Zahnschmerzen nach dem Bohren

Einleitung

Nach dem Bohren am Zahn kann es passieren, dass der Zahn danach plötzlich Schmerzen bereitet.

Meist merkt man dies erst, wenn die Lokalanästhesie nachlässt und das Gefühl wieder kommt.

Ursachen für dieses Phänomen gibt es einige. Für den Patienten ist der Schmerz sehr unangenehm, aber oftmals helfen bei Zahnschmerzen Schmerzmittel, die den Schmerz für eine gewisse Zeit betäuben.

Hält dieser Zustand mehrere Tage ohne Besserung an, sollte ein weiterer Zahnarztbesuch folgen, um die Ursache zu beheben.

Ursachen

Der häufigste Grund für das Bohren am Zahn ist das Entfernen einer kariösen Stelle, welche im Anschluss gefüllt wird. Je nach Größe der Karies kann auch das Eingliedern einer Krone notwendig werden. Anschließend ist es Möglich, dass die Zahnschmerzen nach Abklingen der Betäubung wieder auftreten. Es gibt zahlreiche Gründe hierfür. Da das Bohren den Zahnnerv reizt, ist es nicht unwahrscheinlich, dass nach einer Behandlung noch einige Zeit Schmerzen bestehen. Gerade dann, wenn sehr tief gebohrt wurde und die Füllung oder Krone nahe an der Zahnhöhle, genannt Pulpa, liegt, ist dies keine Seltenheit. Im schlimmsten Fall wurde durch das Bohren die Pulpa verletzt und es konnten dort Bakterien eindringen. Die Stoffwechselprodukte der Bakterien lösen dann Schmerzen aus. Eine der häufigsten Ursachen für Aufbiss-Schmerzen ist, wenn der Zahn im Vergleich zu den anderen Zähnen zu hoch wiederhergestellt (restauriert) wurde. Dabei wird der Zahn beim Kauen stark belastet oder auch überlastet. Er beginnt zu schmerzen.

Darüber hinaus kann es passieren, dass sich Zahn und Füllungsmaterial nicht gut verbinden oder sich eine Kunststofffüllung zusammenzieht. Dann entsteht ein Zwischenraum zwischen dem Zahn und der Füllung. Dadurch „federt“ die Füllung und löst eine permanente Reizung des Nervs aus. Bei all diesen Gründen sollte eine Ursachenbehebung oberste Priorität besitzen. Die permanente Reizung eines Zahnes löst eine Wurzelentzündung (Pulpitis) aus. Dadurch werden weitere kostspielige Behandlungen verursacht. Weitere mögliche Gründe stellen eine Unverträglichkeit gegenüber dem verwendeten Material oder die Schädigung der Mundschleimhaut durch die benutzten Instrumente dar.

Weitere begleitende Symptome

Sehr typische Symptome nach dem Aufbohren eines Zahnes sind Kauschmerzen, die noch im Laufe des Artikels beschrieben werden. Darüber hinaus ist auch oft eine erhöhte Sensibilität auf Heißes und Kaltes zu spüren. Diese thermischen Reize lösen einen Schmerz aus. Es gibt aber noch eine Reihe weiterer Symptome, die damit einhergehen. Oft drückt der behandelte Zahn und es fühlt sich an, als würde er zu hoch stehen. Dies ist nichts Ungewöhnliches, da sich der Körper erst ein paar Tage an die neue Situation gewöhnen muss.

Des Weiteren tritt ab und an eine Rötung oder sogar eine Entzündung des Zahnfleisches auf. Auslöser hierfür kann eine Kontaktallergie durch das verwendete Material sein. Hier wäre aber auch an eine Empfindlichkeit gegenüber UV-Strahlen zu denken, da bei dem Legen einer Kunststofffüllung eine UV-Lampe zum Einsatz kommt. Damit wird immer auch ein Teil des Zahnfleisches mitbelichtet, der sich dann erröten und schmerzen kann.

Was tun?

Es darf versucht werden, die Schmerzen für zwei oder drei Tage selbst zu behandeln. Darüber hinaus bedürfen Schmerzen einer Behandlung (sind pathologisch). Die Ursache sollte durch den Behandler gefunden und beseitigt werden. Schmerzmittel wie Ibuprofen und Paracetamol können hier zeitweise helfen (siehe dazu: Ibuprofen bei Zahnschmerzen). Sehr oft wird auch berichtet, dass Kälte und das Zerkauen von Nelken einen lindernden Effekt haben. Je nach Ursache helfen bei Beschwerden am Zahnfleisch auch Spülungen mit Kamille oder einem anderen desinfizierenden Wirkstoff.

Wenn diese Maßnahmen keine Wirkung zeigen, sollte der Zahnarzt wieder aufgesucht werden. Hier hilft dann das Einschleifen oder Austauschen der zuvor angefertigten Restauration. Manchmal ist die Entzündung aber auch nicht ohne Behandlung aufzuhalten. Dann kann man den Zahn nur noch durch eine Wurzelbehandlung retten. In den meisten Fällen kann der Zahn dadurch erhalten werden.

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Dauer- wie lange?

Es ist durchaus normal, dass nach dem Bohren an einem Zahn anfänglich Zahnschmerzen auftreten. Durch Anwendung von Schmerztabletten oder Hausmitteln klingen diese normalerweise nach kurzer Zeit wieder ab. Die Dauer ist von Patient zu Patient unterschiedlich, aber nach etwa zwei bis drei Tagen sollte sich eine Besserung einstellen. Trifft dies nicht zu, sollte man den Zahnarzt nach spätestens einer Woche erneut aufsuchen. Die Beschwerden können sonst stark zunehmen und eine Wurzelkanalentzündung auslösen. Dies führt schlimmstenfalls zu einer Eiterbildung.

Zahnschmerzen nach einer Füllung

Oft treten nach einer Zahnfüllung Schmerzen auf. Die Ursachen wurden bereits weiter oben beschrieben. In den meisten Fällen ist die Restauration nach der Behandlung zu hoch. Dadurch entsteht ein Frühkontakt und der Zahn trifft beim Kieferschluss vor allen anderen mit seinem Gegenspieler zusammen. Zu Beginn stört dies weniger. Wenn dieser Zustand allerdings längere Zeit andauert, treten Schmerzen auf. Grund ist hierfür die chronische Überbelastung des Zahnes. Der zu hohe Anteil sollte durch den Zahnarzt entfernt werden, damit anschließend gleichmäßige Zahnkontakte bestehen. Wenn dies die Schmerzen nicht lindert, kann ein Austauschen der Füllung helfen.

Auch ein undichter Füllungsrand oder eine geschrumpfte Füllung lösen diese Empfindungen aus. Eine Schmerzintensivierung findet vor allem nachts statt. Dies liegt an der liegenden Position und einer Erwärmung der Wange, wenn man darauf liegt. Die Wärme führt zu einer vermehrten Entzündungsmediator-Freisetzung, wodurch der Schmerzreiz verstärkt wahrgenommen wird. Ähnliches ist bei erhöhten Außentemperaturen zu spüren.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Zahnschmerzen nach einer Füllung

Zahnschmerzen am Nerv

Wird aufgrund einer ausgedehnten kariösen Läsion sehr tief gebohrt, befindet sich die Kavität im vom Zahnschmelz bedeckten Zahnbein (Dentin), also sehr nahe an der Zahnhöhle (Pulpa) und somit am Zahnnerv. Dies kann dann problematisch sein, wenn dort noch Karies vorhanden ist. Für eine langlebige Restauration muss die gebohrte Kavität kariesfrei sein. Ansonsten kann sich darunter Sekundärkaries bilden und den Zahnnerv angreifen. Der Zahnarzt muss nun entscheiden, welche Art der Behandlung die Beste ist. Die Behandlung der Wahl nennt sich Überkappung. Man unterscheidet in die direkte und die indirekte Überkappung. Die indirekte Methode wird angewandt, wenn direkt über der Pulpa noch eine dünne Schicht Dentin vorhanden ist. Es wird dann ein Medikament in Form eines calcium-hydroxid-haltiger Zement augetragen und die Kavität verschlossen. Dies regt eine neue Dentinbildung (Tertiärdentin) an. Manchmal muss nach mehreren Wochen der Zahn erneut eröffnet und die Restkaries entfernt werden, bevor der definitive Verschluss folgt.

Wenn beim Bohren jedoch die Pulpa punktförmig eröffnet wird, muss sofort eine direkte Überkappung erfolgen. Dabei wird die Blutung mit Wasserstoffperoxid gestillt und dann ein Medikament darüber gelegt. Danach erfolgt die definitive Füllung. Diese Methode ist umso erfolgversprechender, je jünger der Patient und je kleiner die betroffene Stelle ist. Weiterhin ist es von Vorteil, wenn sich keine Karies mehr an der Öffnung befindet. Im besten Fall sind nach der Behandlung keinerlei Schmerzen vorhanden. Lassen die Schmerzen nicht nach oder es tritt eine Verschlechterung auf sollte der Zahnarzt erneut aufgesucht und eine Wurzelbehandlung durchgeführt werden.

Die Behandlung ohne Betäubung

Manche Patienten bestehen darauf, eine Zahnbehandlung ohne Betäubung durchzustehen. Dies kann in gewissen Situationen sinnvoll sein. Beispielsweise wenn die Karies nur sehr oberflächlich im Schmelz besteht. Sobald jedoch das Dentin von der Karies befallen ist, ist lebendes und somit schmerzempfindliches Gewebe betroffen. Dann können beim Bohren Schmerzen entstehen. Anfänglich empfindet man die Schmerzen nach der Behandlung dann stärker, als wenn man eine Betäubung hatte. Dies kann am Stress liegen, der bei der Behandlung durch das Bohren verursacht wird. Es ist also eher ein subjektives Empfinden, als eine tatsächliche Schmerzverstärkung. Das unangenehme Gefühl schwindet jedoch genauso schnell, wie bei den Schmerzen nach dem Bohren mit Betäubung.

Zahnschmerzen beim Kauen

Gerade beim Kauen kann es sich nach dem Bohren manchmal sehr unangenehm anfühlen. Von „Kauschmerzen“ ist dann die Rede. Sie fühlen sich an wie ein sehr starkes Ziehen, welches sich bis in den Knochen ausbreitet. Es tritt auf, wenn harte Speisen verzehrt werden und hält darüber hinaus noch kurz an. Auch thermische Stimuli, wie sehr heißes oder kaltes Essen, können Schmerzen auslösen. Es fühlt sich an, als würde es im Zahn „Ziehen“. Diese erhöhte Sensibilität ist durch einen gereizten („verärgerten“) Zahnnerv verursacht. Normalerweise vergehen diese Empfindungen nach einigen Tagen, eine Verschlechterung tritt nicht auf.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Zahnschmerzen beim Kauen

Pochende Schmerzen

Wenn die Zahnschmerzen dauerhaft ohne Pause auftreten und dann noch ein Pochen hinzukommt, ist dies ein Hinweis auf eine irreversible Pulpitis (nicht unumkehrbahre Nerventzündung). Bei der Pulpitis handelt es sich um die Entzündung des Zahnnervs. Es wird unterschieden in reversible und irreversible Pulpitis. Kennzeichen einer reversiblen Entzündung (umkehrbare Nerventzündung) ist die Schmerzauslösung auf einen bestimmten Reiz (Druck oder Kälte) hin. Dort besteht die Möglichkeit der Abheilung, manchmal sogar ohne weitere Eingriffe. Wenn es sich jedoch wie hier beschrieben um eine irreversible Pulpitis handelt, ist eine Zahnrettung nur durch eine Wurzelbehandlung erfolgen, da hier der entzündete Nerv entfernt wird.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 24.02.2017 - Letzte Änderung: 01.12.2022