Zahnprothese ist locker

Einleitung

In der zahnmedizinischen Fachsprache wird im Prinzip jeder Zahnersatz unter dem Begriff Zahnprothese zusammengefasst, während die meisten Patienten unter einer "Prothese" eine klassische Totalprothese (wie z.B. im Bild unten gezeigt)  verstehen.
Dabei unterteilt die zahnmedizinische Prothetik den im Normalfall verwendeten Zahnersatz in zwei große Hauptgruppen, den festsitzenden und den herausnehmbaren Zahnersatz.

Arten der Zahnprothese

Während die Gruppe des festsitzenden Zahnersatzes sowohl umfangreiche Füllungen und Brücken, als auch Teil- und Vollkronen umfasst, werden sogenannte Teilprothesen und Totalprothesen zur Gruppe des herausnehmbaren Zahnersatzes gezählt.

Eine Teil- Zahnprothese (Teilprothese) dient dem Ersatz einzelner fehlender, natürlicher Zähne. Durch das Anbringen von Klammern und Bögen an das Prothesenmaterial kann diese innerhalb der Mundhöhle fixiert werden. Bei richtiger Herstellung und hoher Passgenauigkeit weist eine Teil- Zahnprothese in der Regel einen hohen Tragekomfort auf, da sie ohne große Probleme auf dem Kieferkamm verbleibt und nicht locker sitzt.

Im Gegensatz zur Teil- Zahnprothesen verfügt eine totale Zahnprothese (Totalprothese) über eine Vielzahl von künstlichen Zähnen oder sogar einen kompletten Zahnsatz. Die Anfertigung einer solchen Zahnprothese wird in der Regel notwendig, sobald in einem Kiefer (Ober- oder Unterkiefer) alle Zähne ausgefallen sind und um die Kaufunktion erhalten zu können.

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Behandlung - Wie hält die Prothese wieder besser?

Sollte die Zahnprothese mit der Zeit so locker werden, dass der Patient zunehmend Probleme mit der Nahrungsaufnahme bekommt oder der sich herausnehmbare Zahnersatz beim Sprechen und Lachen stark bewegt, so sollte ein Zahnarzt aufgesucht werden.

Eine lockere Zahnprothese kann mit der Zeit die Mundschleimhaut und das Zahnfleisch derart irritieren, dass es zu Verletzungen und der Entstehung entzündlicher Prozesse kommen kann. Eine derart lockere Zahnprothese muss dringend nachgebessert oder durch einen neuen Zahnersatz ausgetauscht werde.
Gründe dafür, dass eine Zahnprothese, die einst optimal auf dem Kieferkamm gesessen hat, locker wird, kann neben der mangelnden Prothesenhygiene ein Rückgang des Kieferknochens sein.

Der Zahnarzt kann nun versuchen den herausnehmbaren Zahnersatz mit einem weichen Kunststoff- haltigen Material zu unterfüttern. Bereits diese einfache Maßnahme kann dazu führen, dass wieder ausreichend starke Adhäsionskräfte zwischen Prothesen- Material und Mundhöhle aufgebaut werden können.

Außerdem kann bei einer locker sitzende Zahnprothese durch das Einschleifen der Kunststoffbasis neuer Halt gewonnen werden. Im Allgemeinen wird das Anfertigen einer neuen Teil- oder Vollprothese erst notwendig, wenn alle anderen zur Verfügung stehenden Optionen vollends ausgeschöpft sind.

Unterfütterung

Die Unterfütterung einer Zahnprothese ist die effektivste Möglichkeit, um den Halt einer wackelnden oder schlechtsitzenden Prothese zu verbessern. Bei der Prothesenunterfütterung wird eine nicht mehr exakt sitzende Prothese an die aktuellen Kieferverhältnisse angepasst. Dabei werden spezielle Prothesenkunststoffe verwendet. Die Unterfütterung kann durch eine direkte Methode oder durch eine indirekte Methode erfolgen. 

  • Die am häufigsten verwendete Methode ist die indirekte Methode, bei der die Prothesenbasis zuhnächst dünner geschliffen wird. Anschließend dient sie als Abformlöffel, aus denen dann Modelle (Gipsmodelle) der Patientensituation hergestellt werden. Im Zahnlabor erfolgt die Unterfütterung mit festem Prothesenkunsstoff. 
     
  • Bei der direkten Methode erfolgt die Anpassung der Prothese direkt im Mund des Patienten durch weichbleibende Unterfütterungsmaterialien

Grundsätzlich sollte eine Unterfütterung stets von einem Zahnarzt oder einem Zahntechniker durchgeführt werden, um schwerwiegende Schäden und Verletzungen im Bereich der Zähne und des Mundes zu vermeiden.

Erfahren Sie mehr dazu unter: Zahnprothese unterfüttern

Haftcreme

Eine Prothesenhaftcreme kann den Halt einer Prothese positiv beeinflussen. Im Mund füllt sie entstandene Hohlräume zwischen der Prothese und der Schleimhaut der Kieferknochen auf, wodurch die Haftung und der Sitz verbessert werden.

Neben einer sparsamen Anwendung sollte sie nur für eine kurze Zeit angewendet werden, da sie den Geschmackssinn sowie die Speichelproduktion verringert. Bei einer täglichen, dauerhaften Verwendung kann sie zusätzlich Schäden an der Mundschleimhaut, in Form von allergischen Reaktionen, hervorrufen.

Prothesenhaftcremes werden in einer dünnen Schicht auf den gesäuberten und trockenen Zahnersatz aufgetragen. Nach dem Einsetzen wird die Zahnprothese fest an die Mundschleimhaut angedrückt und für eine kurze Zeit in dieser Position gehalten. Die Dauer der Haltbarkeit kann von Person zu Person variieren, wodurch ein mehrmaliges Auftragen im Laufe des Tages notwendig sein kann.

Die Prothese und der Mund sollten täglich gründlich gereinigt werden, um Cremereste auf der Mundschleimhaut zu entfernen. Wobei eine weiche Zahnbürste oder eine Prothesenbürste mit Wasser und Spülmittel zur Reinigung der Prothese benutzt werden sollte und keine Zahnpasta. Diese kann den Prothesenkunsstoff auf Dauer beschädigen.
Von Hersteller zu Hersteller variieren die Inhaltsstoffe, wobei bei den meisten Prothesenhaftcremes Zink als Zusatzstoff enthalten ist. Dieser soll helfen die Prothese fest an Ort und Stelle zu halten.

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Warum sitzt die Prothese locker?

Um gewährleisten zu können, dass eine Zahnprothese nicht zu locker sitzt, werden an den Zahntechniker sowohl im Bezug auf das Prothesenmaterial, als auch auf die Herstellung hohe Anforderungen gestellt. Das Erzeugen eines idealen Halts in der Mundhöhle ist bei einer Totalprothese im Vergleich zur Teilprothese wesentlich schwieriger. Eine gut angepasste totale Zahnprothese sitzt nicht locker, da sie im Wesentlichen über sogenannte Adhäsionskräfte zwischen Mundschleimhaut und Prothesenmaterial festgehalten wird.

Entgegen des weitläufigen Irrglaubens, dass eine Totalprothese des Oberkiefers aufgrund der Schwerkraft wesentlich lockerer sitzt als eine Zahnprothese des Unterkiefers, sieht die Realität genau entgegengesetzt aus. Totale Zahnprothesen im Oberkiefer verfügen bei den meisten Patienten über eine größere Oberfläche, was zur Folge hat, dass zwischen der Mundschleimhaut und dem Zahnprothesen-Kunststoff größere Adhäsionskräfte aufgebaut werden können. Obwohl die Präzision während der Herstellung der herausnehmbaren Zahnprothese wohl die wichtigste Rolle dabei spielt, ob sie locker sitzt, ist auch der hygienische Umgang mit dem Zahnersatz ein entscheidender Faktor. Zahnprothesen, die selten gereinigt oder unzureichend gereinigt werden und aus diesem Grund starke Ablagerungen aufweisen, finden auf dem Kieferkamm generell kaum noch Halt und sitzen zunehmend lockerer.

Im Grunde sollte eine gut angepasste, ordentlich gesäuberte Zahnprothese nicht locker sondern fest in der Mundhöhle sitzen. Da diese optimale Situation jedoch gerade bei Patienten, die unter starkem Rückgang des Kieferknochens oder anderen Unebenheiten in der Knochenstruktur leiden, nicht immer erzielbar ist, können zusätzliche Prothesenhaftmittel angewendet werden.
Gerade in der Eingewöhnungszeit, also in den ersten Wochen nach dem Einsetzen des Zahnersatzes macht das zusätzliche Fixieren der Zahnprothese durch Anwendung eines Prothesenhaftmittels Sinn. Darüber hinaus müssen vor allem vorübergehende (provisorische) Zahnprothesen in aller Regel unter Nutzung spezieller Haftmittel getragen werden. Prothesenhaftmittel können in Form von Salben, Streifen, Folien, Flüssigkeiten und als Pulver in Apotheken oder Reformhäusern erworben werden. Dabei muss ein Patient, bei dem der Zahnersatz locker ist nicht zwangsläufig auf die teuersten Produkte zurückgreifen. Da die Präparate für einen festen Halt des herausnehmbaren Zahnersatzes innerhalb der Mundhöhle sorgen müssen und dennoch rückstandslos entfernbar sein sollten kommen nicht alle Inhaltsstoffe für deren Herstellung in Frage.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 05.08.2013 - Letzte Änderung: 05.12.2022