Beschneidung beim Mann

Als Beschneidung (Zirkumzision) des Mannes bezeichnet man die Entfernung der Vorhaut des Penis. Die Vorhaut ist eine bewegliche Hautfalte, die die Eichel des Penis umgibt. Bei der Beschneidung wird sie mittels einer kleinen Operation teilweise oder auch ganz entfernt. Während in Deutschland ungefähr zehn Prozent aller Männer beschnitten sind, liegt der Anteil an beschnittenen Männern weltweit bei geschätzten 30 Prozent.

Warum führt man eine Beschneidung durch?

Für die Beschneidung beim Mann gibt es verschiedenste Indikationen.

Ein großer Teil der Beschneidungen beruht auf religiösen Gründen. So wird die Beschneidung im Judentum explizit gefordert und auf den achten Tag nach der Geburt eines Jungen terminiert. Auch im Islam ist es Brauch, die Jungen in der Kindheit oder der Jugend zu beschneiden.

Aus medizinischer Sicht wird die Indikation zur Beschneidung am häufigsten aufgrund einer vorliegenden Phimose (Vorhautenge) gestellt, die Beschwerden verursacht. Das Entfernen der Vorhaut durch die Beschneidung beseitigt die Ursache der Erkrankung und die Lebensqualität der Betroffenen kann dadurch enorm gesteigert werden.

Eine weitere medizinische Indikation für die Beschneidung stellt die Behandlung von Peniskrebs dar, wenn dieser sich an der Vorhaut des Penis manifestiert hat.

Darüber hinaus findet in seltenen Fällen eine Beschneidung auf Patientenwunsch aufgrund ästhetischer Gesichtspunkte statt.

Phimose als häufigste medizinische Indikation

Unter einer Phimose versteht man das Vorliegen einer Verengung der Vorhaut. Die Vorhaut umschließt die Eichel und lässt sich normalerweise problemlos zurückschieben, was Voraussetzung für eine adäquate Intimhygiene und für eine schmerzlose Erektion im Rahmen des Geschlechtsverkehrs ist.

Bei einer Phimose ist die Vorhaut so verengt, dass sie nicht vollständig oder nur unter Schmerzen  über die Eichel zurückgeschoben werden kann.
Dadurch wird einerseits eine ausreichende Intimhygiene erschwert und Bakterien können sich leicht unter der Vorhaut ansiedeln, was wiederum Infektionen und Entzündungen der Eichel begünstigen kann. Diese können sich in der folgenden Zeit auf die Prostata oder die Harnröhre ausweiten, was unter anderem in einem Harnwegsinfekt resultieren kann.
Andererseits ist eine Erektion des Penis meist nur unter Schmerzen möglich, da für eine physiologische Erektion das vollständige Zurückziehen der Vorhaut über die Eichel erforderlich ist. Bei einer Phimose kommt es folglich oft zu Einschränkungen und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.

Die Beschneidung, also die Entfernung der verengten Vorhaut, stellt die kausale Therapie der Phimose dar und eröffnet den Betroffenen anschließend eine immense Steigerung der Lebensqualität.

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Die Beschneidung im Judentum

Im Judentum stellt die Beschneidung, auch Brit Mila genannt, eines der wichtigsten Gebote dar und soll laut Tora ein von Jahwe an den Urvater Abraham gegebenes Ritual des Glaubens sein. Die Beschneidung sollte am achten Tag nach der Geburt des Jungens stattfinden, wodurch der Säugling in den Bund mit Gott aufgenommen wird. Neben dem Bund mit Gott stellt die Beschneidung ein Zeichen der Gemeinschaft des Individuums mit dem restlichen jüdischen Volk dar.

Nur in Ausnahmefällen, wie einer Erkrankung des Jungen, wird die Beschneidung auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, wobei diese in der Regel acht Tage nach Gesundung durchgeführt wird. Es besteht die Möglichkeit die Beschneidung bis zum Erreichen des 13. Lebensjahres nachzuholen, geschieht dies nicht, befindet sich der Junge außerhalb des Bundes zu Gott und der religiösen Gemeinschaft. Infolgedessen wird die Beschneidung bei konvertierenden Erwachsenen ebenfalls vorgenommen.

Während der Zeremonie müssen zehn jüdische Männer (Minjan) als Vertreter der Gemeinde anwesend sein. Man geht außerdem davon aus, dass der Prophet Elia als unsichtbarer Gast an der Beschneidung teilnimmt. Die Beschneidung erhält durch zeitgleiche Segenswünsche im Zusammenhang der Zeremonie ihre vollkommene Gültigkeit. Das Durchführen einer Betäubung im Rahmen der Beschneidung ist nicht eindeutig geregelt, so dass nur 20 von 400 der in Israel registrierten jüdischen Ärzte die Beschneidung unter Betäubung vornehmen.

Bedeutung der Beschneidung im Islam

Im Gegensatz zum Judentum wird die Beschneidung im Islam nicht ausdrücklich gefordert. Sie wird jedoch als Sunna, also als eine etablierte Verhaltensweise und Brauch angesehen und somit oft als essentieller Bestandteil in der Ausübung des Islam wahrgenommen. Einer Überlieferung zu Folge kam der Prophet Mohammed ohne oder mit nur einer sehr kurzen Vorhaut zur Welt, woraus sich die Beschneidung mit dem Ziel, dem Propheten ähneln zu wollen, ableiten lässt. Das übliche Alter zur Beschneidung von Jungen liegt zwischen sieben und vierzehn Jahren. Oft wird die Beschneidung im Kreise der Familie zelebriert und als Symbol der Zugehörigkeit zum Islam gefeiert. Im Gegensatz zur Beschneidung im Judentum wird sie im Islam unter Lokalanästhesie durchgeführt.

Ablauf einer Beschneidung

Die chirurgische Entfernung der Vorhaut kann mittels unterschiedlicher Techniken durchgeführt werden. Zum einen gibt es Verfahren, die auf eine komplette Entfernung der Vorhaut (radikale Zirkumzision) abzielen. Zum anderen kann die Beschneidung so geplant werden, dass noch Reste der Vorhaut bestehen bleiben, was man als so genannte Vorhautmanschette bezeichnet.
Es handelt sich hierbei um einen kleinen operativen Eingriff von ungefähr 15 Minuten Dauer.

Allen Beschneidungsarten gemeinsam ist die Betäubung des OP-Gebietes. Meist erfolgt beim Erwachsenen eine Lokalanästhesie. Alternativ kann die Operation auf Patientenwunsch hin auch in einer Allgemeinanästhesie (Vollnarkose) durchgeführt werden.
Direkt vor dem Eingriff wird eine Desinfektion des Operationsgebietes durchgeführt.

Daran schließt sich die eigentliche Beschneidung an. Bei der häufigsten Art und Weise der Durchführung wird die Vorhaut ringförmig (zirkulär) mit einem Skalpell entfernt. Hierzu wird sie über die Eichel gezogen und mit einer Klemme gefasst. Dann wird mittels Skalpell senkrecht soweit in die Ringebene eingeschnitten, bis die individuell festzulegende Länge der zu entfernenden Vorhaut erreicht ist. Auf diesen Einschnitt folgt die ringförmige Schnittführung um die Eichel herum.

Nach dem Eingriff sollte sich der Patient körperlich schonen und die Wundfläche sollte bis zu drei Wochen nach der Operation nicht mit Wasser in Kontakt kommen. Geschlechtsverkehr sollte in diesem Zeitraum ebenfalls vermieden werden.

Risiken und Folgen der Beschneidung

Zwar geht die Beschneidung beim Mann mit nur sehr geringen Risiken einher, aber wie bei jedem anderen operativen Eingriff können allgemeine Komplikationen, zum Beispiel im Rahmen einer durchgeführten Vollnarkose, auftreten. Es kann unter anderem zu Schmerzen am Penis kommen oder eine Entzündung an der verletzten Haut auftreten, so dass unter Umständen sogar eine erneute Operation notwendig wird. Ein weiteres Risiko stellt die Entwicklung einer Schwellung im frisch operierten Zustand dar. In manchen Fällen tritt auch eine Unverträglichkeit gegen das Narkosemittel auf.

Die Potenz bleibt von der Beschneidung unbeeinflusst und der Geschlechtsverkehr kann im Falle einer vorher bestehenden Phimose nach der Beschneidung als wesentlich angenehmer empfunden werden. Durch die Entfernung der Vorhaut verringert sich das Infektionsrisiko vor allem gegenüber Harnwegsinfekten und HPV-Infektionen (Humanes Papillomavirus), da ohne die Vorhaut die Intimhygiene einfacher möglich ist. Da das HPV-Virus einen Risikofaktor für die Entwicklung des seltenen Peniskrebs darstellt, wird bei Männern die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung dieser Krebsart durch eine Beschneidung verringert.

Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass beschnittene Männer aufgrund der fehlenden Vorhaut eine veränderte Berührungssensibilität im Vergleich zu der Zeit vor dem Eingriff aufweisen. Dies tritt bis ungefähr einen Monat nach der Beschneidung auf, da die Eichel sensibler ist. Nach dieser Zeit entspricht das Empfinden wieder dem ursprünglichen Zustand.

Kosten einer Beschneidung

Liegt ein medizinische Indikation für eine Beschneidung vor, wie beispielsweise eine Phimose, so werden die anfallenden Kosten von der Krankenkasse übernommen. Soll der Eingriff ohne medizinischen Hintergrund, beispielsweise aus religiösen Gründen, vorgenommen werden, müssen die Kosten selbst getragen werden und berechnen sich entsprechend der Gebührenordnung für Ärzte. Hierbei wird unterschieden, ob der kleine Eingriff ambulant oder mit anschließendem stationärem Aufenthalt im Krankenhaus durchgeführt wird. Des Weiteren ist es von Bedeutung, ob der Eingriff in Lokal- oder sogar in Allgemeinanästhesie (Vollnarkose) vorgenommen wird. Aus diesen äußeren Umständen leitet sich eine Preisspanne für die Beschneidung von 200 bis zu 700 Euro ab.

Beschneidung im Kindesalter

Bis zum Kleinkindalter ist eine Phimose in Form einer Verklebung der Vorhaut sehr häufig und wird bei Beschwerdefreiheit als völlig normal angesehen. Folglich bedarf die Phimose bei Kleinkindern, sofern sie asymptomatisch verläuft, keiner Behandlung und verwächst sich in 90 Prozent der Fälle mit zunehmendem Alter.

Treten jedoch Symptome auf oder ist eine Beschneidung beim Kind aufgrund anderer Ursachen notwendig, gestaltet sich deren Ablauf großteils analog zur Beschneidung im Erwachsenenalter. Der einzig entscheidende Unterschied stellt die Art der Narkose dar, da beim Erwachsenen die lokale Betäubung präferiert wird. Die Operation des Kindes erfolgt in der Regel in Vollnarkose, woraus sich die längere Dauer des Aufenthalts des Patienten im Operationszentrum ableiten lässt. Aufgrund der Beschneidung unter Vollnarkose, verbleibt das Kind zunächst unter Überwachung in einem Aufwachraum, um möglicherweise auftretende Nachwirkungen behandeln zu können. Daraus resultiert eine Gesamtverweildauer des Kindes in der Klinik, die drei Stunden meist nicht unterschreitet.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 27.09.2016 - Letzte Änderung: 22.10.2021