Schlaganfall im Rückenmark

Definition - Was ist ein Schlaganfall im Rückenmark?

Das Rückenmark wird von mehreren Arterien mit Blut versorgt. Es gibt horizontale und vertikale Arterien, die alle miteinander verbunden sind, um eine möglichst sichere und ausreichende Blutversorgung zu gewährleisten.

Ein Schlaganfall im Rückenmark bedeutet, dass in diesem Gefäßsystem eine Durchblutungsstörung entstanden ist und daraus folgend eine Unterversorgung des Rückenmarks mit Untergang von Nervenzellen.

Dies äußerst sich je nach Höhe im Rückenmark unterschiedlich. Generell treten aber Sensibilitätsstörungen, Schmerzen und Lähmungen auf. Bei solchen Symptomen ist eine unverzügliche Vorstellung beim Arzt sehr wichtig.

Ursachen eines Schlaganfalls im Rückenmark

Eine Durchblutungsstörung des Rückenmarks kann unterschiedliche Ursachen haben.

  • Erkrankungen der Hauptschlagader

Erkrankungen der Hauptschlagader (Aorta) können die Durchblutung des Rückenmarks beeinflussen, da dieses große Gefäß die kleineren Arterien mit Blut versorgt. Bei einer Aufweitung oder Aussackung der Aorta, sowie bei einer Engstelle kann es zu Durchblutungsschwierigkeiten kommen. Auch bei Entzündungen oder Operationen an der Aorta kann es zu einer Minderversorgung kommen.

  • Arteria-spinalis-anterior-Syndrom

Eine weitere Ursache ist das sogenannte Arteria-spinalis-anterior-Syndrom, in dem die vorne verlaufende Arterie (Arteria spinalis anterior) das Rückenmark nicht genügend mit Blut versorgt, sodass ein Schlaganfall entsteht. Der Grund der Durchblutungsstörung kann Kalkablagerungen im Gefäß (Arteriosklerose), die Erkrankung von kleinen Gefäßen aufgrund von Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, ein Riss in der Wand der Hauptschlagader (Aortendissektion), eine Autoimmunerkrankung oder ein Tumor sein.
Eine häufige Ursache ist allerdings die Unterversorgung dieser Arterie als Folge einer Operation bei einer Hauptschlagaderaussackung (Aortenaneurysma).

  • Weitere Ursachen

Weitere Ursachen sind eine Missblidung im Venensystem des Rückenmarks oder Thrombosen. Auch einen Bandscheibenvorfall, sowie Tumore können zum Schlaganfall im Rückenmark führen.

Wie wird es diagnostiziert?

Bei Verdacht auf einem Rückenmarksschlaganfall sollte eine zügige neurologische Untersuchung erfolgen, gefolgt von einer Magnetresonanztomografie mit und ohne Kontrastmittel. Damit lassen sich Durchblutungsstörungen, aber auch Raumforderungen oder Veränderungen des Rückenmarks darstellen.
Es sollte auch eine Gefäßdarstellung (Angiographie) des Rückenmarks erfolgen. Eine Sonografie oder Computertomografie des Bauches zum Ausschluss einer Erkrankung der Hauptschlagader würde folgen.

Um andere entzündliche oder autoimmune Erkankungen auszuschließen, kann eine Blutentnahme, sowie eine Nervenwasseruntersuchung durchgeführt werden.

Mehr zu diagnostischen Verfahren efahren Sie im nächsten Artikel unter: MRT der Wirbelsäule

An diesen Symptomen erkenne ich einen Schlaganfall im Rückenmark

Bei einer Durchblutungsstörung im vorderen Bereich des Rückenmarks (Arteria-spinalis-anterior-Syndrom) treten die Symptome plötzlich auf und fangen mit Kribbeln, ,,Ameisenlaufen’’ und Taubheitsgefühle auf der Höhe des Schlaganfalls an.
Innerhalb der ersten Stunde setzen plötzlich weitere Symptome ein, wie schlaffe Lähmungserscheinungen und einen gestörten Schmerz- und Temperaturempfinden. Es kommt zusätzlich zu einer Blasen- und Mastdarmlähmung mit Harn- und Stuhlverhalt.

Wenn die Durchblutungsstörung den hinteren Bereich des Rückenmarks betrifft (Arteria-spinalis-posterior-Syndrom) entwickeln sich andere Symptome. Hierbei ist die Tiefensensibilität, also die Wahrnehmung von der Lage und Haltung des Körpers, beeinträchtigt, was zu Gangstörungen (Ataxie) führt. Außerdem kommen auch hier Lähmungserscheinungen vor.
Bei einem großen Schlaganfall können alle diese Symptome gleichzeitig auftreten und somit eine Querschnittslähmung verursachen. Bei Auftritt einer diese Symptome ist die sofortige ärztliche Vorstellung sehr wichtig.

Haben Sie mehr Interesse an diesem Thema? Lesen Sie mehr hierzu unter:

Therapieoptionen bei einem Schlaganfall

Die Behandlung richtet sich immer nach der Ursache. Ein Schlaganfall des Rückenmarks ist ein absoluter Notfall und muss sofort diagnostiziert und therapiert werden, da durch die Durchblutungsstörung Nervengewebe zugrunde geht.

Bei Erkrankungen der Aorta, zum Beispiel den Einriss der Wand aufgrund einer Aussackung, ist eine sofortige chirurgische Behandlung notwendig. Im Fall einer Entzündung im Rahmen einer Autoimmunerkrankung kann sowohl die Aorta wie auch kleinere Gefäße betroffen sein. Dabei wird mit Cortison die Autoimmunerkrankung therapiert und Aspirin zur Blutverdünnung gegeben.
Bei einem Arteria-spinalis-anterior-Syndrom wird in der Regel auch eine sogenannte Thrombozytenaggregationshemmung, also eine Blutverdünnung, mittels 100mg ASS (Aspirin) täglich, durchgeführt.

Bei Harnverhalt ist ganz wichtig einen Blasenkatheter zu legen, damit die Harnblase keine Folgen davon tragen muss.

Wenn ein Tumor oder ein Bandscheibenvorfall der Grund für die Durchblutungsstörung sind, dann sollte man auch hier eine chirurgische Behandlung erwägen. Insgesamt ist bei einem Querschnitt eine Thrombosevorbeugung durchzuführen mittels Blutverdünner.

Ausführliche Informationen zu diesem Thema können Sie im nächsten Artikel nachlesen: Therapie eines Schlaganfalls

Wann bin ich wieder symptomfrei?

Bei einem Schlaganfall des Rückenmarks, genauso wie bei einem sonstigen Schlaganfall, ist die Zeit bis zum Start der Therapie entscheidend. Je schneller die Ursache behoben wird, desto schneller kann sich das Gewebe erholen und die Symptome wieder verschwinden.
Die genaue Dauer der Symptome kann man schlecht generell vorhersehen, da es individuell unterschiedlich und von dem Ausmaß des Schlaganfalls abhängig ist. 

Oft kommt es bei einem Schlaganfall zu dauerhaften Folgeschäden. Erfahren Sie mehr darüber unter: Das sind die Folgen eines Schlaganfalls!

Die Prognose

Auch die Prognose ist stark abhängig davon, wie groß die Läsion ist und wie schnell die Therapie eingeleitet wurde. In einer Studie konnten sich bis zu 70% der Betroffene teilweise oder vollständig erholen. Das Arteria-spinalis-anterior-Syndrom hat aber eher eine ungünstige Prognose.
Generell sind Rehabilitationsmaßnahmen äußerst wichtig und können dazu beitragen, dass manche Fähigkeiten erhalten oder wiedererlangt werden. Weiterhin ist eine Vorbeugung von Komplikationen wie Thrombosen und Entzündungen für die Prognose des Patienten von großer Bedeutung.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 27.06.2019 - Letzte Änderung: 06.11.2021