Ibuprofen in der Schwangerschaft

Einleitung

Ibuprofen ist ein in der Apotheke, bis zu einer Einzeldosis von 400mg, frei verkäufliches Schmerzmedikament. Es wirkt über die Hemmung von Enzymen, sodass im Körper die Produktion von "Schmerzvermittlern" (Prostaglandine) unterbunden wird und Schmerzen gelindert werden.

 

Neben Paracetamol ist Ibuprofen eines der wenigen Schmerzmittel, die während der Schwangerschaft nicht vollkommen verboten sind . Dennoch ist besondere Vorsicht geboten und die Verwendung von Schmerzmittel sollte stets nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt stattfinden.

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Ibuprofen-Einnahme in unterschiedlichen Trimena

Ibuprofeneinnahme im 1.Trimenon

Im ersten Trimester der Schwangerschaft  (dieser Zeitraum entspricht der 0.-13. Schwangerschaftswoche) ist die Einnahme von Ibuprofen unter Absprache mit dem behandelnden Arzt möglich. In Studien konnte bisher kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko bei Ibuprofeneinnahme innerhalb dieses Zeitraumes nachgewiesen werden. Es bestehen keine ernsthaften Hinweise für eine entwicklungsschädigende Wirkung  für das Kind während des ersten Trimesters der Schwangerschaft. Bei Einnahme sollte allerdings stets strengstens auf die genaue Dosierung geachtet werden.

Lesen Sie mehr zu dem Thema: 1. Trimester

Ibuprofeneinnahme im 2.Trimenon

Im 2. Trimester der Schwangerschaft (dieser Zeitraum entspricht der 14.-27. Schwangerschaftswoche) scheint es, wie im 1. Trimester, kein wissenschaftlich bewiesenes erhöhtes Risiko für Fehlbildungen und Fehlgeburten durch die Einnahme von Ibuprofen zu geben. Eine Einnahme von Ibuprofen kann in streng geregelter Dosierung und in Absprache mit dem behandelnden Arzt in Erwägung gezogen werden. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass sich die Einnahme des Medikaments tatsächlich im 2. Trimester befindet und nicht doch zu einem späteren Zeitpunkt noch eingenommen wird.

Die Anwendungsmöglichkeiten bleiben dabei wie im 1. Trimester erhalten.

Lesen Sie mehr zu dem Thema: 2.Trimester

Ibuprofeneinnahme im 3.Trimenon

Im 3. Trimester der Schwangerschaft (dieser Zeitraum entspricht der 28.-42. Schwangerschaftswoche) ist die Einnahme von Ibuprofen, sowie anderen Schmerzmedikamenten mit ähnlicher Wirkungsweise, zu vermeiden.
Die Einnahme kann beim Fetus zu einem Verschluss lebenswichtiger Gefäße in Herznähe (Ductus arteriosus Botalli) führen und somit die Versorgung des Fetus deutlich verschlechtern. Auch eine Schädigung der Nieren und damit einhergehender Unterfunktion der Nieren beim Fetus und Neugeborenen können durch eine Einnahme im 3. Trimester der Schwangerschaft verursacht werden. Siehe auch: Fehlbildungen bzw. häufige Erkrankungen eines Neugeborenen

Die Geburt kann durch die Einnahme von Ibuprofen verzögert werden, da das Medikament zusätzlich hemmend auf die Wehentätigkeit wirkt.

Aufgrund dieser schädigenden Wirkungen der Medikamenteneinnahme auf den Fetus, sollte während des 3. Trimesters, wenn möglich, auf Schmerzmittel verzichtet werden. Stattdessen sollte auf Allgemeinmaßnahmen wie Ruhe, ausreichend Schlaf, Bewegung, etc. zurück gegriffen werden.

Lesen Sie mehr zu dem Thema: 3.Trimester

Nebenwirkungen von Ibuprofen bei Schwangeren

Ibuprofen kann auch während der Schwangerschaft von verschiedenen Nebenwirkungen begleitet werden. In diesem Zusammenhang sind hauptsächlich Magen-Darm-Beschwerden zu nennen, die durch die Einnahme des Medikaments verursacht werden.

Ibuprofen hemmt die Prostaglandin-Bildung, sodass die  Schmerzweiterleitung und entzündliche Prozesse heruntergefahren werden. Es wirkt aber auch auf die Magenschleimproduktion und die Magensäureproduktion. Werden weniger Prostaglandine gebildet, entsteht ein Missverhältnis zwischen schützendem Schleim und aggressiver Magensäure, sodass Sodbrennen und die Gefahr der Bildung von Magengeschwüren bei längerer Einnahme wächst. Auch Übelkeit und Erbrechen können auftreten.

Eine weitere Nebenwirkung, speziell in der Schwangerschaft, ist die Verzögerung der Geburt. Prostaglandine stärken normalerweise die Wehentätigkeit. Dieser Effekt fehlt bei unterdrückter Prostaglandinbildung und die Geburt kann sich deutlich verzögern.

Wie schädlich ist Ibuprofen in der Schwangerschaft?

Die Wirkung von Ibuprofen während der Schwangerschaft kommt, wie oben beschrieben, auf den Zeitpunkt der Einnahme an, ist aber ebenso abhängig von der eingenommen Menge und Häufigkeit des Medikaments. Es wird von einer schädigenden Wirkung bei Einnahme nach der 27. Schwangerschaftswoche ausgegangen, allerdings kann das Ausmaß der Schädigung nur schwer vorhergesagt werden.

Dosierung

Wie dosiert man Ibuprofen in der Schwangerschaft?

Die Dosierung des Medikaments hängt einerseits von den individuellen Voraussetzungen ab, andererseits aber auch von den zu behandelnden Beschwerden. Prinzipiell sollte die Dosierung mit dem Arzt abgesprochen werden. Frei verkäuflich in der Apotheke gibt es Tabletten mit je 200mg oder 400mg, verschreibungspflichtig auch mit 600mg.

Wird das Schmerzmittel einmalig auf Grund akuter Kopfschmerzen o.ä. verwendet, kann ggf. auch eine höhere Dosis in Erwägung gezogen werden. Bei regelmäßiger Einnahme ist eine Kontrolle durch den Arzt empfehlenswert.

Wie oft darf man Ibuprofen in der Schwangerschaft einnehmen?

Die Einnahme von Schmerzmitteln sollte nicht zur Regelmäßigkeit werden, wenn dies nicht zwingend notwendig ist. Es sollten vorerst andere Maßnahmen, wie z.B. Ruhe, Hochlegen bei Schmerzen von Füßen/ Beinen, genügend Schlaf, Entspannungstechniken usw. ergriffen werden.

Eine dauerhafte Medikation kann zu verstärkten Nebenwirkungen führen, die sich unter anderem in Magen-Darm-Beschwerden äußern. Besonders in der Schwangerschaft ist eine dauerhafte Einnahme nicht empfohlen, da die Wirkung auf den Fetus nicht sicher beurteilt werden kann. 

Inwiefern ist Ibuprofen während der Schwangerschaft bei Zahnschmerzen empfohlen?

Ibuprofen kann im 1. und 2. Trimester bei Zahnschmerzen angewendet werden, im 3. Trimester sollte die Anwendung vermieden werden.
Während der Schwangerschaft kann es durch den veränderten Hormonhaushalt zu Veränderungen in der Speichelzusammensetzung kommen, sodass leichter eine Entzündung des Zahnfleisches entsteht (Gingivitis oder Parodontitis). Außerdem wird in Fachkreisen diskutiert, dass sich auch die Zahnhartsubstanz im Laufe der Schwangerschaft verändert.

Am besten man verhindert Zahnprobleme und Zahnschmerzen durch umfassende Mundhygiene, auch besonders während der Schwangerschaft. So kann möglichen Entzündungen des Zahnfleischs und an der Zahnwurzel entgegengewirkt werden.

Lesen Sie hier weiter: Zahnschmerzen in der Schwangerschaft

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.04.2017 - Letzte Änderung: 22.10.2021