Trichterbrust OP

Einleitung

Bei der Trichterbrust (Pectus excavatum) ist die Brustwand nach innen eingezogen. Die Trichterbrust ist angeboren und stellt oftmals nur einen kosmetischen Nachteil dar. Sie kann sich aber auch im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen wie Marfan-Syndrom oder fetalem Alkoholsyndrom entwickeln.

Ist die Trichterbrust stark ausgeprägt, können Betroffene unter Symptomen wie Kurzatmigkeit, Schwindel, Schmerzen im Brustkorb und im Rücken oder auch Sodbrennen leiden. Werden die im Brustkorb gelegenen Organe Lungen und Herz durch die Deformität der Brustwand stark in ihrer Funktion eingeschränkt, sollte eine operative Trichterbrustkorrektur erfolgen. 

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Diese OP-Methoden gibt es

Es existieren verschiedene Operationsverfahren, die bei einer stark ausgeprägten Trichterbrust Anwendung finden.

Zum einen gibt es die sogenannte minimal-invasive Methode nach Nuss. Hierbei wird der Brustkorb nicht direkt geöffnet, sondern durch zwei kleine Zugänge an der seitlichen Brustwand werden – besonders bei Kindern und Jugendlichen mit symmetrischer Trichterbrust (die Einsenkung ist auf beiden Seiten gleich tief) – Metallbügel eingebracht, mit denen der deformierte Rippenknorpel gebogen und in der neu-gebogenen Stellung stabilisiert wird.

Zum anderen existieren offene Operationsmethoden: Bei der Ravitch-Methode wird die Brustwand mit einem großen Schnitt freigelegt und verformte Rippenknorpel entnommen. Bei der Erlanger-Methode – einer weiteren offenen Operationstechnik – werden die Rippenknorpelansätze der unteren Rippen in korrigierter Stellung vernäht und durch Metallbügel stabilisiert.

Des Weiteren gibt es Operationsmethoden, bei denen Silikonimplantate eingesetzt werden (vor allem bei kosmetischer, nicht stark ausgeprägter Trichterbrust).
Die aufwendigste Methode stellt die sogenannte Umkehrplastik dar. Bei dieser wird das komplette Brustbein und die Rippenknorpelansätze herausgetrennt und umgedreht wiedereingesetzt, sodass die vorherige Einsenkung nun nach außen zeigt. Diese Operationsmethode ist darüber hinaus anspruchsvoller, da Blutgefäße durchtrennt und anschließend wieder an das Blutsystem angeschlossen werden müssen. 

OP mit einem Bügel

Die Methode nach Nuss ist die mittlerweile meist angewendete Operation zur Trichterbrustkorrektur. Sie ist minimalinvasiv, folglich kommt es zu keiner großen Operationsnarbe und Komplikationen können verringert werden. Ab dem 16. Lebensjahr, wenn das Längenwachstum abgeschlossen ist, eignet sich die Methode am besten.

Durch die seitlichen, kleinen Zugänge werden gebogene Bügel unter die Trichterbrust eingesetzt und an den seitlichen Rippen fixiert. Durch die Bügel wird der Brustkorb nach außen gebogen bzw. angehoben. Der Vorteil dieser Methode sind nicht nur die kleineren Operationszugänge, sondern auch, dass nicht direkt an Knochen oder Knorpel operiert werden muss.

Die Erlanger Methode (auch bekannt unter "Sternochondroplastie") kann bei jeder Trichterbrustdeformität angewendet werden. Bei dieser Operationsmethode handelt es sich um eine offene Operation, bei der das Brustbein freigelegt wird. Der Knorpel, der die Deformität verursacht, wird hierbei durchtrennt und dann in korrigierter Position wieder vernäht. Anschließend werden für eine zusätzliche Stabilisierung wie bei der Nuss-Methode Metallbügel eingebracht. 

OP mit einem Implantat

Die Operation mit Implantaten wird nur bei kosmetischer Beeinträchtigung durchgeführt. Das Einsetzen des Implantats dient dazu, die von außen sichtbare Einziehung zu überdecken, sodass eine normale Kontur des Brustkorbs entsteht. Dafür wird ein individuelles Implantat aus Silikon für den jeweiligen Patienten angefertigt.

In einer etwa einstündigen Operation wird ein ca. sieben Zentimeter großer Schnitt über der Brustkorbeinziehung getätigt. Die Muskeln werden freigelegt und das Implantat unterhalb der Muskulatur eingesetzt und anschließend die Operationswunde wieder durch Nähte verschlossen. Anstelle des Implantats können auch Muskulaturverpflanzungen auf die Einziehung oder Fettverpflanzungen erfolgen, um dem Brustkorb eine natürliche Form zu geben. Bei diesen Operationsmethoden wird die Trichterbrust an sich also nicht korrigiert, sondern nur verdeckt. Daher sind diese Methoden auch nur dann geeignet, wenn die Trichterbrust keine gesundheitlichen Auswirkungen hat. 

Risiken der OP

Jede Operation hat Risiken, die den Betroffenen vorab bewusst sein sollten. Besonders, wenn es sich um eine kosmetische Operation handelt, sollten den Betroffenen die Komplikationen bewusst sein.

Bei der Methode nach Nuss – der minimalinvasiven Methode, bei der die Bügel über kleine Schnitte eingebracht werden – kommt es häufig zu starken Schmerzen nach der Operation, da die Trichterbrust durch die Bügel angehoben wird, aber eigentlich in ihre Ausgangsposition zurückfallen möchte. Daher ist nach dieser Methode oftmals eine längere Schmerztherapie notwendig. In der Regel werden die Metallbügel nach ein bis zwei Jahren wieder entfernt. In unter 5% der Fälle kommt es zu einer erneuten Ausbildung der Trichterbrust.

Die Metallbügel können sich verschieben, sodass eine Korrektionsoperation durchzuführen wäre. Zudem kann es bei jeder Operation zu Infektionen oder Wundheilungsstörungen kommen. Auch eine allergische Reaktion auf die eingebrachten Metallbügel oder das Silikonimplantat können auftreten, sodass diese wieder entfernt werden müssen.

Durch die eingebrachten Metallbügel ist außerdem eine Herzdruckmassage im Falle eines Herzstillandes von außen nur begrenzt bzw. nicht ausreichend möglich. Selten kann es zu einer Verletzung der hinter dem Brustkorb gelegenen Organe Lungen und Herz kommen.
Des Weiteren sind Blutungen, Gefäßverschlüsse (Thrombosen), Nervenschäden oder allergische Reaktionen auf die Vollnarkose mögliche Komplikationen jeder Operation. 

Dauer der OP

Die Operationsdauer hängt immer von der Invasivität der Operation, vom Operateur und dem Operationsverlauf ab.

In der Regel dauert das Einsetzen eines Implantats eine Stunde.
Die Nuss-Methode dauert ca. ein bis zwei Stunden.
Bei den offenen und invasiveren Operationsmethoden muss mit einer längeren Operationsdauer gerechnet werden, da hierbei nicht nur Bügel eingesetzt werden, sondern auch der Knorpel durchtrennt und wieder in der richtigen Position vernäht wird.

Zudem können Deformitäten, die stärker ausgeprägt sind, als vor der Operation erwartet, oder unerwartete Komplikationen die Operationszeit verlängern. 

Kosten der OP

Die Kosten einer Trichterbrustoperation setzen sich nicht nur aus der durchgeführten Operation zusammen, sondern enthalten zusätzlich den Aufenthalt im Krankenhaus. Wird die Korrektur von der Krankenkasse übernommen, entstehen für den Betroffenen keine zusätzlichen Kosten, die Krankenkasse zahlt sowohl Operation als auch den Krankenhausaufenthalt.

Wird die Operation allerdings nicht von der Krankenkasse gezahlt, muss der Betroffene alle Kosten selber tragen. Zu diesen Kosten zählt zum einen die Operation, die ungefähr 10.000€ kostet. Hinzukommen die Kosten für den Krankenhausaufenthalt, der je nach Krankenhaus und Zimmerwunsch (Privat- oder Normalstation) variiert. Bezahlt wird in Tagessätzen. Wie hoch diese sind, sollte im jeweiligen Krankenhaus nachgefragt werden, belaufen sich aber in der Regel um die 500€ pro Tag.

Ob sich eine Operation wirklich lohnt und ob es eine Möglichkeit gibt, dass die Kosten doch von der Krankenkasse übernommen werden, sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. 

Zahlt das die Krankenkasse?

Die Krankenkasse zahlt die Operation in jedem Fall, wenn die Gesundheit des Patienten dadurch gefährdet wird, also je höher der Schweregrad der Erkrankung ist. Das heißt, wenn Symptome auftreten, die den Patienten im Alltag stark einschränken oder Lungen oder Herz beeinträchtigt werden, sollte eine Kostenübernahme kein Problem darstellen.

Soll eine Trichterbrustkorrektur aufgrund der kosmetischen Problematik durchgeführt werden, werden die Kosten meist von den Krankenkassen nicht übernommen. Entstehen durch die Trichterbrust starke psychische Probleme bei Betroffenen, könnte ein zusätzliches psychologisches Gutachten nötig werden, damit die Kosten übernommen werden. In jedem Fall sollte Rücksprache mit dem behandelnden Arzt gehalten werden. Wird eine Kostenübernahme abgelehnt, kann in jedem Fall Widerspruch eingelegt werden. 

Nachsorge nach der OP

Die Nachsorge nach einer Trichterbrustkorrektur dauert mehrere Wochen. Anfänglich stellt eine ausreichende Schmerztherapie – besonders bei der Nuss-Methode – eine wichtige Säule dar. Des Weiteren sollten bestimmte Bewegungen in den ersten sechs Wochen wie beispielsweise Rotationsbewegungen des Brustkorbs vermieden werden.

Sport sollte in dieser Zeit ebenfalls nicht betrieben und keine Rucksäcke oder schwere Lasten getragen werden.
Nach sechs Wochen kann mit schonenden Sportarten wie Schwimmen oder Radfahren begonnen werden. Auch die Krankengymnastik wird erst nach den ersten sechs Wochen angefangen.

Nach 12 Wochen ist eine komplette Belastung des Oberkörpers wieder möglich. Die Krankengymnastik sollte weiterhin durchgeführt werden. 

Wann darf ich wieder Sport machen?

In den ersten drei Monaten gibt es verschiedene sportliche Einschränkungen, die unbedingt eingehalten werden müssen.
In den ersten sechs Wochen sollte gar kein Sport getrieben werden. Schwere Lasten dürfen in dieser Zeit nicht gehoben oder getragen werden.
Ab der sechsten Woche darf der Sport (Schwimmen, Joggen, Fahrradfahren) allmählich wieder aufgenommen und mit der postoperativen kontrollierten Krankengymnastik begonnen werden. Ab der 12. Woche ist Sport wieder uneingeschränkt möglich

Welche Schmerzen hat man nach der OP?

Besonders nach der Nuss-Methode werden starke Schmerzen bei den Patienten beschrieben. Hierbei kommt es häufig zu einer länger andauernden Schmerztherapie. Die Schmerzen sind vor allem im Operationsgebiet, können bei Bewegungen im Brustkorb und Rücken auftreten und auch beim Atmen zu spüren sein.

Dass es nach einer Operation zu Schmerzen und Beschwerden kommt, ist nicht ungewöhnlich. Diese sollten allerdings mit der richtigen Therapie einzuschränken sein und erträglich werden. Kommt es zusätzlich zu den Schmerzen zu Rötungen auf der Haut im Bereich der Operationswunden oder zu Fieber, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden, um eine Infektion auszuschließen.

Ab welchem Alter darf man eine Trichterbrust operieren?

Die Operationsmethoden sind in jedem Alter möglich. Kinder werden allerdings in den meisten Fällen nur operiert, wenn sie Symptome wie beispielsweise Kurzatmigkeit entwickeln. Ansonsten werden nicht-operative Therapien im Kindesalter bevorzugt.

Bei der minimalinvasiven und am häufigsten durchgeführten Methode nach Nuss ist der ideale Operationszeitpunkt um das 16. Lebensjahr, wenn das Längenwachstum abgeschlossen ist, kann aber auch später im Erwachsenenalter durchgeführt werden.

Welche Operationsmethode oder Therapie am geeignetsten ist, sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. 

Alternativ zur OP oder als vorbereitende Maßnahme eignet sich die regelmäßige Anwendung einer Saugglocke.

Lesen Sie mehr dazu unter: Trichterbrust mit Saugglocke behandeln

Narben

Die Narben, besonders bei den offenen Operationstechniken, sind oftmals größer und bleiben auch sichtbar. Beim Einsetzen eines Implantats ist der Schnitt ca. sieben Zentimeter groß, sodass eine nicht allzu große Narbe zurückbleibt.
Bei der minimalinvasiven Methode nach Nuss, sind die Operationsnarben an den Seiten des Brustkorbs und deswegen nicht so auffällig, außerdem sind diese auch viel kleiner als bei der offenen Methode.

In jedem Fall sollten Patienten darauf achten, die Operationswunden gut zu pflegen, diese in der ersten Zeit nicht der Sonne auszusetzen und bei Anzeichen einer Entzündung baldmöglichst einen Arzt aufzusuchen, sodass die Operationswunde bestmöglich abheilen kann.

Lesen Sie mehr hierzu: Narbenpflege

 

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 28.10.2014 - Letzte Änderung: 30.03.2024