Die passive Behandlung der Fibromyalgie

Hinweis

Bei diesem Thema handelt es sich um die Fortsetzung unseres Themas Fibromyalgie.

Allgemeine Therapiemaßnahmen

Die passiven Therapiemaßnahmen bei der Fibromyalgie dienen in erster Linie dazu, über Vertrauensbildung, Entspannung (Physisch und Psychisch=körperlich und seelisch) und Schmerzlinderung die Voraussetzung für die von Beginn an begleitende aktivierende Therapie zu schaffen. Sie können vegetative Begleiterscheinungen lindern und sind eine gute Möglichkeit den Kreislauf Angst / Spannung / Schmerz / Inaktivität zu durchbrechen und sollten mit Dauer der Therapie weiter in den Hintergrund treten. Eventuell ist durch die Wirkungen der passiven Behandlungstechniken auch eine Senkung des Schmerzmittelgebrauchs möglich.

  • Physikalische Therapie
  • Massage
  • Lymphdrainage bei Stauungsproblemen
  • Triggerpointbehandlung, ebenfalls vorsichtig, sonst ev. Schmerzreaktion
  • Cranio-Sacraltherapie
  • Eventuell manuelle Therapie zur Beseitigung von Gelenkfunktionsstörungen, falls vorhanden (kein primäres Symptom)
    Mehr Informationen zu den einzelnen passiven Behandlungen erhalten Sie unter unserem Thema: Krankengymnastik

Die physikalische Therapie

Aus dem Gebiet der Physikalischen Therapie haben sich am besten Wärmeanwendung jeglicher Art (Fango / Paraffinpackungen, Körnersäckchen, heiße Rolle), Sauna (häufig werden moderate Temperaturen besser vertragen), Rheumabäder, und Bewegung im warmen Wasser bewährt.

Es ist sinnvoll, die Bewegungen im warmen Wasser unter fachlicher Anleitung durchzuführen, da es sehr viele Variationsmöglichkeiten mit und ohne Geräten gibt, die eine Bewegung sowie erleichtern oder erschweren können.
Außerdem ist die Möglichkeit von Ausweichbewegungen im Wasser und in der Gruppe viel einfacher gegeben „als an Land“, so dass die Übungen häufig ohne Kontrolle nicht korrekt ausgeführt werden. Auch fällt die Dosierung und die Steigerung der Intensität in Absprache mit dem Therapeuten leichter.

Erstaunlicher Weise gibt es auch gute Erfolge durch die Ganzkörperkältetherapie in der Kältekammer (-110°), obwohl die Fibromyalgie kein entzündliches Krankheitsbild ist. Durch die Schmerzreduktion direkt nach der Kältetherapie werden Ausdauer- und Krafttraining besser vertragen. Allerdings kommt es bei der

Allerdings kam es bei der Ganzkörperkälteanwendung zu einer vermehrten Zahl von Therapieabbrüchen (nur 47% der Probanden tolerierte die Kälte) auf Grund von Schmerzzunahme, Unwirksamkeit, Panikattacken und Hautveränderungen.
Die Ergebnisse legen somit nahe, dass Fibromyalgiepatient auf jeden Fall die Kältekammer testen sollte, insofern er die Möglichkeit dazu hat.

Die Massage

Die Techniken der klassischen Massage und der Fascienbehamdlung ( Fascien - bindegewebige Umhüllung der Muskulatur und Organe, Bänder und Sehnen)sollten bei dem Fibromyalgie-Syndrom zu Beginn sehr vorsichtig mit wenig Druck ausgeführt werden, da es sonst eventuell zu schmerzhaften Reaktionen kommen kann. Die Wahl der Technik und die Steigerung der Intensität orientiert sich an der Reaktion der Patienten auf die Behandlung .

Besonders hervorheben möchte ich die Techniken der Triggerpunktbehandlung, die Fascienbehandlung durch die Fascienrolle und Ball, und die Querfriktion an den Sehnenansatzreizen. Durch eine genaue Untersuchung des betroffenen Sehnenabschnittes am Sehnen-Knochenübergang oder am Sehnenmuskelübergang kann die schmerzhafte Struktur exakt getastet und mit der Querfriktion (intermittierende = Wechsel von Druck/Zug und Entlastung- Massagetechnik quer zum Sehnenverlauf) behandelt werden. Für Auswahl und Intensität der Techniken sind der individuelle Befund und die Reaktion des Patienten ausschlaggebend.

Die Lymphdrainage

Die Manuelle Lymphdrainage dient als Ödem- und Entstauungstherapie am Körperstamm, den Extremitäten und dem Kopf. Ödeme (Lymphödeme - Schwellung des Gewebes durch Austritt von Flüssigkeit aus den Gefäßen in den zwischenzellulären Raum) und Stauungen im Gewebe entstehen auf Grund des unzureichenden Transports, es ist also mehr Volumen aus dem Zwischenzellraum abzutransportieren, als die Lymphgefäße schaffen können.

Bei der ML schafft die/der Therapeut/in durch verschiedene Grifftechniken mit einem Wechsel von Druck und Entlastung eine Unterstützung der Pumpfunktion der Lymphgefäße und dadurch eine höhere Durchflussrate. Auf diese Weise können Ödeme besser abtransportiert werden und die Schwellungen des Gewebes gehen zurück.

Weitere Wirkungen der ML sind die psychische Entspannung der Patienten, Schmerzlinderung im Gewebe und in der Skelettmuskulatur durch Senkung der Muskelspannung.

Bei der Fibromyalgie sind vor allem morgens Schwellungen im Bereich der zarten Gewebsteile des Körpers – rund um die Augen, Tränensäcke, an den Nervenaustrittspunkten an der Schädelbasis, verschlossene Nase durch geschwollenen Schleimhäute, geschwollenen Finger, Füße vorhanden. Diese Ödeme sind meistens gut sichtbar und spürbar z.B. Ringe passen nicht, morgendlicher Kopfschmerz!

Bisher gibt es keine überzeugende Erklärung für das Auftreten dieses Phänomens Phänomens bei der Fibromyalgie, aber die Beschwerden potenzieren die Gesamtsymptomatik und sind belastend für die Betroffenen.

Regelmäßige Lymphdrainage kann gute Abhilfe schaffen.

Die Cranio-Sacrale-Therapie

Die Cranio-Sacral-Therapie bietet einen hervorragenden Einstieg in die Behandlung chronischer Schmerzbilder und insbesondere von Fibromyalgie-Patienten , da die Wirkungen der Behandlung nicht lokal begrenzt sind, sondern generalisiert im gesamten Körper stattfinden und ein Vertrauensverhältnis zwischen Physiotherapeut und Patient aufgebaut werden kann.

Die Cranio-Sacral Therapie ist den alternativen Heilmethoden zuzuordnen und ist Anfang des 20.Jahrhundert durch den Arzt Dr. Sutherland auf der Basis der Ostheopathie (manuelle Heilkunde, die den Menschen in seiner Gesamtheit betrachtet und behandelt) entwickelt worden.

Abgeleitet wird die Bezeichnung Cranio-Sacral von den lateinischen Wörtern „cranium= Schädel“ und „sacrum =Kreuzbein“.
Es wird von der Annahme ausgegangen, dass sich die rhythmische Pulsation der Gehirn-und Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) auf äußere Gewebe und das Skelettsystem überträgt und somit durch den Therapeuten ertastet werden kann. Auch die einzelnen Schädelknochen werden als gegeneinander beweglich angenommen.

Ergeben sich bei der manuellen Untersuchung (Tastuntersuchung) Auffälligkeiten in diesem funktionellen System (z.B. abgeschwächter oder asymmetrischer Cranio-Sacral-Rhythmus) kann der Therapeut Rückschlüsse auf Störungen anderer Funktionssysteme (Organe, Muskulatur, Bindegewebe, Knochen) des Körpers ziehen und diese auf sehr sanfte Art und Weise behandeln.

Da die Wirkungen der Cranio-Sacral-Therapie nicht wissenschaftlich belegt sind, ist diese Behandlung kein vom Arzt verordnungsfähiges Heilmittel, d.h.die Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht.

Erfahrungsgemäß kann aber in vielen Fällen Schmerzlinderung und Entspannung, insbesondere über verbesserten Energiefluss und der Aktivierung der Selbstheilungsprozesse des Körpers (physisch und psychisch), erreicht werden.

Autor: Carla Hötten-Schumacher Veröffentlicht: 14.12.2007 - Letzte Änderung: 12.01.2023