Schädelbruch

Einleitung

Ein Schädelbruch ist eine Verletzung des knöchernen Schädels, bei dem an verschiedenen Stellen der Knochen brechen kann. Je nach betroffener Stelle kann es sich dabei um eine einfache gebrochene Nase oder aber einen Schädelbasisbruch handeln. Oftmals ist ein Schädelbruch eine schwere Verletzung, die schnellen Handlungsbedarf erfordert.

Damit man eine bessere Vorstellung des Schädelbruchs hat, sollte zuerst der Schädelaufbau aufgeklärt werden. Der menschliche Schädel besteht aus zwei Anteilen: dem Gesichtsschädel mit Nasenbein, Jochbein, Ober- und Unterkiefer sowie einigen kleineren Knochen, und dem Gehirnschädel, der sich in Kalotte (Schädeldach) und Schädelbasis unterteilen lässt.

Je nach Lokalisation kann man einen Schädelbruch nach Gesichtsschädelbruch, Schädelbasisbruch und Kalottenbruch einteilen. Abhängig davon kann man von unterschiedlich stark ausgeprägten Schäden nach der Verletzung ausgehen. Ursächlich für einen Schädelbruch sind in den meisten Fällen Gewalteinwirkungen von außen im Sinne von Sport- oder Verkehrsunfällen.

Problematisch ist der Schädelbruch vor allem deshalb, weil direkt unter dem Knochen des Schädels wichtige Strukturen wie Gehirn, Augen, wichtige Nerven und eine Vielzahl an Blutgefäßen liegen, die schnell in Mitleidenschaft gezogen werden können, was zu langanhaltenden Schäden führt. Oft sind Brüche, wie der Schädelbasisbruch, ein akuter Notfall. Bei Beteiligung von Hirnstrukturen spricht man vom Schädel-Hirn-Trauma (SHT).

Symptome

Ein Schädelbruch verursacht eine Reihe von allgemeinen Symptomen, wie sie bei jeder schwereren Verletzung auftreten. Daneben kann man einige Phänomene beim Schädelbruch beobachten, die durch die Beteiligung des Gehirns zustande kommen.

Zunächst kann man von außen sichtbare Veränderungen am Kopf erkennen. Ein Schädelbruch geht immer mit einer starken Prellung der Kopf- oder Gesichtshaut einher, die einreißen kann und so relativ starke Blutungen verursacht. Daneben schwillt die betroffene Stelle unter der Haut an, es bildet sich ein Bluterguss. Gerade im Gesicht kann eine Schwellung mit Hämatom das einzige, sichtbare Zeichen für einen Schädelbruch sein. Daneben verursacht ein Schädelbruch direkt nach Gewalteinwirkung starke Schmerzen, die sowohl vom Bruch des Knochens als auch von der Prellung der darunter liegenden Strukturen herrühren. Oft noch Tage nach dem Schädelbruch und der Behandlung sind starke Kopfschmerzen keine Seltenheit.

Vor allem der Schädelbasisbruch kann sich durch ein weiteres von außen sichtbares Symptom, dem Ausfluss von Blut und Hirnwasser (Liquor) aus Mund, Nase oder Ohren, bemerkbar machen. Dies ist ein sehr alarmierendes Symptom, da dann zum einen Gefäße gerissen sind und zum anderen der Raum, der um das Gehirn liegt und mit Hirnwasser gefüllt ist, Kontakt nach außen bekommt. Dies stellt ein hohes Infektionsrisiko dar.

Ein klassisches Zeichen für einen Schädelbruch an der Basis oder im Gesicht ist das sogenannte Monokelhämatom, ein Bluterguss hinter und um das Auge herum.

Bei einem Schädelbruch im Bereich der Kalotte unter Beteiligung des Gehirns oder von Nerven kommen neurologische Symptome hinzu. So klagen die Patienten über Übelkeit, Verwirrtheit und sind desorientiert. Viele der Patienten leiden nach einem Schädelbruch unter starkem Schwindel. Teilweise erscheinen die Betroffenen emotional verändert, z.B. aggressiv. Auch kann das Bewusstsein bis zur Bewusstlosigkeit eingeschränkt sein.

In manchen Fällen verursacht ein Schädelbruch auch isolierte Schädigungen einzelner Nerven. So kann es zu Sehstörungen bei Beteiligung des Sehnervs oder zu Lähmungen im Gesicht kommen, wenn der Gesichtsnerv beschädigt ist.

Ursachen

Die möglichen Ursachen für einen Schädelbruch sind vielfältig, jedoch steht am Anfang immer eine Gewalteinwirkung von außen, die die Widerstandskraft des Knochen übertrifft. Diese Kraft kann auf einen ruhenden Kopf einwirken oder der Kopf bewegt sich auf ein festes Objekt zu und kollidiert mit diesem.

Nicht selten sieht man einen Schädelbruch nach Unfällen im Straßenverkehr. Bei einem Frontalzusammenstoß mit dem Auto beispielsweise treten so hohe Kräfte auf, dass der Kopf frontal auf das Lenkrad oder Armaturenbrett prallt und infolgedessen der Schädel bricht.

Ebenso ist dies natürlich auf dem Fahrrad möglich, bei dem der Fahrer nach einem Unfall auf dem Boden oder einem anderen Objekt unkontrolliert aufschlägt.

Kommt der Kopf zuerst auf, ist ein Schädelbruch bei hohen Geschwindigkeiten nicht unwahrscheinlich. Ein Schädelbruch kommt im Straßenverkehr durch schützende Maßnahmen wie Airbags oder Helme zunehmend seltener vor.

Neben dem Verkehr sind die Hauptursachen für einen Schädelbruch Unfälle im privaten Bereich oder bei der Arbeit. Ein Sturz von der Leiter oder vom Baugerüst kann im ungünstigsten Fall schon bei relativ geringer Höhe einen Schädelbruch nach sich ziehen. Ebenso haben viele Sportarten, bei denen hohe Geschwindigkeiten auftreten, ein erhöhtes Gefahrenpotential.

Diagnose

Am Anfang jeder Diagnose steht, falls möglich, die Erfragung des Unfallhergangs und die Betrachtung der Verletzung von außen. Dabei ist zum Beispiel schon ein offener Schädelbruch oder eine Verschiebung der Knochen zu erkennen. Die Diagnose Schädelbruch wird im Anschluss relativ schnell mit Bild vom Kopf gebenden Verfahren gestellt.

Das Röntgen kann einen Knochenbruch darstellen. Das Problem hierbei ist jedoch, dass sich im Kopfbereich eine unübersichtlich Anzahl von knöchernen Strukturen gegenseitig überlagern und die genaue Lokalisation des Bruchs erschwert ist. Daher ist heute bei Verdacht auf einen Schädelbruch eine Untersuchung des Kopfes mittels Computer-Tomographie (CT), das ebenfalls Röntgenstrahlen verwendet, das erste Mittel der Wahl. Dieses stellt Knochen sehr gut dar und ermöglicht eine sehr genaue Beschreibung des Schadens.
Neben dem CT spielt die Magnetresonanz-Tomografie (MRT vom Kopf) eine wichtige Rolle. Es kommt nicht routinemäßig zum Einsatz, aber bei Verdacht auf beschädigte Weichteile. Mit dem MRT kann man im Gegensatz zum CT sehr gut die Hirngewebe, Nerven, Muskeln und auch Gefäße untersuchen und beurteilen. Ebenso stellt das MRT vom Kopf Hirnblutungen, die als Folge des Unfalls auftreten können, sehr gut dar.

Um sicher zu sein, ob aus Nase oder Ohren austretende Flüssigkeit Liquor ist, kann man laborchemische Tests durchführen und die Flüssigkeit eindeutig identifizieren. Dann ist in einigen Fällen eine UV-Endoskopie erforderlich, um die leckende Stelle zu finden. Neben der mit technischen Hilfsmitteln durchführbaren
Diagnostik sollte bei einem Schädelbruch auch immer ein grober neurologischer Status erhoben werden. Zur Prüfung von Nerven- und Hirnfunktion gehören eine Bewusstseinsprüfung sowie die Testung der Motorik und Sensibilität. Auch das Seh- und Hörvermögen sollte kurz gecheckt werden.

Therapie

Die Therapie beim Schädelbruch hängt stark von der Art der Verletzung und der betroffenen Stelle ab. Ein Bruch des Nasenbeins beispielsweise kann in vielen Fällen konservativ unter Beobachtung behandelt werden, ohne dass eine Operation nötig ist. Ebenso stellt ein Schädelbruch der Kalotte nicht unbedingt eine Operationsindikation dar, wenn der Bruch nicht zu groß ist und keine weiteren Strukturen beschädigt sind.

Trotzdem macht ein Schädelbruch in den meisten Fällen eine operative Korrektur nötig, besonders dann, wenn Hirnstrukturen mit betroffen oder die Frakturteile verschoben oder eingedrückt sind. Ein Neurochirurg kann in solchen Fällen die Knochenstücke mit Drähten oder Schrauben fixieren, sodass der Schädelbruch gut ausheilt. Im Gesichtsbereich ist eine Operation in den meisten Fällen notwendig, vor allem dann, wenn die Augen mit beteiligt oder Nerven in ihrer Funktion eingeschränkt sind. Absolute OP-Indikation stellt ein Schädelbasisbruch mit Gehirnbeteiligung dar. Zerrissene Gefäße müssen genäht werden und ein eventuelles Leck zum Liquorraum sollte verschlossen werden. Wenn ein Schädelbruch oder SHT zusammen mit Blutungen nach innen einhergehen, müssen diese Blutergüsse im Schädel ausgeräumt und das Gehirn so entlastet werden.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Therapie des Schädelbasisbruchs

Meist werden beim Schädelbruch an der Basis auch Antibiotika prophylaktisch gegeben, um das Risiko einer Infektion von Knochen, Hirn oder Hirnhäuten zu reduzieren. Neben der ursächlichen Therapie kommt eine Schmerztherapie zum Einsatz. Nach der Versorgung des Schädelbruchs, wenn bleibende Schäden am Gehirn entstanden sind, kann in einigen Fällen eine anschließende Rehabilitation nötig sein, um eventuell verloren gegangene Fähigkeiten neu zu erlernen.

Komplikationen

Bei einem Schädelbruch sind einige, teils schwerwiegende Komplikationen möglich. Die häufigste ist eine Hirnblutung, die sich im Schädel ausbreitet, das Gehirn verdrängt und beschädigt. Ebenso kann unter Umständen das Gehirn so weit anschwellen, dass es an Engstellen im Schädel einklemmt und so Schaden nimmt. Daneben besteht bei einer Verletzung immer das Risiko einer Infektion, die sich im Kopfbereich teils stark bemerkbar machen kann.

Prognose

Ein einfacher Schädelbruch ohne Hirnbeteiligung zeigt in der Regel einen guten Verlauf und heilt nach einiger Zeit problemlos aus. Sogar eine leichte Beteiligung des Gehirns in Form einer Hirnprellung hinterlässt sehr selten bleibende Schäden, auch wenn die vollständige Genesung hier natürlich länger dauert.

In schweren Fällen jedoch kann ein Schädelbruch dauerhafte Einschränkungen mit sich bringen. Vor allem dann, wenn Hirngewebe zerstört wurde, bzw. untergegangen ist, wie es bei einer Hirnblutung oder einem Hirnödem der Fall ist. Dann besteht das Risiko einer geistigen oder körperlichen Behinderung, wobei das Ausmaß äußerst positiv mit einem frühen Rehabeginn beeinflusst werden kann. Im schlimmsten Fall jedoch kann man an einem schweren Schädelbruch versterben.

Prophylaxe

Ein Schädelbruch ist insgesamt gesehen meist eine schwere, aber durchaus seltene Verletzung. Da ein Schädelbruch die Folge eines Unfalls ist, stellt sich die Prophylaxe eher schwierig dar. Daher ist die beste Vorsorge gegen einen Schädelbruch, den Kopf vor den Auswirkungen einer Gewalteinwirkung von außen so gut wie möglich zu schützen. Im Straßenverkehr kann die einfache Maßnahme, einen Fahrradhelm zu tragen, Leben retten und vor schweren Verletzungen schützen. Das gleiche gilt für Ski- oder Snowboardfahrer. Allgemein ist geeignete Schutzkleidung und das Tragen eines Helms die beste Maßnahme, um einem Schädelbruch vorzubeugen. Dazu sollte man sich immer überlegen, ob bestimmte Sportarten und Hobbys wie Klettern, Boxen oder Motorradfahren für einen das Richtige sind und so viel Freude bereiten, dass sie das Risiko einer Verletzung überwiegen.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 15.12.2015 - Letzte Änderung: 30.03.2024