Eine Gangrän entsteht durch das Absterben von Gewebe durch Minderdurchblutung. Risikofaktoren für eine Gangrän sind unter anderem Diabetes mellitus, das Rauchen und spontane Entzündungen innerer Organe. Eine Gangrän kann an vielen Stellen des Körpers vorkommen.

Gangrän

Was ist eine Gangrän?

Gangrän kommt aus dem Griechischen und bedeutet „das Wegfressende“. Diese Bezeichnung entstand aufgrund der äußeren Erscheinung einer Gangrän und der teilweise sehr schnellen Ausbreitung dessen. Eine Gangrän ist eine Gewebenekrose, bei welcher es zum Absterben von Haut und anschließender Auflösung und Veränderung dieser kommt.

Früher wurden Gangräne auch als „Wundbrand“ bezeichnet. Sie werden in trockenen Brand, feuchten Brand (infiziertes Gangrän) und Gasbrand (Infektion mit Clostridien) eingeteilt. Die häufigste Ursache von Gangränen ist eine Minderdurchblutung von Gewebe, beispielsweise durch eine arterielle Verschlusskrankheit, Diabetes oder Erfrierungen.
 

Lokalisationen

Gangrän am Zahn

Eine Gangrän am oder besser gesagt im Zahn entsteht durch eine Entzündung der Zahnpulpa. Die Zahnpulpa befindet sich im Inneren des Zahnes und enthält die, den Zahn versorgenden Nerven und Blutgefäße. Durch bakterielle oder auch chemische Faktoren kann es zu einer Entzündung der Pulpa und einem Anschwellen dieser kommen. Da die Pulpa von hartem Material umgeben ist, kann der Druck nicht entweichen, was zu starken Schmerzen führt. Ebenfalls durch den Druck kommt es zu einem Verschluss der Gefäße und einem nekrotischen Umbau des Pulpagewebes.

Die bei der Entzündung freigesetzten Substanzen, wie beispielsweise Ammoniak, können an der Zahnwurzel austreten und einen extrem unangenehmen Mundgeruch verursachen. In seltenen Fällen kann es zu einem Übergreifen der Entzündung auf den Kieferknochen kommen, was sehr gefährlich werden kann.

Therapiert wird eine Zahngangrän durch das Aufbohren des Zahnes, um den Druck abzulassen und eine Spülung (Desinfektion) zu gewährleisten.

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Gangrän am Blinddarm

Unter einer Gangrän des Blinddarms wird genau genommen eine gangränöse Appendix bezeichnet. Appendix oder auch Wurmfortsatz ist ein sich am Blinddarm befindender Fortsatz welcher dazu neigt sich zu entzünden. Im Dickdarm herrscht eine natürlicherweise vorkommende Bakterienflora. Entweder zufällig oder durch Verlegung der Appendix, beispielsweise durch schlecht verdauliche Nahrungsreste oder Stuhl, kann es zu einer Infektion des Fortsatzes durch die Darmbakterien kommen.

Es folgt ein starkes Anschwellen der Appendix, was wiederum die Blutzufuhr unterbinden kann. Je nachdem wie stark entzündet oder wie sehr die Blutzufuhr gehemmt wird, unterteilt man eine Blinddarmentzündung (Appendizitis) in mehrere Stadien. Das letzte Stadium wird auch als „Appendizitis gangraenosa“ bezeichnet. Es kommt zu einer vollständigen Unterdrückung der Blutzufuhr und einem Absterben der Darmzellen. Die Appendix verfärbt sich meist schwarz-grünlich und äußert sich durch starke Schmerzen.

Beim chirurgischen Entfernen des Fortsatzes, was in diesem Fall die einzige sinnvolle Therapie darstellt, fällt außerdem in der Regel ein übelriechender Geruch und eine Mitentzündung der umliegenden Gewebe auf.

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Gangrän an der Gallenblase

Ein Gangrän an der Gallenblase ist dem Gangrän eines Blinddarms sehr ähnlich. Auch bei der Gallenblase kommt es infolge einer Entzündung zu einer Blutunterversorgung mit anschließender nekrotischer Veränderung in Form einer Gangrän. Im Gegensatz zum Blinddarm kommt es bei der Gallenblase meist durch Gallensteine zu einem Aufstau von Gallensäure, welcher zu einer Reizung und Entzündung dieser führt. Es kommt zu einem Einwandern von Bakterien in die eigentlich keimfreie Wand der Gallenblase, welche die Entzündung weiter verstärken.

Durch den erhöhten Druck und das zusätzliche Anschwellen der Gallenblasenwand kommt es zu einer Blutunterversorgung dieser. Bei der schwersten Form einer Gallenblasenentzündung kommt es zu einem anschließenden Absterben der Zellen und einem nekrotischen Umbau, welcher dann auch als Gangrän bezeichnet wird. In diesem Stadium besteht ein hohes Risiko eines Aufplatzens der Gallenblase (Perforation), was zu einer Entzündung des Bauchfells führen und sehr gefährlich werden kann.
 

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Fournier-Gangrän

Eine Fournier Gangrän oder auch Fournier’sches Gangrän genannt ist eine Sonderform der nekrotisierenden Fasziitis. Dabei kommt es zu einer bakteriellen Infektion, welche sich entlang der Faszienlogen ausbreitet. Eine Fournier Gangrän tritt in der Genital-, Damm- oder Analregion auf und stellt eine rasch fortschreitende Erkrankung dar. Es kommt zu einem Absterben (Nekrotisieren) der Haut und einer Verfärbung dieser.

Rötung, Juckreiz, Schwellung und starke Schmerzen sind ebenfalls Symptome. Zusätzlich kommt es meist zu starkem Fieber, erhöhter Herzfrequenz und einem schlechten Allgemeinzustand. Eine Fournier Gangrän geht trotz Therapie mit einer Sterblichkeit (Mortalität) von 20-50% einher. Behandelt wird ein solches Gangrän mit einem breit wirkenden Antibiotikum und einem chirurgischen „Debridement“. Das heißt die nekrotischen Hautareale werden großzügig abgetragen und gegebenenfalls im Intervall durch Hauttransplantate gedeckt.

Risikofaktoren einer Fournier Gangrän sind:

  • Diabetes
  • abgeschwächtes Immunsystem
  • Rauchen
  • chronischer Alkoholkonsum
  • Übergewicht
  • das männliche Geschlecht

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Gangrän am Fuß

Der Fuß ist eine sehr häufige Stelle für eine Gangrän. Der Grund dafür ist, dass diese durch eine Unterversorgung von Gewebe mit Blut, also auch mit Sauerstoff, entstehen. Füße haben aufgrund ihrer weiten Entfernung zum Körperzentrum und ihrer engen Gefäße ein erhöhtes Risiko einer Blutmangelversorgung.

Häufige Ursachen sind:

  • die arterielle Verschlusskrankheit („Raucherbein“)
  • eine arterielle Embolie (wanderndes Blutgerinnsel)
  • eine Makroangiopathie („Diabetischer Fuß“)

All diese Ursachen führen über verschiedene Mechanismen zu einer Verengung oder einem Verschluss der zuführenden Blutgefäße (Arterien). Dies kann sowohl plötzlich (zum Beispiel durch eine arterielle Embolie) als auch langsam (zum Beispiel durch einen diabetischen Fuß) auftreten. Es kommt zu einer Unterversorgung des Fußes mit Sauerstoff, was zu einem Absterben des Gewebes führt. Die Haut verfärbt sich gräulich-schwarz und trocknet ein, was medizinisch auch als „Mumifikation“ (trockenes Gangrän) bezeichnet wird. Kommt es zusätzlich zum Einwandern von Bakterien, so verflüssigt sich die Gangrän und wird als feucht bezeichnet. Feuchte Gangräne neigen zudem dazu sehr stark zu riechen und werden daher meist früh wahrgenommen. Gangräne sollten, sobald bemerkt, schnellstmöglich ärztlich behandelt werden.
 

Ursachen

Die häufigste Ursache von Gangränen ist eine Minderdurchblutung von körperfern (peripher) gelegenen Geweben, wie Füßen und Fingern, verursacht durch systemische Faktoren. Diese sind vor allem Diabetes, Rauchen und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems.

Bei Gangränen der inneren Organe ist meist eine spontan entstandene Entzündung des jeweiligen Organs verantwortlich. Durch die Unterversorgung mit Blut kommt es zu einem Sauerstoffmangel im Gewebe, welcher in der Medizin auch als „Ischämie“ bezeichnet wird. Es kommt zu einer Übersäuerung und einem Anschwellen der Zellen. Die Zellproteine gehen zugrunde (denaturieren) und das Gewebe fängt an zu verwesen.

Diabetes als Risikofaktor

Bei Diabetes kommt es aufgrund eines Insulinmangels (Hormon der Bauchspeicheldrüse) zu einer erhöhten Konzentration von Zucker im Blut. Ist dieser über einen längeren Zeitraum erhöht, so kann es zu einer sogenannten Verzuckerung (Glykierung) des „schlechten“ Cholesterins (LDL) und zu einer vermehrten Ablagerung dessen an der Gefäßwand kommen.

Durch den Insulinmangel kommt es zu einem verstärkten Fettabbau im Körper, was zu einer erhöhten Konzentration von Fetten im Blut führt. All diese Faktoren führen zu einer zunehmenden Schädigung der Gefäßwand, wodurch ihr Durchmesser verkleinert wird und die Durchblutung sich verschlechtert. Medizinisch wird dies als „diabetische Makroangiopathie“ bezeichnet und kann zu einem sogenannten „Diabetischen Fuß“ führen.

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Rauchen als Risikofaktor

Rauchen wirkt sich auf mehrere verschiedenen Art und Weisen negativ auf das Gefäßsystem aus. Nikotin beeinflusst das Nervensystem und fördert die Freisetzung der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin aus der Nebenniere. Diese verengen die Blutgefäße und erhöhen dadurch den Blutdruck.

Die im Zigarettenrauch enthaltenen Sauerstoffradikale, welche über die Lunge in das Blut gelangen schädigen die Gefäßwand, was langfristig zu einer Verengung dieser führt.

Des Weiteren übt der Zigarettenrauch einen Einfluss auf den Fettstoffwechsel aus und verändert die Blutkonsistenz, indem das Blut „dicker“ wird und schlechter durch enge Gefäße fließen kann. All diese Faktoren führen im Rahmen von Arteriosklerose zu einer schlechteren Blutversorgung, was langfristig zu einem sogenannten „Raucherbein“ führt und sich als Gangrän äußern kann.
 

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Diagnose

Eine Gangrän ist in der Regel eine sogenannte klinische Diagnose. Das heißt, dass Mediziner die Diagnose bereits nach einer ausführlichen Inspektion und körperlichen Untersuchung stellen können. In den meisten Fällen ist eine Gangrän sogar eine Blickdiagnose, was heißt, dass lediglich ein kurzer Blick notwendig ist, um eine Verdachtsdiagnose aufstellen zu können. Zusätzlich wird in der Regel auch ein Abstrich der Gangrän gemacht und mikrobiologisch auf Bakterien untersucht.
 

Begleitende Symptome

Begleitende Symptome bei einer Gangrän sind vor allem Schmerzen und übelriechender, fauliger Geruch. Äußerlich erscheint eine Gangrän als schwarz-grünlich verfärbt, eingeschrumpft und wund. Eine Gangrän kann entweder trocken oder feucht sein. Bei einer feuchten Gangrän tritt zusätzlich auch ein sehr übelriechender, fauliger, abstoßender Geruch auf, welcher auf eine Infektion mit Bakterien hinweist und dazu neigt sich schnell auszubreiten.

Schmerzen treten vor allem bei Gangränen der inneren Organe und bei plötzlich auftretenden Sauerstoffunterversorgungen auf. Zusätzlich kann es zu einer Blassfärbung der jeweiligen Extremität und kalter Haut kommen. Häufig werden auch Gefühlsstörungen und Muskelschwächen festgestellt. Letztere Symptome kommen vor allem bei Diabetikern und Rauchern vor und liegen meist bereits seit längerer Zeit vor und werden daher kaum mehr wahrgenommen.
 

Schmerzen

Ob und wie stark bei einer Gangrän Schmerzen auftreten hängt vor allem davon ab, wie plötzlich dieses auftritt. Gangräne der inneren Organe gehen in der Regel immer mit starken, krampfartigen Schmerzen einher. Sollten diese plötzlich aufhören, kann es sein, dass das Organ geplatzt ist und es sollte schnellstmöglich eine Notaufnahme aufgesucht werden.

Gangräne der Haut, welche durch eine plötzliche Sauerstoffunterversorgung entstanden sind, gehen mit sehr starken Schmerzen einher und werden normalerweise auch aus diesem Grund nicht übersehen. Bei Diabetikern kann es langfristig zusätzlich zu einer Schädigung kleiner Nerven kommen, was die Schmerzen stark reduzieren oder sogar ganz verhindern kann und zu einem Übersehen der Gangrän führen kann.

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Behandlung

Eine Gangrän sollte so schnell wie möglich behandelt werden. Je früher eine Gangrän entdeckt wird, desto besser ist das Ergebnis der Therapie. Einer der Gründe dafür ist das Einwandern von Bakterien, was durch eine schnelle Therapie verhindert werden kann. Der Arzt wird im Rahmen der Untersuchung einen Abstrich machen, um testen zu lassen ob, und wenn ja welche Bakterien vorhanden sind. Da ein solches mikrobiologisches Ergebnis jedoch meist etwa zwei Tage braucht, wird bei Verdacht auf eine bakterielle Infektion bereits vorher eine breit wirkende antibiotische Therapie begonnen.

Falls möglich wird zudem eine sogenannte „Nekrektomie“ durchgeführt. Dabei wird das abgestorbene Gewebe chirurgisch abgetragen. Ist dies nicht möglich, da sich die Infektion bereits zu stark ausgebreitet hat oder weil die Ursache der Gangrän (zum Beispiel eine Minderdurchblutung) nicht behandelbar ist, so kann eine Amputation notwendig sein. In seltenen Fällen kann es zu einem Übergreifen der Infektion in die Blutbahn kommen, was eine stationäre Behandlung erforderlich macht.

Heilungsdauer und Prognose

Der wichtigste Grundsatz bei der Therapie einer Gangrän ist, dass diese nur ausheilen kann, wenn die jeweilige Ursache behoben wird. Sollte dies der Fall sein, da beispielsweise ein gewandertes Blutgerinnsel (Embolie) dafür verantwortlich war und dieses entfernt wurde, so hängt die Heilungsdauer davon ab, wie weit fortgeschritten die Gangrän war. Wurde diese vollständig abgetragen und eventuell vorhandene Bakterien antibiotisch behandelt, so steht einer vollständigen Heilung erstmal nichts entgegen.

Wichtig zu wissen ist, dass abgestorbenes Gewebe, welches bei einer Gangrän vorliegt, nicht heilbar ist. Lediglich das Abtragen dessen ist möglich. Liegt jedoch eine chronische (langfristige) Ursache, wie beispielsweise ein Raucherbein oder diabetischer Fuß vor, so hängt die Prognose stark von der eigentlichen Erkrankung ab. Gangräne können in solchen Fällen zum einen nicht richtig ausheilen und zum anderen erneut auftreten. Daher ist bei Diabetikern eine korrekte Einstellung des Blutzuckers und bei Rauchern das Beenden des Konsums und ausreichende Bewegung von essentieller Bedeutung für die Prognose. Gerade bei Rauchern und Diabetikern kann, insbesondere beim wiederholten Auftreten einer Gangrän, aufgrund der fehlenden Aussicht auf Besserung oft nicht von einer Amputation abgesehen werden.
 

Was ist der Unterschied einer Gangrän zur Nekrose?

Gangrän und Nekrose verhalten sich zueinander in etwa wie der Apfel zum Obst. Nekrose beschreibt den Zelluntergang als Reaktion auf schädigende Einflüsse, wie beispielsweise Gifte, Infektionen oder Unterversorgungen. Davon kann eine einzelne Zelle oder ganze Zellverbände betroffen sein. Nekrosen werden in die sogenannten Gerinnungsnekrose (Koagulationsnekrosen) und die Verflüssigungsnekrose(Kolliquationsnekrosen) unterteilt.

Eine Koagulationsnekrose kann in eiweißreichen Geweben entstehen, wobei es zu einem Denaturieren (Zerstörung der Struktur) der Eiweiße kommt. Eine Gangrän beschreibt eine Sonderform der Koagulationsnekrose, bei welcher es insbesondere durch eine Unterversorgung mit Sauerstoff zu einem nekrotischen Umbau kommt.

Eine Gangrän wird wiederum in eine trockene und eine feuchte Gangrän unterteilt. Während eine trockene Gangrän sehr eingefallen und ausgetrocknet erscheint und daher auch als „mumifiziert“ bezeichnet wird, äußert sich eine feuchte Gangrän leicht verflüssigt, glänzend, eitrig und übelriechend. Grund ist das Einwandern und Vermehren von Bakterien, welche die Gangrän durch ihre Stoffwechselprodukte verflüssigen. Eine weitere Sonderform ist der sogenannte Gasbrand, bei welchem es durch eine Infektion der Gangrän mit Clostridien (Clostridium perfringens) zu einer Bildung von gasförmigem Bakteriengift kommt.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 23.10.2017 - Letzte Änderung: 18.09.2024