Paracetamol in der Schwangerschaft

Einleitung

Paracetamol ist ein Schmerzmittel und gehört zu den nichtopioiden Analgetika. Es hat eine schmerzlindernde und fiebersenkende Wirkung.

Der Name Paracetamol  kommt von Paraacetylaminophenol. Dies ist die chemische Substanz, aus der das Medikament besteht. Paracetamol ist meist sehr gut verträglich und wird daher relativ häufig angewendet. In Deutschland ist es ohne Rezept in der Apotheke erhältlich.

Paracetamol kann bei angepasster Dosierung in jedem Alter angewendet werden. Das Schmerzmittel wird nur in Ausnahmefällen längerfristig eingenommen.

In der Schwangerschaft stellt es das Schmerzmittel der ersten Wahl dar, da andere Medikamente wie Aspirin aufgrund von möglichen Folgeschäden für das Baby kontraindiziert sind.

Wirkweise von Paracetamol

Wie Paracetamol genau wirkt, ist noch nicht vollständig geklärt. Es ist ein nicht saures Nichtopioid-Analgetikum, anders als die sauren Nichtopioid-Analgetika (ASS, Ibuprofen).

Nach der Einnahme sammelt sich das Paracetamol im zentralen Nervensystem (bestehend aus Gehirn und Rückenmark). Es hemmt die Unterform des Enzyms COX-3. Die COX-3 (=Zyklooxigenase 3) produziert in ungehemmtem Zustand Prostaglandine. Das sind Botenstoffe, die bei der Entstehung von Entzündungen und Fieber eine wichtige Rolle spielen. Zudem beeinflussen sie den Schmerzübermittlungsprozess.

Paracetamol hat vor allem eine fiebersenkende (antipyretische) Wirkung, der entzündungshemmende (antiphlogistisch) Effekt ist eher schwach. Auch andere Wirkungen von Paracetamol werden diskutiert.

Anwendung von Paracetamol in der Schwangerschaft

Generell ist die Anwendung von Paracetamol in der Schwangerschaft möglich. Da die Schwangerschaft jedoch eine besondere Situation darstellt sollte eine strenge Indikationsstellung erfolgen, das heißt die Einnahme sollte kritisch abgewägt werden. Außerdem sollte man mit seinem behandelnden Arzt Rücksprache halten, bevor man Paracetamol in der Schwangerschaft zu sich nimmt.

Die Untersuchungen zu der Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft zeigen aber, dass kein erhöhtes Risiko besteht. So zeigten Studien, dass bisher keine unerwünschten Nebenwirkungen in Bezug auf den Schwangerschaftsverlauf oder die Gesundheit des ungeborenen Kindes auftraten. Weiterhin gibt es keine Anhaltspunkte für ein vermehrtes Auftreten von beispielsweise Fehlbildungen. Außerdem zeigten prospektive Studien, dass auch bei einer versehentlichen Überdosierung die Anzahl an Fehlbildungen nicht angestiegen ist.

Neue Studien lassen jedoch einen Zusammenhang von der Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft und dem vermehrten Auftreten von Asthma beim Kind vermuten. Weiterhin gibt es eine Studie, die Indizien dafür zeigen, dass die Einnahme eventuell zu einer späteren Entwicklungsverzögerung beim Kind führen könnte.

Während der Schwangerschaft sollte Paracetamol auf keinen Fall als Dauermedikation eingenommen werden, da für diesen Fall keine Daten existieren und daher die Sicherheit für die Mutter und das ungeborene Kind nicht gewährleistet ist.
Auch von einer Einnahme von Paracetamol in einer höheren Dosis ist in der Schwangerschaft dringend abzuraten, da auch hier die Harmlosigkeit nicht bewiesen ist. Weiterhin darf Paracetamol in der Schwangerschaft nicht mit anderen Medikamenten kombiniert werden, da auch hier die Datenlage nicht ausreichend ist und daher potentielle Risiken bestehen.

Neben der Schwangerschaft sollte man auch in der Stillzeit die Einnahme von Paracetamol gut abwägen und mit dem behandelnden Arzt abklären. Studien haben ergeben, dass Paracetamol in geringen Dosen in die Muttermilch übergeht und somit vom Säugling aufgenommen wird. Trotzdem sind bisher keine unerwünschten Wirkungen bekannt. Aus diesem Grunde kann Paracetamol in normaler Dosierung während der Stillzeit genommen werden.

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Dosierung und Häufigkeit der Einnahme

In der Schwangerschaft kann Paracetamol bei Schmerzen oder Fieber in einer Dosierung von 500 bis 1000mg (in der Regel ein oder zwei Tabletten) bis zu dreimal täglich eingenommen werden.

Allerdings sollte das Medikament nur höchstens an zehn Tagen pro Monat eingenommen werden. Wenn sich die Beschwerden durch die genannte Dosierung nicht lindern lassen, sollte Rücksprache mit dem Gynäkologen (Frauenarzt) oder dem Hausarzt gehalten werden.

Gibt es Unterschiede für die Einnahme innerhalb der einzelnen Trimester?

Im Gegensatz zu den meisten anderen Schmerzmitteln, kann Paracetamol in allen drei Phasen der Schwangerschaft (Trimenons) zur Linderung von Schmerzen oder Fieber eingenommen werden.

Das ist auch einer der Gründe, warum Paracetamol grundsätzlich als Schmerzmittel der Wahl in der Schwangerschaft empfohlen wird. In den ersten beiden Trimenons können alternativ auch bestimmte andere Schmerzmittel eingenommen werden. Im letzten Trimenon (siebter bis neunter Schwangerschaftsmonat) darf hingegen nur Paracetamol verwendet werden, da alle anderen Schmerzmedikamente zu Entwicklungsstörungen des werdenden Kindes oder sogar zur Fehlgeburt führen können.

Welche Dosierung nimmt man bei Kopfschmerzen?

Bei leichten bis mittelstarken Kopfschmerzen führt oft die Einnahme von 500mg Paracetamol (entspricht in der Regel einer Tablette) zur Linderung.

Bei sehr starken Kopfschmerzen können auch gleich 1000mg auf einmal eingenommen werden. Am Tag kann das Schmerzmittel höchstens dreimal eingenommen werden. Sollten die Kopfschmerzen nicht aufhören oder immer wieder auftreten, ist eine Vorstellung beim Haus- oder Frauenarzt zu empfehlen. Paracetamol darf höchsten an zehn Tagen im Monat eingenommen werden, da es ansonsten durch die Medikamenteneinnahme selbst zu Kopfschmerzen kommen kann.

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Welche Dosierung kann man bei Zahnschmerzen einnehmen?

Zur Linderung von Zahnschmerzen können entweder 500 oder 1000mg Paracetamol eingenommen werden. Am Tag kann das Medikament bis zu dreimal eingenommen werden. Bei Zahnschmerzen sollte jedoch auch in der Schwangerschaft unbedingt zeitnah ein Zahnarzt aufgesucht werden, damit die Ursache der Schmerzen gezielt behandelt werden kann.

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Welche Dosierung nimmt man bei Rückenschmerzen ein?

Rückenschmerzen können in der Schwangerschaft vermehrt auftreten und können mit Paracetamol behandelt werden. Es sollte eine Dosierung zwischen 500 und 1000mg gewählt werden, die bis zu dreimal am Tag eingenommen wird.

Gegebenenfalls kann auch ein Wechsel des Kissens oder die Durchführung von Rückenübungen dazu beitragen, die Schmerzen loszuwerden. Wenn die Schmerzen sich nicht lindern lassen oder über mehrere Tage auftreten, sollte allerdings ein Arzt aufgesucht werden.

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Nebenwirkungen von Paracetamol

Allgemein kann man sagen, dass bei der dosisgerechten Einnahme von Paracetamol nur selten (? 0,01% bis <0,1) bis sehr selten (? 0,01% mit Einzelfällen) Nebenwirkungen auftreten.

Mögliche Nebenwirkungen sind:

  • Erhöhung bestimmter Leberenzyme (z.B. Transaminasen)
  • Bronchospasmus (sehr selten, meist bei bekannten Asthmatikern (Analgetika-Asthma))
  • schwerwiegende Veränderungen der Zusammensetzung des Blutes, Thrombozytopenie (Anzahl der Blutplättchen zu gering), Agranulozytose
  • Überempfindlichkeitsreaktionen (sehr selten), als einfache Hautrötung oder schwerere Symptome (z.B. Urtikaria oder anaphylaktischer Schock) sind jedoch auch möglich.

In diesem Falle ist der sofortige Abbruch der Therapie zwingend erforderlich. Das Auftreten der genannten Nebenwirkungen ist prinzipiell auch in der Schwangerschaft möglich.

Folgen von Paracetamol für das Baby

Die Einnahme von Paracetamol hat keine bekannten direkten Auswirkungen auf die Gesundheit sowie körperliche und geistige Entwicklung des Babys. Solange das Medikament in der angegebenen Dosierung eingenommen wird und es keine Einschränkungen der Mutter gibt wie zum Beispiel eine Lebererkrankung, kann Paracetamol in der jeder Phase der Schwangerschaft bedenkenlos eingenommen werden.

Eine zu häufige oder überdosierte Einnahme kann jedoch sowohl zur Schädigung der mütterlichen als auch der kindlichen Organe führen. Im schlimmsten Fall kann dies lebensbedrohliche Folgen für das werdende Kind und für die Schwangere haben. Sollte man versehentlich eine zu hohe Dosierung eingenommen haben, muss schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden.

Kann Paracetamol in der Schwangerschaft später zu ADHS führen?

Nach aktuellem Stand der Wissenschaft gibt es keinen Anhalt dafür, dass die Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft später das Risiko für das Auftreten von ADHS beim Kind erhöht.

Die Erkrankung wird generell nicht selten diagnostiziert und kann viele verschiedene Ursachen haben. Die Einnahme von Paracetamol zählt allerdings nicht dazu. Dieser Irrglaube ist allerdings recht verbreitet, da kürzlich veröffentlichte Studien aus Skandinavien und Großbritannien einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Paracetamol und dem Auftreten von Verhaltensauffälligkeiten beim Kind nahelegen. Bei genauer Betrachtung und Bewertung der Studienergebnisse lässt sich jedoch keine Ursachen-Wirkungs-Beziehung zwischen der Paracetamoleinnnahme und den Auffälligkeiten bei den Kindern erkennen. Das Medikament zählt daher auch weiterhin nach Expertenmeinung als Schmerzmedikament der Wahl in der Schwangerschaft.

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Alternativen zu Paracetamol in der Schwangerschaft

Generell ist Paracetamol das Schmerzmedikament der ersten Wahl in jeder Phase der Schwangerschaft.

Häufig lassen sich Schmerzen jedoch auch durch nicht-medikamentöse Maßnahmen lindern, sodass Schmerzmittel nur dann eingenommen werden sollten, wenn diese Maßnahmen nicht zu einer Linderung führen. Wenn Paracetamol nicht vertragen wird oder nicht zur Verfügung steht, kann im ersten und im zweiten Trimenon (das heißt bis einschließlich des sechsten Schwangerschaftsmonats) als Alternative ein Medikament mit dem Wirkstoff Ibuprofen eingenommen werden.

Auf gar keinen Fall dürfen Ibuprofen oder andere Medikamente aus der Gruppe der sogenannten NSAR (nicht-streoidale-Antirheumatika) in den letzten drei Monaten eingenommen werden! Es kann ansonsten zu schweren Folgeschäden bis hin zum Tod des ungeborenen Kindes kommen. Bei behandlungsbedürftigen Schmerzen in der Schwangerschaft sollte daher im Zweifel frühzeitig ein Arzt aufgesucht werden.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 06.08.2014 - Letzte Änderung: 22.10.2021