Das erste Trimester

Synonyme

1. Schwangerschaftsdrittel, 1. Trimenon

Definition

Unter dem Begriff „1. Trimester“ versteht man den ersten Abschnitt der Schwangerschaft. Das 1. Trimester beginnt mit dem ersten Tag der letzten Regelblutung und endet mit dem Beginn der 13. Schwangerschaftswoche (Schwangerschaftswoche 12 + 6).

Verlauf des 1. Trimesters

Das 1. Trimester beginnt bereits vor dem Eintritt der eigentlichen Schwangerschaft am ersten Tag der letzten Regelblutung und dauert bis zur 12 Schwangerschaftswoche an. Anhand des ersten Tages der letzten Regelblutung kann schon innerhalb der ersten Schwangerschaftswochen ein voraussichtlicher Geburtstermin berechnet werden. Dieser vorläufige Geburtstermin dient jedoch lediglich der Orientierung.
Auf Grund der Tatsache, dass viele Frauen einen eher unregelmäßigen Menstruationszyklus, bei dem der Eisprung nicht zwischen dem 12. und 14. Zyklustag stattfindet, haben, kann die Befruchtung der Eizelle auch verspätet stattfinden. Darüber hinaus können auf Grund der Berechnung der ungefähren Schwangerschaftswoche wichtige Rückschlüsse darüber gewonnen werden, ob sich das ungeborene Kind zeitgerecht entwickelt.
Die meisten Frauen bemerken schon während des 1. Trimesters, dass eine Befruchtung stattgefunden hat. Vor allem die typischen Schwangerschaftssymptome, beispielsweise ausgeprägte Müdigkeit und häufiges Erbrechen, können frühzeitig auf eine Schwangerschaft hinweisen. Da die ersten Symptome einer Schwangerschaft jedoch häufig den normalen prämenstrualen Beschwerden ähneln, wird nicht jeder Frau sofort klar, dass eine Schwangerschaft besteht. Erst im mittleren Abschnitt des 1. Trimesters können das Ausbleiben der Regelblutung und ein positiver Schwangerschaftstest den ersten Verdacht erhärten.

Entwicklung des Kindes im 1. Trimester

Das 1. Trimester beginnt noch vor dem Eintritt der eigentlichen Schwangerschaft mit dem ersten Tag der letzten Regelblutung. Innerhalb des ersten Wochen dieses Trimesters kommt es demnach sowohl zur Reifung der Eizelle, als auch zum Eisprung (ungefähr zwischen dem 12. und 14. Zyklustag).
Nach dem Eisprung bleibt die reife Eizelle für einen Zeitraum von ungefähr 12 Stunden befruchtungsfähig. Wenn Eizelle und Spermium miteinander verschmelzen, kommt es zur Bildung des sogenannten „Keimlings“, der den späteren Embryo darstellt. Unmittelbar nach der erfolgreichen Befruchtung beginnt die Eizelle damit sich mehrfach zu teilen. Schon am Ende der dritten Woche des 1. Trimesters hat sich die befruchtete Eizelle mehrfach geteilt und auf die Einnistung vorbereitet. Aus der befruchteten Eizelle bilden sich neben den kindlichen Anlagen auch Anteile der späteren Plazenta.

Ab dem achten Entwicklungstag ordnen sich die Zellen des sogenannten „Embryoblasten“ zu drei aufeinanderliegenden Schichten (Keimblätter) an. Zu diesem Zeitpunkt bilden sich das äußere (Ektoderm) und das innere Keimblatt (Entoderm). Zudem bildet sich über dem äußeren Keimblatt ein kleiner Spaltraum, die sogenannte Amnionhöhle. Diese Amnionhöhle breitet sich im weiteren Verlauf des 1. Trimesters der Schwangerschaft immer weiter aus und bildet den inneren Anteil der Fruchtblase.

Während sich aus den Zellen des äußeren Keimblatts das Nervensystem (Gehirn, Rückenmark, peripheres und zentrales Nervensystem), die Schweißdrüsen, der Zahnschmelz und die Nägel bilden, entstehen die meisten inneren Organe aus dem inneren Keimblatt. Knochen, Muskeln und Blutgefäße werden aus einer Zellschicht zwischen Ekto- und Entoderm gebildet. Bereits innerhalb der ersten 4 Wochen des 1. Trimesters der Schwangerschaft beginnt die Entwicklung des kindlichen Herzens. Ungefähr in der sechsten Schwangerschaftswoche kann die Herzaktivität des ungeborenen Kindes mittels Ultraschall nachgewiesen werden.

Die wichtigsten Anlagen des Organismus sind bereits in der zehnten Woche des 1. Trimesters der Schwangerschaft vollständig formiert. Außerdem werden im 1. Trimester der Schwangerschaft bereits sämtliche Organe des Kindes angelegt. Auch die Ohren, Augen und Augenlider sind bis zum Ende der 12. Schwangerschaftswoche ausgebildet. Im Durchschnitt erreicht der Fötus bis zum Ende des 1. Trimesters eine Länge von neun Zentimetern (vom Scheitel bis zum Steiß) und ein Gewicht von ungefähr 40 bis 50 Gramm.

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Veränderungen und Beschwerden im 1. Trisemester

Das 1. Trimester der Schwangerschaft wird von den vielen der werdenden Mütter als besonders unangenehm wahrgenommen. Grund dafür ist vor allem die hormonelle Umstellung des Körpers.
Durch den Anstieg des Schwangerschaftshormons beta-hCG kommt es bei den meisten Frauen zum Auftreten von verschiedenen Beschwerden. Der Körper der werdenden Mutter muss sich im 1. Trimester der Schwangerschaft auf die Bedürfnisse des Embryos einstellen. Zudem werden verschiedene Hormone, die den Unterleib (vor allem die Gebärmutter) auf das Wachstum des ungeborenen Kindes vorbereitet, ausgeschüttet. Der gesamte Hormonhaushalt der werdenden Mutter muss sich demnach im 1. Trimester der Schwangerschaft neu regulieren. Darüber hinaus unterliegt auch der Stoffwechsel enormen Veränderungen, die mit ausgeprägten Beschwerden einhergehen können.

Zu den typischen Beschwerden im 1. Trimester der Schwangerschaft zählen vor allem die berüchtigte Schwangerschaftsübelkeit, häufiges Erbrechen, ausgeprägte Müdigkeit und Kreislaufbeschwerden. Bei vielen Frauen kann der Blutdruck während des 1. Trimesters der Schwangerschaft derart stark absinken, dass es zu Schwindel und Ohnmachtsanfällen kommt. Aus diesem Grund sollten werdende Mütter gerade im ersten Schwangerschaftsdrittel auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten.

Weitere typische Beschwerden im 1. Trimester der Schwangerschaft sind Kopf- und leichte Rückenschmerzen. Darüber hinaus lässt sich bei den werdenden Müttern schon in der Frühschwangerschaft eine deutliche Beschleunigung des Wachstums von Nägeln und Haaren beobachten. Auf Grund der Steigerung der Durchblutung, gehört auch Zahnfleischbluten zu den häufigsten Beschwerden im 1. Trimester der Schwangerschaft.

Der Körper der werdenden Mutter bereitet sich schon zu Beginn der Schwangerschaft darauf, vor dem raschen Kindswachstum gerecht zu werden. Aus diesem Grund werden verschiedene Hormone, die eine Lockerung der Bänder und Muskulatur induzieren, vermehrt synthetisiert und ausgeschüttet. Als Nebenwirkung dieser Schwangerschaftshormone kann es zum Auftreten weiterer typischer Beschwerden kommen. Viele Frauen verspüren die Lockerung der Bänder in Form von ziehenden oder stechenden Schmerzen im rechten und/oder linken Unterleib. Da sich die Gebärmutter während der Schwangerschaft häufig leicht zur rechten Seite neigt, werden die Beschwerden häufig im rechten Unterleib etwas stärker wahrgenommen.

Darüber hinaus gehört hormonell bedingter Haarausfall zu den häufigsten Beschwerden, die im 1. Trimester der Schwangerschaft auftreten. Unter einer ausgewogenen Ernährung und umsichtiger Haarpflege lässt der Haarausfall jedoch typischerweise bereits nach wenigen Wochen wieder nach.

Obwohl viele Frauen davon ausgehen, dass ein vermehrter Harndrang eher zu den Beschwerden der Spätschwangerschaft zählt, kann der Druck der wachsenden Gebärmutter bereits im 1. Trimester zu Beeinträchtigungen der Blasenfunktion führen. Da auch die Genitalorgane der werdenden Mutter bereits im 1. Trimester der Schwangerschaft deutlich stärker durchblutet werden, kommt es in der Regel zu vermehrter Sekretbildung und vaginalem Ausfluss.

Des Weiteren leiden die meisten der werdenden Mütter im 1. Trimester der Schwangerschaft unter starken Stimmungsschwankungen. Einige Frauen pendeln während dieses Schwangerschaftsdrittels permanent zwischen euphorischen und depressiven Phasen. Diese Beschwerden lassen sich jedoch auf den raschen Anstieg der Schwangerschaftshormone zurückführen und bilden sich in der Regel innerhalb des 2. Schwangerschaftsdrittels vollständig zurück. Auch die für eine Schwangerschaft typische Übelkeit hält bei den meisten Frauen glücklicherweise nur bis zum Ende des 1. Trimesters an.

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Screeninguntesuchungen im ersten Trimester

Es gibt diverse Untersuchungen im ersten Trisemester, die vor allem zur Erkennung von Fehlbildungen bei heranwachsenden Kind dienen. Besonders bekannt sind der Pränataltest, ein spezieller Bluttest und die Nackentransparenzmessung.

Blutuntersuchung

Das Screening im 1. Trimester der Schwangerschaft dient vor allem der Überwachung der kindlichen Entwicklung. Darüber hinaus können, auf Wunsch, verschiedene Untersuchungen zur Erkennung von erblichen Erkrankungen (vor allem sogenannten Chromosomenanomalien), beispielsweise dem Down-Syndrom, mit einem Pränataltest durchgeführt werden. Das Screening im 1. Trimester der Schwangerschaft kann zwischen der 12. und 14. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden. In der Regel können beim Screening im 1. Trimester der Schwangerschaft verschiedene Blutwerte im Hinblick auf eine mögliche Chromosomenanomalie überprüft werden.
Vor allem das schwangerschaftsspezifische Eiweiß, das schwangerschaftsassoziierte Plasma Protein A (kurz: PAPP-A) und die freie beta-Untereinheit des HCG spielen dabei eine entscheidende Rolle. Während das PAPP-A bei Vorliegen des Down-Syndroms typischerweise deutlich erniedrigt ist, zeigt sich bei Müttern betroffener Kindern eine signifikante Erhöhung des freien beta-HCGs.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Pränataltest

Nackenfaltenmessung

Neben den spezifischen Blutuntersuchungen kann beim Screening im 1. Trimester der Schwangerschaft zudem die sogenannte Nackenfaltenmessung (Nackentransparenzmessung) durchgeführt werden. Unter dem Begriff „Nackentransparenz“ versteht man einen etwas dunkleren Bereich, der Flüssigkeit entspricht, im Nackenbereich des Kindes. Im Allgemeinen kann davon ausgegangen werden, dass die Nackenfalte etwas vollkommen normales ist und bei den meisten Kindern im 1. Trimester der Schwangerschaft nachgewiesen werden kann.
Eine besonders große Nackentransparenz geht jedoch mit einem erhöhten Risiko für das Vorliegen einer chromosomalen Anomalie, beispielsweise dem Down-Syndrom (Trisomie 21), hin. Dennoch sollte bei dieser Untersuchung im Screening des 1. Schwangerschaftsdrittels beachtet werden, dass bei den meisten Kindern mit vergrößerter Nackenfalte dennoch keine Chromosomenveränderung vorliegt.
Aus diesem Grund gilt die Nackenfaltenmessung als Screening im 1. Trimester der Schwangerschaft als durchaus umstritten. Sie kann lediglich ein erster Hinweis auf eine kindliche Entwicklungsstörung sein und wirkt auf die werdenden Mütter eher verunsichernd als hilfreich.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Nackenfaltenmessung

Zusammenfassung

Die Schwangerschaft des Menschen wird medizinisch in drei ungefähr gleich große Abschnitte gegliedert. Die Einteilung der Schwangerschaft in ein erstes, ein zweites und ein drittes Trimester dient vor allem der Abtrennung verschiedener Entwicklungsstufen des ungeborenen Kindes.

Das 1. Trimester der Schwangerschaft beginnt noch vor der eigentlichen Befruchtung einer Eizelle, mit dem ersten Tag der letzten Regelblutung. Anhand dieses Stichtages kann schon zu Beginn der Schwangerschaft der mögliche Geburtstermin näherungsweise berechnet werden. Bei der werdenden Mutter kann es vor allem im 1. Trimester der Schwangerschaft zu starken Beschwerden kommen. Grund dafür ist vor allem der rasche Anstieg des Schwangerschaftshormons beta-hCG. Zu den typischen Beschwerden dieses Abschnitts der Schwangerschaft zählen eine ausgeprägte Müdigkeit, Übelkeit, häufiges Erbrechen, Kopfschmerzen und Stimmungsschwankungen. Entgegen der landläufigen Annahme kommt es im Zuge der frühen Schwangerschaft nicht bloß in den Morgenstunden zu starker Übelkeit und Erbrechen. Betroffene Frauen leiden zumeist während des ganzen Tages unter mehr oder weniger ausgeprägten Beschwerden. Die meisten der typischen Beschwerden des ersten Abschnitts der Schwangerschaft verschwinden glücklicherweise bis zum Ende des 1. Trimesters vollständig.

Die kindliche Entwicklung im 1. Trimester der Schwangerschaft umfasst eine Vielzahl von Schritten. Während der ersten Wochen vor dem eigentlichen Beginn der Schwangerschaft beginnt die Eizelle zu reifen. Ungefähr zwischen dem 12. und 14. Tag des Menstruationszyklus kommt es zum Eisprung. Die Eizelle kann ab diesem Moment über einen Zeitraum von ungefähr 12 Stunden befruchtet werden. Nach erfolgreicher Befruchtung beginnen bereits im Eileiter die ersten Teilungszyklen. Wenige Tage später kann sie die befruchtete Eizelle in der Gebärmutter einnisten.

Innerhalb des 1. Trimesters der Schwangerschaft werden nahezu alle Organsysteme des Kindes angelegt. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass sich die werdende Mutter ausgewogen und gesund ernährt. Vor allem auf die ausreichende Zufuhr von Folsäure und Vitaminen sollte im 1. Trimester der Schwangerschaft unbedingt geachtet werden. Das 1. Trimester der Schwangerschaft endet mit dem Beginn der 13. Schwangerschaftswoche. Zu diesem Zeitpunkt sinkt das Risiko einer Fehlgeburt auf einen Wert von ungefähr 1-2 Prozent.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 31.03.2016 - Letzte Änderung: 22.10.2021