Zahnfleischtransplantation

Definiton

Bei der Zahnfleischtransplantation wird Zahnfleisch an einer bestimmten Stelle entnommen und anschließend an einer anderen Stelle eingepflanzt. Diese meistens aus dem Gaumen gewonnenen Transplantate werden zur Deckung von Rezessionen, also freiliegenden Zahnhälsen, oder nicht verheilenden Wunden auf dem Kieferknochen verwendet. Das Gewebe wird mit Fäden an die entsprechende Stelle angenäht und heilt dort innerhalb weniger Wochen ein. Aufgrund verschiedenster Anpassungsvorgänge ist das Gewebe anschließend kaum noch von dem Umliegenden Zahnfleisch zu unterscheiden und es entsteht gerade im Frontzahngebiet eine hervorragende Ästhetik.

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Wann ist eine Zahnfleischtransplantation sinnvoll?

Eine Zahnfleischtransplantation kann in vielen Situationen sinnvoll sein, um die Ästhetik, v.a. im Frontzahnbereich wiederherzustellen. Hauptursache sind dabei die freiliegenden Zahnhälse, die neben eines unschönen Aussehens manchmal auch Beschwerden wie eine Kälteempfindlichkeit des betroffenen Zahnes auslösen. Neben angeborenem Zahnfleischrückgang können auch eine falsche Putztechnik, eine zu schnell durchgeführte Zahnbewegung durch den Kieferorthopäden, eine lang andauernde Zahnfleischentzündung oder ein schlecht sitzender Zahnersatz ursächlich sein.
Gerade beim Putzen wird die Gefahr oft unterschätzt. Benutzt man eine zu harte oder zu abgenutzte Zahnbürste und putzt mit großer Kraft in einem falschen Winkel oder mit der falschen Technik, kann man die feinen Zahnfleischfasern schnell zerstören. Bei Personen mit einem sehr „dünnen Zahnfleischtyp“ entstehen dann schnell die sogenannten Rezessionen. Hierbei handelt es sich um einen nicht-entzündlichen Gewebeumbau, welcher nicht durch Zahnbelag bedingt ist.

Etwas anderes ist es, wenn die Rezessionen durch eine Parodontitistherapie entstehen. Hier haben entzündliche Konkremente bereits für einen Knochenabbau um die Zähne herum gesorgt. Heilen die gereinigten Zahnfleischtaschen nun aus, zieht sich das Zahnfleisch aufgrund der vorangegangenen Entzündung zurück und adaptiert an den Knochen.

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Begleitende Symptome

Wenn die Zahnfleischtransplantation notwendig ist, liegt häufig das Problem von sehr empfindlichen Zahnhälsen vor oder eine unschöne Ästhetik des Zahnfleischüberganges bei der Frontzähnen. Dabei entstehen die Schmerzen immer, wenn kalte Luft oder kaltes Wasser an die Zähne gelangt. Durch die Zahnfleischtransplantation kann es nach dem Eingriff bis zur Abheilung zu leichten Blutungen kommen. Vor allem an der Entnahmestelle, da die Wunde offen abheilen muss, ähnlich wie eine große und tiefe Schürfwunde. Da diese im Mund jedoch ständig dem Speichel, Flüssigkeiten und Nahrung ausgesetzt ist, handelt es sich um einen langen und manchmal auch recht schmerzhaften Prozess.

Nach der Abheilung kann diese Stelle am Gaumen auch noch sehr lange empfindlich sein. Warmes und Scharfes führen zu einem Schmerzreiz. Manchmal ist die Stelle auch noch für einen längeren Zeitraum von bis zu einem halben Jahr taub, bevor das Gefühl langsam wiederkommt. Ähnliches gilt für die Empfängerstelle, da die Wunde jedoch geringer ist und dicht vernäht wird, treten diese Nebenwirkungen dort eher selten auf.

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Ablauf einer Zahnfleischtransplantation

Die Zahnfleischtransplantation wird von einem Zahnarzt mit spezieller Fortbildung durchgeführt. Nach vorheriger Diagnostik, wird in einem weiteren Termin der geplante Eingriff durchgeführt. Dafür wird an zwei Stellen eine Spritze gegeben, um sowohl Entnahme- als auch Empfängerstelle zu betäuben. Sobald diese wirkt, wird die Empfängerstelle vorbereitet. Hierfür gibt es verschiedene Techniken. Im einfachsten Fall werden die Ränder dieser Stelle „angefrischt“, was bedeutet, dass mit dem Skalpell eine kleine Schicht am Rand entfernt wird, damit es anfängt zu bluten. Diese Blutung ist notwendig, da das Transplantat selbst keine Blutgefäße besitzt und durch die Empfängerstelle und deren Blutversorgung mit versorgt und ernährt werden muss. Nur so ist ein problemloses Anwachsen gewährleistet.

Anschließend wird an der Entnahmestelle, häufig am Gaumen, die Größe des benötigten Transplantates gekennzeichnet und dann ausgeschnitten. Es wird an der Empfängerstelle angepasst und anschließend mit mehreren Nähten dicht fixiert. Die Entnahmestelle muss offen zuheilen. Zur besseren Wundheilung kann für den Gaumen eine „Verbandplatte“ hergestellt werden. Hierbei handelt es sich um eine, dem Gaumen und den Oberkieferzähnen eng anliegende Platte, welche nach dem Eingriff eingesetzt wird. Diese hat eine ähnliche Wirkung wie ein Druckverband und stillt so die entstehende Wunde, da sie direkt nach der Entnahme eingesetzt wird. Sie muss zu Beginn einen ganzen Tag lang ohne Pause getragen werden. Dieser Mikrochirurgische Eingriff gehört zu den meist komplikationslosen Standarteingriffen eines spezialisierten Zahnarztes.

Welche Risiken gibt es?

Wie bei jedem operativen Eingriff gibt es aber auch bei der Zahnfleischtransplantation Risiken. Bei der Betäubung können Nerven getroffen werden, was zu einem Gefühlsverlust im entsprechenden Gebiet führt. Hier ist vor allem der Unterkiefer betroffen, wenn eine sogenannte „Leitungsanästhesie“ durchgeführt wird. Am Gaumen besteht die Gefahr, ein größeres Blutgefäß zu treffen, wodurch es zu einer starken (Nach-)Blutung kommen kann. Der erhöhte Blutverlust bringt den Kreislauf manchmal etwas durcheinander. Ganz geläufige Nebenwirkungen, welche jedoch zumeist ohne Probleme wieder abheilen, sind die Schwellung und der Wundschmerz. Diese klingen nach einigen Tagen wieder ab.

Wie lange dauert die Heilung?

Die Heilung ist an den beiden Transplantationsstellen etwas unterschiedlich. An der „Geberstelle“ am Gaumen ist die Heilung etwas verlängert, da sich dort das Gewebe wieder vollständig erneuern und eine offene Wunde abheilen muss. Bis es zu einer vollständigen Regeneration kommt und man normal essen kann, vergehen häufig mehrere Wochen.
An der „Nehmerstelle“, also dort wo der offene Zahnhals gedeckt wird, ist die Heilungsdauer kürzer. Das Gewebe wird angenäht und nach einigen Tagen auch vollständig durchblutet. Dadurch kann eine Regeneration nach etwa 7-10 Tagen erwartet werden. Rauchen kann die Heilungsdauer deutlich verlangsamen oder sogar zum Misserfolg der Behandlung führen.

Wie hoch sind die Kosten?

Bei der Zahnfleischtransplantation handelt es nicht um einen Eingriff, welcher von der gesetzlichen Krankenkasse bezuschusst wird. Es ist eine reine Privatleistung, deren Höhe abhängig ist von Art und Dauer der OP, sowie von der Anzahl der zu behandelnden Zähne. Pro Zahn kann man abhängig von Zahnarzt mit einer Investition in Höhe von etwa 350-650€ rechnen. Sind dann aufgrund einer Parodontitis gleich mehrere Zähne von dieser Erkrankung betroffen, steigern sich die Kosten schnell auf etwa 2000-3000€.
Die privaten Krankenkassen übernehmen diese bei medizinischer Indikation zumindest teilweise. Weiterhin gibt es einige Zusatzversicherungen für gesetzlich Versicherte, welche diese Art der Behandlung bezahlen. Es lohnt sich vor einer solchen Behandlung immer die Versicherungen genau zu vergleichen. Auch gegen eine zweite Meinung vom Spezialisten ist häufig nichts einzuwenden, da dieser neben den Kosten auch die Prognose besser abschätzen kann.

Diagnose

Bevor der Zahnarzt die Zahnfleischtransplantation durchführt, muss er eine ausführliche Untersuchung durchführen. Er wird alle Zähne visuell begutachten, kariöse Stellen finden und vor allem die Tiefe der Zahnfleischtaschen messen. Diese Messung ist sehr wichtig, da hierbei eine Zahnfleischentzündung und eine Parodontose festgestellt werden können. Zudem werden die Zahnhälse angesehen und der Zahnarzt misst mit einer Sonde wie stark das Zahnfleisch dort schon zurückgegangen ist bzw. wie sehr die Zahnwurzel freiliegt. Zum Schluss entscheidet der Zahnarzt noch, ob Röntgenbilder für die weitere Therapieplanung notwendig sind und fertigt diese an.  

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 16.11.2018 - Letzte Änderung: 07.12.2022