Handgelenk verstaucht

Einleitung

Eine Verstauchung des Handgelenks, die in der medizinischen Fachsprache auch als Distorsion bezeichnet wird, kann schnell bei einem Sturz entstehen und passiert häufig im Rahmen von Sportverletzungen. Fällt man, versucht man sich instinktiv mit der gespreizten Hand auf dem Boden abzustützen. Durch den Aufprall muss es nicht immer direkt zu einem Knochenbruch kommen, sondern es kann auch eine Verstauchung entstehen, die aber genauso unangenehm wie eine Fraktur des Knochens sein kann. Bei einer Verstauchung handelt es sich um eine Überdehnung der Bänder, die das Gelenk stützen und sichern. Sie sorgen zudem für die reibungslose Funktion des Handgelenks.

Symptome

Eine Verstauchung, die durch einen Sturz auf das Handgelenk entstanden ist, muss nicht gleich von außen sichtbar sein. Häufig verspürt der Patient zunächst durch den Schreck nur die starken plötzlichen Schmerzen. Durch diese wird das verletzte Handgelenk stark in seiner Bewegung eingeschränkt. Meistens entwickelten sich erst nach Stunden eine Schwellung und eventuelle auch ein größerer blauer Fleck (Hämatom). Die Einblutung in das Gewebe kann auch ein Hinweis dafür sein, dass bei der Verstauchung die Bänder so stark überdehnt wurden, dass sie schließlich auch eingerissen sein können.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Bänderriss am Handgelenk

Was tun – Erste Hilfe

Nach einem Sturz kann der Schreck groß sein und besteht der Verdacht, sich eine Verstauchung oder ähnliche Verletzung zugezogen zu haben, können erste Maßnahmen hilfreich sein. Hier hat sich oftmals die PECH-Regel bewährt. PECH bedeutet Pause, Eis, Compression (Kompression) und Hochlagern. Demnach sollte zunächst das betroffene Handgelenk ruhig gehalten werden und nicht weiter belastet werden. Das Ruhigstellen kann zudem durch einen korrekt angelegten Verband unterstützt werden. Das verletzte Handgelenk sollte von Anfang an und konsequent gekühlt und hochgelagert werden. Zum Kühlen eignen sich Kühlpacks, die in ein Handtuch eingewickelt werden. Durch diese direkten Maßnahmen nach dem Sturz kann eine starke zunehmende Schwellung, die zusätzliche Schmerzen verursachen kann, verhindert werden. Gleichzeitig hilft das Hochlagern beim Abbau von eingebluteten Hautstellen und der Heilungsprozess wird gefördert. Verbleiben die Schmerzen sehr stark und geht die Schwellung innerhalb weniger Tage nicht deutlich zurück, sollte ein Facharzt zur Beurteilung aufgesucht werden.

Verstauchung vs. Gebrochen

Nach einem Sturz auf das Handgelenk können die Symptome nicht immer ausschließen, ob es sich nicht doch um einen Knochenbruch handelt. Bei einer Verstauchung kommt es häufig zu einer Überdehnung und Zerrung der umliegenden Bänder und der Gelenkkapsel. Diese Verletzungen können starke Schmerzen verursachen, die den Betroffenen verunsichern können, ob nicht doch der Knochen gebrochen ist. Eine Fraktur des Knochens geht oftmals auch mit einem lauten Geräusch einher. Reißt allerdings ein Band im Handgelenk, kann auch dies ein peitschenähnliches Geräusch verursachen. Eine offene Fraktur ist leicht zu diagnostizieren, dagegen kann eine geschlossene nicht sichtbare Fraktur nicht immer eindeutig von einer Verstauchung abgegrenzt werden. Bei einem Knochenbruch im Handgelenk kann unter anderem eine abnorme Stellung einen Hinweis auf eine vorliegende Fraktur sein.

Die Knochen können zum Beispiel sichtbar gegeneinander verschoben sein. Zudem können auch Knochensplitter oder Knochenenden deutlich unter der Haut hervortreten. Das verletzte Handgelenk fühlt sich zusätzlich sehr instabil an und kann meistens über die physiologischen Bewegungsausmaße hinausbewegt werden. Es liegt eine abnorme Beweglichkeit vor. Bei einer Verstauchung dagegen, kann der Patient das betroffen Gelenk aufgrund der starken Schmerzen weniger gut bewegen und vermeidet jegliche Belastung. Bei einem Bruch kann bei der Bewegung häufig auch ein Reibegeräusch wahrgenommen werden. Dies kann zum Beispiel bei der Absplitterung von Knochenteilen entstehen. Bei beiden Verletzungsvarianten kommen Schwellungen und Einblutung in die Haut vor.

Schwellungen und Hämatome (blaue Flecken) bilden sich meistens erst Stunden nach dem Unfall. Sowohl die Verstauchung als auch der Bruch können beide im Rahmen der Ersten Hilfe nach der PECH- Methode versorgt werden. Besteht der Verdacht auf einen Knochenbruch, sollte dieser auch bis zur sicheren Diagnose wie eine Fraktur behandelt werden, denn jede weitere Belastung oder Bewegung kann den Bruch komplizierter machen. Eine sichere Unterscheidung zwischen Verstauchung und Knochenbruch kann nur durch eine Röntgenuntersuchung getroffen werden. In den Röntgenbildern können Risse im Knochen gut gesehen werden oder auch eine Fraktur ausschließen. Demnach ist es immer sicherer, nach einem Sturz und anhaltenden Beschwerden einen Facharzt aufzusuchen, der die richtige Diagnose stellen kann und anschließend die entsprechende Therapie einleiten kann.

Diagnostik

Die Diagnose kann oftmals vom Betroffenen selbst oder von einem Arzt sichergestellt werden. Anzeichen einer Verstauchung sind ein geschwollenes Gelenk, ein Hämatom aufgrund des Blutergusses, Schmerzen und dennoch kann das Gelenk geringfügig belastet werden. Der Arzt wird in der Anamnese nach dem genauen Unfallhergang fragen und kann anhand der Art der Verletzung erste Rückschlüsse ziehen. Besteht jedoch Zweifel daran, dass sich tatsächlich nur um eine Verstauchung handelt, kann der Arzt weitere Maßnahmen einleiten. Dazu gehören zum Beispiel das konventionelle Röntgen oder eine Computertomographie. Mit diesen Untersuchungen können Bänderrisse oder auch Knochenabsplitterungen festgestellt werden.

Therapie

Die Therapie ist abhängig von dem Schweregrad der Verletzung. Zudem richtet sie sich danach, inwieweit sie notwendig für den Patienten ist. Aktive und junge Menschen zielen oftmals darauf ab ihr Handgelenk schnellstmöglich wieder belasten zu können. Ebenfalls wird eine belastungsunterstützende Therapie sinnvoll, wenn zum Beispiel die rechte Hand eines Rechtshänders betroffen ist, die zudem beim Arbeiten eingesetzt wird. Die Erste Hilfe nach einer Verstauchung erfolgt nach der bereits beschriebenen PECH- Regel.

Tapen des Handgelenks

Das Tapen bietet eine Möglichkeit eine Verstauchung zu behandeln. Tapeverbände schränken unerwünschte Bewegungsspielräume ein und unterstützen gleichzeitig die Gelenkkapsel und die dazugehörigen Bänder bei Belastung. Sie stabilisieren das Gelenk und können zudem auch als Prävention von Verstauchungen und Bänderrissen genutzt werden. Um das Handgelenk richtig zu tapen, sollte der Arm zunächst entspannt und ausgestreckt auf einer Unterlage abgelegt werden. Das Handgelenk muss in der richtigen natürlichen Position verbunden werden, damit es nicht zu einer Fehlstellung oder Kontrakturen kommt. Die ersten beiden Tapestreifen werden kurz vor dem Handgelenk und dem vorderen Ende des Mittelhandknochens angebracht. Sie dienen als Anker und sollten einen guten straffen Sitz haben, aber das darunter liegenden Gewebe nicht abschnüren.

An der Außenseite des Handgelenks werden nun horizontal verlaufende Zügel aufgeklebt, die die Anker miteinander verbinden. Weiterhin werden je ein Zügel auf dem Handrücken und einer unter dem kleinen Finger angebracht. Ebenso wird ein Daumenzügel aufgeklebt, der das Daumensattelgelenk miteinbezieht. Anschließend erfolgt das Anbringen von diagonal verlaufenden Streifen. Sie laufen einmal vom kleinen Finger beginnend zum Daumenzügel und umgekehrt, sodass sie ein Kreuz auf dem Handrücken abbildet. Nach der gleichen Systematik werden so wie auf der Handaußenseite ebenfalls Tapestreifen in der Handinnenseite angebracht.

Zum Abschluss werden nun beginnend in der Handinnenseite Tapestreifen waagerecht von Anker zu Anker aufgeklebt. Dies ist das eigentliche Tapen und wird auch noch auf der Handaußenfläche wiederholt. Nachdem der Tapeverband fertig angebracht ist, können überstehende Tapeenden abgeschnitten werden. Insgesamt sollte dabei darauf geachtet werden, dass die Tapes fest sitzen, aber die Durchblutung der Hand und der einzelnen Finger nicht beeinträchtigen. Es sollte somit eine stabilisierende und stützenden Funktion vorliegen.

Lesen Sie mehr zum Thema: Handgelenk tapen

Verband

Der Verband gehört auch zu den ersten Maßnahmen nach dem Unfall. Er wird mit etwas Druck angebracht, sodass er durch die Kompression eine Schwellung verhindern kann. Er verleiht dem Gelenk, ähnlich wie ein Tapeverband, Halt und unterstützt die Gelenkstrukturen bei Belastung. In der akuten Phase kann unter dem Verband zudem ein Eis-Pack angebracht werden, das ebenfalls zur Vorbeugung einer Schwellung beiträgt. Später können schmerzlindernde und kühlende Salben unter dem Verband aufgetragen werden. Der Verband wird in parallel schräg verlaufenden Bahnen unter leichtem Zug angebracht. Er sollte um den Daumen herum bis zu den Basisknochen der Finger angelegt werden. Auch hier ist auf einen straffen aber angenehmen Sitz zu achten, der weiterhin die Durchblutung und Bewegung der Finger gewährleistet.

Homöopathie

Auch homöopathische Mittel können zur Behandlung von Verstauchungen eingesetzt werden. In Frage kommen Agnus castus, Arnica montana, Bellis perennis, Bryonia alba, Rhus toxicodendron und Ruta graveolens. Die Mittel werden in niedrigen Potenzen verabreicht. Man nimmt dreimal am Tag zehn bis zwanzig Tropfen ein. Die genannten Substanzen haben einen positiven Effekt auf die Heilung, lindern Schmerzen, fördern den Rückgang einer Entzündung und kurbeln die Selbstheilungskräfte des Körpers an. Auch das Schüssler- Salz Nr. 1 Calcium Fluoratum kann bei einer Verstauchung eingenommen werden. Es soll die Elastizität der Fasern fördern und kann sich somit positiv auf die Heilung einer Verstauchung, Überdehnung oder auch einer Zerrung auswirken.

Dauer

Die Dauer der Verletzung und der anschließende Heilungsprozess ist abhängig vom Schweregrad und Ausmaß der Verletzung. Zudem spielen besonders der Unfallhergang, das Alter des Patienten und auch die Notwendigkeit einer Behandlung hinsichtlich des Berufes des Patienten eine wichtige Rolle bei dem Heilungsprozess.

Eine einfache Verstauchung (Distorsion) des Handgelenks verheilt in den meisten Fällen recht schnell und komplikationslos. Die Heilung kann begünstigt werden, indem das betroffene Gelenk in den ersten Wochen geschont wird. Wichtig sind unmittelbar nach dem Unfall die Einhaltung der PECH- Regeln. Kompression, Hochlagern und Kühlen können eine schlimmer werdende Schwellung sowie einen intraartikulären Bluterguss aufhalten. Dennoch bedarf der Heilungsprozess mehrere Wochen bis das Gelenk wieder vollständig belastet werden kann. Da nach einer längeren belastungsfreien Phase die Gelenkkapsel und die umliegenden Bänder noch instabil sein können, empfiehlt es sich auch nach der Abheilung der Verstauchung unterstützenden Bandagen in Form von einem Verband oder mit Tapes das Gelenk zu stabilisieren. So können weiterhin Verletzungen wie eine erneute Verstauchung, Zerrung oder Bänderriss vermieden werden.

Bei einer komplizierten Verstauchung können zudem auch die Gelenkkapsel und die Bänder betroffen sein. Da es sich bei einer Distorsion meistens um eine Spotverletzung handelt, geht diese oft mit Kombinationsverletzungen einher, die die Heilung ungünstig beeinflussen können. Sind bei einer Verstauchung die Bänder zusätzlich gerissen, wird oftmals auch eine operative Versorgung notwendig. Andernfalls kann es passieren, dass die Bänder nicht richtig zusammenwachsen und zudem Narben bilden, die dann die Belastbarkeit und Stabilität des Gelenks verschlechtern können. Auch das Band kann erschlaffem und verliert demnach seine stützende Wirkung auf das Gelenk. Weitere Verletzungen können dann die Folge sein. In diesem Fall ist eine Operation unumgänglich.

Die Heilung und die Belastbarkeit dauert einige Wochen bis zur vollständigen Wiederherstellung an. Eine Operation stellt weitere Risiken wie zum Beispiel einer Infektion der Operationswunde dar. Sie kann die Dauer der Heilung deutlich verlängern. Daher ist es sinnvoll frühzeitig einen Arzt aufzusuchen, der in diesem Bereich Fachkenntnisse besitzt und dementsprechend weitere Komplikationen vermeiden kann.

Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel Dauer einer Verstauchung.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 14.08.2015 - Letzte Änderung: 22.10.2021