Je nach Beschwerden gibt es verschiedene Möglichkeiten die Prostatavergrößerungen zu therapieren. Zum einen die konservative Therapie z.B. abwarten und kontrollieren oder medikamentös. Andererseits kann die Prostatavergrößerung auch operativ behandelt werden.
Die Prostatavergrößerung (benigne Prostathyperplasie) ist eine Gewebsveränderung der Prostata (Vorsteherdrüse), die zu einer Größenzunahme des Organs führt. Eine Prostatavergrößerung kann beschwerdelos vorhanden sein. Führt sie zu Beschwerden beim Wasserlassen und mit der Kontinenz, wird dies fachlich unter dem Begriff benignes Prostatasyndrom (BPS) zusammengefasst. Ziele einer Therapie sollten die Erhöhung der Lebensqualität, die Minderung der Beschwerden und langfristig eine Verhinderung von Komplikationen bzw. ein langsameres Fortschreiten der Erkrankung sein. Die Therapie sollte individuell auf jeden Patienten abgestimmt sein und gemeinsam von Arzt und Patient beschlossen werden.
Zudem sollte der Erfolg der Therapie mit einem Fragebogen zu Beschwerden und mit der Messung von Parametern wie Harnfluss verfolgt und überprüft werden. Eine Prostatavergrößerung kann konservativ oder operativ behandelt werden. Zu einer konservativen Behandlung gehören das kontrollierte Zuwarten, die Behandlung mit Pflanzenextrakten (Phytotherapie) und mit Medikamenten. Bei einer operativen Therapie wird die Prostata mit verschiedenen Techniken verkleinert und es können weitende Stents in die verengte Harnröhre (Harnröhrenstriktur)gesetzt werden.
Radiologisch bietet sich eine MRT der Prostata an.
Beim kontrollierten Zuwarten beobachtet man die Beschwerden und behandelt nicht. Dieses Vorgehen beruht auf der Erkenntnis, dass es auch unbehandelt zu einer Verbesserung kommen kann. Außerdem lässt sich durch Verhaltensänderungen der Verlauf einer Prostatavergrößerung günstig beeinflussen: Die Flüssigkeitszufuhr sollte kontrolliert und gleichmäßig über den Tag verteilt werden und 1500 ml pro Tag nicht überschreiten. Alkohol, Kaffee und scharfe Gewürze sollten wegen ihres entwässernden bzw. harnwegsirritierenden Effekts vermieden werden.
Entwässernde Medikamente (v.a. Diuretika) sollten nicht abends eingenommen werden. Durch Blasentraining und Beckenbodentraining können Beschwerden vermindert werden. Kontrolliertes Zuwarten eignet sich vor allem für Patienten mit geringem Leidensdruck, bei denen das Risiko für eine weitere Verschlechterung gering abgeschätzt wird, und die bereit sind ihren Lebensstil zu ändern. Regelmäßige Kontrollen sind jedoch äußerst wichtig.
Als „sanfte“ Methode sind Pflanzenextrakte als Behandlung (Phytotherapie) verbreitet. Die Kosten werden jedoch von den meisten Krankenkassen nicht erstattet. Der Wirkungsmechanismus der meisten Präparate ist nicht eindeutig geklärt. Ein weiteres Problem besteht darin, dass die Pflanzenextrakte aus vielen Substanzen hochkomplex zusammengesetzt sind. Es ist oft nicht bekannt, welche Substanz für die Wirkung verantwortlich ist. Präparate verschiedener Hersteller sind aufgrund unterschiedlicher Herstellungsverfahren schlecht miteinander vergleichbar.
Es gibt einzelne Wirkungsnachweise der Hersteller in Bezug auf die akuten Beschwerden eines BPS, ein Effekt auf den langfristigen Verlauf der Krankheit wurde jedoch noch nicht nachgewiesen. Die Nebenwirkungen sind dafür sehr selten und mild. Die Früchte der Sägezahnpalme und die Wurzeln von Kiefern bzw. Pinien haben viele freie Fettsäuren und sollen dadurch die Bildung des für die Prostatavergrößerung verantwortlichen aktiven Testosterons (Dihydrotestosteron, DHT) vermindern.
In Brennnessel-Extrakten finden sich viel Vitamin A, C, E, D und K, viele Mineralien und ungesättigte Fettsäuren. Welche Substanzen für die Wirkung verantwortlich sein sollen, ist unklar. Kürbissamen und Extrakte aus der Rinde des afrikanischen Pflaumenbaums sollen u.a. entzündungshemmend einen Einfluss auf die Prostata haben. Pollenextrakte (z.B. aus Roggen) werden in Europa ebenfalls vertrieben. Auch Kombinationspräparate sind erhältlich.
Bei der medikamentösen Therapie kann man auf verschiedene Medikamentengruppen, die zur Behandlung der Prostatavergrößerung zugelassen sind, zurückgreifen. Alpha-Blocker (z.B. Alfuzosin) entspannen die Muskulatur der Prostata und der Harnröhre. Dadurch kommt es zu einer raschen Verbesserung der Beschwerden innerhalb von Tagen. Langfristig kommt zu einer leichten Verzögerung der Krankheitsentwicklung, allerdings ohne die Vergrößerung der Prostata wirklich zu unterbinden. Je größer die Prostata bei Therapiebeginn ist, desto kleiner ist die Effektivität von Alpha-Blockern. Da α-Blocker ursprünglich gegen Bluthochdruck eingesetzt wurden, gehören zu den Nebenwirkungen Kreislaufstörungen (Schwindel, Müdigkeit und Zusammenbrüche) sowie Kopfschmerzen.
Präparate mit verzögerter Freisetzung im Darm sind besser verträglich. Sie dürfen nicht bei Herzinsuffizienz eingenommen werden. 5α-Reduktasehemmer (z.B. Finasterid) hemmen die Bildung von aktivem Testosteron (DHT). Die Verbesserung der Beschwerden tritt erst nach mehreren Monaten ein. Sie sollten als Langzeittherapie (über 1 Jahr) eingenommen werden und können dann das Voranschreiten des Beschwerdebildes verzögern. Die Nebenwirkungen betreffen vor allem die Sexualfunktionen. Ejakulationstörungen, Libidoverlust, Erektionsstörungen sowie eine Vergrößerung der Brustdrüsen können auftreten. Über die Dauer der Behandlung lassen die Nebenwirkungen nach.
Muskarinrezeptorantagonisten (z.B. Darifenacin) als dritte Gruppe wirken vor allem gegen den plötzlichen und gegen den häufigen Harndrang. Gegen andere Beschwerden und bei einer Verlegung der Harnwege sind sie nicht als alleinige Therapie empfohlen. Als Nebenwirkung tritt vor allem Mundtrockenheit auf. Die neusten Medikamente in der Behandlung der Prostatavergrößerung sind die Phosphodiesterase-Hemmer. Sie wurden bis jetzt bei Erektionsstörungen eingesetzt. Der bekannteste Vertreter dieser Gruppe ist das Sildenafil (Viagra). Tadalafil, welches nach dem gleichen Mechanismus wirkt, bekam 2012 zusätzlich die Zulassung für die Behandlung der Prostatavergrößerung. Die subjektiven Beschwerden werden durch eine Behandlung reduziert und auch der messbare Harnfluss verbessert sich nach einiger Zeit. Es gibt jedoch noch keine Daten darüber, ob der Verlauf der Krankheit langfristig positiv beeinflusst wird.
Zu den Nebenwirkungen zählen Verdauungsstörungen im Oberbauch, Kopfschmerzen und Hitzewallungen. Sie dürfen nicht bei Herzinsuffizienz oder einer koronaren Herzkrankheit eingenommen werden. Neben einer Behandlung mit einem Medikament gibt es die Möglichkeit, mit einer Kombination zu behandeln. Die Wirkungen können sich ergänzen, die Nebenwirkungen addieren sich jedoch ebenfalls. Empfohlen wird langfristig eine Kombination aus α-Blocker und 5α-Reduktasehemmer bei Patienten mit moderaten bis ausgeprägten Beschwerden und einem hohen Risiko zur Verschlechterung. Ein α-Blocker und Muskarinrezeptorantagonist wirken akut effektiv gegen Beschwerden beim Wasserlassen.
In Kürze:
Ziele einer operativen Therapie sind zum einen die schnelle und starke Reduktion der Beschwerden und das Verhindern von Spätfolgen, zum anderen eine möglichst geringe Belastung durch die Operation selbst. Es gilt, je vollständiger die Entfernung der Prostata, desto stärker die Besserung der Beschwerden. Gleichzeitig steigt damit jedoch auch die Belastung durch die Operation selbst. Der Eingriff ist mit einer Sterbewahrscheinlichkeit von weniger als 1% vergleichsweise ungefährlich.
Es muss jedoch ein an den Patienten angepasster Mittelweg gefunden werden. Es gibt bestimmte Zustände, bei welchen von einer konservativen Behandlung dringend abgeraten und eine Operation als absolut notwendig angesehen wird (absolute Operationsindikationen). Dazu gehören wiederkehrender Harnverhalt, wiederkehrende Harnwegsinfektionen oder Blutbeimischungen im Harn, Harnblasensteine und eine Erweiterung der oberen Harnwege mit Nierenfunktionsstörung durch den Harnrückstau.
Man kann die Operationsverfahren in Gruppen einteilen. Bei primär ablativen (abtragenden) Verfahren wird direkt Postatagewebe entfernt, bei sekundär ablativen Verfahren trägt der Körper nach Behandlung selbst das Gewebe ab. Daneben gibt es die Möglichkeit einen Stent zu implantieren, der die Harnröhre offen hält. Außerdem kann durch einen Katheter über dem Schambein (suprapubischer Katheter) direkt Harn aus der Blase abgeleitet werden. Gibt es einen der oben genannten Gründe für eine unbedingte Operation (absolute Operationsindikation), sollte zunächst ein primär ablatives Verfahren gewählt werden.
Wenn dies nicht möglich oder zu gefährlich ist, kann ein sekundär ablatives Verfahren versucht werden und danach eine Stentimplantierung. Der letzte Lösungsweg ist ein Blasenkatheter. Zu den Komplikationen bei den operativen Verfahren gehören Zwischenfälle bei der Operation selbst, Beschwerden beim Wasserlassen in der Abheilungsphase, Inkontinenz nach Behandlung und ein Wiederauftreten der Krankheit. Außerdem kann es nach einer Operation zu einer sogenannten trockenen (retrograden) Ejakulation kommen: Das Sperma wird rückwärts in die Blase geleitet statt in den Penis. Auf das sexuelle Empfinden, die Lust und den Orgasmus hat dies jedoch keinen Einfluss.
Zu den primär ablativen Verfahren zählt die TUR-P (transurethrale Resektion der Prostata). Dabei wird mit einer durch die Harnröhre eingeführten Schlinge Prostatagewebe abgetragen. Die TUR-P ist das Standardverfahren und die häufigste Operation der Urologie. Sie erzielt sehr gute sofortige Ergebnisse und die Gefahr von Komplikationen ist niedrig. Neuere Verfahren müssen sich an ihr messen. Des Weiteren gibt es die offene Prostataoperation (Adenomennukleation). Durch die Bauchdecke oder die Blase wird Prostatagewebe entfernt. Sie ist die älteste Operation bei Prostatavergrößerung und verursacht den meisten Gewebsschaden. Folglich ist die benötigte Liegedauer im Krankenhaus höher. Die Operation ist bei einer sehr großen Prostata (>70ml) geeignet. Ergebnisse und Komplikationen sind mit der TUR-P vergleichbar. Es werden auch primär ablative Verfahren praktiziert, die einen Laser nutzen.
Bei der HoLEP (Holmiumlaserenukleation der Prostata) wird der Laser zum Schneiden eingesetzt und sie eignet sich zur Behandlung einer sehr großen Prostata. Die PVP (Photoselektive Laservaporisation) ist empfohlen bei Patienten mit vielen Begleiterkrankungen, der Laser wird zum Verdampfen des Gewebes genutzt. Bei beiden Verfahren werden Blutungen während der Operation effektiv gestillt. Sie eignen sich deshalb auch für Patienten mit dünnem Blut. Bei der TUIP (Transurethrale Inzision der Prostata) wird kein Postatagewebe entnommen, sondern lediglich die untere Öffnung der Blase zur Harnröhre eingekerbt. Die Operation ist vor allem sexuell aktiven Patienten mit geringem Prostatavolumen (<30 ml) zu empfehlen, da es im Anschluss seltener zu einer rückläufigen Ejakulation kommt. Auch die Belastung und der Krankenhausaufenthalt sind geringer, es kommt jedoch häufiger zu einem Wiederauftreten der Beschwerden.
Zu den sekundär ablativen Verfahren zählen die folgenden:
Bei der TUMT (Transurethrale Mikrowellenthermotherapie) wird das Prostatagewebe mit Mikrowellenstrahlung erhitzt, bei der TUNA (Transurethrale Nadelablation) mit Strom. Beide Eingriffe können ambulant ohne Narkose durchgeführt werden und es besteht praktisch kein Blutungsrisiko. Sie werden daher vor allem für Patienten in schlechtem Allgemeinzustand empfohlen. Gleichzeitig erreichen die Ergebnisse jedoch nicht die der TUR-P und es ist zum Teil in der Heilungsphase eine längerfristige Ableitung des Harns durch einen Katheter nötig.
Die Stent-Implantierung hat zum Ziel, den in der Postata verlaufenden Abschnitt der Harnröhre offen zu halten. Es werden auf der einen Seite Erfolge verzeichnet, die mit denen des Standardverfahrens TUR-P vergleichbar sind. Auf der anderen Seite müssen die Stents bei der Hälfte der Patienten innerhalb von 10 Jahren aufgrund von Komplikationen wieder entfernt werden. Deshalb sollten Stents nur bei Patienten mit begrenzter Lebenserwartung eingesetzt werden, die ein sehr hohes Risiko für Komplikationen des BPS (wie z.B. akuten Harnverhalt) haben. Bei diesen können sie einen Katheter ersetzen. Es wird nach aktuellem Stand der Forschung außerdem von einigen Operationsverfahren abgeraten. Dies sind die Transrektale Mikrowellenhyperthermie, die Kryochirurgie, die Ballondilatation und die HIFU (»high frequency ultrasound«).
Eine Operation ist bei wiederholtem oder chronischem Harnverhalt, hohen Restharnwerten, Erweiterung der oberen Harnwege, Blut im Urin oder wiederholten Harnwegsinfektionen unumgänglich.
In Kürze:
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