Das sind die Folgen eines Schlaganfalls!

Einleitung

Der Schlaganfall stellt einen lebensbedrohliche Zustand dar, der eine umgehende Therapie bedarf. 
So sterben bis zu 20% der Patienten trotz bester Therapie innerhalb von vier Wochen nach dem Auftreten des Schlaganfalls, nahezu 40% innerhalb eines Jahres.

Doch auch wenn ein Schlaganfall überlebt wird, kann dies für viele Betroffene eine entscheidende Beeinträchtigung ihrer Alltagsfähigkeiten zur Folge haben:
Circa die Hälfte der überlebenden Patienten bleibt durch die Folgen des Schlaganfalls dauerhaft auf Pflege angewiesen und gilt als schwerbehindert.
In Deutschland stellt der Schlaganfall die häufigste Einzelursache für eine Pflegebedürftigkeit dar!

Das könnte Sie auch interessieren: Lebenserwartung nach einem Schlaganfall

Das können mögliche Folgen eines Schlaganfalls sein

Je nach dem, welches Hirnareal durch den Schlaganfall betroffen ist, können verschiedene Folgen mit unterschielichem Ausßmaß resultieren.

  • Störungen der Wahrnehmungen:

    • Sehstörung

    • Sensibilitätsstörung

    • Schwerhörigkeit, Tinnitus 

    • Gleichgewichtsstörung

  • Störung der Motorik: 

    • Lähmungen, insbesondere Halbseitenlähmung

    • Zittern

    • Schluckstörungen

    • Koordinationsstörung

  • Einschränkung kognitiver Funktionen:

    • Gedächtnisstörung

    • Sprachstörung

    • Gedankliche Verlangsamung 

Folgen eines Schlaganfalls auf der rechten Seite

Das Symptomspektrum, dass durch einen Schlaganfall auf der rechten Hirnhälfte entsteht, kann sich sehr deutlich von dem eines Schlaganfalls auf der linken Hirnhälfte unterscheiden. Sehr häufig berichten Angehörige, dass es zu einer Persönlichkeitsveränderung der betroffenen Person kommt. Es kommt zu einer sogenannten Affektverflachung, also einer Verflachung von Gefühlen und Emotionen, was die Person als teilnahmslos und desinteressiert erscheinen lässt. Nicht selten kommt es zu einer Veränderung des Interesses für bestimmten Themen und es kann zu einer erhöhten Impulsivität kommen.
Weiterhin können bei einem Schlaganfall auf der rechten Seite die visuell-räumliche Orientierung und Wahrnehmung gestört sein. Die Extremform dieser Schädigung stellt der sogenannte Neglect dar. Bei diesem werden zwar alle Reize wahrgenommen, jedoch wird eine Seite der Außenwelt und des eigenen Körpers vernachlässigt. Betroffene merken dann beispielweise keine Berührung auf der linken Körperseite oder beim Malen eines Bildes wird lediglich die rechte Seite des Bildes gemalt, während die linke Seite unbewusst ignoriert wird. Neben dem Neglect können jedoch noch zahlreiche weitere Formen der Aufmerksamkeitsstörung auftreten. Zudem können die Motorik und Sensibilität auf der linken Körperhälfte massiv beeinträchtigt sein. 

Folgen eines Schlaganfalls auf der linken Seite

Eines der folgeschwersten Symptome eines Schlaganfalls auf der linken Hirnhälfte stellt die Sprachstörung (Aphasie) dar.
Diese kann sich, wie oben beschrieben, in verschiedenen Schweregraden und Formen präsentieren und dramatische Auswirkungen auf die alltäglichen und beruflichen Fähigkeiten haben. Dies geht hierbei meist mit einer Lese- und Schreibunfähigkeit einher.
Zudem können, wie auf der rechten Hirnhälfte, Lähmungen und Sensibilitätsstörungen auf der rechten Körperseite auftreten, was gerade für Rechtshänder deutlich Einschränkungen hervorbringt. Apraxien, also Störungen von Bewegungsabläufen können zudem häufiger bei Schädigung der linken Hirnhälfte beobachtet werden. 

Da die meisten Menschen ihr Sprachzentrum auf der linken Seite haben, kann es bei einem Schlaganfall auf der linken Seite vor allem zu einer Schädigung des Sprachzentrums kommen. Lesen Sie mehr dazu unter: Schlaganfall des Sprachzentrums

Lähmung

Motorische Störungen infolge eines Schlaganfalls treten nicht selten auf und können zu deutlichen Einschränkungen der Alltagsfunktionen führen.
Das Ausprägungsmuster kann hierbei jedoch deutlich variieren und reicht von leichten Koordinationsstörungen bis hin zu ausgeprägten Lähmungen.

Am häufigsten treten sogenannte Hemiparesen auf, also Halbseitenlähmungen, die meist jedoch unvollständig sind. Betroffen sind die Gesichtsmuskulatur, was meist an einem herabhängenden Augenlid oder Mundwinkel zum Ausdruck kommt, aber auch die Beine und Arme. Weitere motorische Funktionen wie das Schlucken oder Sprechen können mitbetroffen sein. Während durch gezielte Physiotherapie und Reha-Maßnahmen nicht selten eine leichte Besserung der Symptome erzielt werden kann, muss trotzdem festgehalten werden, dass die Lähmungen dauerhaft bestehen bleiben und das Ziel einer guten Therapie eines Schlaganfalls sein muss, eine möglichst große Selbständigkeit des Betroffenen zu erreichen. 

Wenn Sie sich für die Heilungschancen bei einer Lähmung interessieren, empfehlen wir Ihnen unsere Seite zu: Heilung nach einem Schlaganfall

Koordinationsstörung

Neben dem Auftreten von Lähmungen, können auch Koordinationsstörungen Folge eines Schlaganfalls sein und die motorische Fähigkeit deutlich beeinflussen.
Hiervon können zum einen einzelne Bewegungen betroffen sein, die in die Fein- und Grobmotorik unterteilt werden. Eine Störung dieser Motorik wird als Ataxie bezeichnet.
Feinmotorische Fähigkeiten sind beispielsweise das Schreiben oder das Schneiden mit einem Küchenmesser, wohingegen die Grobmotorik Bewegungen wie das Gehen miteinschließt.

Es kann jedoch auch zu einer Störung von Bewegungsabläufen kommen, wie beispielweise dem Spielen eines Musikinstruments oder dem Zähneputzen. Eine solche Störung wird als Apraxie bezeichnet. Nicht selten gehen eine Ataxie und Apraxie miteinander einher und führen zu deutlichen Einschränkungen bei Betroffenen, die aufgrund dessen alltägliche Handlungen nur noch bedingt selbst ausführen können. 

Eine Ataxie und Apraxie entstehen in der Regel auf der Basis einer Kleinhirnschädigung. Erfahren Sie mehr dazu unter: Schlaganfall des Kleinhirns

Gleichgewichtsstörung

Eine Gleichgewichtsstörung tritt vor allem auf, wenn das Kleinhirn oder Teile des Hirnstamms betroffen sind. Sie ist meist eine der ersten Symptome, die durch einen Schlaganfall ausgelöst werden.
Es können hierbei zum einen die Areale des Gehirns betroffen sein, die Informationen aus unserem Gleichgewichtsorgan verarbeiten. Zum anderen können Nervenzellen betroffen sein, die Gleichgewichtsinformationen aus unseren Muskeln erhalten und uns so Informationen über unsere aktuelle Körperlage generieren. In Kombination mit möglichen Lähmungen, kann es bei Betroffenen durch Gleichgewichtsstörungen zu einem erheblichen Sturzrisiko kommen.

Lesen Sie mehr dazu unter: Schlaganfall des Kleinhirns 

Schwindel

Insbesondere bei einer Schädigung des Hirnstamms, kann ein ausgeprägter Schwindel Folgesymptom eines Schlaganfalls sein. Hierbei sind drei verschiedene Formen abzugrenzen.

  • Patienten mit einem Drehschwindel haben das Gefühl, dass sich ständig alles um sie herumdreht, wie es beispielsweise in einem Karussell der Fall ist. Diese Form geht anfangs nicht selten mit starker Übelkeit einher.
  • Der Schwankschwindel hingegen wird häufig mit dem Stehen auf einem Boot verglichen. Patienten haben hierbei meist eine dominante Seite, die mit einem deutlich erhöhten Sturzrisiko einhergeht.
  • Die sogenannte Fallangst beschreibt das Gefühl in einem herabfahrenden Aufzug zu stehen, was den Eindruck des Fallens hervorruft.

In den meisten Fällen kommt es einige Zeit nach dem Schlaganfall zu einer Gewöhnung des Gehirns an die Störung des Gleichgewichtssinnes und es findet eine deutliche Milderung der Symptomatik statt. 

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Schwindel nach einem Schlaganfall

Sprachstörung

Sprachstörungen treten bei circa 30% aller Patienten als Folge eines Schlaganfalls auf.
Diese Störung, auch Aphasie genannt, tritt dann auf, wenn die sprachdominante Gehirnhälfte von einer Schädigung betroffen ist. Bei den meisten Menschen ist dies die linke Gehirnhälfte. Die Form und Schwere der Störung der sprachlichen Fähigkeit kann hierbei sehr variieren.

  • Die schwerste Ausprägung stellt die sogenannte „globale Aphasie“ dar. Bei dieser sind das Sprachverständnis und die Sprachproduktion massiv beeinträchtigt, sodass eine sprachliche Kommunikation sehr schwer bis unmöglich werden kann.
  • Dem hingegen ist bei einer „Wernicke-Aphasie“ lediglich das Sprachverständnis gestört. Auffällig sind Betroffene vor allem durch das Bilden sehr langer, verschachtelter Sätze, die inhaltlich häufig keinen Sinn ergeben, was den Patienten jedoch häufig nicht bewusst ist. Der Sprachfluss ist nicht gestört.
  • Bei einem Verlust der Sprachproduktion spricht man hingegen von einer „Broca-Aphasie“. Während das Verständnis nicht gestört ist, können Betroffene keine zusammenhängenden Sätze mehr produzieren. Die Folge ist eine Kommunikation mit einzelnen Wörtern oder Satzbausteinen. Man spricht in diesem Kontext von einem Telegrammstil.
  • Die letzte Form der Aphasie stellt die „amnestische Aphasie“ dar. Diese ist vor allem durch eine ausgeprägte Wortfindungsstörung gekennzeichnet, wobei vergessene Wörter häufig durch ähnliche Begriffe ersetzt werden (bspw. Auto statt Fahrrad). 

Erfahren Sie mehr zu diesem Thema unter: Schlaganfall des Sprachzentrums

Schluckstörung

Schluckstörungen treten relativ häufig infolge einer halbseitigen Gesichtslähmung durch einen Schlaganfall auf.
Betroffene haben Probleme beim Schlucken von Nahrung und dabei Flüssigkeiten im Mund zu behalten. Ist die Störung stark ausgeprägt, kann dies bei unzureichender Therapie eine Fehl- und Mangelernährung, sowie Flüssigkeitsmangel zur Folge haben.
Gefährlicher ist jedoch, wenn Schluckstörungen durch einen Nervenzelluntergang im Hirnstamm verursacht werden. Da in diesem Hirnareal die Koordination des Schluckaktes entsteht, kann es bei einer Schädigung zu ernsten Komplikationen kommen. Hierzu zählt beispielweise der fehlende Verschluss der Atemröhre durch den Kehldeckel im Rahmen des Schluckaktes. Dies kann neben starken Hustenattacken und der Gefahr einer Lungenentzündung auch zu Erstickungsanfällen führen, die lebensbedrohlich sein können.
Da diese Gefahr bekannt ist, wird bei allen Patienten mit einem Schlaganfall eine detaillierte Untersuchung der Schluckfähigkeit durchgeführt, um mögliche Komplikationen frühzeitig verhindern zu können. 

Sehstörung

Es ist nicht selten, dass Patienten durch einen Schlaganfall Sehstörungen entwickeln.
Art und Ausmaß der Sehstörung sind hierbei maßgeblich von der Lokalisation der Hirnschädigung abhängig. So kann der Sehnerv selbst in seinem Verlauf geschädigt werden, aber auch der Bereich der Hirnrinde, der für die Verarbeitung der Informationen für das Sehen zuständig ist. Am häufigsten kommt es in diesem Kontext zu einer Einengung des Gesichtsfeldes. Das bedeutet, dass man, wenn  man sich etwas anschaut, am Randbereich Verdunklungen sieht. Die ruft den Eindruck eines Tunnelblicks hervor.
Es können jedoch auch kleine Bereiche des Gesichtsfeldes oder ein kompletter Sehverlust auf einer Seite auftreten. Weiterhin können Doppelbilder auftreten, was auf eine Schädigung des Hirnstamms hindeutet. Liegt die Schädigung in der visuellen Hirnrinde (der Bereich des Gehirn, der für das Sehen verantworlich ist), stellt sich der Sehverlust häufig kompliziert dar. So ist es möglich, dass die Wahrnehmung visueller Reize völlig unbeeinträchtigt ist, diese Informationen jedoch nicht mehr verarbeitet werden können. 

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Sehstörung nach einem Schlaganfall

Hörverschlechterung und Taubheit

Im Rahmen eines Schlaganfalls kann es durch die Schädigung von Nervenzellen zu einer Hörverschlechterung oder einem kompletten Hörverlust kommen.
In beiden Fällen handelt es sich um eine sogenannte Schallwahrnehmungs-Schwerhörigkeit, was bedeutet, dass akustische Reize zwar richtig wahrgenommen werden können und durch den Hörnerv weitergeleitet werden, die Verarbeitung der Informationen jedoch gestört ist. Da es bei einem Schlaganfall zu einem Untergang von Nervenzellen kommt, ist nicht damit zu rechnen, dass die Hörsymptomatik im Krankheitsverlauf wieder besser wird. 

Tinnitus

Der Tinnitus kann in manchen Fällen eines der ersten Symptome eines Schlaganfalls darstellen, da er unter anderem auf eine Veränderung des Blutflusses im Innenohr hinweisen kann. Während der Tinnitus selbst meist nach wenigen Stunden verschwindet, kann dieser jedoch erneut entstehen, wenn es als Folge des Schlaganfalls zu einer Taubheit kommt.
Dieser Umstand ist dadurch zu erklären, dass das Gehirn versucht den Mangel an Hörinformationen durch die Taubheit zu kompensieren, was in der Entstehung eines Tinnitus enden kann. 

Das könnte Sie auch interessieren: Behandlung eines Tinnitus

Gedächtnisstörung

Gedächtnisstörungen treten relativ häufig infolge von Schlaganfällen auf, können hierbei jedoch unterschiedliche Ausmaße annehmen und verschiedene Gedächtnisinhalte betreffen.
Je nach dem welche Form der Gedächtnisstörung vorliegt, können hierbei Rückschlüsse auf den Ort der Hirnschädigung geschlossen werden:

  • Liegt der Schlaganfallherd beispielsweise im Bereich des linken Schläfenlappens, ist häufig eine Störung des sogenannten semantischen Wissens festzustellen. Dieses umfasst vor allem Faktenwissen, wie Allgemein- oder Fachwissen.
  • Das episodische Gedächtnis, das Inhalte der persönlichen Biographie umfasst, ist hingegen bei einer Schädigung des rechten Stirnlappens beeinträchtigt.
  • Weiterhin gibt es zahlreiche weitere Gedächtnisstörungen infolge eines Schlaganfalls, die neben dem Vergessen alter Gedächtnisinhalten auch das Abspeichern neuer Inhalte erschweren bzw. verhindern können. 

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Gedächtnisverlust

Entstehung einer Epilepsie

Insbesondere, wenn größere Hirnrindenareale durch einen Schlaganfall betroffen sind, können sogenannte Epilepsieherde entstehen.
Dies sind Bereiche des Gehirns, die durch die Hirnschädigung übererregbar sind und somit epileptische Anfälle auslösen können. So stellt ein stattgefundener Schlaganfall den größten Risikofaktor für die Entstehung einer Epilepsie im hohen Lebensalter dar.

Man geht davon aus, dass 10-15% der Schlaganfallpatienten im Krankheitsverlauf unter epileptischen Anfällen leiden. Hierbei handelt es sich meist um sogenannte Frühanfälle, die also innerhalb der ersten Tage nach einem Schlaganfall auftreten. Viele dieser Patienten bleiben nach dem ersten Ereignis jedoch anfallsfrei. Patienten, bei denen die Anfälle erst nach längerer Zeit auftreten sind dem hingegen häufiger von wiederauftretenden Krampfanfällen betroffen. Dies macht eine dauerhaften Behandlung mit Antiepileptika nötig. In seltenen Fällen kann auch durch einen epilepsiechirurgischen Eingriff der Epilepsieherd entfernt werden, was sehr häufig mit einem dauerhaften Abklingen der Anfälle einhergeht.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Epileptischer Anfall

Zittern

Weitaus seltener berichten Betroffene nach einem Schlaganfall von einem ausgeprägten Zittern.
Dies ist dann der Fall, wenn durch einen Schlaganfall bestimmte Hirnareale betroffen sind, die entscheidende Rollen in der Generierung von Bewegungsabläufen haben. Da es sich hierbei um eine Vernarbung einer Hirnregion handelt, bleibt das Zittern meist dauerhaft, sofern es nicht ausreichend therapiert wird.
Eine weitere seltenere Folge eines Schlaganfalls kann der sogenannte Holmes Tremor sein. Dieser ist durch ein langsames, unrhythmisches Zittern gekennzeichnet und kann bei einer Schädigung des oberen Hirnstamms auftreten. Weiterhin wird mittlerweile in der Forschung der Zusammenhang zwischen Schlaganfällen und der Entstehung des Morbus Parkinson untersucht, da hier ein möglicher Zusammenhang vermutet wird. 

Weitere Informationen

Das könnte Sie auch interessieren: 

Für mehr Informationen zum Thema "Schlaganfall" empfehlen wir Ihnen unsere Hauptseite: Schlaganfall - Alles zum Thema!

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 30.09.2019 - Letzte Änderung: 06.11.2021