Das zweite Trimester

Synonym

2. Trimenon, 2. Schwangerschaftsdrittel

Definition

Unter dem Begriff „2. Trimester“ versteht man den zweiten Abschnitt der Schwangerschaft. Das 2. Trimester beginnt mit der 13. Schwangerschaftswoche und endet mit dem Beginn der 28. Schwangerschaftswoche.

Verlauf des 2. Trimester

Die Schwangerschaft des Menschen wird medizinisch in drei ungefähr gleich große Abschnitte, sogenannte Schwangerschaftsdrittel (Trimester), gegliedert. Jedes dieser Schwangerschaftsdrittel zeichnet sich dabei durch ein anderes Entwicklungsstadium des ungeborenen Kindes aus. Darüber hinaus können auch bei der werdenden Mutter innerhalb der verschiedenen Trimester unterschiedliche Beschwerden auftreten. Während das erste Trimester bereits vor dem Einsetzen der eigentlichen Schwangerschaft am ersten Tag der letzten Regelblutung beginnt, spricht man ab der 13. Schwangerschaftswoche vom 2. Trimester.

Bereits zu Beginn des 2. Trimesters der Schwangerschaft hat sich der Körper der werdenden Mutter in der Regel an die hormonellen Veränderungen gewöhnt. Der Organismus ist zu diesem Zeitpunkt bereits bestens auf die Entwicklung des ungeborenen Kindes eingestellt. Aus diesem Grund lässt sich bei den meisten Frauen beobachten, dass die anfänglichen Schwangerschaftsbeschwerden deutlich nachlassen oder sogar vollständig verschwinden. Viele Frauen stimmen aus diesem Grund darin überein, dass das 2. Trimester das angenehmste Drittel der Schwangerschaft darstellt.

Auf kindlicher Seite beginnt mit der 13. Schwangerschaftswoche die Zeit des schnellen Wachstums. Sowohl die Körpergröße, als auch das Gewicht des ungeborenen Kindes nehmen in diesem Trimester wöchentlich deutlich zu. Aus diesem Grund bemerken die meisten der werdenden Mütter spätestens innerhalb des 4. bis 6. Schwangerschaftsmonats ein deutliches Wachstum des Babybauchs. Wie schnell der Bauch während der Schwangerschaft tatsächlich wächst ist jedoch von Frau zu Frau sehr unterschiedlich.

Veränderungen und Beschwerden im zweiten Schwangerschaftsdrittel

Spätestens gegen Ende des 2. Trimester der Schwangerschaft wird auch für Außenstehende erkennbar, dass im Bauch der werdenden Mutter neues Leben heranwächst. Der Körper der werdenden Mutter ist zu diesem Zeitpunkt gut an die Schwangerschaft angepasst.

Mit dem Beginn des 2. Trimesters der Schwangerschaft ist die Plazenta derart ausgereift, dass sie die schwangerschaftserhaltenden Hormone selbstständig bilden kann. Auch die Konzentration des Schwangerschaftshormons beta-hCG nimmt innerhalb des 2. Trimesters deutlich ab. Aus diesem Grund lässt sich bei den meisten der werdenden Mütter beobachten, dass die anfänglichen Beschwerden deutlich nachlassen. Bei den meisten Frauen verschwinden die typischen Beschwerden der Frühschwangerschaft bis zum Ende der 12. Schwangerschaftswoche sogar vollständig. Vor allem das Ende der gefürchteten morgendlichen Übelkeit erleichtert den betroffenen Frauen die weitere Schwangerschaft enorm.

Die Versorgung des ungeborenen Kindes erfolgt ab dem 2. Trimester vollständig über die Plazenta. Aus diesem Grund kann es bei der werdenden Mutter zur Entstehung andersartiger Beschwerden kommen. Durch die schwangerschaftsbedingte Erhöhung des Blutvolumens ist eine erhöhte Herzfrequenz um ungefähr fünf bis zehn Schläge pro Minute zu sehen. Für die werdende Mutter kann dieser beschleunigte Herzschlag zu Beginn des 2. Trimesters etwas befremdlich und besorgniserregend sein. Tatsächlich handelt es sich dabei jedoch nur um subjektive Beschwerden, die keinerlei Krankheitswert haben.

Das vermehrte Wachstum der Brustdrüsen kann bei einigen Frauen auch im 2. Trimester der Schwangerschaft zu Beschwerden führen. Ungefähr ab der 16. oder 17. Schwangerschaftswoche beginnen die Brustdrüsen damit, die sogenannte „Vormilch“ zu produzieren. Diese kann unter Umständen bereits im 2. Trimesters ungewollt aus der Brust austreten. Auf Grund des Brustdrüsenwachstums gehört auch ein leichtes Ziehen in den Brüsten zu den typischen Beschwerden des 2. Schwangerschaftsdrittels.

Durch das stetige Wachstum des Kindes werden die Bauchorgane zunehmend in Richtung Brustkorb verdrängt. Vor allem Darm und Magen werden im Zuge dessen häufig komprimiert. Aus diesem Grund gehören Verdauungsprobleme zu den typischen Beschwerden des 2. Trimesters der Schwangerschaft.

Da das Gewicht des ungeborenen Kindes zunehmend auf die Blase drückt, gehört häufiger Harndrang ebenfalls zu den typischen Beschwerden im 2. Trimester der Schwangerschaft. Bei einigen Schwangeren kann es sogar beim Husten oder Niesen zu unfreiwilligem Urinabgang kommen. Betroffene Frauen können diese Beschwerden häufig durch regelmäßiges Training der Beckenbodenmuskulatur lindern.

Darüber hinaus gehört die Entstehung von Venenproblemen und Krampfadern zu den häufigsten Beschwerden im 2. Trimester der Schwangerschaft. Diese Beschwerden betreffen vor allem Frauen, die trotz bestehender Schwangerschaft häufig stehen. Auf Grund des steigenden Magnesiumbedarfs kann es zudem zu Sensibilitätsstörungen (beispielsweise Stechen oder Brennen) und Muskelkrämpfen in den Beinen kommen.

Da das ungeborene Kind während des 2. Schwangerschaftsdrittels stetig an Größe und Gewicht zunimmt, kann das Bindegewebe und die Oberhaut der werdenden Mutter in Mitleidenschaft gezogen werden. Viele Frauen entwickeln deshalb innerhalb des 2. Trimesters der Schwangerschaft rötliche oder bräunliche Dehnungsstreifen (Schwangerschaftsstreifen).

Entwicklung des Kindes im 2. Trimester

Mit dem Beginn des 2. Trimesters der Schwangerschaft sind bereits alle Organe des ungeborenen Kindes angelegt. Innerhalb dieses Schwangerschaftsdrittels nehmen sie jedoch an Größe zu und reifen weiter aus. Darüber hinaus beginnen sowohl der Magen-Darm-Trakt, als auch die Nieren im 2. Trimester der Schwangerschaft zu arbeiten.
Während der Kopf im 1. Abschnitt der Schwangerschaft im Verhältnis zu Extremitäten, Brustkorb und Bauchraum unproportional groß war, passen sich dessen Proportionen im Verlauf der nächsten Wochen an. Darüber hinaus beginnt das Kind im 2. Trimester damit Fruchtwasser zu trinken und als Urin abzugeben. Da die Lungen noch nicht voll ausgebildet und die Lungenbläschen noch nicht entfaltet sind, wird das ungeborene Kind weiterhin über die Plazenta mit Sauerstoff versorgt.

Bereits zu Beginn des 2. Trimesters der Schwangerschaft beginnen die äußeren Geschlechtsorgane damit sich zu differenzieren. Mit besonders hochauslösenden Ultraschallgeräten kann das Geschlecht des Kindes ab der 14. Schwangerschaftswoche bestimmt werden. Die meisten Frauenärzte warten bis zur Bekanntgabe des Geschlechtes jedoch bis zur 16. beziehungsweise 18. Schwangerschaftswoche.

Auch die Knochen des Kindes werden durch die Einlagerung von Kalzium verdichtet und gehärtet. Darüber hinaus beginnen die Sinnesorgane damit ihre Arbeit aufzunehmen. Das ungeborene Kind kann schon innerhalb der ersten Wochen des 2. Trimesters den Herzschlag der Mutter hören.

Ungefähr ab der 18. Schwangerschaftswoche können auch Geräusche von Außen (beispielsweise die Stimmte der Mutter) wahrgenommen werden. Zudem kann davon ausgegangen werden, dass das ungeborene Kind im 2. Trimester der Schwangerschaft den Unterschied zwischen hell und dunkel erkennen kann. Am Ende des 2. Schwangerschaftsdrittels fangen die Haare des Kindes an zu wachsen.

Screening im zweiten Schwangerschaftsdrittel

Das Screening im 2. Trimester der Schwangerschaft umfasst in der Regel die Feindiagnostik des Wachstums und der fetalen Organe. Üblicherweise sollte das Screening im 2. Trimester zwischen der 19. und 22. Schwangerschaftswoche erfolgen.
Bei entsprechenden Auffälligkeiten im Ultraschall sollte jedoch über die Durchführung einer feindiagnostischen Organuntersuchung nachgedacht werden.

Im Zuge des Screenings im 2. Trimester der Schwangerschaft wird das Wachstum des ungeborenen Kindes kontrolliert. Bei dieser Kontrolle spielen vor allem die Länge des Kindes vom Scheitel bis zur Sohle (sogenannte Scheitel-Sohlen-Länge; SSL), der Kopfumfang und der Brustkorbdurchmesser eine entscheidende Rolle. Darüber hinaus sollten beim Screening im 2. Trimester der Schwangerschaft sowohl die Fruchtwassermenge, als auch die Lage und Struktur der Plazenta beurteilt werden. Zur bildlichen Darstellung der kindlichlichen Entwicklung nutzt der Frauenarzt das Ultraschallgerät.

Auffälligkeiten bezüglich der Fruchtwassermenge können unter Umständen auf Fehlbildungen im Bereich des Magen-Darm-Traktes hinweisen. Die Beurteilung der Lage der Plazenta ist unter anderem wichtig, um mögliche Komplikationen bei der Geburt auszuschließen. Vor allem eine Plazenta, die im Bereich des inneren Muttermundes liegt, könnte eine spontane Geburt problematisch werden lassen.

Darüber hinaus umfasst das Screening im 2. Trimester der Schwangerschaft die Ultraschalluntersuchung der kindlichen Organe und des Herzens. Bei dieser Untersuchung wird vor allem Überprüft, ob sich die vier Kammern des Herzens darstellen lassen und ob es Auffälligkeiten im Bereich der inneren Hirnwasserräume (Ventrikel) gibt.

Des Weiteren überprüft der Frauenarzt beim Screening im 2. Trimester der Schwangerschaft, ob der Magen im Oberbauch des ungeborenen Kindes angelegt ist. Auch die Versorgung des Kindes über Plazenta und Nabelschnur sollte während des Zweittrimesterscreenings überprüft werden. Zu diesem Zwecke wird eine sogenannte dopplersonographische Untersuchung von Plazenta und Nabelschnur durchgeführt. Zusätzlich kann die Durchblutungsmessung der mütterlichen Gefäße (vor allem der Gebärmutterarterien) sinnvoll sein.

Lesen Sie mehr zum Thema: Ultraschall in der Schwangerschaft

Das Screening im 2. Trimester der Schwangerschaft kann nicht von jedem Frauenarzt durchgeführt werden. Voraussetzung für die Durchführung der Feindiagnostik der kindlichen Organe ist ein besonders hochauflösendes Ultraschallgerät. Bei Auffälligkeiten während dieses Screenings sollte die werdende Mutter zur weiteren Abklärung an einen Spezialisten überwiesen werden.

 

Zusammenfassung

Das 2. Trimester der Schwangerschaft beginnt mit der 13. und endet mit der 28. Schwangerschaftswoche. Dieser Abschnitt der Schwangerschaft zeichnet sich vor allem durch eine schnelle Wachstumsphase des ungeborenen Kindes aus. Darüber hinaus wird die bestehende Schwangerschaft bei den meisten Frauen im 2. Trimester auch für Außenstehende deutlich sichtbar.

Da sich der Körper der werdenden Mutter in der Regel bis zum Beginn der 13. Schwangerschaftswoche auf die Bedürfnisse des heranwachsenden Kindes eingestellt hat, lassen die typischen Beschwerden der Frühschwangerschaft zumeist im 2. Trimester deutlich nach. Bei vielen Frauen verschwinden die Symptome bis zum Beginn des 2. Schwangerschaftsdrittels sogar vollständig. Vor allem die gefürchtete Übelkeit und das regelmäßige Erbrechen gehören mit dem Beginn des 2. Trimesters der Schwangerschaft häufig der Vergangenheit an. Auch die, für das erste Schwangerschaftsdrittel typischen Stimmungsschwankungen flachen in diesem Abschnitt der Schwangerschaft zumeist ab.

Aus diesem Grund empfinden die meisten der werdenden Mütter das 2. Trimester der Schwangerschaft als besonders angenehm. Dennoch kann es durch das schnelle Wachstum des ungeborenen Kindes zur Entstehung von anderen Beschwerden kommen. Gerade gegen Ende des 2. Trimesters der Schwangerschaft treten bei vielen Frauen starke Schmerzen in der Lendenwirbelsäule auf. Grund dafür ist jedoch nicht bloß die Größen- und Gewichtszunahme des ungeborenen Kindes. Zusätzlich stimuliert der Anstieg des Schwangerschaftshormons Progesteron die Lockerung der Bänder und Muskeln. Aus diesem Grund kann die Wirbelsäule der werdenden Mutter dem steigenden Kindsgewicht weniger gut standhalten.

Weitere Informationen zum Thema "Das zweite Trimester"

Weitere allgemeine Informationen können für Sie auch interessant sein:

Eine Übersicht über bereits veröffentlichte Themen der Gynäkologie finden Sie unter: Gynäkologie A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 01.04.2016 - Letzte Änderung: 22.10.2021