Das Paracetamol Zäpfchen

Einleitung

Paracetamol ist ein Schmerzmittel aus der Gruppe der Nichtopioid-Analgetika. Es wirkt schmerzlindernd und fiebersenkend.

Der Name des Wirkstoffs ist von der chemischen Bezeichnung der Substanz abgeleitet, also vom Paraacetylaminophenol. Paracetamol gehört zu der Gruppe der wichtigsten Schmerzmittel, da es normalerweise sehr gut verträglich ist. In Deutschland ist Paracetamol rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Generell kann es bei Anpassung der Dosierung in jedem Alter gegeben werden. Für die verschiedenen Patientengruppen gibt es angepasste Verabreichungsformen.

Neben den häufig genutzten Tabletten gibt es Paracetamol auch als Zäpfchen. Das Zäpfchen ist in angepasster Dosierung insbesondere für Kinder und Kleinkinder zu empfehlen, da diese bei der Einnahme der normalen Tabletten oft Schwierigkeiten haben und sich an der Tablette verschlucken können. Das Hauptanwendungsgebiet von Paracetamol sind Schmerzen und fiebrige Erkältungserkrankungen. Hier lindert es die Symptomatik. Normalerweise wird Paracetamol daher kurzzeitig eingenommen, in bestimmten Fällen sind aber auch längerfristige Medikationen möglich.
Es kann als einzelnes Medikament gegeben werden (Monotherapie) oder mit anderen schmerzstillenden Medikamenten (beispielsweise ASS=Acetylsalicylsäure, Wirkstoff von Aspirin®) kombiniert werden.

Wirkweise

Der genaue Wirkmechanismus von Paracetamol ist heute noch nicht vollständig bekannt. Es wirkt als nicht saures Nichtopioid-Analgetikum anders als die sauren Nichtopioid-Analgetika (ASS, Ibuprofen).

Paracetamol sammelt sich im zentralen Nervensystem (Gehirn und Rückenmark). Dort inhibiert es eine Unterform eines bestimmten Enzyms (COX-3). Die COX-3 (=Zyklooxigenase 3) produziert in ungehemmtem Zustand Prostaglandine, also Botenstoffe, die bei der Schmerzvermittlung und der Entstehung von Entzündungen und Fieber eine wichtige Rolle spielen.

Paracetamol wirkt nur sehr schwach entzündungshemmend (antiphlogistisch), senkt aber effektiv das Fieber (antipyretische Wirkung= fiebersenkende Wirkung). Neben dieser Wirkweise werden aktuell noch weitere Wirkungen von Paracetamol diskutiert.

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Paracetamol Zäpfchen bei Migräne

Paracetamol Zäpfchen sind ein wirksames Medikament bei Migräne. Die Wirksamkeit zur Behandlung von Migräneattacken ist wissenschaftlich bewiesen. Bei Paracetamol Zäpfchen empfiehlt sich ein Zäpfchen mit 1000 Milligramm Wirkstoff. Am Tag sollten nicht mehr als 4 Zäpfchen (4000 Milligramm insgesamt) genommen werden.

Paracetamol Zäpfchen bei Zahnschmerzen

Paracetamol Zäpfchen sind bei Zahnschmerzen nur bedingt geeignet. Der Wirkstoff Paracetamol wirkt schmerzlindernd, aber vor allem auch fiebersenkend. Bei Kopfschmerzen ist Paracetamol sehr gut geeignet. Zahnschmerzen sind häufig mit einer entzündlichen Komponente assoziiert, sodass Schmerzmittel, die zusätzlich entzündungshemmend wirken, wie Ibuprofen oder Aspirin®, bei Zahnschmerzen etwas besser geeignet sind.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Paracetamol bei Zahnschmerzen

Wirkungsdauer

Die Wirkungsdauer der Paracetamol Zäpfchen hängt von der Dosis des Zäpfchens ab. Durchschnittlich wirken die Zäpfchen 6 bis 8 Stunden, bei Säuglingen etwas länger bei Erwachsenen etwas kürzer. Deshalb reichen Babys, die jünger als drei Monate und drei bis vier Kilogramm schwer sind, zwei Zäpfchen am Tag mit einer Dosis von 75 Milligramm Paracetamol. Erwachsene dürfen viermal täglich 1000 Milligramm Paracetamol einnehmen, das entspricht einer Wirkdauer von bis zu 6 Stunden.

Anwendung

Die bereits beschrieben eigenen sich die Paracetamol-Zäpfchen insbesondere für die Anwendung bei Kindern, Kleinkindern und Säuglingen. Dafür sind niedrig dosierte Zäpfchen angepasst an das niedrigere Körpergewicht von Kindern erhältlich.

Zäpfchen werden im Gegensatz zu Paracetamol-Tabletten rektal angewendet. Dazu werden sie durch den Anus (Schließmuskel) in den Mastdarm eingeführt. Dort lösen sich die Zäpfchen auf und der Wirkstoff, also das Paracetamol wird resorbiert.
Durch die schnelle Aufnahme wirken Zäpfchen schneller als Tabletten, dies ist neben der Einfachheit der Anwendung ein weiterer Vorteil. Wenn eine Anwendung von Paracetamol-Zäpfchen länger als 72 Stunden nötig ist, muss ein Arzt kontaktiert werden.

Kann man Paracetamol Zäpfchen teilen?

Paracetamol Zäpfchen sind grundsätzlich nicht für eine Teilung vorgesehen. Wenn es ausnahmsweise sein muss, sollte das Zäpfchen unbedingt längs geteilt werden. Der Grund für die Längsteilung liegt in der Herstellung der Zäpfchen, bei der der Wirkstoff sinkt und in der Zäpfchen-Spitze höher konzentriert ist. Mit der Längsteilung vermeidet man dieses Problem und erhält zwei gleiche Hälften. Es bietet sich an, das Zäpfchen, wenn nötig, mit einem erwärmten Messer zu Teilen. Die andere Hälfte sollte in Kürze verwendet oder verworfen werden.

Gibt es Paracetamol Zäpfchen rezeptfrei in der Apotheke?

Paracetamol Zäpfchen bekommt man in den verschiedenen Dosierungen und Packungsgrößen rezeptfrei in der Apotheke.

Dosierung beim Baby

Paracetamol Zäpfchen werden in Abhängigkeit von dem Körpergewicht und Alter dosiert. In der Regel entspricht eine Einzeldosis etwa 10 bis 15 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. 60 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht entsprechen der maximalen Tagesgesamtdosis. Zwischen den Zäpfchen sollte man mindestens 6 Stunden pausieren.
Babys, die jünger als 3 Monate sind und etwa 3 bis 4 Kilogramm schwer sind, sollten, wenn nötig, Paracetamol Zäpfchen mit einer Dosis von 75 Milligramm eingeführt bekommen. Die Zäpfchen dürfen alle 8 – 12 Stunden gegeben werden, das heißt maximal zwei Zäpfchen mit 75 Milligramm Paracetamol am Tag. Babys, die 4 bis 5 Kilogramm wiegen dürfen ebenfalls ein Zäpfchen mit 75 Milligramm Dosis bekommen, aber in einem Abstand von 6 bis 8 Stunden. Das heißt, dass am Tag 3 Zäpfchen (225 Milligramm Paracetamol insgesamt) gegeben werden dürfen. Babys, die älter als drei Monate alt sind und etwa 5 bis 6 Kilogramm wiegen, dürfen ein Zäpfchen mit 75 Milligramm Paracetamol in einem Abstand von 6 Stunden bekommen. Das heißt, dass diese Babys am Tag ganze vier Zäpfchen erhalten dürfen, maximal vier Zäpfchen (300 Milligramm Paracetamol) am Tag.
Für Babys ab 7 – 9 Kilogramm Gewicht, also etwa 6 bis 9 Monate alte Babys, gibt es Zäpfchen mit 125 Milligramm Paracetamol. Am Tag dürfen maximal 3 Zäpfchen dieser Dosis gegebenen werden. Babys und Kleinkinder ab 9 bis 12 Kilogramm Körpergewicht, das heißt ab circa 9 Monaten bis 2 Jahre, dürfen als Einzeldosis ebenfalls ein Zäpfchen mit 125 Milligramm Paracetamol bekommen, aber nicht mehr als vier Zäpfchen (500 Milligramm insgesamt) am Tag.

Dosierung beim Kind

Für Kinder von einem bis drei Jahren mit einem Körpergewicht von etwa 10 bis 15 Kilogramm gibt es Paracetamol Zäpfchen mit 250 Milligramm. Die Kleinkinder dürfen als Einzeldosis ein Zäpfchen bekommen und maximal drei Zäpfchen insgesamt am Tag. Kinder von einem Alter bis zu sechs Jahren und bis zu 22 Kilogramm Gewicht dürfen ein 250 Milligramm Zäpfchen als Einzeldosis und maximal vier Zäpfchen am Tag bekommen.
Für Kinder zwischen sechs und neun Jahren und etwa 22 bis 30 Kilogramm Gewicht gibt es Paracetamol Zäpfchen mit 500 Milligramm Wirkstoff. Die Kinder dürfen ein Zäpfchen als Einzeldosis und maximal zwei Zäpfchen am Tag bekommen. Kinder bis zu 12 Jahren und 30 bis 40 Kilogramm Gewicht erhalten ein Zäpfchen und maximal drei am Tag. Kinder, die über 12 Jahre alt sind und mehr als 40 Kilogramm wiegen, bekommen ein bis zwei Zäpfchen à 500 Milligramm und höchstens acht insgesamt am Tag (4000 Milligramm Paracetamol).
Für ältere Kinder über 14 Jahren eignen sich Zäpfchen mit 1000 Milligramm Paracetamol, wovon maximal vier täglich gegeben werden dürfen.

Dosierung beim Erwachsenen

Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene können Paracetamol Zäpfchen mit einer Dosis von 1000 Milligramm bekommen. Am Tag dürfen maximal vier Zäpfchen eingeführt werden, die einer Gesamtdosis von 4000 Milligramm Paracetamol entsprechen.

Sind Paracetamol Zäpfchen in der Schwangerschaft erlaubt?

Paracetamol sollte während der Schwangerschaft grundsätzlich nur nach einer strengen Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses angewendet werden. Man sollte die Zäpfchen während der Schwangerschaft nicht über längere Zeit, in hohen Dosen oder kombiniert mit anderen Medikamenten anwenden. Vor der Nutzung kann es hilfreich sein, den Arzt um Rat zu bitten.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Paracetamol in der Schwangerschaft

Sind Paracetamol Zäpfchen in der Stillzeit erlaubt?

Paracetamol geht in die Muttermilch über. Es gibt keine bekannten nachteiligen Folgen für den Säugling, sodass eine Unterbrechung des Stillens in der Regel nicht erforderlich ist. Deshalb sollten Paracetamol Zäpfchen in der Stillzeit ebenfalls nach einer strengen Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses eingenommen werden.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Paracetamol in der Stillzeit

Nebenwirkungen

Generell zeigen sich bei der Einnahme von Paracetamol gemäß den Empfehlungen nur selten (? 0,01% bis <0,1) bis sehr selten (? 0,01% mit Einzelfällen) Nebenwirkungen.

  • Es kann zur Erhöhung bestimmter Leberenzyme wie beispielsweise der Transaminasen (selten) kommen.
  • Sehr selten kann ein Bronchospasmus auftreten, dies jedoch meist bei bekannten Asthmatikern (Analgetika-Asthma)
  • Ebenfalls sehr selten sind schwerwiegende Veränderungen der Zusammensetzung des Blutes, es kommt dann zu einer Thrombozytopenie ( die Anzahl der Blutplättchen ist zu gering) oder zu einer Agranulozytose.
  • Weiterhin kann es in sehr seltenen Fällen zu Überempfindlichkeitsreaktionen kommen, diese können als einfache Hautrötung erscheinen, schwerere Symptome wie Urtikaria und ein anaphylaktischer Schock sind jedoch auch möglich. In diesem Falle ist der sofortige Abbruch der Therapie zwingend erforderlich.

Neben den systemischen Nebenwirkungen können auch spezifische Nebenwirkungen bei der Anwendung von Paracetamol-Zäpfchen auftreten. Beim Einführen des Zäpfchens kann es zu Verletzungen der empfindlichen Schleimhaut des Rektums kommen. Um dies zu vermeiden sollte man das Zäpfchen vorsichtig einführen. Damit das Zäpfchen sich leicht einführen lässt und damit es nicht zu den genannten Verletzungen kommt muss das Zäpfchen mit der dafür vorgesehenen Seite nach vorne eingeführt werden.

Auch bei der Anwendung von Paracetamol in Zäpfchenform kann es zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen. Daher sollte man sich bei seinem Arzt oder Apotheker informieren, bevor man verschiedene Medikamente kombiniert einnimmt. Wechselwirkungen sind möglich bei der Kombination von Paracetamol mit Arzneimitteln zur Behandlung der Gicht, mit Schlafmitteln (Phenobarbital), mit Medikamenten gegen Epilepsie (Phenytoin, Carbamazepin), Mitteln gegen Tuberkulose (Rifampicin) und vielen weiteren Medikamenten. Insbesondere potentiell lebertoxische Arzneimittel können mit Paracetamol in Interaktion treten. Daher ist die ärztliche Konsultation im Vorhinein unerlässlich.

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Weiterführende Informationen

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Eine Liste aller Medikamente, die wir bereits veröffentlicht haben finden Sie unter: Medikamente A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 06.08.2014 - Letzte Änderung: 22.10.2021