Ursachen einer Colitis ulcerosa

Einleitung

Die genaue Ursache der Colitis ulcerosa, die zu Entzündung im Dickdarm führt, ist heute noch nicht bekannt.
Es liegt nahe, dass mehrere Umweltfaktoren eine Rolle spielen und die Krankheit durch psychische Belastungen beeinflusst werden kann. Aber auch genetische Faktoren spielen eine sehr wichtige Rolle, da die Erkrankung in manchen Familien gehäuft auftritt.

Mögliche Ursachen

Die Ursachen der Colitis ulcerosa sind wie bereits erwähnt nicht vollständig geklärt. Es gibt aber unterschiedliche Faktoren, die einen bewiesenen Einfluss auf die Erkrankung haben und aus diesem Grund im Folgenden behandelt werden. Dazu zählen:

  • Allgemeine Ursachen
  • Psychisch Ursachen
  • Ernährungsbedinte Ursachen
  • Genetische Ursachen

Allgemeine Ursachen

Interessanterweise hat sich gezeigt, dass in den letzten Jahrzehnten in den westlichen Industriestaaten die Zahl der Colitis ulcerosa Betroffenen zugenommen hat. Während den letzten Jahren gab es immer wieder sehr verschiedene Theorien zur Entstehung einer Colitis ulcerosa. Diese wurden zum Teil wieder komplett verworfen.

Zur Zeit wird von vielen Wissenschaftlern davon ausgegangen, dass eine Barrierestörung der Darmwand zu Grunde liegt. Diese ermöglicht dann das Eindringen von Bakterien, die bei jedem gesunden Menschen im Dickdarm leben. Durch diese Bakterien entsteht dann die Entzündung. Wodurch die Barrierefunktion der Darmschleimhaut gestört sein soll, ist allerdings noch nicht ausreichend geklärt.
Studien an der medizinischen Universität Heidelberg legen nahe, dass der Schleim, der die Darmschleimhaut überdeckt, bei Colitis ulcerosa Patienten anders zusammengesetzt ist. Laut den Untersuchungen fehlt dem Schleim, der die innere Darmwand auskleidet, ein bestimmtes Fett, das Phosphatidylcholin. Dadurch wird die Darmschleimhaut angreifbarer für die Bakterien des Dickdarms, woraufhin es immer wieder zur Entzündung der Darmwand kommt. Dem mangelnden Anteil an Phosphatidylcholin im Schleim soll eine gestörte Verbindung zwischen den Darmzellen zugrunde liegen.
Es liegt nahe, dass diese gestörte Verbindung zwischen den Darmzellen durch eine Genmutation hervorgerufen wird. Durch eine Gabe des Phosphatidylcholins könnte die Barriere der Schleimwand wiederhergestellt werden und die Colitis ulcerosa behandelt werden. Die bisherigen Resultate sehen vielversprechend aus. Die abschließenden Ergebnisse dieser Studien stehen allerdings noch aus. Aber vielleicht ist in wenigen Jahren die tatsächliche Ursache der Colitis ulcerosa geklärt.

Psychische Ursachen

Dass psychische Faktoren, wie Stress, Angst oder weitere psychische Probleme, die Colitis ulcerosa verursachen, ist nicht der Fall, auch wenn dies Forscher früher angenommen haben.
Sicher ist aber, dass diese psychische Faktoren den Krankheitsverlauf deutlich beeinflussen. So können Stress oder psychische Probleme zu einem Colitis ulcerosa Schub führen oder diesen negativ beeinflussen und die Symptomatik verschlechtern. Colitis ulcerosa Patienten mit belastenden Lebensereignissen haben ein erhöhtes Risiko für Schübe mit Durchfällen und Schmerzen.
In Studien hat sich gezeigt, dass Menschen mit Colitis ulcerosa verstärkt mit Magen-Darm-Beschwerden auf seelische Belastungen reagieren. Das heißt, dass psychische Probleme und belastende Erlebnisse verarbeitet werden, indem sie sich in körperlichen Symptomen äußern. Bei der Colitis ulcerosa wären dies z.B. Bauchschmerzen und Durchfälle. Auch Erlebnisse aus der Kindheit, bestimmte Rollen in der Familie oder Persönlichkeitsstrukturen würden hier einen Einfluss haben.
Abschließend sei jedoch nochmals betont, dass diese psychischen Faktoren die Krankheit nicht auslösen können, sondern nur in ihrem Verlauf beeinflussen.

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Stress

Auch wenn früher Stress als Ursache der Colitis ulcerosa diskutiert wurde, steht heute fest, dass Stress nicht zu Colitis ulcerosa führt.
Jedoch sollte die Bedeutung von Stress bei Colitis ulcerosa trotzdem nicht unterschätzt werden. Denn Stress hat einen Einfluss auf den Krankheitsverlauf. So wird das Auftreten von Schüben durch stressige Phasen begünstigt.
Auch gesunde Menschen sind nach stressigen Phasen anfälliger für Krankheiten. Daher sollten bei einer Colitis ulcerosa stressige Situationen vermieden werden. Dies ist nicht einfach, da die Erkrankung selbst durch ihre Einschränkungen im Alltag Stress verursachen kann.

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Ernährungsbedingte Ursachen

Es gibt keine Hinweise darauf, dass das Ernährungsverhalten eine Colitis ulcerosa verursachen kann.
Heute ist es sogar nicht einmal möglich, eindeutige und wissenschaftlich belegte Empfehlungen zum Essverhalten auszusprechen. Lediglich wird empfohlen, bei einem akuten Schub nicht zu viele Ballaststoffe zu sich zu nehmen. Ballaststoffe ziehen viel Wasser und führen zu einem voluminösen Stuhl. Außerdem können sie Blähungen verursachen.
Des Weiteren wird empfohlen, auf eine ausreichende Kalorienzufuhr zu achten. Diese bietet Ressourcen für die Genesung nach Operationen oder nach einem akuten Schub. Aber welche Nahrungsmittel bei Colitis ulcerosa und vor allem in einem akuten Schub besser verträglich sind und den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen können, weiß man noch nicht.
Ob die Ernährung bei Colitis ulcerosa eine Rolle spielt, lässt sich somit auch nicht feststellen. Als Betroffener ist es auf jeden Fall ratsam, auf seine Ernährung zu achten. So lässt sich mit der Zeit vielleicht feststellen, welche Lebensmittel besser verträglich sind und welche in einem akuten Schub besser vermieden werden sollten.

Genetische Ursachen

Bei Colitis ulcerosa ist von einer genetischen Beteiligung der Erkrankung auszugehen.
Ob ein einzelnes Gen oder mehrere Gene beteiligt sind, lässt sich bisher jedoch nicht sagen. Bisher wurde ein Gen entdeckt, bei dem ein Zusammenhang mit Colitis ulcerosa vermutet wird. Festgestellt wurde, dass Colitis ulcerosa in manchen Familien gehäuft auftritt. Somit haben nahe Verwandte eines an Colitis ulcerosa erkrankten Menschen, ein deutlich erhöhtes Risiko ebenfalls an Colitis ulcerosa zu erkranken. Bei eineiigen Zwillingen erkrankt mit einem Risiko von 50-60% der andere Zwilling auch, wenn einer erkrankt ist.
Laut Studien an der medizinischen Universität Heidelberg, wird eine genetische Mutation vermutet, welche ein Verbindungsprotein zwischen den Darmzellen verändert. Dadurch verändert sich die Schleimzusammensetzung der Darmschleimhaut und der Darm ist nicht mehr so gut vor den im Darm lebenden Bakterien geschützt. Schlussendlich muss auf genetischer Ebene noch viel geforscht werden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 21.02.2018 - Letzte Änderung: 12.01.2023