Zornesfalte

Einleitung

Jeder kennt sie, keiner mag sie. Die Rede ist von der Zornesfalte – Jene kleine Falte, die paarig zwischen den Augenbrauen in Erscheinung tritt, wenn wir wütend sind (daher der Name), oder die Stirn in Falten legen. Anatomisch gesehen ist dafür meist ein Muskel mit dem komplizierten Namen „Musculus corrugator supercilii“ verantwortlich. Dieser Muskel zieht von der Mitte der Augenbrauen schräg nach unten in Richtung Nase, und ist für das Zusammenziehen der Augenbrauen zur Mitte hin zuständig. Wenn wir grimmig schauen, und dabei die Augenbrauen zusammenziehen, so beanspruchen wir eben diesen Muskel. Machen wir dies jedoch zu oft, kommt es zu kleinen Hautfältchen, da die Haut über dem Muskel mitbewegt wird. Dies dauert natürliche Jahre bis Jahrzehnte, so ist es kein Wunder, das Falten allgemeinhin als Alterserscheinungen bezeichnet werden. Da der Musculus corrugator supercilii paarig unter beiden Augenbrauen angelegt ist, kommt es auch zur Ausbildung von nicht nur einer, sondern gleich Zwei Fältchen, die zusammen als Zornesfalte bezeichnet werden. Neben der vertikalen Zornesfalte kann es auch zu einer horizontalen, also querverlaufenden Zornesfalte kommen, die allerdings durch einen anderen Muskel, den M. depressor supercilii hervorgerufen wird. Eine horizontale Zornesfalte ist allerdings weniger häufig, kann jedoch bei zusätzlichem Absinken von Stirnweichteilen in Erscheinung treten.

Ursachen

Die Ursachen für Zornesfalten sind natürlichen Ursprungs. Mit der Zeit nutzt sich unsere Haut ab, das Bindegewebe wird schwächer, und Umwelteinflüsse wie Sonne, Wind, und Kälte tun ihr übriges. Die Haut altert. Wie Leder nutzt sich unsere Haut ab, und wirft falten – ein natürlicher Prozess, den viele Menschen allerdings unbedingt aufhalten wollen, um sich ein Stück Jugendhaftigkeit zu bewahren. Neben den natürlichen Alterungserscheinungen können aber Stress, und ein unausgewogener Lebensstil die Faltenbildung beschleunigen. Aus dem Namen „Zornesfalten“ lässt sich schon viel auf die möglichen Ursachen rückschließen. Auch schwaches Bindegewebe, oder neurologische Störungen wie Ticks, können Falten begünstigen.

Therapie

Bei der Zornesfalte handelt es sich um keine Erkrankung, oder behandlungsbedürftiges Symptom im eigentlichen Sinne. Eine Therapie ist also rein kosmetischer Art. Während viele Menschen die Fältchen als natürliches Zeichen der Zeit sehen, möchten sie wieder andere so schnell wie möglich wieder loswerden. Mittel der Wahl zur Behandlung von Falten ist mittlerweile das Nervengift Botulinumtoxin, Handelsname Botox. Botox wirkt an der Übertragung zwischen Nervenzelle und Muskelzelle. Es blockiert die Ausschüttung des Neurotransmitters Acetycholin in den synaptischen Spalt, und verhindert somit eine Muskelkontraktion. Kommt es zu keiner Muskelkontraktion, so wird auch die Haut nicht in Falten geworfen, sie wirkt glatt und gespannt - also genau das Ergebnis, welches man sich erhofft.

Risiken

Botox birgt jedoch auch eine Reihe von Nachteilen. Einerseits muss die Applikation alle paar Monate wiederholt werden, da die Wirkung des Nervengiftes nachlässt. Dies ist jedes Mal mit Kosten verbunden, auch muss die Dosis dann gegebenenfalls weiter erhöht werden. Ferner handelt es sich bei Botulinumtoxin um das derzeit tödlichste Gift, welches dem Menschen bekannt ist. Statistiker wollen herausgefunden haben, dass eine Fingernagelgroße Dosis ausreichen würde, um die gesamte Weltbevölkerung umzubringen. Botox wird in Nanogramm – Dosen, also im Milliardstel Gramm Bereich appliziert. Geringfügig erhöhte Dosen, oder gar das Verrechnen um eine Zehnerstelle können tödliche Folgen haben. Immer wieder werden Fälle von Ärzten, oder auch selbsternannten Ärzten bekannt, die bei ihren Patienten bleibende Schädigung bis hin zum Tod hervorgerufen haben. Daher ist es besonders wichtig, einen qualifizierten, erfahrenen Arzt aufzusuchen, und nicht immer direkt das günstigste Angebot anzunehmen. Eine Botox Behandlung kostet in Deutschland pro Sitzung je nach Region 150 bis 250€.

Sonstiges

Anderer Namen für die „Zornesfalte“ sind auch Denkerfalter und, im medizinischen Jargon, „Glabellafalte“. Während „Zornesfalte“ zugegebenermaßen nicht sonderlich schmeichelhaft klingt, klingen Denkerfalte und Glabellafalte doch schon viel anmutiger. Eine kurzzeitige Beseitigung der Zornesfalte mittels Botox birgt auch immer die Gefahr, dem Gesicht eine gewisse „Maskenhaftigkeit“ zu verleihen, da gewisse mimische Bewegungen nicht mehr möglich sind. Dies sollte vor einer Therapie mit Botox stets bedacht werden. In Deutschland hat sich auf Grund der leichten Zugänglichkeit, und der vergleichsweise geringen Kosten ein regelrechter Shoppingtrend zu „kleinen“ Nachbesserungen am Körper hin entwickelt. Jeder Eingriff am Körper – und ist er noch so klein – birgt Gefahren, und sollte gut überdacht werden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 20.10.2015 - Letzte Änderung: 22.10.2021