Maßnahmen bei einem Schlaganfall

Einleitung

Ein Schlaganfall stellt ein lebensbedrohlichen Notfall dar, das umgehend einer ärztlichen Therapie bedarf. Hierbei kommt es zu einer Unterbrechung der Sauerstoffzufuhr der betroffenen Hirnareale und Nervenzellen sterben ab. Je länger diese Unterbrechung besteht, desto größere Hirnareale sind hiervon betroffen. Somit spielt die Zeit bis zur nötigen Therapieeinleitung eine maßgebliche Rolle in der Behandlung des Schlaganfalls.

Neben dem schnellen Transport in ein spezialisiertes Krankenhaus durch medizinisches Personal, spielt vor allem das frühzeitige Erkennunen eines Schlaganfalls eine entscheidende Rolle. Hierfür gibt es einige Merkhilfen, die jeder Mensch können sollte, um rasch handeln zu können.

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Der FAST-Test für den Schlaganfall

Der „FAST-Test“ bietet Laien selbst die Möglichkeit einzuschätzen, ob ein Schlaganfall vorliegt oder nicht. „FAST“ ist hierbei ein Akronym und ist aus mehreren Begriffen zusammengesetzt.

  • Das „F“ steht für „Face“ bzw. Gesicht. Man fordert die betroffene Person auf zu lächeln. Sofern ein Schlaganfall vorliegt, hängt hierbei einer der Mundwinkel herab, Zeichen einer Halbseitenlähmung.
  • Weiter wird die Person darum gebeten, die Arme („A“) nach vorne zu strecken und die Handinnenflächen nach oben zu drehen. Sinkt ein Arm hierbei ab oder findet eine Drehung der Handinnenfläche nach unten statt, ist dies ein weiteres Zeichen für das Vorliegen eines Schlaganfalls.
  • S“ steht bei diesem Test für die Sprache. Hierbei ist auf ein grundlegendes Sprachunvermögen oder eine verwaschene Sprache zu achten.
  • Das „T“ steht für „Time“ bzw. Zeit und soll die Relevanz der möglichst schnellen Kontaktaufnahme mit dem Notdienst unterstreichen.

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Notruf beim Schlaganfall

Das möglichst schnelle und korrekte Absetzen des Notrufs ist entscheidend für die Prognose eines Schlaganfalls. Hierbei gibt es einige Dinge, die beachtet werden müssen.

Grundsätzlich gilt europaweit die Notrufnummer 112 für das Handy und dem Festnetz. Es sollte unbedingt der Verdacht des Schlaganfalls geäußert werden, sodass ein Notarzt durch den Notdienst geschickt wird.

Weiterhin wird die Leitstelle einige Fragen zu der aktuellen Situation stellen, die alle beantwortet werden müssen. In jedem Fall sollte man warten, bis die Leitstelle das Gespräch beendet. Wichtige Fragen in diesem Kontext sind der exakte Ort und mögliche Komplikationen bei der Anfahrt.

Je genauer die Angaben durch den Anrufenden sind, desto schneller ist der Notdienst vor Ort. 

Was tun bis der Rettungsdienst da ist beim Schlaganfall?

Prinzipiell sollte man darauf achten, das Betroffene nie alleine gelassen werden, sondern stets eine Person bei ihr ist, sie beruhigt und mögliche Verschlechterungen der Lage erkennt. Da es zu Schluckstörungen kommen kann, sollte nach dem Verdacht des Vorliegens eines Schlaganfalls kein Essen oder Trinken mehr gegeben werden und  herausnehmbare Zahnprothesen entfernt werden.

Weiterhihn sollte der Oberkörper etwa 30° nach oben gelagert werden, beispielweise durch ein großes Kissen im Rücken. Kommt es zu Erbrechen oder gar Bewusstseinsverlust sollte die betroffene Person in die stabile Seitenlage gebracht werden, um die Atemwege frei zu halten und ein Verschlucken zu verhindern.

Es sollte stets eine Kontrolle der Atmung und wenn möglich des Pulses stattfinden. Im Falle einer ausbleibenden Atmung oder dem Verlust des Pulses sollten unverzüglich Wiederbelebungsmaßnahmen durchgeführt werden, bis der Notarzt vor Ort ist. 

Wie sollte die Person gelagert beim Schlaganfall werden?

Die korrekte Lagerung eines Schlaganfallpatienten hängt von der akuten Bewusstseinslage ab. Ist die Person noch wach und zeigt keine Anzeichen von Übelkeit oder Erbrechen, sollte der Oberkörper leicht nach oben gelagert werden (circa 30°), beispielweise durch ein Kissen oder einen Sessel.

Findet jedoch eine Eintrübung des Bewusstseins bis hin zu Bewusstlosigkeit statt, sollte die Person in die stabile Seitenlage umgelagert werden.
Bei dieser wird die Person auf eine Schulter gedreht und das Bein der oberen Seite angewinkelt und als Stütze auf den Boden gelegt. Weiter soll die Hand der oberen Körperseite unter den Hinterkopf geschoben werden, sodass der Kopf etwas geneigt ist und eventuell Erbrochenes nach vorne abfließt und nicht verschluckt werden kann. Zudem sollte der Kopf leicht überstreckt werden, um die Sicherung der Atemwege zu gewährleisten.

Wiederbelebungsmaßnahmen beim Schlaganfall

Grundsätzlich gilt, dass Wiederbelebungsmaßnahmen immer dann indiziert sind, wenn keine Atmung und keine Herzaktivität mehr festzustellen sind. Diese beiden Kriterien sind durch das Prüfen der Atmung oder des Pulses festzustellen.

Bei Ersterem wird die betroffene Person auf den Rücken gelegt und man hört in geringer Entfernung zum Mund und Nase, ob eine Atmung vorhanden ist. Ebenfalls ist auf einen leichten Luftzug zu achten, den man bei einer ausreichenden Atmung am Ohr spüren. Zudem sollte auf die Bewegung des Brustkorbs geachtet werden.

Der Puls wird an der Halsschlagader getastet. Diese befindet sich  etwa 2 Fingerbreit unterhalb des seitlichen Kieferrandes. Da das Tasten des Pulses jedoch sehr fehlerbehaftet ist, wird mittlerweile dazu geraten, die Entscheidung über die Einleitung von Wiederbelebungsmaßnahmen maßgeblich von dem Ausbleiben der Atmung abhängig zu machen.

Sofern dies der Fall ist, sollte umgehend eine Reanimation nach dem 30:2-Schema begonnen werden. Das deutet, dass man nach 30 Kompressionen des Brustkorbs 2 Beatmungen vornimmt.

Die Beatmung erfolgt Mund zu Mund, indem die Nase des Patienten zugehalten wird und der Kopf überstreckt ist. Dann 2 mal für eine Sekunde soviel Luft einblasen, dass sich der Brustkorb des Betroffenen sichtbar hebt.
Die Herz-Druck-Massage läuft so ab: im unteren Drittel des Brustbeins mit beiden Händen 120 Mal pro Minute den Brustkorb so kräftig eindrücken, dass er 6cm absinkt und wieder loslassen. Um den Rhythmus zu halten kann z.B. das Lied "Atemlos" im Kopf gesungen werden.

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Was passiert im Krankenhaus beim Schlaganfall?

Sobald der Patient im Krankhaus eingetroffen ist, wird eine Reihe von Untersuchungen und Therapien eingeleitet. Dieses Prozedere ist mittlerweile hoch standardisiert und einige Krankenhäuser haben spezielle Abteilungen für dem Umgang mit Schlaganfällen eingerichtet, sogenannte Stroke-Units.

Nachdem eine gründliche neurologische Untersuchung stattgefunden hat, wird umgehend eine Bildgebung angestrebt, um einen möglichen Schlaganfall darzustellen und zu unterscheiden, ob es sich um einen reinen Gefäßverschluss handelt oder ob eine größere Blutung vorliegt, die sich identisch präsentieren kann. Mittel der Wahl ist hierbei die Computertomographie des Schädels (cCT).

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Sofern eine Blutung ausgeschlossen werden konnte, wird nun umgehend eine sogenannte Thrombolyse begonnen, also die medikamentöse Auflösung des Blutgerinnsels. Eine solche Behandlung ist jedoch nur in den ersten 4,5 Stunden nach Beginn eines Schlaganfalls wirksam.

Alternativ oder ergänzend kann, je nach Lage des Blutgerinnsels, auch eine mechanische Entfernung des Gerinnsels versucht werden, eine sogenannte mechanische Thrombektomie. Hierbei wird durch einen kleinen Draht, der durch die Leiste eingeführt wird, der Thrombus zerstört und herausgeholt. Diese Technik hat sich in den letzten Jahren immer weiter etabliert, ist jedoch nur bei Gerinnseln in größeren Hirngefäßen durchführbar.

Im weiteren Verlauf wird der Patient für einige Zeit engmaschig kontrolliert, um mögliche Komplikationen früh zu erkennen und behandeln zu können. 

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Vorerkrankungen und Medikamentenliste vorbereiten

Beim Eintreffen des Notarztes ist es in jedem Fall sinnvoll eine Auflistung der eingenommenen Medikamente und der Vorerkrankungen des Patienten parat zu haben. Diese dienen zum einen der Abschätzung, wie hoch das Risiko eines Schlaganfalls oder einer Blutung ist, sie sind jedoch vor allem in der Planung der Therapie von entscheidender Bedeutung.

So sind beispielsweise bestimmten Störungen der Blutgerinnung eine klare Kontraindikation für die Gabe von Medikamenten für die Auflösung eines Blutgerinnsels, da hierbei das Blutungsrisiko zu hoch wäre. Zudem dienen Informationen über mögliche Vorerkrankungen der leichteren Interpretation der Bildgebungen und der Risikoabschätzung von Komplikationen. 

Autor: Dr. Gumpert Veröffentlicht: 06.09.2019 - Letzte Änderung: 06.11.2021