Akzessorische Knochen

Überblick

Akzessorische Knochen, also zusätzliche Knochen, die nur bei wenigen Menschen vorkommen, kommen besonders häufig an der Hand und am Fuß vor. Meist handelt es sich bei diesen Knochen, um Knochen die im Laufe der Evolution verloren gegangen sind und als überholt gelten, sprich vom Menschen nicht mehr benötigt werden. Man spricht von sogenannten Atavismen. Die akzessorischen Knochen müssen nicht immer angeboren sein, sie können auch erst noch im Rahmen des Wachstums beziehungsweise der Knochenreifung entstehen.

Oft werden akzessorische Knochen mit Frakturfragmenten verwechselt, deshalb ist es zum Beispiel für Radiologen oder Orthopäden wichtig diese Varianten zu kennen, um keine falschen Schlüsse zu ziehen. Meist handelt es sich bei der Entdeckung eines akzessorischen Knochens um eine Zufallsdiagnose, weil durch sie meist keine Symptome verursacht werden. Akzessorische Knochen sind von den sogenannten Sesambeinen zu unterscheiden, die teilweise auch nur bei manchen Menschen vorkommen. Aber im Gegensatz zu akzessorischen Knochen besitzen die Sesambeine eine Funktion, in dem sie innerhalb einer Sehne eingelagert sind und diese schützen, sowie unnötige Reibung vermeiden.

Fuß

Neben der Hand, ist der Fuß die häufigste Stelle, an der akzessorische Knochen vorkommen. Sie kommen bei einem nicht geringen Anteil der Bevölkerung vor. Zum Beispiel das Os tibiale externum kommt bei einem Fünftel aller Menschen vor. Daneben ist noch das Os trigonum mit einem Anteil von 3-15% relativ häufig. In etwa 50% der Fälle kommen diese Knochen auf beiden Seiten vor. Manche Menschen besitzen auch mehrere akzessorischen Knochen im Bereich der Fußwurzel.

Von den akzessorischen Knochen gehen meist keine Symptome aus. Wenn die Knochen allerdings nach außen abstehen, dann kann es zu Druckstellen, Scheuerungen am Schuh oder Ähnlichem kommen. Das Os tibiale externum ist eine Variation des Kahnbeins des Fußes (Os naviculare). Teilweise kann es durch das Os tibiale externum zu einem Druck- oder Belastungsschmerz kommen, vor allem bei Menschen, die gleichzeitig noch einen Plattfuß besitzen. In diesen Fällen wird eine spezielle Schuheinlage zur Symptomminderung angefertigt. In den meisten Fällen ist das Os tibiale externum allerdings asymptomatisch.

Hand

An der Hand treten sehr häufig Handknochen auf. Beispiele dafür sind das Os styloideum, Os vesalianum, Os hypolunatum, Os triangulare, Os epilunatum, Os radiale externum, Os centrale. Die zusätzlichen Knochen der Hand sind eigentlich immer asymptomatisch. Sie werfen häufig bei der Diagnosestellung einer Fraktur, Fragen auf. Wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen Fraktur und akzessorischem Knochen stellt die Form dar. Akzessorische Knochen der Hand sind immer rundlich gebildet, während Frakturfragmente unregelmäßige Konturen und Sklerosierungen aufweisen.

Ellenbogen

Im Bereich des Ellenbogens kommt es nur sehr selten zur Bildung von akzessorischen Knochen. Am häufigsten kommt im Ellenbogen der sogenannte Sesamum cubiti, als akzessorischer Knochen vor. Oft wird dieser zusätzliche Knochen mit einer Fraktur des Ellenbogens verwechselt. In der Regel geht mit dem zusätzlichen Knochen im Gelenk keine eingeschränkte Beweglichkeit einher.

Oberes Sprunggelenk

Im oberen Sprunggelenk findet sich häufig ein akzessorischer Knochen. Es handelt sich dabei um das Os trigonum, was nach dem Os tibiale externum des Fußes der zweithäufigste akzessorische Knochen im Bereich des Fußes ist. Das Os trigonum liegt von hinten dem Sprungbein (Talus) an. Das Os trigonum kommt bei 3-15% der Bevölkerung vor. Das Os trigonum entsteht zwischen dem achten und dreizehnten Lebensjahr. Bei Mädchen früher als bei Jungen. Häufig vereinigt sich der Knochenkern des Os trigonum mit dem Hauptknochen des Talus. Bei Sportlern, bei denen es häufiger zu Verletzung am Sprunggelenk kommt, können vom Os trigonum Beschwerden ausgehen. Man spricht vom Os-trigonum-Syndrom. Das Os trigonum befindet sich in räumlicher Nähe zu drei wichtigen Bändern des Sprunggelenks. Kommt es zu einer starken Beanspruchung der Bänder, kann es zu einer Reizung des Os trigonum kommen. Bei den Betroffenen kommt es dann meist zu einem belastungsabhängigen Schmerz im Bereich des Außenknöchels. Teilweise wird der Schmerz noch durch ein Schwächegefühl und eine Steifheit des Gelenks begleitet. In der Regel wird das Os-trigonum-Syndrom konservativ behandelt. Im Extremfall muss der akzessorische Knochen allerdings operativ entfernt werden.

Wirbelsäule

In der Wirbelsäule, genauer gesagt in der Halswirbelsäule, kommt bei manchen Menschen das Os Odontoideum vor. Bei diesem Knochen handelt es sich um einen Knochenkern, der nicht mit dem zweiten Halswirbelknochen (Axis) verschmolzen ist. Er stellt den Wirbelkörper des ersten Halswirbels dar. Oft wird das Os odontoideum mit einer Fraktur verwechselt. Bei weniger als einem Prozent der Bevölkerung kommt eine Halsrippe vor. Sie ist häufiger bei Frauen als bei Männern anzutreffen. Diese Halsrippe geht vom siebten Halswirbel aus und ist über Knorpel oder Bindegewebe mit dem Brustbein (Sternum verbunden).

In seltenen Fällen kann diese Halsrippe zu einem Halsrippensyndrom führen, bei dem es zu einer Kompression von Nerven im Bereich des Armgeflechtes, sowie einer behinderten Blutzirkulation im Bereich des Armes kommen kann. Nicht nur im Bereich der Halswirbelsäule kann eine zusätzliche Rippe vorkommen, auch an der Lendenwirbelsäule. Die Lendenrippe kommt wesentlich häufiger vor als die Halsrippe (bei circa 8 Prozent der Bevölkerung. Die Lendenrippe setzt meist am ersten Lendenwirbel, selten auch am zweiten Lendenwirbel an. Teilweise ist sie nur sehr klein angelegt, kann aber auch als vollstände Rippe angelegt sein. Lendenrippe machen keine Symptome und haben somit für den Betroffenen keinerlei Bedeutung.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 24.11.2015 - Letzte Änderung: 25.07.2023