Wanderröte

Was ist eine Wanderröte?

Die Wanderröte wird auch als Erythema migrans bezeichnet. Dabei handelt es sich um ein Symptom in Form einer Hauterscheinung der Borreliose. Diese Hauterscheinung breitet sich von der Stichstelle der Zecke kreisförmig aus und stellt sich als runde Rötung mit einer zentralen Abblassung dar.

Ursachen

Eine Wanderröte tritt nach einem Zeckenbiss auf. Ist die Zecke mit dem Bakterium “Borrelia-burgdorferi” infiziert, kann dieses Bakterium auf den Betroffenen übertragen werden, was zum Krankheitsbild der Borreliose führt. In etwa der Hälfte der Fälle ist die Wanderröte eins der ersten Symptome dieser Erkrankung. Die Rötung ist ein Ausdruck der Infektion, da sich das Bakterium von der  Einstichstelle ausgehend im Körper verbreitet. Dieser Ausbreitungsprozess führt dazu, dass die Wanderröte, also die Hauterscheinung, sich in Lage und Größe verändert und in der Mitte abgeblasst erscheint.

Diagnose

Die Diagnosestellung erfolgt meist anhand der Anamnese und der klinischen Erscheinung der Wanderröte. Kann sich der Patient an einen Zeckenstich erinnern, beispielsweise weil er die Zecke selbst entfernt hat, ist dies ein ausschlaggebender Hinweis darauf, dass eine Wanderröte vorliegt. Der zeitliche Verlauf sollte vom Arzt ebenfalls erfragt werden. Eine Wanderröte kann Tage bis Wochen nach einem Zeckenstich auftreten. Das Erscheinungsbild der Hautmanifestation kann ebenfall Aufschluss auf deren Ursprung liefern. Typischerweise ist die Hautrötung rundlich mit einer zentralen Abblassung und nicht erhaben. Es können jedoch auch atypische Formen vorkommen, die eher gleichmäßig gerötet oder erhaben erscheinen. 

Im Normalfall sollten die eben genannten Kriterien zur Diagnosestellung ausreichen. Es kann zusätzlich eine Blutanalyse erfolgen, welche entweder spezifische Antikörper oder direkt den Erreger nachweist. Allerdings ist diese Untersuchung beim Vorliegen einer Wanderröte in der Hälfte der Fälle negativ und sollte lediglich durchgeführt werden, wenn andere Symptome einer Borreliose vorliegen.

Laboruntersuchung

Wie oben bereits erwähnt, kann eine Blutanalyse Aufschluss über das Vorliegen einer Borreliose liefern. Ist diese Blutuntersuchung positiv, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei einer unklaren Hautrötung um eine Wanderröte handelt, höher. Allerdings ist der Bluttest in 50 Prozent der Fälle negativ, obwohl eine Infektion mit Borrelien vorliegt. Die Blutanalyse besteht aus dem Nachweis Borrelien-spezifischer Antikörper. Ein alleiniges positives Testergebnis ist allerdings nur in Zusammenschau mit der typischen Symptomatik wegweisend, da es beispielsweise auch bei anderen Infektionskrankheiten (z.B. Hepatitis) vorliegen kann. Eine zusätzliche diagnostische Möglichkeit ist der direkte Erregernachweis. Dieser ist, da er die DNA des Bakteriums erkennt, sehr spezifisch, allerdings auch sehr zeitaufwendig. 

Symptome

Bei der Wanderröte handelt es sich um ein frühes Symptom der Borreliose. Der Name Wanderröte ist aus der Tatsache heraus entstanden, dass sich der Hautausschlag von einer zentralen Stichstelle kreisförmig ausbreitet. Er kann gelegentlich mit Juckreiz und selten mit Schmerzen einhergehen. In der Regel beträgt der Durchmesser der Wanderröte 5 cm oder größer. Meistens ist die Hautrötung flach, kann in selteneren Fällen jedoch auch erhaben sein. Ein weiteres Merkmal der Wanderröte ist die Abblassung im Zentrum der kreisförmigen Rötung. Diese kann in seltenen Fällen jedoch auch fehlen. Weitere Erscheinungen, die bei einer untypischen Wanderröte auftreten können, sind Papeln, Flecken oder Blasen.

Mögliche begleitende Symptome

Es kann vorkommen, dass zusätzlich zu der Rötung der Haut Juckreiz oder Schmerzen auftreten. Andere, seltene Begleitsymptome können Übelkeit, Abgeschlagenheit, Muskelschmerzen oder Fieber sein. Zudem können weitere Symptome der Borreliose auftreten, welche sehr variabel sein können. Bei der Wanderröte handelt es sich um die lokale Frühmanifestation der Borreliose. Erreicht der Erreger andere Organe im Körper, können zahlreiche Symptome auftreten. Gelangt der Erreger ins zentrale Nervensystem, sind beispielsweise Lähmungserscheinungen der Gliedmaßen typisch. Kopfschmerzen können ebenfalls auftreten, da die Bakterien die Hirnhäute befallen können. Auch das Herz kann in Form einer Herzmuskelentzündung betroffen sein. Im Spätstadium der Borreliose sind häufig die Gelenke betroffen, insbesondere große Gelenke wie das Knie. Dieses Krankheitsbild nennt sich Lyme-Arthritis. Da sich der Erreger in jedem Organsystem absetzen kann, ist eine Vielzahl von Symptomen möglich, was die Diagnose schwierig machen kann.

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Juckreiz

Die Wanderröte entsteht durch eine Reaktion des Immunsystems auf den eingedrungenen Erreger. Dies kann Juckreiz verursachen. Dabei handelt es sich allerdings um ein eher untypisches und sehr unspezifisches Symptom, da Juckreiz bei einer Vielzahl von Hauterkrankungen auftreten kann.

Was kann man gegen den Juckreiz tun?

Gegen Juckreiz können verschiedene Maßnahmen  ergriffen werden. Nicht-medikamentös kann Kühlen Linderung verschaffen. Auch Juckreiz-lindernde Cremes können angewandt werden. Einige haben eine kühlende Wirkung, andere enthalten pharmakologische Wirkstoffe wie zum Beispiel Glucocorticoide. In schlimmen Fällen können Antihistaminika als Tabletten eingenommen werden. Medikamentöse Maßnahmen sind bei einer Wanderröte allerdings selten indiziert, da Juckreiz selten auftritt und nach Therapie der Grunderkrankung sistiert.  

Schmerzen

In der Regel ist eine Wanderröte nicht schmerzhaft. Schmerzen können in seltenen Fällen jedoch auftreten und schließen das Vorhandensein eines Erythema migrans nicht aus. Da es sich jedoch um ein seltenes Symptom handelt, sollte auch an andere Diagnosen, die mit einer schmerzlichen Hautmanifestation einhergehen, gedacht werden. 

Wie lange ist die Wanderröte sichtbar?

Die Frage wie lange die Wanderröte sichtbar ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Da sie Ausdruck einer Reaktion des Immunsystems des Betroffenen ist, ist die Dauer der Sichtbarkeit individuell sehr unterschiedlich. Wird die Wanderröte nicht als solche erkannt und therapiert, hält sie im Durchschnitt zehn Wochen an. Bei früherer Therapieeinleitung, verschwindet sie zeitnah. 

Kann man eine Wanderröte auch ohne Zeckenbiss bekommen?

Das Borrelien-Bakterium wird im Normalfall durch Zecken auf den Menschen übertragen. Zahlreiche Wildtiere sind von dem Bakterium befallen. Werden sie von einer Zecke gebissen, die anschließend einen Menschen sticht, gelangt der Erreger über den Speichel der Zecke in die Haut des Betroffenen. Der Erreger kann so theoretisch auch durch andere Insekten, beispielsweise Mücken, übertragen werden. Dies ist allerdings sehr selten. Liegt also kein Zeckenbiss vor, handelt es sich bei einer vorliegenden Hautrötung wahrscheinlich nicht um eine Wanderröte.

Wanderröte nach einem Insektenstich

Grundsätzlich ist es möglich, dass Borrelien durch andere Insekten als Zecken auf den Menschen übertragen werden, da auch diese zuvor ein infiziertes Wildtier gestochen haben können und sich der Erreger aufgrund dessen in deren Speichel befindet. Prinzipiell könnte eine Wanderröte dann nach einem Mückenstich auftreten. Auch Flöhe oder Bremsen könnten den Erreger in sich tragen. Tritt die typische Hauterscheinung also nach einem Insektenstich auf, sollte ein Arzt konsultiert werden. Die Fälle, in denen eine Wanderröte nach einem anderen Stich als den durch eine Zecke auftrat, sind allerdings sehr selten. Grund dafür könnte sein, dass Zecken mehr von dem Borreliose-Erregern in sich tragen und beim Stich tiefer in die Haut eindringen als andere Insekten. 

Therapie

Häufig schafft das körpereigene Immunsystem es, den Borreliose-Erreger zu bekämpfen. Eine Therapie ist in diesem Fall nicht notwendig. Liegt eine Wanderröte vor, sollte allerdings eine Therapie eingeleitet werden, da es sonst zur Ausbreitung in verschiedene Organsysteme kommen kann, was schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen kann. Die Borreliose wird antibiotisch behandelt. Als Wirkstoff wird hauptsächlich Doxycyclin verwendet. Auch Ceftriaxon oder Amoxicillin kommen zum Einsatz. Liegt eine Wanderröte vor, wird empfohlen Doxycyclin oder Amoxicillin über 2 Wochen per os einzunehmen.

Prognose

In der Regel kommt es zu einer vollständigen Rückbildung der Symptome. Die Wanderröte spricht häufig gut auf eine antibiotische Therapie an, in vielen Fällen kann es auch zu einer spontanen Heilung kommen. Liegt bereits ein weiter fortgeschritteneres Stadium der Borreliose vor, kann die Rückbildung der Symptome sich verzögern. Sind beispielsweise neurologische Strukturen beschädigt worden, können Funktionsverluste wie beispielsweise Lähmungserscheinungen auch nach Therapiedurchführung fortbestehen. Eine erneute Infektion mit Borrelien nach einer bereits durchgemachten Infektion ist möglich.

Krankheitsverlauf

Bei der Wanderröte handelt es sich um eine örtliche Frühmanifestation der Borreliose, die häufig das einzige Symptom der Erkrankung bleibt. Sie ist Ausdruck der Reaktion des Immunsystems auf den von außen eingetretenen Borrelien-Erreger. Ebenfalls im Frühstadium der Borreliose, kann eine Schwellung von Lymphknoten auftreten, diese wird Lymphadenosis cutis benigna genannt.  Wird die Borreliose im Frühstadium nicht behandelt und schafft es das körpereigene Immunsystem es nicht, den Erreger zu eliminieren, kann sich der Erreger ausbreiten. Dies wird als akute disseminierte Infektion bezeichnet. Verschiedene Organsysteme können von der Infektion betroffen sein, wie Nerven, Hirnhäute oder der Herzmuskel. Wird auch in diesem Stadium keine Therapie eingeleitet, kann der Erreger Monate bis Jahre im Körper persistieren und unterschiedliche Organsysteme befallen und auf diese Weise eine Vielzahl an Erkrankungen imitieren, was die Diagnose häufig erschwert. Häufig kommt es zur sogenannten Lyme-Arthritis, bei welcher der Erreger häufig große Gelenke wie das Knie befällt, was zu intermittierenden Gelenkbeschwerden führt. Auch eine dermatologische oder neurologische Manifestation ist möglich. Theoretisch kann jedes Organ von dem Erreger befallen werden.

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Wanderröte wird trotz Antibiotika größer - was tun?

Breitet sich die Hautmanifestation trotz antibiotischer Therapie aus, kann dies verschiedene Ursachen haben. Eine mögliche wäre, dass der Erreger eine Resistenz gegen das gewählte Antibiotikum aufweist. Dem kann durch einen Antibiotikawechsel entgegengewirkt werden. Es sollte in jedem Fall abgeklärt werden, ob tatsächlich eine Wanderröte vorliegt oder ob es sich bei der Hauterscheinung möglicherweise um eine andere Erkrankung handelt. Insbesondere wenn kein Zeckenstich erinnerlich ist, ist die Diagnose in Frage zu stellen. In diesem Fall sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Wann zum Arzt?

Kann der Betroffene sich an einen Zeckenstich erinnern und kommt es im Verlauf zu einer kreisrunden Rötung im Bereich der Stichstelle, sollte in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden. Eine Ausbreitung des Erregers sollte verhindert werden, da dies zu schweren Organschädigungen führen kann. Ist kein Zeckenbefall erinnerlich und eine derartige Rötung tritt auf, sollte ebenfalls ein Arzt aufgesucht werden, welcher dann in Zusammenschau der Anamnese und Erscheinungsbild der Rötung eine Entscheidung treffen kann. Da es sich bei einer solchen Hautrötung auch um ein Symptom beispielsweise einer anderen Infektion handeln kann, ist ein Arztbesuch in jedem Fall zu empfehlen.

Wie unterscheide ich eine Wanderröte von einem Ekzem /Allergie?

Es gibt zahlreiche Erkrankungen, die zu dermatologischen Erscheinungen führen und sich in ihrer Form ähneln können. Der ausschlaggebendste Hinweis auf eine Wanderröte, ist die Erinnerung an einen Zeckenstich. Das sich daraufhin etablierende Erythem ist in der Regel schmerzlos und juckt nicht. Liegt beispielsweise eine allergiebedingte Rötung vor, geht diese in den meisten Fällen mit starkem Juckreiz einher. Die betroffene Stelle erscheint eher geschwollen, quaddelartig und pulsiert gegebenenfalls, was bei der Wanderröte nicht der Fall ist. Ob eine Allergie vorliegt, lässt sich am ehesten durch den Kontakt mit einem Allergen feststellen.

Womit kann man die Wanderröte noch verwechseln?

Wie oben bereits erwähnt, können eine Vielzahl an Erkrankungen zu Hautrötungen führen. Häufig handelt es sich um allergische Reaktionen, die mit Juckreiz einhergehen. Auch die Psoriasis, auch Schuppenflechte genannt, führt zu geröteten Plaques auf der Haut, die stark jucken. Diese sind jedoch zusätzlich durch eine starke Schuppung gekennzeichnet und treten an verschiedenen Stellen des Körpers auf. Eine weitere Differentialdiagnose ist das Erysipel. Dies ist eine scharf begrenzte, gespannte Rötung der Haut, die oft sehr schmerzhaft ist. Ursprung ist eine bakterielle Infektion, die sich über die Lymphgefäße ausbreitet. Die Erreger, meistens Streptokokken, treten in diesem Falle häufig über kleine Hautverletzungen in den Körper ein. Das Erysipel geht häufig mit dem Begleitsymptom Fieber einher und sollte antibiotisch behandelt werden.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 21.02.2020 - Letzte Änderung: 19.07.2023