Dauer einer Verstauchung

Synonyme im weiteren Sinne

Distorsion, Verdrehung

Englisch: sprain

Einleitung

Eine Verstauchung  – egal welchen Gelenkes – ist eine sehr häufige Verletzung und schnell geschehen. Gerade Sportler sind in ihrem Leben fast alle mindestens einmal davon betroffen.
Wenn es soweit ist und es zur Verletzung kam, ist meist nichts mehr daran zu ändern.
Doch wie lange hält dieser verletzte Zustand jetzt an?
Wie lange braucht eine Verstauchung, um zu heilen?
Diese Fragen sollen hier beantwortet werden.
Für alle folgenden Punkte gilt aber ohne Ausnahme, dass es sich bei genannten Zeitspannen immer nur um grobe Richtwerte handelt. Abhängig von der Schwere der Verletzung und der individuellen Situation können diese Zeiten variieren. Auch werden immer optimale Heilungs- und Behandlungsverläufe voraus gesetzt. Schont ein Betroffener sein verstauchtes Gelenk nicht konsequent, muss er natürlich mit größeren Problemen und längeren Heilungsdauern rechnen als jemand, der genau nach ärztlichem Rat handelt.

Dauer der Heilung

Die Dauer der Heilung einer Verstauchung ist wie bereits erwähnt eine sehr individuelle Angabe. Je nach Schweregrad der Verstauchung, Unfallmechanismus und Art des betroffenen Gelenkes können Zeitangaben zum Teil gravierend voneinander abweichen.
So benötigt eine Verstauchung des Sprunggelenkes beispielsweise eine weitaus längere Zeitspanne zur Regeneration als eine Verstauchung des kleinen Zehs. Auch der Zustand des Betroffenen spielt eine nicht unwesentliche Rolle: Handelt es sich um einen Leistungssportler, der über eine gute Grundkonstitution verfügt und schnell perfekte Hilfe erhalten hat? Oder um einen eher mäßig fitten Freizeitsportler, der sich eventuell ausgerechnet beim ersten Sportversuch nach Jahren verletzt hat und über Wochen keinen Arzt aufgesucht hat?
Zusätzlich ist ein jeder Körper für sich zu betrachten: Einige sind nur wenig schmerzempfindlich und neigen dazu, nach Verletzungen schnell wieder zu genesen. Andere haben deutlich länger Verletzungen oder auch Wunden, die nur langsamer verheilen. Natürlich sind diese Beispiele überspitzt dargestellt, aber den Grundgedanken dahinter sollte man sich in Bezug auf Heilungsdauern verinnerlichen: Kein Fall ist wie der andere! Individuelle (genauere) Vorhersagen kann deswegen immer nur der behandelnde Arzt treffen, der sich die Verletzung im Detail anschaut und mit dem Betroffenen spricht.  

Dauer der Krankschreibung

Geht es nun um die Länge der Krankschreibung, die nötig wird, verkompliziert sich der Sachverhalt noch einmal mehr: Möchte der Betroffene schnell wieder zur Arbeit gehen und braucht das verstauchte Körperteil im Alltag nur wenig? Ein Angestellter mit vorwiegend sitzender Tätigkeit im Büro wird in seiner Arbeitsfähigkeit durch einen Verstauchung des Fußes weniger eingeschränkt sein als beispielsweise ein Postbote, der täglich viele Kilometer laufen muss.
Letzteren würde ein Arzt eher großzügig und über längere Zeiträume krankschreiben, um seine Genesung nicht zu gefährden.
Im Fall des Büroangestellten dagegen wäre es auch möglich und vertretbar, nach einigen wenigen Tagen die normale Arbeit am Schreibtisch schon wieder aufzunehmen. Für jeden Patienten müssen also individuelle Konzepte erarbeitet werden, die neben der Schwere der Verletzung und der genauen Lokalisation auch den Beruf des Betroffenen und seine Haupttätigkeit mit berücksichtigen. Nur so kann gewährleistet werden, dass die Genesung in jedem Fall möglichst komplikationslos und zügig voranschreitet.

Verstauchung (Distorsion) -
Band oder Gelenkkapsel
Verletzung
Band -
Ligamentum
Gelenkkapsel -
Capsula articularis

1 - 1 - Oberes (proximales)
Handgelenk -
Articulatio radiocarpalis
2 - 2 - Unteres (distales)
Handgelenk
Articulatio mediocarpalis
3 - 3 - Kniegelenk
Articulatio genus
4 - 4 - Oberes Sprunggelenk -
Articulatio talocruralis
5 - 5 - Unteres Sprunggelenk -
Articulatio talocalcaneonavicularis

PECH - Regel
Pause Eis Compression Hochlagerung

Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen

Dauer einer Verstauchung des Knöchels

Die Verstauchung des Fußes beziehungsweise des Knöchels ist nicht nur die häufigste Art der Verstauchung sondern leider häufig auch die schwerwiegendste und langwierigste. Leichte Knöchelverstauchungen können nach wenigen Tagen bereits fast vollständig abgeschwollen und nach etwa einer Woche dann nahezu abgeheilt sein. Nach weiteren 7 Tagen sollte das Gelenk schließlich wieder sicher stabil sein. Ab diesem Zeitpunkt spricht auch nichts mehr gegen die Wiederaufnahme einer sportlichen Betätigung.
Schwerere Verstauchungen des Fußes benötigen dahingegen deutlich länger bevor eine Besserung bemerkbar ist. Über Zeiträume von 8 bis zu 12 Wochen muss das Sprunggelenk ruhiggestellt und entlastet bleiben, damit die Heilung komplikationslos voranschreiten kann. Häufig muss der Betroffene über diesen Zeitraum hinweg eine spezielle Bandage oder Schiene tragen. Nach diesen 3 Monaten sind allerdings auch die langwierigeren Verstauchungen am Knöchel in aller Regel abgeheilt und die vollständige Belastung wieder möglich.

Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel Verstauchter Knöchel.

Dauer einer Verstauchung am Daumen

Heilt eine Verstauchung am Daumen ab, lässt sich leicht unterscheiden, ab wann die Verletzung in Ruhe nicht mehr schmerzhaft ist und ab wann sie vollständig verheilt ist. Bei ausreichender Schienung und Stabilisierung von außen – etwa durch einen Tapeverband oder Ähnliches – tritt in der Regel schnell eine deutliche Schmerzlinderung ein. Bewegt sich der betroffene Daumen so gut wie gar nicht, bemerkt der Patient meist schnell auch keine Schmerzen mehr. Erst nach einer Woche bis 10 Tagen dagegen sind auch Bewegungen des Daumens selbst ohne Verband wieder schmerzfrei möglich.
Bis dahin hat sich die Schwellung zurückgebildet, die geschädigten Bänder sind weitgehend regeneriert und die Muskeln an die veränderte Situation angepasst. Ab jetzt kann man en Daumen wieder vorsichtig bewegen. Schon bald wird er dann seine ursprünglichen Bewegungsabläufe wieder aufgenommen haben.

Dauer einer Verstauchung des Handgelenks

Mit einer etwas längeren Heilungsdauer ist bei Verstauchungen am Handgelenk zu rechnen. Als Faustregel gilt hier natürlich auch je schwerer die Verletzung, die zur Verstauchung geführt hat, desto länger benötigt der Heilungsprozess. Bis eine Handgelenksverstauchung sicher abgeheilt ist, können 10 Tage oder sogar 2 Wochen vergehen. Da das Handgelenk aber recht gut geschont werden kann und beispielsweise zur Fortbewegung in der Regel nicht von Nöten ist, kann danach meist von einer völligen Heilung ausgegangen werden. Patienten, die sich unsicher sind, können zur Nachkontrolle zu ihrem behandelnden Arzt gehen, der dann detailliert erklären kann, welche Bewegungen schon wieder ausgeführt werden dürfen und womit man noch ein Weilchen warten sollte.

Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel Verstauchung des Handgelenks.

Dauer der Schwellung

Nach der ersten Akutphase der Verstauchung, die in etwa die ersten 48 Stunden umfasst und in der die Schwellung stetig zunimmt, folgt bereits der Beginn der Heilungsphase, die auch das Abschwellen des betroffenen Gelenkes beinhaltet.
Hat der Patient sich unmittelbar nach der Verletzung an die sogenannte PECH-Regel erinnert und die Verletzung rasch und effektiv gekühlt und hochgelegt, wird die Schwellung von nicht allzu langer Dauer sein. PECH steht hierbei für Pause, Eis, Compression und Hochlagerung.
Unter Kühlung und Schonung kann weder besonders viel Blut noch Wasser oder Lymphflüssigkeit in das betroffene Gebiet laufen und die entstehende Schwellung bleibt so klein, dass sie vom Körper rasch schon wieder abgebaut und verstoffwechselt werden kann. Kam es –aus welchen Gründen auch immer– zu einem großen Bluterguss oder einer starken Schwellung des umliegenden Gewebes, kann der Rückgang dieser noch einige Tage in Anspruch nehmen.
Ist die Schwellung noch besonders stark oder die betroffene Stelle sehr warm, hilft auch jetzt noch weiteres Kühlen, um Schlimmeres zu vermeiden. Im Anschluss helfen wärmende, durchblutungsfördernde Salben, die den Blutfluss und damit den Abtransport der Schwellung und des Blutergusses fördern.

 

Dauer einer Verstauchung am Zeh

Bei der Dauer einer Verstauchung am Zeh handelt es sich zur Freude vieler Betroffener in den meisten Fällen um eine recht kurze Angelegenheit. Am unangenehmsten ist häufig das Ereignis selbst, welches zur Verstauchung führt, und der direkt darauf folgende Tag. Gerade unter Verwendung eines stabilisierenden Verbandes und beim Tragen von festem Schuhwerk ist häufig bereits am zweiten Tag schon eine deutliche Besserung zu bemerken. In den meisten Fällen bemerken Patienten bereits innerhalb einer Woche nahezu keine Symptome ihrer Zehenverstauchung mehr. Ebenso schnell wie die Schmerzen verschwinden, kann dann auch eine moderate Belastung beispielsweise beim Sport wieder aufgenommen werden.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter Verstauchung eines Zehs

Dauer einer Verstauchung des Knies

Da es sich bei dem Knie um ein recht großes Gelenk handelt, das zudem unter starker Belastung steht und auch eher schwierig zu schonen ist, ergeben sich für Verstauchungen am Knie häufig längere Heilungsdauern. Wenn mit Sicherheit ausgeschlossen wurde, dass noch andere Verletzungen am oder im Knie vorliegen, führt eine strenge Schonung meist innerhalb von 3 bis 4 Wochen zur Besserung der Situation.
Bestand bereits direkt nach der Verletzung der Verdacht auf einen über die Verstauchung hinaus gehenden Band- oder Knorpelschaden, sollte spätestens nach dieser Zeit eine weitere Abklärung eventuell bestehender Beschwerden erfolgen. Eine Magnetresonanztomographie (MRT) eignet sich zur Klärung dieser Fragestellungen am besten. Nichtsdestoweniger kann sich die Heilung einer Verstauchung aber natürlich im Einzelfall auch ohne weitergehende Verletzungen unter Umständen über einen längeren Zeitraum als einen Monat hinziehen. Im Zweifelsfall sollte ein erfahrener Orthopäde oder Unfallchirurg zu Rate gezogen werden.

Lesen Sie hierzu auch unsere Artikel Knie verdreht und MRT des Knies

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Thema Dauer einer Verstauchung finden Sie unter: 

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 12.06.2011 - Letzte Änderung: 22.10.2021