Zahnprothese kleben

Einleitung

Eine zerbochene Prothese stellt für Betroffene eine unangenehme Situation dar, durch welche sie ihren gewohnten Tagesablauf abrubt nicht mehr nachgehen können. Ohne Prothese ist es dem Betroffenen meist nicht möglich wie gewohnt zu sprechen, trinken und zu essen.

Außerdem ist man in der Ästhetik stark beeinträchtigt und möchte so am liebsten keinem anderen Menschen begegnen. In jedem Fall muss ein Zahnarzt aufgesucht werden. Ein eigenständiges Kleben, zum Beispiel mit Sekundekleber, ist nicht sinnvoll und bietet viele Risiken.

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Kann die Prothese wieder geklebt werden?

Leider gibt es keine Möglichkeit eine Prothese selbst zu kleben. Oft sind die Bruchstücke nicht spaltfrei einsetzbar und behindern einander, sodass sie gar nicht in den Mund eingebracht werden können. Benutzt der Patient Kleber um die Einzelteile außerhalb des Mundes zu verbinden, kann er die Fragmente nicht korrekt zusammenfügen und die Prothese passt womöglich gar nicht mehr in den Mund

In den meisten Fällen kann die Prothese von Fachpersonal repariert bzw geklebt werden. Dafür sollte in jedem Fall ein Zahnarzt aufgesucht werden, welcher die Prothese zur Reparatur in ein zahntechnisches Labor gibt. Der Zahnarzt muss entscheiden ob eine Reparatur möglich ist oder ob es sinnvoll ist eine neue Prothese zu erstellen. Wenn die Prothese in viele kleine Stücke zerbrochen ist, muss über eine Neuanfertigung nachgedacht werden, da hier das Kleben oftmals zu keinem befriedigenden Ergebnis mehr führt.

Außerdem besteht die Möglichkeit, dass die Prothese schon älter ist und der zahnlose Kiefer sich mit der Zeit soweit umgeformt hat, dass eine Passung von Prothese und Kiefer nicht mehr einwandfrei gewährleistet werden kann. In solchen Fällen muss die Prothese zusätzlich unterfüttert werden.

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Entscheidet sich der Zahnarzt zur Reparatur der Prothese, so muss dieser einen Abdruck des Kiefers, sowie einen Abdruck der Prothese nehmen. Dafür wird ein Abformlöffel mit einem knetartigen Abformaterial befüllt, welches dann in den Patientenmund eingeführt wird und dort einige Minuten bis zur Aushärtung verbleiben muss. Diese Abformungen werden dann in eine zahntechnisches Labor gegeben und dienen dem Zahntechniker als Vorlage für die tatsächliche Patientensituation im Mund. Die Reparatur dauert in der Regel ein paar Stunden bis zu einem Tag und bis dahin muss der Patient leider auf seine Prothese verzichten oder hat im Idealfall eine Ersatzprothese zur Hand, welche ihn bis zur Fertigstellung der Reparatur als Ersatz dient.

Wie viel kostet eine Reparatur beim Zahntechniker?

Einen Teil der Kosten jeglicher Reparatur bezahlt die Krankenkasse, sofern sie nicht eigenverschuldet ist, der Patient zahlt nur einen Eigenanteil dazu. In der Regel kostet eine Bruchreparatur des Kunststoffs 80- 120 Euro Selbstbeteiligung. Muss ein herausgeschlagener Kunststoffzahn ersetzt werden kostet es etwa 70- 100 Euro. Ist ein Metallbügel oder ein Metallelement gebrochen, ist die Reparatur aufwendiger, da die Metallteile gelötet werden müssen. Der Preis dafür beträgt etwa 150- 200 Euro.

Nachteile des Klebens

Wenn eine Prothese repariert wurde, muss man davon ausgehen, dass das Material an der Stelle der Reparatur etwas geschwächt ist und dementsprechend auch anfälliger für einen erneuten Bruch ist. In den meisten Fällen ist der Bruch nicht ohne Grund an einer dieser Stellen passiert. Es ist möglich, dass das Material dort eher dünn gehalten wurde. Bei der Reparatur wird diese womöglich zu dünne Stelle nun massiver gestaltet was einen negativen Effekt für den Patientenkomfort darstellen kann.

Für viele Ptothesenträger ist es unangenhem, wenn Teile der Prothese sehr dick gestaltet werden, da es in diesem Fall zu einem Fremdkörpergefühl kommen kann. Zusätzlich kann man die Bruchstelle mit Metalldrähten oder -platten verstärken, was auch wiederum eine dickere Gestaltung mit Kunststoff notwendig macht und das Gewicht der Prothese erhöht. Dies wirkt sich vor allem für eine Oberkiefer Totalprothese negativ aus, da es aufgrund der Schwerkraft zu einem vermindertem Halt kommen kann.

Nachteilig ist auch anzusehen, dass der Patient aufgrund der zahntechnischen Laborarbeiten mindestens einen halben Tag auf die Prothese warten muss und desweiteren mit Kosten zu rechnen ist.

Welchen Sekundenkleber kann man verwenden?

Die Prothese darf auf keinen Fall eigenständig mit Sekundenkleber geklebt werden!Ist die Prothese gebrochen, muss in jedem Fall ein Zahnarzt aufgesucht werden. Die Reparatur erfolgt in einem zahntechnischen Labor und geht weit über ein einfaches Kleben mit Sekundenkleber hinaus. Der verwendete Kunsttsoff besteht aus vielen einzelnen Molekülen sog. Monomeren, welche sich zu Polymeren verbinden (Polymerisation).  Bei einer Reparatur wird der Bruchspalt großzügig ausgeschliffen und eine neue Prothesenbasis mit dem oben genannten Material modelliert, welches dann in weiteren Schritten ausgehärtet und bearbeitet werden muss. Besteht die Prothese zusätzlich aus einer Metallbasis oder besitzt Verankerungselemente aus Metall, so kann es nötig sein, dass Teile angelötet oder geklebt werden müssen.

 

Warum ist eigenständiges Kleben gefährlich?

Allzweckkleber oder Sekundenkleber sind nicht für den Kontakt mit der Schleimhaut geeignet und können Allergien und Reizungen auslösen. In den Klebemitteln finden sich viele Konservierungsstoffe und Kunststoffe, gegen die viele Menschen allergisch sind, da sie weder als Kosmetikprodukt oder Medizinprodukt für Haut oder Schleimhaut geeignet sind. Die Allergie kann sich in einem anaphylaktischen Schock zeigen, der lebensbedrohlich ist. Der Patient bekommt Atemnot und die Schleimhäute schwellen stark an. Es bildet sich Ausschlag und die Herzfrequenz steigt an. Wird kein Antiallergikum verabreicht stirbt der Patient innerhalb von kurzer Zeit.

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Darüberhinaus ist der Kleber niemals stabil genug um die Prothese langfristig zu fixieren und die Stabilität zu gewährleisten. Es kann gut möglich sein, dass sie nach kurzer Zeit erneut an der Stelle bricht, sofern etwas Hartes gegessen wird. Die Kaustabilität kann durch die Bruchstelle niemals vollständig gegeben sein, da der Kleber die Prothese nicht optimal verbindet. Weiterhin können sich in den Spalt trotz des Klebers Bakterien festsetzen, da die Prothese an der Bruchstelle nicht hundert prozentig dicht ist.

Diese Bakterien können die Schleimhaut entzünden und zu Schmerzen führen. In den Spalt können sich durch die Bakterien auch Zahnstein und Essensreste setzen und für unschöne schwarze Verfärbungen sorgen. Weiterhin kann der Kleber auch den Prothesenkunststoff angreifen und die Struktur schädigen, sodass ein großer Teil der Prothese entfernt werden muss. Es besteht die Gefahr, dass die Reparatur wesentlich aufwendiger und teurer würde, oder die Prothese gar neu erstellt werden muss

Kann man Pattex verwenden?

In der Not möchten viele Betroffene schnell handeln und greifen im Zuge dessen zu Sekundenkleber (meist Pattex), den sie im Haushalt aufbewahren. Es ist dringend davon abzuraten die Prothese im Selbstversuch zu kleben, da eine genaue Reposition kaum möglich ist und die Gefahr besteht, dass die Prothese falsch zusammengeklebt wird. Außerdem ist es oft nicht direkt zu erkennen ob eventuell kleine Fragmente abgesplittert sind, was eine genaue Reposition ebenfalls unmöglich macht. Wird die Prothese nun falsch zusammengeklebt, kommt es dazu, dass diese nicht richtig sitzt und der Halt vermindert wird oder es zur Enstehung von Druckstellen kommen kann.

Die Verklebung mit herkömmlichen Sekundenkleber bietet keinen dauerhaften Halt und es besteht die Möglichkeit, dass der Kleber gesundheitsschädlich ist. Beim Kleben im Selbstversuch können Spalten entstehen, in die sich Schmutz und Bakterien einnisten und somit das Prothesenmaterial schädigen bzw. zu unangenehmen Gerüchen führen.

Was kann man tun, um die Prothese provisorisch zu kleben?

Die einzige Möglichkeit die Prothese provisorisch zu fixieren, stellt Prothesenhaftcreme oder Haftgel dar. Diese Haftmittel können die Prothesenteile kurzfristig, wenn auch nur instabil miteinander fixieren, sodass die Prothese zumindest auf dem Weg zum Zahnarzt getragen werden kann. Weiterhin sind diese Haftmittel speziell für die Mundhöhle geeignet und nicht gesundheitsschädigend. Andere Mittel wie Kleber oder Ähnliches können den Kunststoff schädigen, sodass große Teile entfernt werden müssen und die Prothese schlimmstenfalls neu hergestellt werden muss.

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Darüber hinaus sind sie gesundheitsgefährdend oder gar krebserregend. Daher ist davon abzuraten. Bricht die Prothese, sollte der Betroffene schnell mit allen Fragmenten zum Zahnarzt, der gegebenenfalls einen Abdruck über die Prothese nimmt und die Reparatur schnell an den Zahntechniker weitergibt.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 08.06.2017 - Letzte Änderung: 05.12.2022