Provisorische Füllung

Einleitung - Was ist eine provisorische Füllung?

Unter einer provisorischen Füllung (auch temporäre Füllung genannt) versteht man eine Füllung, die nicht definitiv ist. Sie muss also in einem bestimmten Zeitraum erneuert werden, weil das Material ausgewaschen bzw. abgetragen wird. 
Das liegt daran, dass provisorische Füllungsmaterialien schlechtere mechanische und ästhetische Eigenschaften als definitive Füllungsmaterialien haben.

Welche Füllungsmaterialien werden verwendet?

Zur provisorischen Füllung kommen verschiedene zahnärztliche Zemente zum Einsatz, zum Beispiel

  • Zinkoxidphosphatzement (Harvard Cement ®) 
  • Zinkoxideugenolzement (TempBond™)
  • Glasionomerzement (KetacCem™ und KetacFill™) oder
  • Resinzement (Rey X™ Unicem) 

Cavit™ gehört zwar auch zu den provisorischen Verschlussmaterialien, ist aber auch im ausgehärteten Zusatnd nicht kaustabil und hält weniger als 14 Tage. 

Daraus besteht eine provisorische Füllung

Provisorische Füllungen sind meist zahnärztliche Zemente, die durch das Mischen einer Flüssigkeit mit Pulver entstehen. 

Zinkoxidphosphatzement besteht aus
Flüssigkeit: 50-60% Phosphorsäure, 35% Wasser, 5-10% Aluminium und Zink
Pulver: 90% Zinkoxidpulver, 10 % Magnesiumoxid

Zinkoxideugenolzement beeinhaltet
Flüssigkeit: Eugenol (Nelkenöl und andere Planzenöle)
Pulver: 70% Zinkoxid, 28% Kolophonium, 2% Aktivatoren

Glasionomerzement setzt sich wie folgt zusammen:
Flüssigkeit: 48% saures Polymer, 47% Wasser, 7% Weinsäure
Pulver: Aluminiumsilikatglas mit Calcium und Fluorid

Resinzement ist ein dualhärtender Zement, das heißt dass Licht die Aushärtung beschleunigt. Dies wird durch Kunsttsoffmoleküle erreicht, die auch in Kompositfüllungen vorkommen. 
Flüssigkeit: phosphorsaure Methacrylate (Monomere)
Pulver: anorganische basische Füllkörper

Cavit™ ist bereits fertig angemischt und setzt sich aus Zinkoxid, Ethyldiacetat, Zinksulfat und Polyvinylacetat zusammen. 

Wie lange hält eine provisorische Füllung?

Je nachdem welches Material verwendet wurde, variiert die Haltbarkeit der provisorischen Füllung. Der behandelnde Zahnarzt kann genaue Angaben zum Material und dessen Haltbarkeit machen. 

Die geringste Haltbarkeit weisen so genannte Cavit™-Füllungen auf. Sie werden meist im Rahmen der Wurzelkanalbehandlung zum Verschließen der Kavität zwischen den Terminen benutzt. Cavit hat etwa eine Konsistenz wie Kaugummi und sollte nach einigen Tagen bis zu 2 Wochen ausgetauscht werden. 

Zementbasierte Füllungen halten in der Regel nicht länger als  6-12 Monate, dazu zählt z.B. Zinkphosphatzement oder Zinkoxideugenolzement.. Länger kann GIZ (Glasionomerzement) an der Zahnhartsubstanz haften, deshalb wird dieser Zement zum Beispiel am Zahnhals auch als definitive Füllung eingesetzt.

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Auch Resinzement wird häufig als Stumpfaufbau zur Vorbereitung auf eine Krone benutzt und kann an die Haltbarkeit einer definitiven Füllung heranreichen. 

Provisorische Füllung nach einer provisorischen Füllung

Im Prinzip kann man undichte provisorische Füllungen durch neue provisorische Füllungen ersetzen.

Allerdings sollte beachtet werden, dass beim Füllungsaustausch immer auch etwas der Zahnhartsubstanz entfernt werden muss, was den Zahn schwächt. Man geht davon aus, dass ein Zahn ungefähr 4 mal einen Füllungsaustausch mitmacht, bevor sich der Nerv durch die Reizung entzündet und eine Wurzelbehandlung nötig ist.

Deshalb ist es in der Regel sinnvoller definitive Füllungsmaterialen zu benutzen, die auch länger als 15 Jahre halten können. So werden zu häufige Füllungserneuerungen vermieden. 

Das gilt nicht für die Cavit™-Füllungen im Rahmen der Wurzelbehandlung. Dieses Material kann einfach entfernt werden, ohne dass Zahnhartsubstanz abgetragen werden muss. 

Beim Austausch der provisorischen Füllung durch eine weitere provisorische Füllung kann es vorteilhaft sein, das gleiche Material zu benutzen.

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Was muss man bei einer provisorischen Füllung beachten? Darf man rauchen?

Wenn die provisorische Füllung unter lokaler Betäubung erfolgt ist, sollte man mit dem Rauchen und der Nahrungsaufnahme so lange warten, bis die Betäubung nachgelassen hat, um sich nicht zu verletzen.

Ansonsten gilt, dass Rauchen die Durchblutung senkt, sodass auch die Heilung verlangsamt stattfindet. Das Nikotin im Zigarettenrauch verfärbt sowohl die Zahnsubstanz als auch Füllungsmaterialien bräunlich.

Zähneputzen nach einer provisorischen Füllung

Zementfüllungen sind kaum abriebsfest, das heißt, dass sich mit der Zeit immer mehr Substanz löst und der Rand der Füllung undicht wird. Um Karies an der undichten Füllung zu vermeiden, sollte also ganz normal Zähne geputzt werden. Aber auch eine frisch gelegte Füllung will gut geputzt werden.

Mehr zum Thema finden Sie auch unter: Die richtige Zahnpflege

Schmerzen an einer provisorischen Füllung - Was kann das sein?

Beim Abbindeprozess des Zements kann es beim vitalen Zahn zu Schmerzen kommen, weil der pH-Wert kurzzeitig stark sinkt. Das reizt die Nervenfasern im Zahninneren, sodass Schmerzen auftreten. Allerdings sollten sie sich nach wenigen Tagen legen.

Außerdem kann eine zu hohe Füllung zu Schmerzen beim Zubeißen führen. Ein erneutes Vorstellen beim Zahnarzt wird empfohlen, damit die Füllung auf die richtige Höhe angepasst werden kann.

Erfahren Sie auch mehr unter: Zahnschmerzen nach einer Füllung

Was tun, wenn eine provisorische Füllung rausgefallen ist?

Wenn eine provisorische Füllung ganz oder teilweise herausgefallen ist, sollte der Zahn so schnell wie möglich wieder verschlossen werden, auch wenn man keine akuten Schmerzen hat.

Der Zahnarzt kann die Füllung dann erneuern. Wichtig ist, sich so zeitnah wie möglich beim Zahnarzt vorzustellen, damit es nicht zur Keimverschleppung und Infektion am Zahn kommt. 

Lesen Sie weiter unter: Zahnfüllung herausgefallen

Bitterer Geschmack an der provisorischen Füllung

Zementfüllungen binden nach dem Anmischen und Einbringen ab, bis sie ihre Endhärte erreicht haben. Während dieser Zeit laufen verschiedene chemische Reaktionen ab, bei denen zum Beispiel saure Nebenprodukte entstehen, die dann auch den Geschmack beeinträchtigen.

Typisch für bitteren Geschmack ist Nelkenöl, das auch ein Bestandteil des Zinkoxideugenolzements ist. Nach wenigen Tagen sollte der Geschmack verschwunden sein. Auch nach Kompositfüllungen berichten manche Patienten über einen bitteren Geschmack im Mund. 

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 29.07.2019 - Letzte Änderung: 05.12.2022