Hypertrophie

Was ist Hypertrophietraining

Hypertrophietraining ist Training mit dem Ziel der Volumenzunahme der Muskulatur. Beim Menschen ist eine solche Vergrößerung nicht über eine Erhöhung der Zellzahl (Hyperplasie), sondern nur über eine Größenzunahme der einzelnen Zellen (Hypertrophie) zu erreichen.

Wie kommt es zur Hypertrophie des Muskels?

Wie andere Zellen auch benötigen Muskelzellen einen Anreiz, um zu wachsen. Dies kann beispielsweise ein Wachstumsbotenstoff sein (zum Beispiel Testosteron) oder eine vermehrte Beanspruchung.
Muskeltraining führt über zwei Wege zu einer Hypertrophie: einerseits wird durch hohe Beanspruchung mehr Energie verbraucht, als durch den Stoffwechsel der Zelle nachgeliefert werden kann.
Es kommt zu Energiemangel und zum Anstieg von Stoffwechselprodukten, die unter Belastung gebildet werden, beispielsweise Laktat.
Diese Stoffe lösen einen Signalweg aus, der vor allem die für die Energiebereitstellung zuständigen Elemente ausbaut und es der Zelle ermöglicht, mehr Sauerstoff zu verbrennen.
Dadurch wird vor allem die Ausdauerleistung der Muskulatur erhöht, weniger die Maximalkraft und der Muskelquerschnitt.

Für eine Erhöhung des Muskelquerschnittes spielt die direkte mechanische Belastung eine größere Rolle.
Muskelfasern sind über Haftelemente miteinander verbunden, um ein Auseinanderreißen des Muskels zu verhindern. Werden diese Haftelemente stark beansprucht oder sogar verletzt (Mikrotraumata), wird ein Signalweg ausgelöst, der zu einer gesteigerten Eiweißproduktion führt.
Dabei werden auch weitere Zellen (Satellitenzellen) in der Umgebung des Muskels in die Muskelfasern integriert, um eine höhere Eiweißproduktion zu ermöglichen. Das Prinzip des Hypertrophietrainings beruht darauf, diese Mechanismen auszunutzen.
Zunächst wird ein Trainingsreiz gesetzt, der die Belastungskapazität der Muskulatur überschreitet. Es kommt zu einer Degeneration, also einer Verletzung der Muskeln, anschließend zur Regeneration, bei der die verletzten Strukturen repariert werden.
Durch den mechanischen Reiz kommt es zur Superkompensation. In dieser Phase kann ein Trainingsreiz den Ablauf erneut in Gang bringen.

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Hypertrophie der Prostata

Die Prostata (Vorsteherdrüse) des Mannes ist eine Drüse unterhalb der Harnblase, die einen Teil der Spermienflüssigkeit produziert. Durch die Prostata hindurch verlaufen nicht nur die Samenleiter, sondern auch der Anfangsteil der Harnröhre. Die Prostata liegt außerdem in einer straffen Kapsel. Kommt es zu einer Größenzunahme des Organs, wird daher die Harnröhre komprimiert und das Wasserlassen dadurch erschwert. Die Größenzunahme der Prostata tritt bei fast allen Männern in höherem Lebensalter auf. Die Zellen der Prostata werden sowohl größer (Hypertrophie) als auch zahlreicher (Hyperplasie). Üblicherweise bezeichnet man die Größenzunahme der Prostata in der Fachsprache als benigne Prostatahyperplasie (benigne bedeutet, dass es sich um eine ungefährliche Zellzunahme handelt - in Abgrenzung zum Prostatakrebs).

Symptome der Prostatahypertrophie sind verzögerter Beginn des Wasserlassens, abgeschwächter Harnstrahl, Restharngefühl und ständiger Harndrang, ohne richtig Wasser lassen zu können. In fortgeschrittenem Stadium kommt es zu einer unvollständigen Blasenentleerung mit Gefahr der Entzündung und noch später zu einem Harnstau in die Nieren, der zu Nierenschädigung und Nierenversagen führen kann. (Lesen Sie mehr zu den Symptomen der Prostatavergrößerung)
Die Prostatahypertrophie kann mit zwei verschiedenen Gruppen von Medikamenten behandelt werden. Alpha-Rezeptorblocker wie Tamsulosin entspannen den inneren Blasenschließmuskel und verbessern die Symptomatik. 5α-Reduktase-Inhibitoren wie Finasterid verhindern die Verarbeitung des Hormons Testosterons und schwächen damit den Wachstumsreiz ab, den das Hormon auf die Prostata ausübt. Bei fortgeschrittenem Stadium kann die Prostata durch die Harnröhre mechanisch oder mittels Laser verkleinert werden. Ein weiteres mögliches Therapieverfahren ist die chirurgische Entfernung der Prostata.

Hier geht es zum Artikel Therapie der Prostatavergrößerung.

Ursachen für eine Hypertrophie

Hypertrophie kann durch unterschiedliche Mechanismen entstehen. Botenstoffe (Hormone) können eine Hypertrophie auslösen. So gibt es eine Reihe von Wachstumsfaktoren wie "growth hormone" (Wachstumshormon), die in Wachstumsphasen der Kindheit ausgeschüttet werden und zu einem Wachstum von Knochen, Muskeln und anderen Organen führen. Geschlechtshormone führen nicht nur zu Ausbildung und Wachstum der primären und sekundären Geschlechtsmerkmale, sondern auch zu Muskelwachstum im Falle der männlichen Geschlechtshormone. Die langjährige Auswirkung der Geschlechtshormone führen zum Krankheitsbild Prostatahyperplasie, das unter älteren Männern sehr häufig ist.

Hypertrophie kann allerdings auch durch Stoffwechsel- und mechanische Reize entstehen. So führt eine erhöhte mechanische Beanspruchung mit Schädigung der Zellen zu einer Hypertrophie der Muskulatur, während Ausdauerbelastungen zu einer Hypertrophie des Herzens führen. Hypertrophie kann allerdings auch krankhaft sein. Einige Herzerkrankungen gehen mit einer Hypertrophie als Kompensation einher und auch eine übermäßige Hypertrophie des Herzens durch Sport  kann zu einer krankhaften Veränderung des Herzens führen. Ein weiteres Beispiel ist die Hypertrophie der Schilddrüse bei der Krankheit Morbus Basedow, bei der die Schilddrüse durch eine Fehlfunktion des Immunsystems stark stimuliert wird und hypertrophiert.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 12.10.2017 - Letzte Änderung: 25.07.2023