Bluterguss beim Baby

Definition

Ein Bluterguss (Hämatom) entsteht in der Regel durch ein stumpfes Trauma, wie zum Beispiel das Anstoßen an einen Gegenstand. Durch diese Einwirkung kommt es zum Platzen von kleinen Blutgefäßen, sodass sich Blut unter der Haut ansammelt und sich durch eine Verfärbung bemerkbar macht. Zu einer Verletzung der Haut kommt es dabei nicht. Im Prinzip handelt es sich bei einem Bluterguss um nichts anderes als einen blauen Fleck. Man spricht allerdings meist von einem Bluterguss, wenn es sich um einen größeren oder dunkleren blauen Fleck handelt.

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Ursachen

Ursachen für Blutergüsse sind stumpfe Traumata, wie das Anstoßen an einem Gegenstand, ein Sturz oder Ähnliches. Gerade bei Kleinkindern, die sich schon mehr bewegen können als Babys, sind blaue Flecken beziehungsweise Blutergüsse eigentlich unvermeidbar. Treten bei Babys allerdings auffallend viele Blutergüsse auf, die keinem ersichtlichen Trauma zugeordnet werden können, sollte dies von einem Arzt untersucht werden, da es sich dabei möglicherweise um eine angeborene Blutgerinnungsstörung handeln kann.

Diagnose

Für die Diagnose eines Blutergusses ist meist keine zusätzliche Diagnostik nötig - es handelt sich um eine Blickdiagnose, die besonders dann eindeutig ist, wenn die Eltern von einem zugehörigen passenden Trauma berichten. Handelt es sich um einen Bluterguss am Kopf/ hinter dem Ohr, schließt sich häufig zur Sicherheit noch eine Bildgebung mit CT oder MRT des Schädels an, um eine Schädelfraktur ausschließen zu können. Auch führt der behandelnde Arzt teilweise noch eine Ultraschalluntersuchung durch, um eine Blutansammlung in Körperhöhlen auszuschließen beziehungsweise die Ausdehnung der Blutung einschätzen zu können.

Begleitende Symptome

Ein Bluterguss geht typischerweise mit einer Druckschmerz einher, teilweise kann sich begleitend auch eine Schwellung einstellen. Der Schmerz kommt dabei durch ein Zusammendrücken von tiefer gelegenen Gewebeschichten durch die Blutansammlung zustande. Die typische Verfärbung eines Blutergusses entsteht meist nicht unmittelbar nach der Verletzung, sondern wird häufig erst am nächsten Tag beim Baby beobachtet. Tritt begleitend zu dem entstandenen Bluterguss Fieber auf, sollte dies auf jeden Fall von einem Arzt kontrolliert werden. Auch kann sich selten aus einem Bluterguss eine zunehmende Schwellung entwickeln, die mit Eiter gefüllt zu sein scheint, in diesem Fall sollte ebenfalls ein Arzt aufgesucht werden

Dauer

Die Dauer eines Blutergusses ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Bis er ganz verschwunden ist, verstreichen meist einige Tage bis wenige Wochen. Typischerweise durchläuft ein Bluterguss verschiedene Farbstadien. Anfangs ist er tief blau, dann wird er bräunlich und schließlich gelb-grün. Diese verschiedenen Färbungen entstehen durch den Prozess des Blutabbaus im Gewebe. Durchschnittlich kann man sagen, dass ein Bluterguss nach 14 Tagen verschwunden ist. Manche Blutergüsse können aber auch hartnäckiger sein.

Behandlung

Ein Bluterguss bedarf nicht zwingend einer Behandlung, da er auch ohne Therapie von alleine wieder verschwindet. Gerade bei Babys werden aber häufig noch zusätzliche Maßnahmen ergriffen, um die Beschwerden verständlicherweise so gering wie möglich zu handeln. Oft reicht eine anschließende Fürsorge und Ablenkung des Babys nach der auslösenden Situation aus, sodass es sich schnell von dem Schreck erholt. Einzige Ausnahme dabei ist eine Hirnblutung im Rahmen eines Schädel-Hirn-Traumas nach einem Schlag oder Sturz auf den Kopf, die auf jeden Fall operativ behandelt werden muss.

Um eine anschließende Schwellung zu verhindern, kann eine unmittelbar nach dem ursächlichen Trauma durchgeführte Kühlung Linderung verschaffen. Deshalb sollten am besten für den Fall der Fälle kalte Kompressen im Tiefkühlschrank aufbewahrt werden. Diese sollten aber auf keinen Fall direkt auf die Haut gehalten werden, sondern beispielsweise mit einem Küchenhandtuch umschlagen werden, damit es nicht zu einer Unterkühlung/Erfrierung des betroffenen Bereiches kommt. Kälte bewirkt ein Zusammenziehen der Blutgefäße, sodass es zu einer verminderten Schwellung des Gewebes kommt.
Auch haben sich Salben mit Arnika und Heparin als Inhaltsstoffe zur Behandlung etabliert. Ein Beispiel dafür ist die gerne verwendete Traumeel-Salbe mit ingesamt 14 verschiedenen Inhaltsstoffen, die bei stumpfen Verletzungen zur Linderung angewendet werden kann. Auch Blutegelsalben kommen teilweise zum Einsatz, die ebenfalls eine abschwellende und entzündungshemmende Wirkung besitzt.

Bei Babys älter als drei Monate, können bei sichtlich starken Beschwerden auch Paracetamol-Schmerzzäpfchen verwendet werden.

Unnötige Bewegungen des Kindes sind wenn möglich bei einem größeren Bluterguss zu vermeiden. Denn Bewegung fördert die Durchblutung, sodass sich der Bluterguss vergrößern und die Schwellung zunehmen kann.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Wie behandelt man einen Bluterguss?

Bluterguss beim Baby nach der Geburt

Blutergüsse, die bereits bei Geburt vorhanden sind, sind in der Regel durch den Geburtsvorgang entstanden und befinden sich meist am Kopf. Das Hämatom kann dabei durch das starke Pressen der Mutter, wenn unterstützende Instrumente wie Geburtszange oder Saugglocke zum Einsatz kommen müssen oder aber durch ungünstige Größenverhältnisse zwischen Geburtskanal und Kopf des Kindes entstehen. In der Regel handelt es sich dann um ein sogenanntes Kephalhämatom, also einem Bluterguss, oder meist nur einer Schwellung am Kopf des Babys. Das Kephalhämatom bildet sich für gewöhnlich innerhalb weniger Wochen nach Geburt ohne therapeutische Intervention wieder zurück. Typisch für das Kephalhämatom ist, dass es sich in den ersten 24 Stunden nach Geburt vergrößern kann und sich als harte Struktur tastet. Sehr selten kann es zu einer Verknöcherung des Blutergussrandes kommen.

Lesen Sie mehr zum Thema: Kephalhämatom

Nach Lokalisation

Je nach Stelle und Ausprägung des Blutergusses beim Baby, ergeben sich andere Ursachen und Folgen für den weiteren Verlauf.

Am Kopf

Besonders Blutergüssen am Kopf des Babys sollte Aufmerksamkeit geschenkt werden. Das Kind sollte beobachtet werden, ob es nach dem Trauma auffallend müde wird oder sich erbricht. Ist es zu einem Sturz auf den Kopf oder einem Anstoßen des Kopfes gekommen, sollte vermieden werden, dass das Kind anschließend schläft, da das Verhalten des Kindes so nicht ausreichend beobachtet werden kann. Zur Sicherheit sollte bei einem Hämatom am Kopf und einem beobachteten starken Trauma am Kopf ein Arzt aufgesucht werden, um einen Schädelbruch oder ein Schädel-Hirn-Trauma (eine Gehirnerschütterung) auszuschließen.

Am Arm

Blutergüsse am Arm bei Babys können vorkommen und stellen per se keinen Grund zur Besorgung dar, weil im Prinzip keine wichtigen Strukturen dadurch geschädigt werden können. Es kann sich aber auch eine Fraktur des Armes hinter dem Bluterguss verbergen. Zeigt ihr Kind auffallende Zeichen des Schmerzes oder benutzt es den Arm nicht mehr, sollte dies von einem Arzt abgeklärt werden.

Blaue Flecken an den Oberarmes des Babys können den Arzt aufhorchen lassen, wenn sie beidseitig ausgebildet sind, weil sie dann durch zu kräftiges Festhalten des Kindes entstanden sein können. Dies klärt der Arzt in solchen Fällen aber immer sorgfältig ab. Man muss sich also keine Sorgen machen, als schlechte Eltern beschuldigt zu werden, sobald ein Baby blaue Flecken hat. 

An der Zunge / Am Zahnfleisch

Blutergüsse an der Zunge oder am Zahnfleisch des Babys sind selten. Sie kommen eher bei älteren Kindern oder Erwachsenen vor. Da Babys anfangs noch keine Zähne oder nur wenige Zähne besitzen, ist das Potential zur Verletzung geringer. Blutergüsse im Bereich des Mundraumes können zum Beispiel im Zusammenhang mit Zahnbehandlungen auftreten, die allerdings bei Babys auch eher ungewöhnlich sind. Oft entstehen beim Zahnen des Babys kleine Blutergüsse am Zahnfleisch an der Stelle, an der der Zahn durchbricht. Der Vorteil von Blutergüssen an der Zunge oder am Zahnfleisch ist, dass sie im Vergleich zu Blutergüssen am restlichen Körper schneller verheilen. Allerdings kann ein Bluterguss besonders an der Zunge die Nahrungsaufnahme und allgemein Bewegungen der Zunge unangenehm gestalten.

Am / Im Auge

Ein Bluterguss am Auge wird umgangssprachlich auch als Veilchen bezeichnet und ist eine eher untypische Lokalisation eines blauen Fleckes bei Babys. Auch im Auge kann es zu einem Bluterguss kommen, dabei handelt es sich um eine Bindehautblutung, die durch ein geplatztes Äderchen im Auge entstanden ist. Da das Baby im Gegensatz zu älteren Kindern nicht über Probleme beim Sehen oder andere Beschwerden berichten kann, sollte zur Sicherheit immer ein Arzt aufgesucht werden. Meistens ist eine Bindehautblutung aber harmlos.

Das Einreißen von Augengefäßen kann auch (aber nicht nur!) als eine typische Folge des sogenannten Schütteltraumas entstehen. Dabei handelt es sich um eine gefürchtete Form der Kindesmisshandlung, die weitreichende Folgen bis hin zum Tod des Kindes haben kann. Durch die schnellen und kräftigen Vor- und Zurückbewegungen des Kopfes durch das Schütteln kommt es unter anderem zum Platzen von Blutgefäßen des Auges.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Bluterguss im Auge

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 31.05.2017 - Letzte Änderung: 29.03.2022