Kephalhämatom beim Baby

Was ist ein Kephalhämatom?

Bei dem Kephalhämatom, oder auch „Kopfblutgeschwulst“ genannt, handelt es sich um einen Bluterguss, der im Zusammenhang mit einer Verletzung des Säuglings bei der Geburt, auftritt. Dabei kommt es zu Gefäßverletzungen am Hinterkopf des Kindes in Folge von Scherkräften im Rahmen des Geburtsvorganges.

Das Kephalhämatom wird als solches dadurch definiert, dass es sich direkt über dem Schädelknochen und unterhalb der dazugehörigen Knochenhaut befindet, was ihm eine typische prall-elastische Konsistenz verleiht. Diese Lokalisation verhindert außerdem, dass sich der Bluterguss über die Grenzen des Schädelknochens hinaus ausdehnt, und definiert das Kephalhämatom

Ursachen

Das Kephalhämatom entsteht durch Scherkräfte zwischen den Schädelknochen, die typischerweise bei einer Geburt entstehen. In diesem Zusammenhang kommt es häufig zu sogenannten „Nahtdiastasen“, das heißt zu einem Auseinandergleiten der Schädelknochen, und zu Schädelfrakturen.

In beiden Fällen werden dadurch häufig Gefäße zwischen den Schädelknochen untereinander und zwischen Knochen und Knochenhaut verletzt. Die dadurch entstandene Blutung lagert sich zwischen dem Knochen selbst und dessen Knochenhaut ein und verursacht einen prall-elastischen Bluterguss, der sich nicht über die Grenzen des betroffenen Schädelknochens hinaus ausbreitet.

Häufig werden solche Hämatome durch eine sogenannte „Forcepsentbindung“ mitverursacht. Dabei handelt es sich um eine Entbindung, die unter Zuhilfenahme einer Geburtszange erleichtert werden sollte. Dabei wird ungleichmäßig Druck auf den Kindskopf ausgeübt, was ein Kephalhämatom begünstigt.

Diagnose

Die Diagnostik ergibt sich zu einem großen Teil durch die Eigenschaften des Kephalhämatoms und wie es sich präsentiert. Dazu zählt seine prall-elastische Konsistenz, die darauf zurückzuführen ist, dass sich hierbei Blut zwischen dem Schädelknochen und dessen straffen Knochenhaut sammelt. Außerdem ergibt sich dadurch auch sein Ausbreitungsmuster, das sich nicht über die Grenzen des Schädelknochens hinaus erstreckt.

Außerdem wird zur Diagnostik des Kephalhämatoms die Sonographie genutzt. Sie soll Aufschluss darüber erlauben, wo genau sich der Bluterguss befindet und wohin er sich ausdehnt. Dabei wird auch das Gehirn und die Schädelknochen beurteilt, um weitere Verletzungen ausschließen zu können.

Besteht allerdings der Verdacht auf einen Bruch des Schädels, so werden weitere bildgebende Untersuchungsmethoden benötigt, wie zum Beispiel ein MRT, um den eventuellen Bruch besser darzustellen.

Begleitende Symptome

Mit einem Kephalhämatom sind häufig auch andere Geburtsverletzungen vergesellschaftet, wie Schädelfrakturen oder auch andere Kopfgeschwülste. Dazu zählen das „Caput succedaneum“, das auch Geburtsgeschwulst genannt wird und aus unter der Haut gelegener Flüssigkeit besteht. Es bildet sich ohne dazutun innerhalb weniger Stunden bis Tage vollständig zurück.

Das „subgaleatische Hämatom“ besteht aus einem Bluterguss, der über der Knochenhaut sitzt und ebenfalls durch Scherkräfte verursacht wird. Im Rahmen einer Geburt kann es auch zu einem Schlüsselbeinbruch des Kindes oder zu verschiedenen Lähmungen kommen, die durch eine Nervenreizung oder –quetschung verursacht werden. Sie, wie auch die Brüche und Geschwülste, heilen im allergrößten Teil folgenlos ab.

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Behandlung

Zur Behandlung eines Kephalhämatoms sollte auf die ordnungsgemäße Durchführung der prophylaktischen Vitamin-K-Gabe geachtete werden. Ein Vitamin-K-Mangel führt nämlich zu einer Störung der Gerinnung und kann dadurch Blutungen herbeiführen oder verstärken. Allgemein kann nur auf den körpereigenen Abbau des Blutergusses gewartet werden, der je nach Größe des Geschwulstes Wochen bis Monate in Anspruch nehmen kann.

Bei einem sehr ausgeprägten Befund kann jedoch eine entlastende Punktion des Blutergusses Erleichterung verschaffen, birgt allerdings ein ernst zunehmendes Risiko einer Entzündung und sollte daher wohl überlegt werden. Anders sieht es aus, sollte sich ein zusätzlicher Schädelbruch ereignet haben, der keiner geraden Linie folgt oder dessen Bruchbestandteile eingedrückt sind. In diesem Fall muss ein Chirurg den Bruch behandeln und kann den Bluterguss soweit möglich entfernen.

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Wann ist eine OP nötig?

Eine OP muss nur dann erfolgen, wenn sich ein zusätzlicher Schädelbruch ereignet hat, der keiner geraden Linie folgt oder dessen Bruchbestandteile eingedrückt wurden. Um diesen Zustand zu beheben, muss ein Chirurg die Bruchstelle behandeln und das ordnungsgemäße Zusammenwachsen der Schädelknochen ermöglichen. Dabei kann der Bluterguss auch ausgeräumt werden, was die Heilung des Kephalhämatoms erleichtert.

Außerdem ist natürlich auch eine OP nötig, falls das Gehirn oder anderen Organe einen Geburtsverletzung abbekommen haben. Als Fazit kann man sagen, ist zur Behandlung eines Kephalhämatoms keine OP nötig, sofern keine Komplikationen oder weitere Verletzungen aufgetreten sind.

Kann Osteopathie helfen?

Hier wäre ich eher vorsichtig, da es sich beim Kephalhämatom um einen Bluterguss handelt, der auf Scherkräfte am Schädel zurückzuführen ist. Das heißt, ein weiteres Manipulieren kann zu weiteren Blutergüssen führen, da der Schädel des Säuglings nicht vollständig verwachsen ist und daher wenig Stabilität bietet.

Im Einzelfall kann allerdings mit dem Osteopath besprochen werden, was er für hilfreich erachtet und dem Säugling nicht schadet.

Was sind die Spätfolgen?

Zu den Spätfolgen eines Kephalhämatoms gehört im Rahmen der Heilung eine Verknöcherung des Hämatomrandes. Dabei kommt es zu einer Verhärtung am Rand des Blutergusses während sich in der Mitte eine weiche Vertiefung entwickelt.

Diese Eigenschaft lässt den abheilenden Bluterguss auf den ersten Blick leicht mit einem eingedrückten Bruch des Schädels verwechseln.

Dauer

In den meisten Fällen bildet sich das Kephalhämatom ohne ein weiteres Dazutun innerhalb von wenigen Wochen bis Monaten zurück. Abhängig ist dieser Verlauf immer von der Größe des Blutergusses, sowie von der Tatsache, ob weitere Verletzungen vorliegen und ob die Gerinnung des Säuglings gesund aufgestellt ist. Das Abheilen des Blutergusses sollte von einem Arzt von Zeit zu Zeit kontrolliert werden.

Welche Komplikationen können entstehen?

Dadurch, dass in das Hämatom eine nicht unbedeutende Menge Blut fließt, entsteht in einigen Fällen eine Blutarmut, die therapiert werden muss. Ein massiv ausgeprägtes Kephalhämatom kann dabei einen sogenannten „Schock“ auslösen, der lebensbedrohlich sein kann, weil hierbei nicht genügend Blut am Blutkreislauf teilnimmt. Bei solch ausgeprägten Blutergüssen sollte besonders bei männlichen Neugeborenen auch untersucht werden, ob eine Gerinnungsstörung mitverantwortlich dafür ist.

Außerdem muss auch kontrolliert werden, dass kein Eisenmangel durch die Blutverluste entsteht, der wiederum zur Blutarmut führen kann. Durch den Abbau des eingelagerten Blutes des Hämatoms kann es zu einer Neugeborenen-Gelbsucht kommen. Auch deshalb sollte ein Kephalhämatom von einem Arzt untersucht und von Zeit zu Zeit nachuntersucht werden.

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Was ist ein verkalktes Kephalhämatom?

Bei einem verkalkten Kephalhämatom handelt es sich um einen Abbauprozess des Blutergusses. Im Rahmen der Heilung kann es zu einer Verknöcherung im Randbereich kommen und zu einer weichen Vertiefung in der Mitte. Diese Stufe ist vom Erscheinungsbild auf den ersten Blick leicht mit einem eingedrückten Schädelbruch zu verwechseln. Im Heilungsprozess weiter voranschreitend lösen sich diese Verkalkungen auf und das Kephalhämatom heilt in aller Regel folgenlos ab.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 23.10.2017 - Letzte Änderung: 22.10.2021