt es häufig zu einem Druckgefühl, Schmerzen oder Brennen beim Urinieren oder eitrigem Ausfluss aus der Harnröhre. Auch ein Jucken im Intimbereich kann hinzukommen.

    Tritt eine Bindehautentzündung infolge einer Chlamydieninfektion auf, macht sich diese oft deutlicher bemerkbar. Hierbei kommt es zu brennenden, juckenden Augen, die besonders nach dem Aufwachen verklebt sind.
    Des weiteren sind die Augen gerötet und es kann zu einem schleimig-eitrigem Ausfluss kommen.

    Eine Lungenentzündung dagegen kann sich durch Reizhusten und grippeähnliche Symptome bemerkbar machen.

    Eine Entzündung des Mastdarms (Proktitis) in Folge einer Chlamydieninfektion macht sich durch einen blutig-eitrigen Ausfluss oder Stuhlgang aus dem After bemerkbar. Des weiteren kann es zu Stuhlinkontinenz, Darmkrämpfen oder einem Juckreiz am After kommen.

    Der Mastdarm ist ein Teil des Enddarms. Lesen Sie dazu auch unseren Artikel über eine Entzündung des Enddarms

    Wo kann eine Chlamydieninfektion beim Mann überall auftreten?

    Eine Chlamydieninfektion kann an verschiedenen Orten auftreten und hängt von der Art der Erreger ab. Häufig sind beispielsweise der Urogenitaltrakt, die Augen oder die Lunge betroffen.

    Das manifestiert sich dann in einer Bindehautentzündung am Auge (Paratrachom oder Trachom), verschiedenen Entzündungen des Urogenitaltrakts, wie einer Entzündung der Hoden (Hodenentzündung), der Nebenhoden (Nebenhodenentzündung) oder der Harnröhre (Urethritis), oder einer Lungenentzündung.

    Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Chlamydieninfektion der Lunge

    Im Genitalbereich kann auch ein sogenanntes Lymphogranuloma inguinale auftreten. Dabei handelt es sich um kleine Geschwürbildungen im Genitalbereich, die sich nach zwei Wochen wieder zurückbilden.

    Danach folgen bläuliche Lymphknotenschwellungen im Genitalbereich, die zur Bildung einer Eiteransammlung (Abszess) führen können.

    Lesen Sie mehr zum Abszess unter: Abszess im Intimbereich - Was hilft?

    Weiterhin kann es vor allem durch Analsex zu einer Entzündung des Mastdarms (Proktitis) kommen, die sich unter anderem durch einen blutig-eitrigen Ausfluss aus dem After bemerkbar macht.

    Der Mastdarm ist ein Teil des Enddarms. Lesen Sie daher hier alles über eine Entzündung des Enddarms

    Folgende Tests gibt es:

    Zur Diagnosestellung einer Chlamydieninfektion bieten sich verschiedene Tests an.

    Hierzu zählen ein Abstrich, ein Urintest, ein Bluttest oder auch ein Selbsttest für zu Hause.

    Der Selbsttest wird von Experten nicht empfohlen und sollte mit äußerster Vorsicht angewendet werden, da die Ergebnisse nicht verlässlich sind. Zur sicheren Diagnosestellung sollte dann lieber ein Arzt kontaktiert werden, dem bessere und sicherere Testmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

    Liegt eine Infektion des Urogenitaltrakts vor, bietet sich ein Abstrich oder ein Urintest an. Diese werden im Labor untersucht und auf Chlamydia trachomatis der Untergruppe D-K getestet, die vor allem im Urogenitaltrakt vorkommen.

    Ein Bluttest weist die Bakterien über einen Nachweis von Antikörpern nach. Das sind Abwehrstoffe, die vom Körper spezifisch gegen das Bakterium gebildet wurden.

    Allerdings kann man dadurch nicht nachweisen, wann die Infektion genau begonnen hat. Außerdem kann der Test bei einer frischen Infektion negativ ausfallen, da anfangs noch keine Antikörper gebildet werden.

    Behandlung einer Chlamydieninfektion

    Da es sich bei Chlamydien um Bakterien handelt, wird eine Infektion mit einem Antibiotikum behandelt.

    Zur Behandlung wird oft Doxycyclin für 10-21 Tage verwendet. Als Alternative können auch Makrolide, wie Erythromycin, Clarithromycin oder Azithromycin, oder Chinolone, wie z. B. Ciprofloxacin oder Ofloxacin, eingesetzt werden.

    Die genaue Dosierung und Dauer der Einnahme des Antibiotikums hängt von der Art der Infektion ab und sollte vom Arzt bestimmt werden. Bei schweren urogenitalen Infektionen empfiehlt es sich, Bettruhe einzuhalten.

    Außerdem sollte viel getrunken werden. Hierzu eignen sich besonders Nieren- und Blasentees, die z. B. Bärentraube, Hauhechelwurzel oder Birkenblätter enthalten können.

    Lesen Sie hierzu auch folgenden Artikel: Indischer Nieren- und Blasentee

    Bei einer Hoden- oder Nebenhodenentzündung kann es außerdem helfen, den Hoden auf einem zusammengerollten Handtuch hochzulagern oder mittels feucht-kalten Umschlägen zu kühlen. Bei einer Infektion mit sexuell übertragbaren Chlamydienarten sollte zusätzlich auf sexuelle Aktivitäten verzichtet werden.

    Welcher Arzt behandelt eine Chlamydieninfektion?

    Welcher Arzt eine Chlamydieninfektion behandeln sollte, hängt davon ab, wo sich die Infektion befindet.

    Prinzipiell kann immer erst der Hausarzt besucht werden, der, falls notwendig, zum passenden Facharzt überweist. Bei Infektionen im Urogenitaltrakt sollte ein Urologe konsultiert werden.

    Handelt es sich dagegen um eine Bindehautentzündung (Paratrachom), kann ein Dermatologe besucht werden. Bei einer Lungenentzündung dagegen kann ein Lungenfacharzt (Pneumologe) konsultiert werden.

    Ursachen einer Chlamydieninfektion beim Mann

    Eine Infektion mit Chlamydien kann man sich je nach Erreger durch verschiedene Übertragungswege zuziehen.

    Die Erreger Chlamydia pneumoniae und Chlamydia psittaci werden durch die Atemluft übertragen, das heißt, durch Einatmung von kleinen infektiösen Partikeln.
    Diese führt dann zu einer Infektion der Atemwege wie z. B. einer Lungenentzündung.

    Chlamydia trachomatis dagegen wird hauptsächlich sexuell beim Geschlechtsverkehr übertragen und führt zu Infektionen im Urogenitalbereich, wie einer Hodenentzündung (Orchitis), einer Nebenhodenentzündung (Epidydimitis) oder einer Entzündung der Harnröhre.

    Ungeschützter Geschlechtsverkehr und häufig wechselnde Partner stellen hierbei ein hohes Risiko für eine Übertragung dar.

    Außerdem kann der Erreger auch über die Mundschleimhaut aufgenommen werden und somit auch beim Oralsex übertragen werden.

    Die Untergruppe A-C von Chlamydia trachomatis, die sich am Auge bemerkbar macht und zu einer Bindehautentzündung (Trachom) führt, wird dagegen durch eine Fliege übertragen.

    Die Untergruppe D-K wird zusätzlich zur sexuellen Übertragung noch okulogenital (vom Genitalbereich zum Auge) übertragen. Das heißt, dass man sich beispielsweise im Schwimmbad durch verunreinigtes Wasser anstecken kann.

    Krankheitsverlauf bei einer Chlamydieninfektion

    Der Verlauf einer Chlamydieninfektion hängt zunächst von der Art des Erregers ab.

    Bei urogenitalen Infektionen kann es häufig auch zu beschwerdefreien Verläufen kommen, die aber dennoch genauso ansteckend und schädlich sein können.

    Treten Beschwerden auf, kommt es oft zu Brennen beim Wasserlassen, eitrigem Ausfluss aus der Harnröhre oder Hodenschmerzen. Bleibt die Infektion unbehandelt, kann es im Verlauf der Erkrankung zu Unfruchtbarkeit kommen. Daher sollte eine Infektion unbedingt behandelt werden.

    Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel: Unfruchtbarkeit beim Mann

    Eine Bindehautentzündung durch Chlamydien (Trachom) dagegen macht sich durch gerötete und juckende Augen bemerkbar, aus denen ein schleimig-eitriger Ausfluss austreten kann. Auch diese sollte nicht unterschätzt werden, da es ohne eine Behandlung zu einer Hornhauttrübung und schließlich zur Erblindung kommen kann. 

    Wie ansteckend ist eine Chlamydieninfektion?

    Je nach Chlamydienart gibt es verschiedene Übertragungsformen einer Infektion.

    Die sexuell übertragbare Form namens Chlamydia trachomatis der Untergruppe D-K und L1-L3 wird beim Sex über die Schleimhaut übertragen. Somit besteht bei jedem ungeschützten sexuellen Kontakt mit einer erkrankten Person ein sehr hohes Übertragungsrisiko. Dies gilt auch für Oralsex.

    Bei einer bereits vorhandenen Immunschwäche durch eine weitere Infektion, wie HIV oder eine Tumorerkrankung, erhöht sich das Risiko der Übertragung zusätzlich.

    Chlamydophila psittaci dagegen wird über Vogelkot oder den Federstaub von Vögeln übertragen. Hierbei sind alle Personen mit häufigem Kontakt zu Vögeln, wie beispielsweise Tierpfleger oder auch Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, besonders gefährdet.

    Eine Ansteckung mit Chlamydophila pneumoniae erfolgt über den Luftweg und ist davon abhängig, ob man sich in der Umgebung einer erkrankten Person befindet.

    Dauer und Prognose einer Chlamydieninfektion

    Eine Chlamydieninfektion ist normalerweise gut mit Antibiotika in den Griff zu bekommen.

    Nach Therapiebeginn dauert es ja nach Länge der Antibiotikaeinnahme ca. 10-21 Tage, bis die Therapie abgeschlossen ist.

    Spätestens dann sollten auch alle Beschwerden verschwunden sein. In der Regel verschwinden sie nach und nach sogar schon in den ersten Tagen nach der Antibiotikaeinnahme.

    Allerdings ist es wichtig, dass eine Behandlung möglichst schnell begonnen wird, da ohne Behandlung schwerwiegende Folgen, wie Unfruchtbarkeit bei einer urogenitalen Infektion oder Erblindung bei einer Bindehautentzündung (Trachom), auftreten können.

    Bei einem Lymphogranuloma venereum im späten Stadium können die Schwellungen des Gewebes unter Umständen trotz der Behandlung mit Antibiotika bestehen bleiben. Schwellungen der Lymphknoten können dann auch mittels einer Nadel oder chirurgisch drainiert werden. Dabei wird die Flüssigkeit durch eine Nadel aus dem Körper abgeleitet.

    Folgen einer Chlamydieninfektion

    Die Folgen einer Chlamydieninfektion können ohne Behandlung oder durch eine zu späte Behandlung sehr schwerwiegend sein.

    So kann es durch eine Bindehautentzündung durch Chlamydien (Trachom) zu einer Trübung der Hornhaut und schließlich zur Erblindung kommen.

    Eine urogenitale Infektion kann zu starken Infektionen der Harnröhre, der Hoden (Hodenentzündung) oder einer Entzündung des Mastdarms (Proktitis) führen. Die Proktitis macht sich unter anderem durch blutig-eitrigen Ausfluss aus dem After und eine Stuhlinkontinenz bemerkbar. Auch hier sollte eine Therapie möglichst schnell begonnen werden, da die Entzündung sonst chronisch werden kann.

    Der Mastdarm ist ein Teil des Enddarms. Lesen Sie daher auch unseren Artikel: Entzündung des Enddarms

    Bei einer urogenitalen Infektion dagegen kann es unter Umständen zu Unfruchtbarkeit kommen.

    Ein Lymphogranuloma venereum führt zu Schwellungen von Lymphknoten und kann auch mit einer Behandlung durch Antibiotika in späten Stadien anhalten. Wichtig bei einer Chlamydieninfektion ist daher grundsätzlich, früh einen Arzt zu konsultieren, um mit der Behandlung zu beginnen und die Folgen abzuwenden. 

    Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 10.07.2019 - Letzte Änderung: 12.01.2023