Lymphödem der Beine

Definition

Der Begriff „Lymphödem“ beschreibt eine Schwellung des Bindegewebes unterhalb der Haut, die sich auf einen Stau der Lymphflüssigkeit zurückführen lässt.
Die Lymphflüssigkeit transportiert Nähr- und Abfallstoffe aus der Gewebsflüssigkeit in die venösen Gefäße des Körpers.

Zu einem Lymphödem kommt es, wenn mehr Lymphflüssigkeit anfällt, als die Lymphgefäße abtransportieren können.

Die Ursachen für ein Lymphödem der Beine können in drei Gruppen eingeteilt werden:

  • Verstopfung oder Verlegung der Lymphgefäße,
  • Zerstörung der Lymphgefäße,
  • Größenabnahme/ Fehlanlage (Hypoplasie) der Lymphgefäße;

Weshalb Lymphödeme bei Hitze oder während der Schwangerschaft entstehen, lesen Sie im folgenden Artikel: Ödeme im Bein - Das sind die Ursachen

Kann man ein Lymphödem der Beine heilen?

Das Lymphödem der Beine ist nicht heilbar.
Im Stadium 1 kann es durch konsequente Therapiemaßnahmen in das Latenzstadium überführt werden, ein Stadium in dem trotz geschädigter Lymphbahnen noch keine Schwellung auftritt.

Ist die Erkrankung weiter fortgeschritten, ist durch eine gute Therapie Besserung, aber keine Heilung zu erwarten.

Informieren Sie sich hier rund über das Thema: Lymphödem.

Behandlung/Therapie

Das Lymphödem der Beine verläuft in vier Stadien.
Die Stadien reichen von Stadium 0, dem Latenzstadium, bis zu Stadium 3, der Elephantiasis​​​​​​​.
Nur im Stadium 1, die Phase der weichen und noch wegdrückbaren Schwellung, ist durch eine Behandlung ein Zurückführen der Erkrankung in das Latenzstadium möglich.
In den späteren Stadien ist eine Therapie dennoch sinnvoll, um das Fortschreiten der Lymphödeme der Beine zu verlangsamen.

Eine wichtige Therapiemethode ist die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE).
Diese Therapiemethode setzt sich aus vier wichtigen Bestandteilen zusammen: Manuelle Lymphdrainage, Hautpflege, Kompression, Bewegung.
Bei einer akuten Entzündung der Lymphgefäße, bei Herzschwäche oder bei einem malignem Lymphom (Krebs des Lymphgewebes) ist die KPE nicht geeignet.

Die Manuelle Lymphdrainage (MLD), die mit den Händen des Therapeuten durchgeführt wird, wirkt durch eine Kombination aus Kompression (Druck), Bewegung und Atmung.
So werden die Transportfähigkeiten der geschädigten Lymphgefäße verbessert und ein Teil der Schwellung kann abgebaut und über die Lymphgefäße abtransportiert werden.

Eine gute Hautpflege ist notwendig, um Entzündungen und Einreißen der Haut vorzubeugen.

Durch die Kompression soll nach zufriedenstellender Entstauung einer weiteren Entwicklung des Lymphödems vorgebeugt werden.
Patienten werden entweder mit Kompressionsstrümpfen oder mit Beinwickeln versorgt.

Eine Bewegungstherapie unterstützt die Behandlung des Lymphödems der Beine zusätzlich.

Für mehr Informationen über die Lymphdrainage und deren Ablauf lesen Sie unseren Artikel: Lymphdrainage - So läuft sie ab

 

Welche Übungen helfen?

Im Allgemeinen fördert Bewegung den Abtransport der Lymphflüssigkeit aus dem Gewebe und hilft so, das Lymphödem abzubauen.
Wichtig ist, dass während der Bewegungsübungen die Kompressionsstrümpfe getragen werden, denn sie unterstützen den Abtransport der Lymphe zusätzlich.

Gut geeignet sind ruhigere Sportarten: Ruhige Spaziergänge, gemäßigtes Wandern, Nordic Walking, Radfahren und Schwimmen.
Die gleichmäßige Bewegung unterstützt die Muskelpumpe, die den Rückstrom venösen Blutes zum Herzen fördert.
Dadurch wird indirekt auch der Rückstrom der Lymphflüssigkeit in die venösen Gefäße verbessert.

Gut geeignet sind ebenfalls spezielle Gymnastikübungen, die Patienten während einer physiotherapeutischen Behandlung erlernen können, und die von den Patienten auch zuhause konsequent und täglich durchgeführt werden sollten.
Relativ neu ist das Konzept der „Entstauungsgymnastik“.
Hierbei werden zuerst die Lymphknoten durch kreisende, massierende Bewegungen aktiviert und anschließend einfache Bewegungsübungen durchgeführt, während die Kompressionsstrümpfe getragen werden.
Beispielsweise sind dies: Langsames Laufen und bewusstes Abrollen der Füße, auf Zehenspitzen stellen und wieder senken, etc.

Homöopathische Mittel

Homöopathische Empfehlungen beim Lymphödem der Beine sind beispielsweise:

  • Lycopodium clavatum

  • Gingko biloba

  • Fucus vesiculosus

  • Natrium sulfuricum

Kann ein Lymphödem der Beine auch operiert werden?

Der erste Schritt in der Behandlung eines Lymphödems der Beine ist die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie.
Erst wenn diese Methode nicht mehr ausreicht, kann über eine Operation nachgedacht werden.

Die möglichen Operationsmethoden sind wissenschaftlich noch nicht gut untersucht und lassen sich in drei Gruppen einteilen:

1. Wiederherstellung der kaputten Lymphbahnen durch Transplantation körpereigener Lymphgefäße an die betroffenen Stellen,

2. Umleiten der Flüssigkeit über neue Verbindungen zwischen Lymphgefäßen und Venen,

3. Entfernung von betroffenem Gewebe (letzte Option).

Was bewirken Kompressionsstrümpfe?

Kompressionsstrümpfe fördern durch den konstanten Druck auf die Beine den venösen Rückfluss des Blutes in Richtung Herz und somit auch den Rückfluss von Lymphflüssigkeit in die Venen.
Kompressionsstrümpfe beim Lymphödem der Beine sollten erst dann getragen werden, wenn das Lymphödem durch die Manuelle Lymphdrainage schon deutlich zurückgegangen ist, da die Strümpfe selbst keine Verbesserung des Lymphödems bewirken können, wohl aber eine Stabilisierung des Status quo.

Kompressionsstrümpfe beim Lymphödem der Beine dürfen nicht bei einer hochgradigen peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) getragen werden, wenn der Knöcheldruck unter 80mmHg beträgt.

Das sind die Ursachen

Die Ursachen des Lymphödems der Beine werden außerdem in primär und sekundär eingeteilt.

Ein primäres Lymphödem besteht, wenn das Lymphödem der Beine nicht durch andere Erkrankungen erklärt wird, sondern eine eigene Erkrankung darstellt.
Ursache sind hier angeborene Fehlbildungen des lymphatischen Systems.
In den meisten Fällen sind Frauen betroffen und die Erkrankung wird bis zum 17. Lebensjahr festgestellt.
Das primäre Lymphödem beginnt an den Füßen und breitet sich entlang des Beines aus.
In etwa 10% der Fälle liegt dem primären Lymphödem der Beine eine erbliche Erkrankung zu Grunde (z.B. Nonne-Milroy-Syndrom).

Die Mehrzahl der Patienten mit einem Lymphödem der Beine leiden jedoch an einem sog. sekundären Lymphödem, dem eine andere Erkrankung zu Grunde liegt.
Mögliche Gründe sind Tumore, Operationen, Unfälle, Entzündungen der Lymphgefäße, Strahlentherapie und Stauung im venösen System.
Diese Lymphödeme der Beine sind häufig einseitig und breiten sich „von oben nach unten“ aus, da sich die Lymphflüssigkeit zuerst dort staut, wo die Lymphgefäße zerstört oder verlegt worden sind, und sich dann nach unten in Richtung Füße zurückstaut.

Die Ursachen für eine Enstehung von Ödemen im Allgemeinen finden Sie im folgenden Artikel: Ursachen von Ödemen

Begleitende Symptome

Das Hauptsymptom eines Lymphödems der Beine ist die Schwellung durch die angestaute Lymphflüssigkeit.

  • Stadium 0, Latenzstadium: Beine sind noch nicht geschwollen, obwohl die Lymphgefäße schon geschädigt sind.
  • Stadium 1: Es besteht eine leichte, eindrückbare Schwellung, die noch keine Schmerzen verursacht.
    Ein Lymphödem der Beine kann sich auch durch drückende Schuhe oder einschneidende Socken bemerkbar machen, eventuell passen auch die Hosen nicht mehr richtig oder schneiden ein.
    Die Symptome des Lymphödems treten bei warmen Temperaturen stärker auf, Frauen berichten auch häufig, dass die Symptome begleitend zur Menstruation schlimmer sind.
  • Ab Stadium 2: Später, wenn die Schwellung sehr stark ist, leiden betroffene Patienten auch unter Schmerzen der Beine und der Füße.
    Ein begleitendes Symptom beim Lymphödem der Beine sind die sogenannten Kastenzehen, da sich die Zehen durch die Schwellung rechteckig verformen. Typisch ist ebenfalls, dass es beim Lymphödem der Beine nicht oder nur schwer möglich ist, die Hautfalte über den Zehen abzuheben.

Im Verlauf der Erkrankung entwickeln sich weitere begleitende Symptome des Lymphödems: Die Haut spannt und verursacht ein unangenehmes Gefühl, die Patienten klagen über schwere und steife Beine.
Die Hautfarbe verändert sich, die betroffenen Bereiche werden dunkler.
Zusätzlich verändert sich auch die Beschaffenheit der Haut: Sie wird fester und derber.

  • Stadium 3, Endstadium: Die Schwellung ist  komplett verhärtet und das Bein unförmig verändert, was als Elephantiasis bezeichnet wird.

Eine Schwellung der Beine kann u.a. auch eine Thrombose herbeiführen. Lesen Sie mehr darüber und über weitere Ursachen für geschwollene Beine unter:
Geschwollene Beine - Ursachen & Therapie

Wann treten Schmerzen auf?

Zu Beginn der Erkrankung treten beim Lymphödem der Beine normalerweise noch keine Schmerzen auf, die Beine sind in den frühen Stadien (Stadium 0 und Stadium 1) auch nur leicht geschwollen und die Schwellung ist wegdrückbar.
Im Verlauf der Erkrankung nimmt die Schwellung immer weiter zu, ein spannendes Hautgefühl und das Gefühl von sehr schweren Beinen sind die Folge.
Eigentlich ist das Lymphödem der Beine nicht schmerzhaft, allerdings können diese Gefühlsempfindungen als schmerzhaft wahrgenommen werden.

Die drückenden Schmerzen, die ein Lymphödem der Beine verursacht, können durch die Therapie des Lymphödems meist erfolgreich gelindert werden.
Wichtig sind ein früher Behandlungsbeginn und regelmäßige Therapieanwendungen, um einer Verschlechterung der Schmerzen entgegen zu wirken.
Treten bei einem bekannten Lymphödem Schmerzen auf, kann dies ein Hinweis für eine Entzündung des Lymphödems (Erysipel, Wundrose) sein.

Wie wird ein Lymphödem der Beine diagnostiziert?

Eine Schwellung der Beine kann verschiedene Ursachen haben.
Die Diagnose „Lymphödem der Beine“ kann durch ein ärztliches Gespräch (Anamnese) und eine körperliche Untersuchung der Beine gestellt werden.

Beim Lymphödem der Beine sind auch die Zehen angeschwollen und stellen sich durch die Ansammlung der Lymphflüssigkeit im Gewebe als „Kastenzehen“ dar.
Es ist dann nicht mehr möglich, eine Hautfalte über den Zehen abzuheben, was als positives „Stemmer-Zeichen“ bezeichnet wird.

Zusätzlich bilden sich deutliche Querfalten an den Zehen, und die Hautoberfläche der betroffenen Region wird rau.
Durch diese charakteristischen Merkmale ist die Diagnose „Lymphödem der Beine“ leicht zu stellen und eine deutliche Abgrenzung zum venösen Ödem möglich.

Lymphödem der Beine nach einer Operation

Lymphödeme der Beine können nach Operationen auftreten, bei denen Lymphknoten und Lymphgefäße im Bauchraum entfernt werden mussten.
Diese Lymphknoten sind nämlich die Abflussstationen für die Lymphflüssigkeit aus den Beinen.
Sind sie verletzt oder entfernt worden, staut sich die Lymphe in die Beine zurück und ein sekundäres Lymphödem der Beine entsteht.

Meistens geschieht die Entfernung dieser Lymphknoten im Rahmen von Krebsoperationen wie bei Eierstock- oder Gebärmutterhalskrebs.

Was versteht man unter der Wundrose/Lymphangitis?

Die Wundrose (medizinisch Erysipel) ist eine Infektionserkrankung, die sich über das Lymphsystem ausbreitet.
Über kleinste Verletzungen der Haut können die Infektionserreger, meistens Bakterien der Gattung Streptococcus, in den Körper eindringen.
Dort lösen sie eine Entzündung aus und verbreiten sich über die Lymphbahnen.

Betroffene Körperregionen sind schmerzhaft geschwollen, überwärmt und gerötet.
Lymphödeme der Beine begünstigen die Entstehung einer Wundrose.

Behandelt wird mit Antibiotika.
Wird die Wundrose zu spät entdeckt oder nicht behandelt, kann eine Blutvergiftung mit Fieber und Schüttelfrost die Folge sein.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 21.12.2018 - Letzte Änderung: 19.07.2023