Schulterzucken

Definition

Bei einem Schulterzucken kommt es zu einer unwillkürlichen, also nicht willentlich beeinflussbaren, Kontraktion (einem Zusammenziehen) der Schultermuskulatur. Das Ausmaß der Kontraktion kann sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Meistens ist es eher leicht und führt nicht zu einer tatsächlichen Bewegung der Schultern.

Ursachen

In den meisten Fällen liegt den Muskelzuckungen in der Schulter keine ernsthafte Erkrankung zugrunde. Sie können einfach so ohne Ursache auftreten. Bei vielen Menschen treten z.B. Muskelzuckungen kurz vor dem Einschlafen auf. Unter Stress oder anderen belastenden Ereignissen können Muskelzuckungen verstärkt auftreten. Eine andere harmlose Ursache für Muskelzuckungen ist ein Magnesiummangel. Besonders stark ist bei Magnesiummangel in der Regel jedoch die Wadenmuskulatur betroffen.
Ein weiterer Grund für Muskelzuckungen können stimulierende Substanzen wie Koffein sein. Aber auch Alkohol oder Drogen können Muskelzuckungen hervorrufen oder verstärken. Manche Medikamente können als Nebenwirkung Muskelzuckungen hervorrufen. Dies sollte in jedem Fall mit dem Arzt abgesprochen werden. Auch im Rahmen einer Unterzuckerung und einer Überwärmung oder Unterkühlung treten Muskelzuckungen auf.
Bei der amyotrophen Lateralsklerose (ALS), einer sehr seltenen Muskelerkrankung, sind Muskelzuckungen ein typisches Symptom. Sie können überall im Körper auftreten. Die amyotrophe Lateralsklerose wird noch von weiteren Symptomen, wie einer zunehmenden Schwäche der Arme und Beine, begleitet. Im Laufe der Zeit verschlechtert sich die Symptomatik. Ihr liegt ein Untergang der Nervenzellen zugrunde, welche die Muskulatur versorgen.
Muskelzuckungen treten auch im Rahmen eines Tourette- Syndroms auf. Hier wird dann von sogenannten Tics gesprochen. Bei einem Tourette- Syndrom treten neben den Muskelzuckungen noch weitere Symptome auf, wie nicht beeinflussbare Lautäußerungen.

 

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Schulterzucken durch Stress

Wenn sich der menschliche Körper in einer stressigen oder psychisch belastenden Situation befindet, ist die gesamte Grundanspannung des Körpers, auch der Muskulatur, erhöht. Hierdurch ist die Hemmschwelle für eine Kontraktion der Muskulatur erniedrigt und es kommt leichter zu Zuckungen.
Ein anderer Grund, weshalb Muskelzuckungen unter Stress verstärkt auftreten, ist, dass unser Gehirn unter Druck Signale fehlerhaft weiterleitet. Abhilfe des Stresses und eine Linderung der Muskelzuckungen kann durch Entspannungsverfahren, wie autogenes Training oder Yoga, erzielt werden.

Behandlung

Die Therapie und Behandlung richten sich nach der Ursache der Schulterzuckungen.
Bei Stress helfen Entspannungsverfahren und das Erlernen von Stressbewältigungstechniken. Falls starke psychische Belastungen vorliegen, ist eine Psychotherapie ratsam.
Bei einem Magnesiummangel werden die Beschwerden durch die Einnahme von zusätzlichem Magnesium und eine ausgewogene Ernährung gelindert. Auch bei Muskelzuckungen, das durch andere Ursachen hervorgerufen wird, kann Magnesium eingenommen werden. Dies sollte jedoch mit dem Arzt abgesprochen werden. Außerdem sollten stimulierende Substanzen, wie Koffein, Drogen und Alkohol, unabhängig von der Ursache vermieden werden.
Bei einer zugrundeliegenden Erkrankung erfolgt eine Therapie der Grunderkrankung. Bei Parkisnon hilft das Medikament L-Dopa, um die Beschwerden zu lindern. Neuroleptika wirken gegen die Beschwerden beim Tourette- Syndrom. Die Therapiemöglichkeiten bei einer ALS sind leider sehr eingeschränkt. Das einzige Medikament, das sich positiv auf den Krankheitsverlauf auswirkt, ist Riluzol. Zusätzlich wird mit Physio- und Ergotherapie versucht, die Lebensqualität zu verbessern.

Behandlung mit Magnesium

Für einen Magnesiummangel sind Muskelzuckungen typisch. Klassischerweise treten diese in den Waden auf. Bein einem starken Mangel können starke Krämpfe auftreten, bei denen sich die Muskulatur von selbst nicht mehr entspannt. Für gewöhnlich treten die Muskelkrämpfe nachts oder beim Sport bei übermäßiger Belastung auf.
Durch zusätzliche Magnesiumeinnahme in Form von Tabletten oder Pulver können die Beschwerden gemildert werden. Auch wenn eine andere Ursache für das Muskelzucken vorliegt, kann eine zusätzliche Magnesiumeinnahme hilfreich sein. Diese sollte dann jedoch mit dem Arzt abgesprochen werden.

Kann man Schulterzuckungen verhindern?

Das Muskelzucken kann willentlich nicht beeinflusst werden. In manchen Fällen kann das Muskelzucken durch eine willentliche Kontraktion der Muskulatur beendet werden. Besser ist es jedoch, sich auf das Vorbeugen der Muskelzuckungen zu konzentrieren. Hilfreich kann das Erlernen von Entspannungstechniken, wie Yoga oder autogenes Training, sein.
Unabhängig von der eigentlichen Ursache der Schulterzuckungen, sollten stimulierende Substanzen vermieden werden. Bei einer zugrundeliegenden Erkrankung sollte diese in jedem Fall durch einen Arzt behandelt werden, um die Beschwerden zu lindern.

Wie lange dauern Schulterzuckungen an?

Harmlose Muskelzuckungen in der Schulter sind in der Regel nur von kurzer Dauer und nicht so stark ausgeprägt. Des Weiteren treten sie nicht so häufig auf. Unter Stress können die Zuckungen allerdings verstärkt auftreten.
Bei ALS treten leichte Zuckungen auf, die immer häufiger auftreten und von verschiedener Dauer sind. Im Verlauf der Erkrankung werden die Beschwerden immer stärker. Ein Tremor, also ein dauerhaftes Zittern, wie bei Parkinson, hält kontinuierlich an und ist kaum beeinflussbar.

Schulterzucken beim Kind

Neben den oben aufgeführten Ursachen kann ein oftmaliges Schulterzucken im Kindesalter ein Tic sein. Tics kommen bei Kindern häufig vor und verschwinden auch häufig von selbst wieder. Wie die Tics entstehen ist bisher leider nicht bekannt. In jedem Fall ist es wichtig, sein Kind nicht für die Tics zu ermahnen, da es diese nicht beeinflussen kann. Erst wenn sich zu den Muskelzuckungen auch nicht willentlich beeinflussbare Lautäußerungen gesellen, wird vom Tourette-Syndrom gesprochen. In vielen Fällen ist jedoch keine medikamentöse Therapie notwenidg.

Begleitende Symptome

Harmlose Muskelzuckungen werden normalerweise nicht von weiteren Symptomen begleitet. Zwar können sie sehr unangenehm und lästig sein, machen im Normalfall jedoch keine Schmerzen.
Wenn die Muskelzuckungen stark ausgeprägt sind, kann es nach den Zuckungen zu einer Art Muskelkater kommen. Falls ein Magnesiummangel vorliegt, kann es zusätzlich zu Müdigkeit, Verdauungsbeschwerden (z.B. Durchfall) und Kopfschmerzen kommen.
Bei schweren Erkrankungen wie Parkinson oder der amyotrophen Lateralsklerose (ALS) treten neben den Muskelzuckungen noch krankheitstypische weitere Beschwerden auf. Außerdem sind die Muskelzuckungen oder das Zittern über mehrere Körperpartien verteilt. Beim Parkinson tritt neben dem Zittern typischerweise eine Bewegungsverlangsamung, Muskelsteifigkeit und ein kleinschrittiger Gang auf. Die Ursache ist der Untergang von Zellen im Gehirn, welche die Bewegungsabläufe steuern. Die ALS wird zusätzlich von einer zunehmenden Muskelschwäche begleitet, die im Verlauf der Erkrankung in Lähmungen münden. Des Weiteren kommt es zu einem Abbau der Muskulatur und schmerzhaften Muskelkrämpfen. Auch Schluck- und Sprechstörungen sind möglich.

Diagnose

Bei der Ursachenabklärung beim Arzt sind zunächst Informationen über die Dauer und die Intensität der Zuckungen wichtig. Außerdem ist es für den Arzt wichtig zu wissen, welche Medikamente der Betroffene einnimmt und welche weiteren Beschwerden bestehen.
Dem Arztgespräch schließt sich dem Gespräch die neurologische Untersuchung mit Testen der Reflexe, der Koordination, des Gleichgewichtes und der Muskelkraft an. In Normalfall erfolgt noch eine Blutabnahme. Je nach Verdacht des Arztes können sich noch weitere Untersuchungen, wie eine MRT, anschließen. Unter Umständen erfolgt noch ein Gespräch über mögliche psychologische Faktoren.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 11.06.2018 - Letzte Änderung: 06.11.2021