Plica infrapatellaris

Allgemeines

Wie alle Gelenke wird auch das Kniegelenk von Gelenkschleimhaut (Synovialis) umgeben. Sie hält das Gelenk geschmeidig, sodass alle Bewegungen reibungsfrei durchgeführt werden können. Die Plica infrapatellaris bezeichnet eine Falte dieser Gelenkschleimhaut im Kniegelenk. Das Wort "infrapatellaris" deutet dabei auf die Lage der Falte unterhalb der Kniescheibe (Patella) hin. Sie ist eine Fortsetzung des Hoffa-Fettkörpers, der zwischen Schienbeinkopf und unterem Rand der Kniescheibe liegt.

Anatomie

Die Plica infrapatellaris ist eine Schleimhautfalte im Kniegelenk, die überwiegend aus Bindegewebe besteht. Die Schleimhautfalte wird gelegentlich auch als Ligamentum mucosum bezeichnet. Sie ist von einigen Zellschichten umgeben und wird so von dem umliegenden Gewebe abgegrenzt. Sie kann in unterschiedlichen Varianten vorkommen und trennt in der Regel das Kniegelenk in zwei Kammern. Sie kann aber auch gar nicht vorhanden sein. Wenn sie angelegt ist befindet sich die Plica in einer knöchernen Vertiefung unterhalb des Oberschenkelknochens. Von dieser als Fossa intercondylaris femoris nahe des vorderen Kreuzbandes bezeichneten Vertiefung zieht die Schleimhautfalte zur vorderen Gelenkhöhle und endet am Hoffa-Fettkörper.

In ihrem Verlauf nimmt die Plica nach vorne verlaufend an Breite zu. In manchen Fällen kann die Plica infrapatellaris mit weiteren Falten der Gelenkschleimhaut verbunden sein. Grundsätzlich entstehen die verschiedenen Schleimhautfalten während der Embryonalentwicklung und bilden sich im weiteren Verlauf zurück. Beim Embryo fungiert die Schleimhautfalte als eine Art Septum und unterteilt das Kniegelenk in zwei Kammern. Beim Erwachsenen ist die Falte zu ca. 65% ausgebildet und bildet am hinteren Rand eine Lücke, sodass seitlicher und mittiger Gelenkraum miteinander verbunden sind.

Verlauf

Die Plica infrapatellaris befindet sich unterhalb der Kniescheibe. Sie verläuft als Verlängerung des angelegten Fettkörpers, der sich ebenfalls unter der Kniescheibe befindet, durch das Kniegelenk. Sie unterteilt das Kniegelenk in ein seitliches und mittleres Kompartiment, sodass zwei Kammern entstehen. Die Plica beginnt in einer knöchernen Vertiefung und endet an dem vorderen Fettkörper. In ihrem Verlauf nimmt sie stetig an Breite zu. Häufig steht sie in Verbindung mit den anderen Schleimhautfalten, der Plica suprapatellaris und mediopatellaris.

Funktion

Die Plica infrapatellaris und die anderen beiden Schleimhautfalten werden in der Embryonalzeit angelegt und bilden sich oftmals bis zum Erwachsenenalter zurück. Eine direkte spezifische Funktion haben die Schleimhautfalten nicht. Wenn die Plica infrapatellaris angelegt ist, bildet sie einen verstärkenden fibrösen Strang, der von der Unterseite der Kniescheibe über den Fettkörper bis in die knöcherne Vertiefung zieht. Gelegentlich kann es sogar zu Bewegungseinschränkungen kommen. Sie kann anschwellen und das Kniegelenk blockieren, sodass keine Gleitbewegung mehr stattfindet.

Ruptur

Die Plica infrapatellaris kann in seltenen Fällen auch einreißen. Häufig wird eine Ruptur durch Überbeanspruchung des Kniegelenks verursacht. Muskelschwächen oder eine Unausgeglichenheit der Balance können ein Einreißen verschiedener Bänder des Gelenks oder der Schleimhautfalten begünstigen. In den meisten Fällen ist jedoch auch die Plica mediopatellaris betroffen. Eine Ruptur kann mit Schmerzen, Schwellung der Plica sowie des gesamten Gelenks einhergehen. In MRT-Bildern ist dann häufig eine Verdickung der Schleimhautfalte zu sehen. Je nach Ausprägung der Verletzung kann eine Operation, bei der die Schleimhautfalten entfernt werden, notwendig sein.

MRT

Die Magnetresonanztomographie am Kniegelenk eignet sich sehr gut um Weichteilgewebe wie Muskeln und Organe darzustellen. Dadurch ist es auch möglich die Plica infrapatellaris zu erfassen. In der Regel stellt sie sich als sehr schmale signalarme Linie dar. Signalarm bedeutet, dass die Struktur im Vergleich zum umliegenden Gewebe dunkler erscheint. Da sie häufig nur erkennbar ist, wenn gleichzeitig eine Flüssigkeitsansammlung im Gelenkspalt (Erguss) besteht, ist sie in der MRT nur schwer zu diagnostizieren.

OP

Die verschiedenen Schleimhautfalten können im Knie unterschiedlich ausgeprägt sein. So kann es gelegentlich vorkommen, dass eine Falte dicker als normal ist. Dadurch kann es zu Reibungen bei Bewegung kommen, wodurch auch auch eine Einklemmung entstehen kann. Nicht selten ist die Folge eine schmerzhafte Entzündung, die sich auf das gesamte Kniegelenk ausbreitet und oft mit einer Schwellung und einem Erguss einhergeht. Typischerweise verursacht die Plica mediopatellaris dieses Plica-Syndrom. Reicht eine konservative Therapie nicht aus, ist häufig eine Operation notwendig. Die Operation findet im Rahmen einer Kniespiegelung (Arthroskopie) oftmals in Vollnarkose und Schlüsselloch-Technik statt.

Dabei werden nur kleine Schnitte gemacht, durch die dann die notwendigen Instrumente mit integrierter Kamera ins Kniegelenk vorgeschoben werden. Der Arzt kann sich so einen sehr guten Überblick über die entzündlichen Prozesse im Gelenk verschaffen. Die Schleimhautfalten, als auch das entzündliche Gewebe werden unter Schonung des Gelenkknorpels entfernt. Mittels dieser sehr schonenden Methode kann der Patient sein Knie nach ein bis vier Wochen wieder normal belasten. Die OP ist in den meisten Fällen sehr erfolgreich und verläuft komplikationsarm. Die typischen Beschwerden wie das Gefühl, dass das Kniegelenk blockiert ist, sind anschließend meist komplett verschwunden. Nach vier bis sechs Wochen können auch wieder leichte sportliche Aktivitäten aufgenommen werden.

Weitere Informationen auch unter unserem Thema: Plicasyndrom

Weiterführende Informationen

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Eine Übersicht über alle Themen der Anatomie finden Sie unter: Anatomie A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 16.01.2017 - Letzte Änderung: 25.07.2023