Zahnhals liegt frei - Was tun?

Einleitung

Beim Kauen von warmen oder kalten Speisen, beim Trinken eines leckeren süßen Erfrischungsgetränks oder beim Verzehr von säurehaltigem Obst beginnt es plötzlich stark und pulsierend zu schmerzen. Man hält sich die Hand an die Wange und verzieht das Gesicht vor Unwohlsein.
Bei einem erneuten Versuch geschieht dasselbe wieder und einem vergeht die Lust am weiteren Verzehr. Freiliegende Zahnhälse können Schuld an dieser Misere sein und bedürfen der schnellen Behandlung durch einen Zahnarzt, denn tieferliegende Probleme können Schuld an diesem Zustand sein.

Behandlung

Liegen bisher nur Schmerzen vor und ist keine Parodontitis der Grund oder eine Karies an dem Zahnhals entstanden, wird meist ein Fluorid-Lack oder ein Kunststoff aufgetragen, der die freiliegenden Kanälchen verschließt, sodass die Überempfindlichkeit nachlässt. Fluorid-Lacke halten meist nicht so lange an, sodass die Kunststoffe in Form von Dentin-Klebern eine längere Wirksamkeit zeigen.

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Eine neuartige Methode sind spezielle Dentallaser, die das Gewebe kurz aufweichen, sodass danach die Kanälchen verschlossen sind. Sind die Zahnhalsschäden jedoch schon in einem fortgeschrittenen Stadium, kann der Zahnarzt die Karies entfernen und eine Zahnhalsfüllung einbringen, beziehungsweise je nach Fall, ist eine Krone notwendig. Das schlimmste, was passieren kann, ist die Entfernung (Extraktion des Zahnes), aber nur dann, wenn trotz Wurzelbehandlung die Karies den Zahn irreparabel und instabil gemacht hat.

Anschließend ist Zuhause aber auf eine weitere korrekte Behandlung mit passender Zahnbürste und Zahnpasta zu achten, damit sich das Zahnfleisch wieder regenerieren kann und auch keine neuen Zahnhälse frei liegen.

Welche Zahnpasta hilft bei freiliegendem Zahnhals?

Das Wichtigste in der Behandlung freiliegender Zahnhälse ist sanftes Putzen der betroffenen Stellen. Das Zahnfleisch darf dort nicht noch mehr gereizt werden, da sonst die Gefahr besteht, dass es sich noch weiter zurückzieht. Generell wird in solchen Fällen angeraten, die betroffenen Stellen mit stark fluoridhaltiger Zahnpasta (z.B. elmex Gelee) einzureiben bzw. sehr sanft und vorsichtig zu putzen.

Hausmittel

Als erste Maßnahmen für Zuhause sind sanftes Einreiben mit fluoridhaltigem Gelee (z.B. elmex Gelee®) und vorsichtiges Putzen sehr hilfreich. Das Gelee verschließt die kleinen Kanälchen im Dentin (Zahhnbein) und beugt Karies vor. Zu den Hausmitteln gehören außerdem sanftes Spülen mit Salzlösung (1/2 TL Salz in warmen Wasser auflösen). Des Weiteren können auch Öle, die auf die betroffenen Stellen aufgetragen werden, zur Minderung der Empfindlichkeit führen.

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Homöopathie

Wie bei jeder Behandlung von Beschwerden ist es auch bei der Anwendung homöopathischer Medikamente sehr wichtig, dass man die Ursache der Schmerzen kennt. ’Schüßlersalz’ ist ein homöopathisches Medikament, das bei Schmerzen oder Entzündungen gern verwendet wird. Des Weiteren gibt es Hypericum, ein aus Johanniskraut bestehendes Homöopathikum oder Aconitum, bestehend aus blauem Eisenhut.

Sofern die Schmerzen anhaltend auftreten, ist dies ein Anzeichen für Karies oder Entzündungen im Zahnhalteapparat. Diese können nicht mittels Homöopathie bekämpft werden, sondern müssen vom Zahnarzt behandelt werden.

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Symptome

Je nach Schweregrad äußern sich freiliegende Zahnhälse durch:

  • unangenehmes/schmerzhaftes "Ziehen" bei Verzehr von süßen, sauren, heißen, kalten Lebensmitteln
  • Schmerzen am Zahn bei bloßem Luft einziehen
  • zurückgeganges Zahnfleisch (Zahn wirkt länger)

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Das Zahnfleisch geht zurück

Wenn sich das Zahnfleisch zurück zieht, liegen die Zahnhälse frei. Das bedeutet, ein Stück des Dentins besitzt keinen Schutz mehr durch das Zahnfleisch. Gründe für sich zurück bildendes Zahnfleisch können unter Anderem zu starkes Putzen, Zahnfleischentzündungen, hohes Alter oder Zähneknirschen sein.

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Wichtig ist, die Ursache heraus zu finden. Am Besten sollte ein Zahnarzt aufgesucht werden. Handelt es sich bei der Ursache um eine Entzündung des Zahnhalteapparates (Parodontitis) muss diese umgehend behandelt werden. Wichtig ist, die betroffenen Stellen im Mund sehr sanft zu behandeln. Sollte bspw. Zähneknirschen die Ursache für das Zurückziehen des Zahnfleischs sein, kann vom Zahnarzt eine Schiene erstellt werden.

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Schmerzen

Das Zahnfleisch kann sich aus verschiedenen Gründen zurückgezogen haben. Das sogenannte Dentin des Zahns steht zu Teilen nun nicht mehr unter dem Schutz des Zahnfleischs und liegt frei. Im Dentin befinden sich sehr viele kleine Kanälchen, die letztlich in das Zahnmark, die Pulpa, münden. In dieser befinden sich Nerven und Blutgefäße. Aus diesem Grund wird die Berührung mit bspw. kalten, heißen oder sauren Lebensmitteln als schmerhaft empfunden. Die Reize ziehen durch die kleinen Kanälchen bis hin zum Zahnnerven und es entsteht ein stechender, scharfer Schmerz.

Ursachen - Ein Überblick

Freiliegende Zahnhälse können verschiedene Ursachen haben:

  • Karies/Zahnhalskaries
  • unbehandelte Zahnfleischentzündung (Gingivitis)
  • Entzündung des Zahnhalteapparates (Parodontitis)
  • Knirschen (Bruxismus)
  • falsche Technik beim Zähneputzen (zu starker Druck)
  • keilförmige Defekte

Ursachen im Detail

Die Hauptursache von freiliegenden Zahnhälsen liegt in einer Erkrankung des Zahnhalteapparates. Dies nennt man Parodontitis, umgangssprachlich als Parodontose bezeichnet.
Zum Zahnhalteapparat gehört das Wurzelzement, die Gingiva, der Alveolarknochen und die Wurzelhaut (Desmodont).

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Auch eine reine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) kann dazu führen. Bei der Parodontitis handelt es sich um eine bakteriell bedingte Entzündung, die die systematische Zerstörung des Zahnhalteapparates auslöst. Ausgelöst wird sie, wie die Gingivitis, durch Plaque (Zahnbelag) der nicht entfernt wird und einen anhaftenden Biofilm über dem Zahn bildet.

Die entstandenen Bakterien beginnen zuerst den Zahn, anschließend das umgebene Gewebe anzugreifen und zu zerstören. Eine unbehandelte Gingivitis kann in eine Parodontitis übergehen. Der Verlauf der Entzündung bedingt, dass sich das Zahnfleisch immer weiter zurück zieht und die schmerzempfindlichen Zahnhälse immer leichter zugänglich werden. Ein weiterer Grund kann durch Stress oder Kiefergelenksfehlstellungen ausgelöstes Knirschen und Pressen sein. Diese Art der Funktionsstörung nennt man Bruxismus und tritt vorübergehend nachts auf. Auf den Zahn werden große, andauernde Belastungen ausgeübt.

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Ein weiterer Grund, der häufig nicht sofort logisch erscheint, kann zu heftiges Zähneputzen sein. Die Annahme ist falsch, dass wenn man mit der Zahnbürste mehr drückt, man auch mehr und besser Plaque entfernt und den Zähnen somit etwas Gutes tut. Zu starkes Drücken schadet dem Zahnfleisch, sodass es verletzt wird und sich mit der Zeit beginnt zurück zu ziehen. Die Bindegewebsfasern, die das Anhaften am Zahn ermöglichen, reißen kaputt und das Zahnfleisch löst sich vom Zahnhals. Betroffen sind meist die Prämolaren und die Molaren, also die Seitenzähne. Auch eine zu feste Zahnbürste oder zu starke Abrasionskörper in der Zahnpasta können dazu führen.

Folgen

Freiliegende Zahnhälse sind nicht nur ästhetisch nicht schön anzusehen, sondern können auch schwerwiegende Folgen nach sich ziehen, oder auf ein bestehendes Problem als deutliches Warnsignal hindeuten. Das Zahnfleisch ist wie eine Art Schutzdecke, die den Zahn und den Zahnhalteapparat vor schädlichen Einflüssen schützen soll.
Liegen die Zahnhälse frei, ist das befindliche Dentin am Zahn direkt angreifbar für äußerliche Bakterien. Die vielen kleinen Kanälchen, die im Dentin vorhanden sind, kommen nun direkt in Kontakt mit der Außenwelt und leiten jeden chemischen oder thermischen Reiz in das Innere des Zahnes weiter, sodass Schmerzen entstehen.

Ein weiteres Problem ist, dass freiliegende Zahnhälse ein perfekter Ansiedlungsort für Bakterien sind, die Karies auslösen und somit anfangen die Zahnsubstanz zu zersetzen. Zahnhalskaries kann sich schnell ausbreiten, weil es die fehlende Schmelzschutzschicht den Bakterien erleichtert, schnell vorzudringen und die Markhöhle zu erreichen. Patienten kommen meist erst dann zum Zahnarzt, wenn schon viel Substanz verloren gegangen ist und die Bakterien die Pulpa erreicht haben. Dadurch, dass sich die Karies so gut ausbreiten kann und die Pulpa leicht erreicht ist, ist die nachfolgende Wurzelkaries eine weitere Folge der freiliegenden Zahnhälse.

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Prophylaxe

Der beste Schutz gegen freiliegende Zahnhälse ist die Entstehung zu verhindern. Wichtig dabei ist zum einen, dass man die richtige Zahnputztechnik und Zahnputzmaterialien verwendet. So sollten mindestens 2x täglich die Zähne mit einer nicht zu harten Zahnbürste unter sanftem Anpressdruck von allen Seiten gereinigt werden. Zahnseide, Zungenschaber und Mundspülungen sind ergänzend einzusetzen, um eine Karies, die zu einer Parodontitis führen kann, nicht aufkommen zu lassen.

Elektrische Zahnbürsten eigenen sich sehr gut für die Reinigung, da sie einfach in der Anwendung sind und meist über eine Kontrolllampe verfügen, die einen anzeigt, wann zu stark gedrückt wird. Bei der normalen Handzahnbürste sind kreisende Bewegungen zu bevorzugen, die vom Zahnfleisch weg zur Zahnkrone hin in einem Winkel von 45° erfolgen sollten. Auch das regelmäßige Wechseln der Bürste bei sichtbarer Abnutzung oder spätestens nach 4 Wochen sollte eingehalten werden, da sonst nicht mehr die komplette Putzleistung zur Verfügung steht. Des Weiteren lassen sich schützende Mittel käuflich erwerben, wie remineralisierende Gele, die meist einmal in der Woche aufgetragen werden.

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Definition Zahnhals

Der Zahn gliedert sich in drei Abschnitte, beginnend mit der Zahnkrone, dann folgt der Zahnhals und letztendlich folgt die Zahnwurzel.
Der Zahnhals ist der Übergang zwischen Krone und Wurzel. Im gesunden Gebiss sind die sichtbaren Anteile des Zahnes von einer Schmelzschicht überzogen, der Wurzelanteil liegt geschützt unter dem Zahnfleisch (Gingiva). Im Zahnhalsbereich läuft der Zahnschmelz zur Zahnwurzel hin aus und die Zementschicht beginnt. Das Zahnzement ist aber von der Festigkeit und Widerstandsfähigkeit nicht mit dem Schmelz vergleichbar und viel empfindlicher.

Zusammenfassung

Freiliegende Zahnhälse sind ein häufiges Leiden in der Zahnmedizin, da sie teilweise unbewusste von Patienten auch ausgelöst werden können, die regelmäßig ihre Zähne putzen, aber dabei etwas zu grob vorgehen. Außerdem reagiert auch jedes Zahnfleisch unterschiedlich auf äußere Reize. Mit den oben genannten Tipps lassen sie sich aber gut vermeiden und selbst wenn ein Besuch beim Zahnarzt aufgrund starker Schmerzen notwendig ist, ist nicht gleich vom schlimmsten auszugehen, da es sich um eine sehr empfindliche Stelle handelt. Bei größeren Problemen oder zugrundeliegenden Ursachen ist in jedem Fall ein Zahnarzt aufzusuchen, der dann die korrekte Behandlung einleitet.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 01.04.2015 - Letzte Änderung: 28.11.2022