Glaskörper

Synonyme im weiteren Sinne

Medizinisch: Corpus vitreum

Englisch: vitreous

Definition

Der Glaskörper ist ein Teil des Auges. Er füllt einen Großteil der hinteren Augenkammer aus und ist in erster Linie für die Formerhaltung des Augapfels (Bulbus oculi) verantwortlich. Veränderungen am Glaskörper können zu Sehstörungen im weiteren Sinne führen.

Anatomie Glaskörper

Der Glaskörper liegt als kugelige, durchsichtige Struktur im Augeninneren. Nach vorne hin wird er begrenzt durch die Linse, nach hinten durch die Netzhaut (Retina).
Er besteht zu etwa 98% aus Wasser, die verbleibenden 2% machen Kollagenfasern und Hyaluronsäuremoleküle aus. Hyaluronsäure zählt zu den Glykosaminoglykanen (Abk.: GAG, Vielfachzucker) welche gemeinsam einen Teil der extrazellulären Matrix des Körpers bilden. Sie füllen also den Raum zwischen den Zellen aus.
Viele der Glykosaminoglykane – so auch Hyaluronsäure – haben aufgrund ihrer Struktur die Fähigkeit sehr viel Wasser zu binden, sie haben eine hohe Wasserbindungskapazität. So ist ihre Umgebung oftmals von Gelee-artiger Konsistenz.
So auch der Glaskörper des Auges.

  1. Hornhaut - Cornea
  2. Lederhaut - Sclera
  3. Regenbogenhaut - Iris
  4. Strahlenkörper - Corpus ciliare
  5. Aderhaut - Choroidea
  6. Netzhaut - Retina
  7. Vordere Augenkammer -
    Camera anterior
  8. Kammerwinkel -
    Angulus irodocomealis
  9. Hintere Augenkammer -
    Camera posterior
  10. Augenlinse - Lens
  11. Glaskörper - Corpus vitreum
  12. Gelber Fleck - Macula lutea
  13. Blinder Fleck -
    Discus nervi optici
  14. Sehnerv (2.Hirnnerv) -
    Nervus opticus
  15. Hauptsehlinie - Axis opticus
  16. Achse des Augapfels - Axis bulbi
  17. Seitlicher gerader Augenmuskel -
    Musculus rectus lateralis
  18. Innerer gerader Augenmuskel -
    Musculus rectus medialis

Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen

Funktion des Glaskörpers

Jeder Lichtstrahl durchquert den gesamten Glaskörper, nachdem er an Hornhaut (Cornea) und Linse – je nach Einfallwinkel – gebrochen und gebündelt wurde.

Er fällt dann auf die hinter dem Glaskörper liegende Netzhaut in der die Fotorezeptoren liegen. Diese wandeln Lichtreize in elektrische Signale um, die der Beginn einer komplexen Signalkaskade sind, welche bis ins Zentrale Nervensystem reicht um dort an ihrem Ende für die Entstehung des Bildes das wir sehen zu sorgen.
Der Glaskörper selbst ist durch seine kugelige Form mit der er einen Großteil der hinteren Augenkammer ausfüllt vor allem für die Erhaltung der rundlichen Form des Augapfels verantwortlich. Außerdem ist seine Transparenz Voraussetzung dafür, dass die einfallenden Lichtstrahlen ungehindert auf die Netzhaut fallen können.

Veränderungen und Erkrankungen

Schwerwiegende Erkrankungen des Glaskörpers sind eher selten. Dennoch gibt es einige Prozesse, bei denen er zu einer Störung der Sicht führen kann.
Hierbei verändert sich allerdings selten die Sehschärfe (Visus) an sich, sondern es kommt eher zu störendem Punkte- oder Fleckensehen im Gesichtsfeld des betroffenen Auges. Bei einer Glaskörperabhebung löst sich der hintere Teil des Glaskörpers teilweise von der Netzhaut. Dies kann – je nach Ausprägung – zu „Punkte- oder Schlierensehen“ des betroffenen führen. Bei einer Glaskörperabhebung besteht die Gefahr einer gleichzeitigen Netzhautablösung, welche einen augenärztlichen Notfall darstellt.

Eine Trübung des Glaskörpers führt zumeist zu den als „Mouches volantes“ (franz. - fliegende Mücken) bezeichneten kleinen Pünktchen welche sich wie schwebend durch das Gesichtsfeld bewegen. Bis zu einem gewissen Grad ist dieses Phänomen physiologisch (also normal) und kann auch in jungen Jahren schon auftreten.
Es beeinträchtigt in diesen Fällen die Sehschärfe (Visus) nicht. Eine deutliche Zunahme der Mouches volantes hingegen kann Hinweis auf eine Pathologie sein, so beispielsweise eine Glaskörperabhebung oder eine Glaskörperblutung und sollte dann ärztlich abgeklärt werden.

Glaskörperschrumpfung

Bei der Glaskörperschrumpfung handelt es sich um eine langsam voranschreitende Verkleinerung des Glaskörpers. Ursache sind degenerative Prozesse, die bei jedem Menschen unterschiedliche stark ausfallen können. Der Glaskörper verliert mit dem Alter seine Form. Durch die Verklumpung stabilisierender Fasern kann der Glaskörper nicht mehr ausreichend Wasser speichern, um das Augeninnere komplett auszufüllen.

Schrumpft der Glaskörper stärker zusammen, kann es zur Glaskörperabhebung kommen. Da die Netzhaut nun nicht mehr ausreichend stabilisiert wird, kann sie sich in der Folge ablösen. Auch wenn der Glaskörper mit der Netzhaut verklebt ist, kann er sie durch sein Schrumpfen schädigen. Dies ist allerdings die Ausnahme.

Häufig wird eine Glaskörperschrumpfung nicht wahrgenommen. Meistens kommt es zu sogenannten „Mouches volantes“ (frz.: fliegende Mücken), die als störend empfunden werden können. Sie sind normalerweise harmlos. Wenn sie jedoch plötzlich oder in größeren Mengen auftauchen, können sie auf eine Schädigung des Auges hinweisen. Lichtblitze, die durch eine Reizung der Netzhaut entstehen, sollten vom Augenarzt untersucht werden. Gleiches gilt für den sogenannten „Rußregen“. Hierbei handelt es ich um viele kleine dunkle Punkte, die plötzlich wahrgenommen werden. Sie können Anzeichen einer Netzhautschädigung sein.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Glaskörperabhebung

Glaskörperablösung

Mit dem Alter schrumpft der Glaskörper und verändert seine Konsistenz. Während er beim Kind noch etwa die Konsistenz von dickflüssigem Pudding hat, wird er mit höherem Lebensalter immer flüssiger. Der Grund hierfür ist eine Entmischung von stabilisierenden Fasern und Wasser, das etwa 98% des Glaskörpers ausmacht.

Der Glaskörper entwickelt eine unregelmäßige Form, die nicht mehr glatt der Netzhaut anliegt und schrumpft leicht. In den entstehenden Spalten sammelt sich freies Wasser. Es bildet sich ein Spalt zwischen Glaskörper und Netzhaut. An der Vorderseite des Auges ist der Glaskörper fester fixiert, wodurch hier meistens keine Ablösung stattfinden kann.

Die Glaskörperablösung ist weit verbreitet und in den meisten Fällen ungefährlich. Sie kommt bei etwa 65% aller Menschen über 60 Jahren vor. Häufig klagen Betroffene über „Mouches volantes“. Dabei handelt es sich um schlangen- oder punktförmige Formen, die vor allem beim Betrachten von hellen Flächen gesehen werden. Außerdem kann es zum Wahrnehmen von Lichtblitzen durch eine Reizung der Netzhaut kommen.

Auch wenn die Glaskörperabhebung meistens ungefährlich ist, kann sie zu bedrohlicheren Erkrankungen wie der Netzhautablösung führen.

Mehr hierzu:

Glaskörpertrübung

Mit zunehmendem Alter degeneriert der Glaskörper. Die normalerweise gleichmäßig verteilten Stützfasern entmischen sich von dem Wasseranteil und verklumpen. Dadurch entstehen dichtere Strukturen, die Licht auffangen können. Da der Glaskörper direkt vor der Netzhaut liegt, werden diese lichtdichten Formen vom Betroffenen im Gesichtsfeld wahrgenommen. Man bezeichnet die wahrgenommenen Formen als „Mouches volantes“ (frz.: fliegende Mücken). Hierbei handelt es sich meistens um schlangenförmige Linien oder Punkte.

Die Sehschärfe ist davon nicht betroffen. Mouches volantes werden vor allem vor hellem Hintergrund wahrgenommen. Auch Menschen mit nicht eingetrübtem Glaskörper sehen diese Formen manchmal. Ein plötzlicher Anstieg der Anzahl und Dichte dieser Phänomene sollte allerdings von einem Augenarzt abgeklärt werden, da sie auch Vorboten von schwerwiegenden Krankheiten sein können.

Werden die Mouches volantes als sehr störend wahrgenommen oder drohen Komplikationen, kann eine Operation sinnvoll sein. Bei der sogenannten Vitrektomie werden Teile des Glaskörpers operativ entfernt und durch Kochsalzlösung ersetzt. Eine moderne Methode ist die Laser-Vitreolyse. Beide Techniken haben Vor- und Nachteile und müssen im Einzelnen mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.

Lesen Sie mehr zu diesen Thema auf der Hauptseite: Glaskörpertrübung

Glaskörperblutung

Der eigentliche Glaskörper besitzt keine Blutgefäße. Bei der Glaskörperblutung handelt es sich deshalb um eine Einblutung in den Glaskörper. Das Blut stammt aus den Gefäßen des ihn umgebenden Auges.

Breitet sich im Körper Blut aus, so folgt es dem Weg des geringsten Widerstandes. Während das Auge von außen durch die sehnige Lederhaut umschlossen ist, ist der Glaskörper weich und verformbar. Einströmendes Blut kann sich deshalb fast ungehindert ausbreiten.

Da der Glaskörper kaum von Nervenendigungen durchzogen ist, ist die Glaskörperblutung häufig nicht schmerzhaft. Die betroffenen Patienten klagen meistens über rötliche Verfärbungen und Eintrübungen ihres Gesichtsfeldes. Bei starken Glaskörperblutungen kann die Sehfähigkeit dadurch stark eingeschränkt sein.

Die möglichen Ursachen einer Glaskörperblutung sind vielfältig. Häufig handelt es sich um eine Krafteinwirkung auf das Auge von außen, beispielsweise einen Schlag. Außerdem kann sie die Folge entzündlicher Erkrankungen sein, wenn Augengefäße geschädigt werden. Ein hoher Bluthochdruck schädigt ebenfalls die Gefäße des Auges. Beim seltenen Eales-Syndrom treten unter anderem Glaskörperblutungen auf. Für diese Erkrankung sind keine genauen Ursachen bekannt.

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Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 12.04.2013 - Letzte Änderung: 25.07.2023