Sportmedizinische Untersuchungsmethoden

Warum macht man eine sportmedizinische Untersuchung?

Sportmedizinische Untersuchungsmethoden sind wichtige Elemente bei der Feststellung eines sportlichen Tätigkeitsprofils und finden daher in vielen verschiedenen Bereichen Anwendung. Eine sportärztliche Untersuchung kann aus verschiedenen Gründen stattfinden. Es kann das Ziel sein, die sportliche Leistungsfähigkeit einer Person festzustellen, aber auch der Ausschluss von gewissen Risiken, die beim Sporttreiben auftreten könnten. Dabei treten oft Befunde oder Auffälligkeiten auf, die auf lange Sicht gesehen ein Krankheitspotential aufweisen können, durch die frühe Erkennung aber beseitigt werden können. Die hauptsächliche Aufgabenstellung der sportmedizinischen Untersuchungsmethoden ist der Ausschluss von Kontraindikationen gegenüber sportlichen Belastungen.

Grundsätzlich sollte sich jeder Mensch einmal aus sportmedizinischer Sicht untersuchen lassen, um Risiken auszuschließen und seine Leistungsfähigkeit besser einschätzen zu können. Zusätzlich gibt es aber auch Empfehlungen, welche Personengruppen sich einer sportmedizinischen Untersuchung unterziehen sollten. Kinder ab dem zehnten Lebensjahr mit dem Ziel Sport zu treiben, sollten sich untersuchen lassen, um eventuellen Problemen vorzubeugen und die Sporttauglichkeit abzuklären. Ebenso sollten sich Personen, die das 30. Lebensjahr überschritten haben und Sporteinsteiger sind oder mindestens fünf Jahre keinen Sport getrieben haben, untersuchen lassen, um so Risiken und Kontraindikationen auf die Belastung ausschließen zu können. Jeder Sportler der 35 Jahre oder älter ist, sollte sich einer sportmedizinischen Untersuchung unterziehen, da sich der Körper mit zunehmendem Alter ändert und die Belastungen nicht mehr so hoch und die Voraussetzungen nicht mehr optimalsten sind. Auch hier ist das Hauptinteresse die Vermeidung von eventuell auftretenden Krankheitsbildern durch das Sporttreiben.

Vor allem Sportler, die Gesundheitsprobleme haben und mit dem Sporttreiben anfangen möchten, sollten, bevor sie beginnen, unbedingt einen Sportarzt aufsuchen und sich untersuchen lassen. Eine große Gruppe sind die Menschen, die auf Grund von Krankheit, sportlichen Verletzungen oder dem steigenden Alter eine Rehabilitation benötigen. Diese Patientengruppe benötigt eine genaue sportmedizinische Untersuchung, um herauszufinden, mit welchen Belastungsnormativa die Reha absolviert werden kann und sollte.

Besonderer Profit

Von einer sportmedizinischen Untersuchung können in der Regel alle Menschen nur profitieren, allerdings gibt es gewisse Gruppen die besonders profitieren. Dies sind Menschen, bei denen durch einfache Maßnahmen die Sporttauglichkeit wiederhergestellt werden kann, bzw. die durch die Untersuchung ihre Sportart ohne Einschränkungen ausüben können. Dazu gehören schon einfache Untersuchungsmethoden zur Sehstärke, zum Herz-Kreislauf-System oder zur Lungenfunktionalität. Auch der Zustand von Skelettmuskulatur, Knochen, Sehnen und Bändern spielt dabei eine wichtige Rolle.

Eine weitere Gruppe sind die Menschen, bei denen durch eine sportmedizinische Untersuchung eine bisher unbekannte Krankheit aufgedeckt werden konnte. Kreislaufstörungen, Bluthochdruck, Stoffwechselstörungen oder Herzklappenfehler können bei frühzeitiger Diagnose gut therapiert werden, und ein anschließendes Trainingsprogramm kann zum Wohlbefinden der Patienten beitragen.

Arten der sportmedizinischen Untersuchungsmethoden

Zu den sportmedizinischen Untersuchungsmethoden gehören neben den allgemeinen ärztlichen Untersuchungsmethoden wie der Sehtest, neurologische Untersuchungen zur Orientierung und Schilddrüsenuntersuchung, etc. auch sportspezifische Untersuchungen. Allgemein findet zuerst eine allgemeinmedizinische Untersuchung statt, bei der es um die Beurteilung des allgemeinen Gesundheitszustandes der Person und die Sporttauglichkeit geht. Außerdem steht ein Belastungstest auf dem Programm, der die Leistungsfähigkeit feststellen soll und somit auch eine genaue sportliche Einschätzung ermöglicht. Aus dieser Einschätzung kann anschließend ein Trainingsplan entwickelt werden, der individuell ist und alle eventuellen Hindernisse und Probleme berücksichtigt. Zusätzlich kann eine Ernährungsberatung angewendet werden, vor allem dann, wenn Ernährungsprobleme bestehen. Diese Grobeinteilung umfasst alle einzelnen sportmedizinischen und allgemeinmedizinischen Untersuchungsmethoden, die Anwendung finden können.

Die einzelnen Untersuchungen kann man in Herz-Kreislauf-Untersuchungen, Untersuchung der inneren Organe und Untersuchung der Sinnesorgane unterteilen. Bei den Herzkreislaufuntersuchungen wird in der Regel zuerst ein Ruhe-EKG angelegt, um die Herztätigkeit und die elektrische Reizweiterleitung der Herzmuskelfasern zu untersuchen. Des Weiteren wird eine 24-Stunden-Butdruck-Messung veranlasst, damit sichergestellt werden kann, dass beim Blutdruckprofil über 24 Stunden keine erhöhten oder erniedrigten Werte auftreten. Bei einzelnen Messungen können Werte evtl. verfälscht werden und daher sollte man, um auf Nummer sicher zu gehen, eine 24-Stunden-Blutdruck-Messung durchführen.

Belastungstest

Der Belastungstest bei einer sportmedizinischen Untersuchung wird meistens inklusive EKG und Laktatmessung auf einem Fahrradergometer durchgeführt. Dabei können mehrere Faktoren geprüft werden. Krankhafte Blutdruckveränderung, die unter einer Belastung auftreten, können ausgeschlossen werden, Herzrhythmusstörungen können vor und während der Belastung erkannt werden, Durchblutungsstörungen des Herzmuskels auf Grund körperlicher Belastung werden sichtbar und die körperliche Leistungsfähigkeit wird bestimmt. Grundsätzlich wird eine solche Belastungsuntersuchung mit einem Conconi-Stufentest durchgeführt. Zu den Herzkreislaufuntersuchungen gehören außerdem Ultraschalluntersuchungen von Halsschlagader, Beinarterien und Beinvenen. Dabei sollen krankhafte Veränderungen und Tendenzen möglichst früh aufgedeckt werden, um dagegen vorzugehen. Beim Ultraschall der Halsschlagader können das Arterioskleroserisiko und eventuelle Verkalkungen, Einengungen und Ablagerungen bestimmt werden. Bei den Untersuchungen von Beinarterien und –venen geht es ebenso um die Ermittlung von Verkalkungen, Verengungen sowie um Beinvenenthrombosen.

Eine Lungenfunktionsuntersuchung soll Aufschluss darüber geben, ob das Atmungssystem einwandfrei funktioniert, oder ob Auffälligkeiten auftreten. Bei bereits vorliegenden Erkrankungen wird diese Untersuchung zur Kontrolle benutzt. Außerdem können durch Belastung ausgelöste Krankheiten wie Asthma aufgedeckt werden.

Die Untersuchungen der inneren Organe

Nun kommen die Untersuchungen der inneren Organe. Ein Ultraschall der Bauchorgane sollte durchgeführt werden, um Auffälligkeiten an den Bauchorganen (Leber, Niere, Gallenblase, Bauchspeicheldrüse, Milz, Blase und Prostata/Gebärmutter festzustellen. Die Schilddrüse wird untersucht, auf ihre Größe geprüft und auf Auffälligkeiten hin untersucht. Zu den Untersuchungsmethoden der inneren Organe gehört auch ein großes Blutbild, bei dem viele verschiedenen Parameter untersucht werden. Außerdem werden der Leberstoffwechsel, der Eiweiß-, Aminosäure- und Homocysteinstoffwechsel, die Nierenwerte und der Cholesterinspiegel untersucht. Ebenso spielen Eisenstoffwechsel, Mineralstoffgehalt und Spurenelemente, eine Urinuntersuchung und eine Stuhluntersuchung auf Blut eine wichtige Rolle, um alle Aspekte abzudecken. Bei den Untersuchungsmethoden der Sinnesorgane geht es in erster Linie um einen Sehtest und eine neurologische Untersuchung.

Diese Untersuchungsmethoden sind sehr umfangreich und es lassen sich auch sportmedizinische Untersuchungen durchführen, die nicht alle diese Maßnahmen beinhalten. Alternativ gibt es beispielsweise noch die Möglichkeit den Belastungstest auf einem Laufbandergometer oder einem Ruderergometer durchzuführen, je nachdem welches Gerät vorhanden ist und welche Übung man lieber absolvieren möchte. Zusätzlich zu der Belastungsanalyse empfiehlt es sich oftmals, auch eine Spiroergometrie durchzuführen. Eine Spiroergometrie befasst sich mit einer Atemgasanalyse und untersucht die Sauerstoffaufnahme, Kohlendioxidabgabe, usw. Dadurch kann die Leistungsfähigkeit noch besser verstanden und dargestellt werden.

Untersuchungsablauf

Wie genau so eine sportärztliche Untersuchung abläuft, soll hier kurz dargestellt werden. Zuerst beginnt die Untersuchung mit einer familiären und persönlichen Anamnese. Das heißt, es wird auf erblich bedingte und durch vorherige Ereignisse ausgelöste Auffälligkeiten geachtet, die man so nicht erkennen würde. Frühere Erkrankungen, Verletzungen und Behinderungen spielen dabei ebenso eine wichtige Rolle. Die Aktualität der Impfungen wird überprüft und gegebenenfalls werden neue Impfungen verordnet. Tägliche Gewohnheiten, wie Medikamenteneinnahme, Rauchverhalten, Alkoholkonsum und Suchtgiftmissbrauch werden erfragt, um sich ein umfassendes Bild des Sportlers / Probanden zu verschaffen. Weitere Fragen zum persönlichen Sporttreiben gehören ebenso dazu. Dabei geht es um bisher ausgeübte Sportarten, eventuelle Pausen, Wettkämpfe und, ob neue Sportarten ausprobiert werden sollen. Vor allem der Trainingsplan der letzten zwölf Monate kann für eine sportmedizinische Untersuchung relevant sein und sollte daher, wenn möglich, in Wochentrainingsstunden (WTS) angegeben werden. Auch die Übungen, die absolviert wurden, Bestleistungen und Maximalgewichte sollten bei der Befragung zur Anamnese angegeben werden. Um weitere Körperdaten zu bestimmten, ist das Entkleiden der nächste Schritt. Dann werden Körpermaße, wie Körpergröße, Gewicht, Hüftumfang, Bauchumfang und Brustumfang, Bein- und Armlänge, Sitzhöhe und Unterschenkellänge bestimmt.

Weiterhin wird vor allem bei Erwachsenen eine biometrische Analyse durchgeführt, bei der Körperfett, Muskelverteilung und –ausbildung sowie Wasserhaushalt und Kalorienverbrauch in Ruhe ermittelt werden. Ein großes Blutbild sollte in der Regel angelegt werden, wobei sich weitere Untersuchungen dann erst aus den Ergebnissen des Blutbilds ergeben. Eine Untersuchung der Sehschärfe sollte auf jeden Fall durchgeführt werden und auch das Hörvermögen sollte in die Untersuchung mit einbezogen werden. Anschließend können weitere Tests wie Ruhe-EKG, Blutdruckmessung, Spirometrie, Zahnstatusuntersuchung, Schilddrüsenabtastung, Abhören der Lungen- und Herzgeräusche, Arterien- und Venenuntersuchungen und Muskeleigenreflexe durchgeführt werden. Die Reihenfolge dabei ist von Sportmediziner zu Sportmediziner unterschiedlich und spielt außerdem nur eine untergeordnete Rolle.

Orthopädisch – sportmedizinischer Teil

Eine weitere wichtige Säule einer sportmedizinischen Untersuchung ist ein orthopädisch–sportmedizinischer Teil. Dieser Teil der Untersuchung beruht zu großen Teilen auf einer optischen Methode, bei der der Körper zuerst einmal von vorne betrachtet wird. Anschließend wird mit einer Inspektion von beiden Seiten fortgefahren, um so eine gute Einschätzung der Körperstatik, sowie der Haltung des Sportlers zu erhalten. Eventuelle Haltungsschäden werden dabei entdeckt und können durch Eingriffe und Maßnahmen meist noch korrigiert werden. Bei der Rückansicht werden vor allem die Stellung der Wirbelsäule, ein möglicher Schiefstand und die Beinachse und der Beinverlauf ins Auge gefasst.

Muskelfunktionstests

Anschließend an die optischen Mittel einer sportmedizinischen Untersuchung finden die Muskelfunktionstests statt. Durch diese Untersuchungsmethoden können Verkürzungen und Abschwächungen bestimmter Muskelgruppen aufgedeckt werden. Die Muskelfunktionstests beginnen in einer Rückenlage und setzen sich in der Bauchlage fort, bis die Untersuchung dann in einer Knie-Hände-Stütz-Position endet.

Allgemein zum Schluß

Nach allen Untersuchungen steht schlussendlich eine sportmedizinische Diagnose an, die im günstigen Fall die Sporttauglichkeit einwandfrei bescheinigt. In manchen Fällen müssen auf Grund der Untersuchung anschließend weitere Untersuchungstermine vereinbart werden, um Auffälligkeiten endgültig abzuklären und eventuelle Therapiemaßnahmen einzuleiten. Verbale Hinweise und Empfehlungen werden in der Regel vom Arzt ausgesprochen, auch dann, wenn der Befund an sich in Ordnung ist.

Sportmedizinische Untersuchungen sollten bei regelmäßigem Sporttreiben einmal jährlich durchgeführt werden. Dies wissen viele Sportler leider nicht und gehen daher nur ganz selten, oder auch gar nicht zu einem Sportmediziner und lassen sich durchchecken. Dabei kann ein kurzer Check einmal im Jahr einen enormen Beitrag zu unserer Gesundheit leisten und vor Krankheiten und Verletzungen schützen.

Bisher mussten die Kosten einer sportmedizinischen Untersuchung von den Sportlern selbst getragen werden. Da eine solche Untersuchung auch bis zu 259€kosten kann, wurden viele Sportler durch die Kosten abgeschreckt und trieben weiterhin Sport, ohne sich untersuchen zu lassen. Allerdings gibt es in dem Sinne eine Änderung, dass viele Krankenkassen mittlerweile umdenken und die sportmedizinische Untersuchung bezuschussen oder sogar komplett übernehmen, da erkannt wurde, dass diese Untersuchung zu einem gesünderen Menschen beitragen kann. Krankheitstage auf der Arbeit und Verletzungen durch Sporttreiben können so vermieden werden.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 11.02.2014 - Letzte Änderung: 22.10.2021