Kann ein Bandscheibenvorfall auch psychische oder psychosomatische Gründe und Folgen haben?

Einleitung

Der Bandscheibenvorfall zählt zu den in Deutschland recht häufig auftretenden neurologischen Erkrankungen und weist in westlichen Industrieländern eine Neuauftrittsrate von über einem Prozent auf. Wobei sich die meisten Bandscheibenvorfälle im Alter zwischen 30 und 50 Jahren ereignen. Psychische oder psychosomatische Ursachen sind bis jetzt in der Literatur noch nicht beschrieben, da es sich um einen rein organischen Grund handelt, sofern man die Definition des Bandscheibenvorfalls zugrunde legt. Die Symptome eines Bandscheibenvorfalls könnten hingegen in seltenen Fällen tatsächlich auch psychische oder psychosomatische Ursachen haben.
Die Folgen des Bandscheibenvorfalls können sich jedoch sehr stark auf die Psyche und auch auf die Psychosomatik des Patienten auswirken.
 

Diesen Einfluss hat die Psyche auf die Entstehung eines Bandscheibenvorfalls

Während sich auf schulmedizinischer Basis keine Verbindung zwischen psychischer Problematik und einem Bandscheibenvorfall herstellen lässt, sehen diverse Alternativheilmethoden einen Zusammenhang gegeben.
Da die Grundlage des Bandscheibenvorfalls ein Austritt des Zwischenwirbelkerns ist, kommt hierfür nur eine körperliche Ursache in Frage. Infolge von Überbelastung oder falscher Haltung. In anderen medizinischen Bereichen wird die Wirbelsäule hingegen als Pendant zum Rückgrat gesehen.
Dieser Ansicht nach können psychischer Leidensdruck oder Zweifel an der eigenen Person auch Auswirkungen auf die Wirbelsäule haben. Zwar wird in diesen Kreisen die letztliche Ursache des Bandscheibenvorfalls nicht geleugnet – nämlich, dass das Rückenmark durch eine defekte Bandscheibe komprimiert wird- die Ursache dafür wird dann allerdings sowohl in körperlichen als auch in psychischen Belastungen gesehen.

Diese psychosomatische Folgen begleiten einen Bandscheibenvorfall

Gerade bei neurologischen Erkrankungen sind psychosomatische Folgen einer Erkrankung nur schwer von tatsächlich organisch bedingten Symptomen oder Folgen zu trennen. Eine konkrete Aussage, welche psychosomatischen Folgen sich aus einem Bandscheibenvorfall ergeben können, kann man deshalb auch nicht treffen. Häufig sind zum Beispiel Effekte auf das sogenannte Schmerzgedächtnis möglich. Der Patient könnte also Schmerzen in den vormals vom Bandscheibenvorfall betroffenen Regionen spüren, obwohl es dafür keinen konkreten organischen Anhalt gibt. Außerdem könnten auch Schmerzen in anderen Körperregionen auftreten, die mit denen des Bandscheibenvorfalls vergleichbar sind. Auch hier kann das ganze ohne konkreten organischen Anhaltspunkt von Statten gehen.
Auch Sensibilitätsstörungen, die in aller Regel mit einem Bandscheibenvorfall einhergehen, könnten beispielsweise wieder nachempfunden werden, auch hier ohne organischen Anhaltspunkt für die Herkunft dieser Störungen.
 

So verändert ein Bandscheibenvorfall die Psyche

Inwiefern die Psyche durch einen Bandscheibenvorfall beeinträchtigt werden kann, ist schlichtweg unmöglich vorherzusagen. Die Auswirkungen können dabei so unterschiedlich wie die Menschen selbst sein. Im Großen und Ganzen wären aber zwei übergeordnete Szenarien vorstellbar.
So gibt es auf der einen Seite die Menschen, deren Psyche sich durch den Bandscheibenvorfall nicht verändert und auf der anderen Seite wiederum jene, bei denen der Bandscheibenvorfall eine psychische Veränderung hervorruft. Diese Gruppe lässt sich nochmals grob in jene Menschen unterteilen, die nach dem Bandscheibenvorfall einen passiveren, bzw. ängstlich-vermeidenderen Lebensstil pflegen und jene, die aus dem Bandscheibenvorfall eine Stärkung ihrer Psyche herausziehen können. Im Allgemeinen ist jedoch davon auszugehen, dass die erste dieser beiden Subgruppen überwiegen wird. Für einige Menschen könnte dies bedeuten, dass sie sich aus Angst vor einem erneuten Bandscheibenvorfall weniger bewegen, sportliche Tätigkeiten eventuell einstellen, etc.
Weiterhin sind die Auswirkungen auf die Psyche natürlich auch abhängig davon, ob der Bandscheibenvorfall wieder rückstandslos behoben werden kann oder ob sich Folgeschäden daraus ergeben haben. So könnten beispielsweise eine Muskellähmung oder eine Inkontinenzproblematik nach einem Bandscheibenvorfall dafür sorgen, dass Personen außerdem beginnen sich sozial zu isolieren, da sie sich vor anderen Personen schämen.

Wann können Psychopharmaka bei einem Bandscheibenvorfall helfen?

Ob und inwiefern Psychopharmaka helfen können, die psychischen Folgen eines Bandscheinvorfalls in den Griff zu bekommen ist selbstredend abhängig vom zugrundeliegenden psychischen Problem. So könnten Medikamente mit stimmungsaufhellender Wirkung beispielsweise zum Einsatz kommen, wenn der Betroffene in Folge des Bandscheibenvorfalls in eine depressive Phase rutscht. Auch könnten sie bei enthemmtem Verhalten zum Einsatz kommen, um die Betroffenen in ihrem übertrieben Aktivitätsdrang etwas zu zügeln, sofern dieser als Belastung wahrgenommen wird. Generell sollte mit Psychopharmaka aber am ehesten nach dem Verfahren „so wenig wie möglich, so viel wie nötig“ umgegangen werden. Außerdem empfiehlt es sich in einem solchen Setting, die medikamentöse Therapie durch eine psychologische Therapie zu ergänzen bzw. dieser voranzustellen.
Allerdings können mithilfe von Psychopharmaka nur psychische Folgen oder Erkrankungen behandelt werden. Körperliche Einschränkungen sind mit diesen Medikamenten nicht behandelbar. Insgesamt könnten bei korrekter Verordnung aber wohl eine Menge Leute von einer Behandlung profitieren.
 

Inwiefern kann Psychotherapie bei einem Bandscheibenvorfall helfen?

Sofern sich für den Betroffenen aus dem Bandscheibenvorfall psychische Probleme ergeben oder Angehörige und nahestehende Personen der Meinung sind, dass der Betroffene unter dem Bandscheibenvorfall oder seinen Folgen leidet, gibt es nichts, was gegen eine psychotherapeutische Behandlung spricht. Nicht immer müssen hierbei Medikamente zum Einsatz kommen. Oftmals können Probleme bereits mit einer Gesprächstherapie erfolgreich behandelt werden. Im Allgemeinen empfiehlt es sich, frühzeitig mit einer entsprechenden Therapie zu beginnen, wenn man der Meinung ist nicht alleine mit der Situation zurechtzukommen.
Häufig sind es Angstgedanken, die die Betroffenen behindern können. Diese werden mithilfe der Psychotherapie analysiert und behandelt. Sollte es sogar soweit gehen, dass sich für den Betroffenen Einschränkungen in seinem Alltag, die nicht körperlich bedingt sind, ergeben, kann die Psychotherapie auch hier helfen, wieder einen geregelten Tagesablauf zu erreichen und die psychischen Barrieren zu durchbrechen.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 14.11.2018 - Letzte Änderung: 30.03.2024