Verstauchung im Knie

Definition einer Verstauchung im Knie

Die Verstauchung, in der medizinischen Fachsprach auch als „Distorsion“ bezeichnet, wird in die Kategorie der Sportverletzung eingeordnet. Es handelt sich dabei um eine Verletzung der Weichteile des Kniegelenkes, wie Bänder, Muskeln und Gelenkkapsel. Genauer gesagt kommt es zu einer starken Überdehnung oder Verdrehung des Kniegelenks, woraus eine Verstauchung resultiert. Dabei können die jeweiligen Strukturen in Abhängigkeit des Unfallherganges unterschiedlich stark beschädigt sein.
Das Kniegelenk stellt dabei in Hinblick auf den ganzen Körper eine typische Lokalisation für eine Verstauchung dar.

Ursachen

Eine Verstauchung tritt am häufigsten im Rahmen von sportlichen Aktivitäten auf, insbesondere Mannschaftssportarten führen häufig zu Verstauchungsverletzungen.
Da das Kniegelenk ein bandgesichertes Gelenk ist, ist es naheliegend, dass diese Strukturen bei einer Überdehnung sowie Stress –und Gewalteinwirkung von außen am ehesten geschädigt werden.
Eine Verstauchung kann zudem auch aufgrund von ruckartigen Bewegungen und schnellem Richtungswechsel mit jeweils kurzfristiger Überdehnung entstehen.
Das Ausmaß der Verletzung selbst variiert dabei, je nach Schwere der Überdehnung. In der Regel sind erst einmal nur die Bänder und Muskeln betroffen, in schwerwiegenden Fällen kann auch die Gelenkkapsel betroffen sein oder es kommt sogar zu Einrissen der Weichteilstrukturen.

Diagnose der Verstauchung

Bei Verdacht auf eine Verstauchung des Kniegelenks sollten Betroffene sicherheitshalber einen Arzt aufsuchen. Die Diagnosestellung orientiert sich an den klassischen Symptomen wie Schmerz, Schwellung und Bluterguss und einer genauen Anamnese über den Unfallhergang.
Damit kann relativ schnell eine Verstauchung diagnostiziert werden, ohne dass dabei eine apparative Diagnostik in Form von Röntgen, MRT oder CT notwendig ist.
Wichtig ist jedoch, dass die Funktionalität bzw. die Bewegung des Kniegelenks erhalten ist, wenn auch aufgrund der Schmerzen und Schwellung nur in reduziertem Maß. Anderenfalls kann man gegebenenfalls durch weiterführenden Diagnostik schwerwiegendere Verletzungen ausschließen.
 

Symptome einer Verstauchung im Knie

Die klassischen Symptome einer Verstauchung des Kniegelenkes sind Schmerzen, Schwellungen und  Blutergüsse.
Die Schwellung entsteht bei einer Verstauchung durch Gewebeinfiltration oder kleinen Blutergüssen. Die Blutergüsse wiederrum sind durch die Ruptur von Gefäßen im Kniegelenksbereich bedingt.
Typischerweise geht die Verstauchung, bedingt durch die Schwellung und die Schmerzen, mit einer Bewegungseinschränkung einher.
Diese ist vergleichsweise zu schwerwiegenderen Verletzungen am Knie  relativ moderat und erlaubt weiterhin eine gewisse Belastbarkeit und Beweglichkeit im Kniegelenk.
Die Funktionalität sollte jedoch erhalten bleiben, auch wenn in eingeschränktem Maße. Solange dies der Fall ist, kann man nämlich noch von einer Verstauchung ausgehen, anderenfalls müssen mögliche schwerwiegendere Verletzung mit knöcherner Beteiligung abgeklärt werden.
Die Schmerzen basieren ganz einfach auf einer Reizung der mit Nerven versorgten Weichteilstrukturen und der entstehenden Schwellung in Form von Dehnungs-/Spannungsschmerz.
Langfristig kann eine Verstauchung des Kniegelenks zu einer Bandinstabilität führen. Dies geht mit einem erhöhtem Risiko für weitere Knieverletzungen mit Beteiligung des Weichteilgewebes einher. Das Knie wird anfälliger und ist weniger resistent gegenüber Überdehnungen oder enormen Krafteinwirkungen von außen. Bei einer einmaligen Verstauchung sind solche Knieinstabilitäten allerdings eher weniger zu befürchten. 

Daher ist es wichtig nach einer Verstauchung durch Schonung des Kniegelenks und der korrekter Behandlung relativ zeitnah eine genesung anzustreben.

Informieren Sie sich zum Thema: Akute Knieschmerzen - Das kann dahinter stecken

Therapie einer Verstauchung

Die ersten zu ergreifenden Maßnahmen sollten nach der „PECH-Regel“ erfolgen.
„P“ steht für Pause und meint, dass das Kniegelenk sofort geschont werden muss und keine weitere Belastung erfolgen sollte.
Als nächstes ist das Kühlen des Kniegelenkes wichtig- laut der PECH-Regel „E“ für Eis. Durch die Kälte kommt es zu einer Gefäßkontraktion, also einem Zusammenziehen der Gefäße, sodass weniger Flüssigkeit oder Blut in das umliegende Gewebe austritt und sich somit die Schwellung, Blutergussbildung und Entzündungsreaktion in Grenzen hält. Das Kühlen kann mithilfe von Kühl-Pads, kalten Umschlägen oder Eisspray realisiert werden. Wichtig ist dabei nur, dass kein direkter Hautkontakt mit dem Eis besteht, da es sonst zu lokalen Erfrierungserscheinungen kommen kann.
Nach der PECH-Regel folgt nun das „C“, welches für Compression (engl.) bzw. Kompression steht. Damit ist gemeint, dass ein elastischer Verband mit komprimierender Wirkung angelegt werden sollte. Dieser Verband verfolgt das gleiche Ziel wie das Eis, nämlich die Gefäßverengung. Eine gleichzeitige Kühlung und Kompression ist besonders effektiv.
Letztendlich muss das betroffen Kniegelenk  hochgelagert werden – „H“ für Hochlagern. Das Kniegelenk sollte sich dabei über dem Herzniveau befinden. Hierfür eignet es sich, in liegender Position ein Kissen in die Kniekehle zu legen oder in der Akutsituation eine zweite Person zu bitten, das Bein hochzuhalten. Damit versucht man ebenfalls die Anschwellung des Kniegelenkes zu reduzieren.
Die PECH-Regel kann solange angewendet werden, bis eine Beschwerdefreiheit besteht. Im weiteren Therapieverlauf ist die Schonung des betroffenen Kniegelenkes sehr wichtig. Das bedeutet allerdings nicht, dass gar keine Belastung möglich ist. Alltägliche, mäßige Beanspruchung des Kniegelenkes sind in Ordnung, auf Sport sollte jedoch auf jeden Fall verzichtet werden. Sobald sich die Möglichkeit ergibt, ist ein Hochlagern des Kniegelenkes für den Heilungsprozess förderlich. Auch ein Verband zur Gelenkstabilisierung kann die Heilung unterstützen.
Neben der PECH-Regel können auch entzündungslindernde und abschwellende Salben angewendet werden. Je nach Intensität der Schmerzen, können Betroffene zudem Schmerzmittel einnehmen. Ein operativer Eingriff ist bei einer einfachen Verstauchung nicht notwendig. Nur im Falle von schweren Verstauchungen, die unverhältnismäßig lange Beschwerden machen und mit einer Instabilität und einem Funktionsverlust einhergehen, sollte man über eine operative Versorgung diskutieren.

Hausmittel, die man bei einer Verstauchung anwenden kann

Die guten alten Hausmittel können auch bei einer Verstauchung weiterhelfen. Diese verfolgen das Ziel, am verstauchten Knie der Schwellung, den Schmerzen und dem Bluterguss entgegenzuwirken. Wie auch bei der PECH-Regel empfohlen wird, ist das Kühlen einer Verstauchung sehr wichtig. Hierfür eignet sich besonders gut ein einfaches Hausmittel: die Quarkwickel. Mithilfe eines Leinentuchs kann der Quark um das Knie herum gewickelt werden und sorgt so sehr schnell für eine angenehme Kühle. Lesen Sie dazu auch unseren Artikel "Quarkwickel".
Auch ein Brei aus Zwiebeln und Salz, in Kombination mit Eis kann einen ähnlichen Effekt hervorrufen. Besonders beliebte Hausmittel sind auch verschiedene Öle, mit denen man ein Leinentuch tränken kann und es anschließend um das Knie wickelt. Typische Stoffe, die hierbei zu Ölen oder Salben verarbeitet werden, sind Lavendel, Kamille, Beinwellwurzel, Thymiankraut, Arnikablüten, Johanniskraut und Retterspitz.
Die meisten davon wirken entzündungshemmend, abschwellend und schmerzlindernd. Allein gegen die Schwellung bei einer Verstauchung kann auch das Auftragen von Ton –oder Heilerde hilfreich sein. Betroffene berichten auch, dass ein Kniewickel gefüllt mit Petersilie und steifgeschlagenem Eiweiß die Symptome einer Verstauchung lindern kann.
Die verschiedenen Zutaten sind häufig in Apotheken frei verkäuflich, sodass es jedem möglich ist, entsprechende Öle selbst herzustellen. Hausmittel können guten Gewissens zusätzlich zur PECH-Regel angewendet werden. Sollten die Beschwerden dadurch allerdings nicht verschwinden, ist es wichtig einen Arzt aufzusuchen.

Homöopathie

Die Homöopathie als ein alternativer Behandlungsansatz und bietet sich auch für die Therapie einer Verstauchung an. Verschiedene Arzneimittel haben sich in der Anwendung bei einer Verstauchung bewährt und sind daher immer öfter gefragt. Das wohl bekannteste Mittel ist „Arnica“. Arnica wirkt bei einer Verstauchung den klassischen Symptomen wie Schmerzen, Schwellung und dem Bluterguss entgegen.
Ein weiteres Arzneimittel aus dem homöopathischen Bereich ist „Bryonia“. Dies wird gegen die Schmerzen bei jeglichen Verletzungen des Weichteilgewebes angewendet. Auch das Krautextrakt „Ruta“ ist bei einer Verstauchung indiziert. Ein letztes erwähnenswertes homöopathisches Arzneimittel ist das „Rhus toxicodendron“, welches ebenfalls für eine Linderung der Symptome bei einer Verstauchung sorgt. Neben den bisher erwähnten Arzneimitteln gibt es noch viele mehr. Bei Interesse oder Behandlungsbedarf sollten sich Betroffene von einem Homöopathen beraten lassen.
Die Darreichungsform der jeweiligen Arzneimittel variiert: sowohl Salben, als auch Tinkturen oder Globuli sind denkbar und können gegebenenfalls je nach Vorliebe verschrieben werden.

Kniebandage

Eine Bandage ist ein elastischer Verband zur Stabilisierung des Kniegelenkes.
Im Zusammenhang mit einer Verstauchung kann die Bandage aus prophylaktischen, als auch therapeutischen Gründen zur Anwendung kommen.
Viele Sportler tragen daher häufig vorbeugend eine Kniebandage, da diese das Gelenk zusätzlich stabilisiert.
Das Tragen einer Bandage kann aber auch als therapeutische Maßnahme indiziert sein. Die eng anliegende Bandage erfüllt eine komprimierende und stabilisierende Funktion, sodass der Heilungsprozess nach einer Verstauchung gefördert wird.
Je nach Verarbeitung der Bandage kann es zu einem gewebemassierendem Effekt kommen, was wiederum Verspannungen oder Verhärtungen verhindert.
Das Tragen der Bandage über den Genesungszeitpunkt hinaus kann zudem erforderlich sein, wenn es sich um eine schwerwiegendere Verstauchung gehandelt hat.
Dann ist eine Stabilisierung des Kniegelenks sehr wichtig, da die völlige Funktion und Belastbarkeit erst nach 3 Monaten gewährleistet ist.

Weitere Informationen erhalten Sie unter unserem Thema: Kniebandage​​​​​​​

Dauer des Heilungsprozesses

Wie lange der Heilungsprozess einer Verstauchung des Kniegelenkes dauert, variiert individuell. Verschiedene Faktoren beeinflussen den persönlichen Verlauf der Genese. Dazu zählen zum einen die Schwere der Verstauchung und zum anderen die persönliche Konstitution, wie Alter und Ausprägung des muskuloskelettalen Apparates im Bereich der unteren Extremität. Zudem spielt der Zeitpunkt des Therapiebeginns eine wichtige Rolle. Je früher mit der Therapie begonnen wurde, desto besser stehen die Heilungschancen und desto eher ist eine Beschwerdefreiheit zu erwarten. Generell gilt die Verstauchung als eine Verletzung mit guter Prognose, die meist nur mehrere Tage bis maximal 2 Wochen Beschwerden macht.
Während dem Heilungsprozess ist es enorm wichtig, das Kniegelenk zu schonen und nach Ablauf der 2 Wochen nicht sofort wieder vollständig zu belasten.
Sollte nach 2 Wochen trotz therapeutischer Maßnahmen keine Verbesserung der Symptome eintreten, ist es ratsam, erneut einen Arzt aufzusuchen, um schwerwiegende Verletzungen abzuklären oder weiter Behandlungsschritte einzuleiten.

 

Weitere Informationen zum Thema

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 26.10.2017 - Letzte Änderung: 30.03.2024