Die Verstauchung am Daumen als Ursache einer traumatischen Verletzung der Hand. Der Artikel erläutert die Symptomatik, die Therapie und den Heilungsverlauf.
Als Verstauchung bezeichnet man eine Verletzung des Kapsel-Band-Gelenk-Apparates, bei der es nicht zu Knochenbrüchen (Frakturen) oder Gelenkflächenverschiebungen (Luxationen) kommt. Wie nahezu alle anderen Gelenke kann selbstverständlich auch das Gelenk des Daumens von einer Verstauchung betroffen sein. Besonders häufig handelt es sich bei dem verstauchten Daumengelenk um das sogenannte Daumensattelgelenk (lat. Articulatio carpometacarpalis pollicis), welches sich am Übergang der Hand zum Daumen befindet.
Von leichten Verstauchungen, die in der Regel nur einer leichten Überdehnung derjenigen Bänder entsprechen, die das Gelenk umspannen und stützen, bis zu schweren Verstauchungen, die nicht selten mit Muskel- und/ oder Bänderrissen einhergehen, spannt sich ein breites Spektrum auf. Es ist daher wichtig zu wissen, dass nicht jede Verstauchung gleich „schlimm“ ist und es durchaus sein kann, dass die eine Variante einer ärztlichen Behandlung bedarf während andere Verstauchungen des Daumens schnell und unkompliziert wieder abheilen.
Die Ursache einer Verstauchung liegt meist in banalen alltäglichen Unfällen oder Sportverletzungen; schnell ist man mal gestolpert oder hat sich verhakt und schon kann es passiert sein! Fast immer verursacht eine Kraft, die den Daumen weiter von der Hand weg drückt als das natürlicherweise möglich wäre, die Verstauchung. Diese unnatürliche Bewegung überdehnt die Bänder, so dass eine Verstauchung entsteht. Bei den Sportverletzungen sind in Bezug auf Verletzungen des Daumens die Sportarten sehr risikoreich, die viel mit den Händen arbeiten - beispielsweise Hand- oder Volleyball. Trifft ein schneller, kraftvoll geworfener Ball den Daumen in ungünstigem Winkel, ist eine Verstauchung fast nicht zu vermeiden. Aber auch beim Skifahren geschieht es nicht selten, dass es durch einen Sturz mit ungünstigem Fall auf die Skistöcke zu einer Verstauchung des Daumens kommt.
Zur Diagnosestellung wird sich der behandelnde Arzt zunächst die Schilderung des Patienten genau anhören und vor allem nach Details zum Unfallhergang fragen. Dieser bietet meist schon erste Anhaltspunkte darauf, welche Art der Verletzung sich hinter dem Problem verbirgt. Anschließend schaut er sich die verletzte Hand (und meist auch die Gesunde zum Vergleich) gründlich an und tastet die Verletzung ab. Eine exakte Schmerzlokalisation ist ebenso wichtig wie die Bestimmung des genauen Ausmaßes der Schädigung und das eventuelle Erkennen einer anderen Verletzung. In manchen Fällen kann unter Umständen eine Ultraschall- oder Röntgenuntersuchung notwendig werden. Wenn auch dann noch kein sicherer Befund feststeht, schließt sich eine Magnetresonanztomographie (MRT) an. Diese kann in Einzelfällen nötig und wichtig sein, um andere Verletzungen von schweren Verstauchungen des Daumens eindeutig zu unterscheiden.
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Führende Symptome einer Verstauchung des Daumens sind eine deutliche Schwellung, eine Rötung oder sogar ein Bluterguss (Hämatom) an der entsprechenden Stelle, Funktionseinbuße im Sinne von Unbeweglichkeiten und vor allem Schmerzen. Letztgenannten als absolutem Leitsymptom widmet sich der nächste Absatz.
Neben den Schmerzen spielt vor allem der Funktionsverlust für die Betroffenen eine wichtige Rolle. Den Daumen nicht vollständig bewegen zu können erschwert viele alltägliche Bewegungen wie das präzise Greifen und beeinträchtigt oftmals die gesamte Hand.
Fast genauso wichtig wie die Frage, welche Symptome sich feststellen lassen, ist die Frage, welche Symptome fehlen: gibt es keine tastbaren Knochenvorsprünge oder –verschiebungen, ist der Daumen mit großer Sicherheit nicht gebrochen. Gleiches gilt, wenn keine abnormen Bewegungen möglich sind.
Scharfe, pulsierende, zum Teil qualvolle Schmerzen kennzeichnen eine Verstauchung. Obwohl kein Knochen gebrochen und kein Band durchtrennt wurde, empfinden die meisten Patienten die Schmerzen als stark beeinträchtigend. Deswegen sollte in jedem Fall zusätzlich zu weiteren Behandlung (siehe Behandlung) eine Therapie mit Schmerzmitteln durchgeführt werden. Am Gängigsten ist der Wirkstoff Ibuprofen, welcher zu den sogenannten nicht-steroidalen Antiphlogistika gehört und schmerzlindernd sowie entzündungshemmend wirkt. Sollte das allerdings nicht ausreichen, ist auf jeden Fall ein Besuch beim Arzt ratsam: erstens könnte sich hinter der vermeintlichen Verstauchung doch eine gravierendere Verletzung verbergen und zweitens kann ein Arzt zur Not auch stärkere Schmerzmittel verschreiben. Im Zweifelsfall kann es empfehlenswerter sein, stärkere Medikamente einzunehmen als lediglich die Dosis von freiverkäuflichen Schmerzmitteln immer weiter zu steigern.
Initial sollte auch eine Verstauchung des Daumens - wie alle anderen Sportverletzungen – nach der PECH-Regel behandelt werden: Es ist empfehlenswert jegliche Tätigkeit sofort zu unterbrechen (Pause) und die betroffene Stelle schnellstmöglich zu kühlen (Eis). Druck von außen (Compression) – beispielsweise durch eine feste Binde - hilft Schmerzen zu lindern und konsequentes Hochlegen hält den sich anbahnenden Bluterguss und die aus der Verletzung resultierende Schwellung möglichst gering.
Zur weiteren Behandlung einer Verstauchung des Daumens bieten sich dann verschiedene Möglichkeiten an. Es ist nicht per se möglich, eine der Möglichkeiten als besonders effektiv oder die Beste zu küren; vielmehr sollte das verfügbare Angebot die Auswahl leiten. Schließlich nützt die beste Behandlungsmethode nur wenig, wenn sie gerade nicht durchführbar ist.
Allen Varianten gemeinsam ist das Ziel der Ruhigstellung des Gelenkes und der Schmerzlinderung. Der Schmerzlinderung helfen vor allem in den ersten Stunden bis Tagen nach der Verletzung Medikamente. Bei guter Ruhigstellung sollten diese aber schon bald nicht mehr nötig sein. Die Fixierung des Gelenkes selbst kann über Tapen oder Verbinden geschehen (siehe dazu die folgenden Abschnitte) oder aber auch mit speziell angefertigten Schienen, sogenannten Orthesen. Die Fixierung des verletzen Gelenkes sollte immer in oder wenigstens möglichst nah an der sogenannten Normalposition erfolgen. Damit bezeichnet man diejenige Position des Gelenkes, die man in Ruhe einnehmen würde, wäre das Gelenk unverletzt. Dadurch sind Bewegungen der restlichen Hand und vor allem der anderen Finger im Normalfall noch problemlos möglich. Die Ruhigstellung ist nach einer Verstauchung essentiell, damit es zur Heilung kommen kann. Bleibt die korrekte Abheilung aus, kann im schlimmsten Fall eine dauerhafte Instabilität entstehen, die zu deutlichen Funktionseinbußen des Daumens führen kann.
Entscheidet man sich für eine Ruhigstellung mit Hilfe von Tape eignet sich am besten sogenanntes Sporttape aus der Apotheke. Für den Tapeverband werden zwei gegenläufige Streifen („Zügel“) diagonal über das Handgelenk zur Gegenseite geklebt. Abschließend fixiert man diese mit einem weiteren Tape am Handgelenk. Bei Unsicherheiten zur korrekten Anlage empfiehlt es sich, sich die richtige Technik von einem Arzt oder Physiotherapeuten (beziehungsweise einem anderen Geübten) zeigen zu lassen. Etwa alle 2 Tage sollte das Tape gewechselt und neu angelegt werden.
Auch das Verbinden ist eine einfache, schnelle und effektive Variante eine Verstauchung des Daumens ruhigzustellen. Hierfür wird vom Handgelenk hoch bis zum äußersten Ende des Daumens und dann in Form einer 8 um den Daumen und das Handgelenk wieder zurück gewickelt. Das Verbandsmaterial sollte keine Falten schlagen und nicht zu locker sitzen. Aber natürlich sollte der Verband auch nicht zu fest sein. Beginnt der Daumen zu kribbeln, wird blass oder kalt oder schmerzt wesentlich mehr als zuvor, ist der Verband vermutlich zu fest. Nun gilt es den alten Verband zu lösen und neu zu verbinden. Auch hier kann es helfen, sich die richtige Technik einmal von einem Erfahrenen zeigen zu lassen.
Als Faustregel gilt als Endpunkt der Heilung der Zustand völliger Schmerzfreiheit. Tut nichts mehr weh, ist vermutlich das Gewebe wieder regeneriert. In aller Regel sollte sich nach etwa 4 bis 6 Tagen Besserung einstellen und nach 1 bis 2 Wochen alle Symptome verschwunden sein. Dies kann jedoch je nach Schwere der Verletzung länger dauern oder schneller geschehen. Sollte der Betroffene auch eine Woche nach dem Unfall noch deutliche Schmerzen verspüren, ist das ein dringlicher Hinweis darauf, spätestens jetzt – sofern noch nicht geschehen – einen Arzt hinzuzuziehen.
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