Schmerzen in der Halswirbelsäule

Definition

Schmerzen im Bereich der Halswirbelsäule betreffen viele Menschen mehrmals in ihrem Leben. Genau wie die Lendenwirbelsäule ist die Halswirbelsäule eine Schwachstelle in der Anatomie des Menschen.

Durch den heutigen Lebensstil und die verminderte körperliche Aktivität ist sie immer häufiger Fehlbelastungen ausgesetzt. In den meisten Fällen liegen den Beschwerden jedoch keine ernsthaften Ursachen zugrunde, weshalb eine medizinische Behandlung nicht immer sofort notwendig ist (unkomplizierte Nackenschmerzen).

Da die Nackenschmerzen jedoch eine starke Beeinträchtigung für Betroffene darstellen können, ist es wichtig, nach auslösenden Faktoren und möglichen Ursachen zu fahnden. Allgemein spricht man bei Schmerzen der Halswirbelsäule auch von einem HWS-Syndrom oder auch Zervikalsyndrom.

Bei Ausstrahlung der Schmerzen in den Kopfbereich verwendet man den Begriff Zervikocephal-Syndrom (cephalus lat. = Kopf), bei Ausstrahlung in die Arme nennt man das Krankheitsbild auch Zervikobrachial-Syndrom (brachium lat. = Arm).

Von akuten Schmerzen spricht man, wenn diese nicht länger als drei Wochen anhalten. Subakute Schmerzen dauern zwischen vier Wochen und drei Monaten an, chronische Schmerzen bestehen schließlich länger als drei Monate.

Ursachen

Die Ursachen für Schmerzen im Bereich der Halswirbelsäule sind vielfältig. Am häufigsten werden die Beschwerden durch Stress oder depressive Verstimmung mit Fehlhaltung bedingt.

Durch die psychische Belastung kommt es zur unterbewussten Anspannung der Muskulatur und Fehlbelastung, sodass der Nacken zu schmerzen beginnt.

Übergewicht und Bewegungsmangel können die Symptomatik begünstigen. Auch durch bloße Abnutzung der Wirbelgelenke können Schmerzen in diesem Bereich entstehen.

Ernsthaftere Ursachen für Schmerzen der Halswirbelsäule, bei denen unbedingt ein Arzt aufgesucht werden sollte, sind Schmerzen durch Verletzungen/Traumata.

Ein typisches Beispiel sind Auffahrunfälle mit dem Auto, bei denen der Kopf des Fahrers zunächst nach vorne schlägt und dann gegen die Kopfstütze prallt.
Dabei wird die Halswirbelsäule zunächst überstreckt und dann gestaucht, was zu lang anhaltenden, starken Schmerzen führen kann. Diese sind unbedingt ärztlich abzuklären, da bei einem solchen Wirbelsäulen-Schleudertrauma auch die Wirbel selber und das umgebende Weichgewebe ernsthaft verletzt werden können.

Im Rahmen einiger Vorerkrankungen können ebenfalls Beschwerden der Halswirbelsäule auftreten, so z.B. bei osteoporotisch bedingten Wirbelkörperfrakturen.

Auch Fehlbildungen der Wirbelkörper oder entzündliche Veränderungen der Wirbelkörper (Spondylitis) können zu Nackenschmerzen führen.

Eine weitere Ursache, die häufig nicht erkannt wird, ist das Knirschen mit den Zähnen im Schlaf. Dabei presst der Schlafende unbewusst die Zähne mit extremer Kraft aufeinander, was in der Folge eine Verspannung der Nackenmuskulatur hervorrufen kann.
Bei wiederkehrenden, starken Nackenschmerzen sollte der Zahnarzt zu dieser möglichen Ursache befragt werden. Eine Beißschiene, die nachts getragen wird, kann dann Abhilfe verschaffen.

Werden zusätzlich zu den Nackenschmerzen weitere Symptome, wie Fieber, ungewollter Gewichtsverlust, stärker werdende Schmerzen, extreme Schmerzzustände, Lähmungserscheinungen oder ein Ausfall der Sensibilität in der Haut bemerkt, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.
Unter Umständen kann auch eine bösartige Erkrankung Ursache der Beschwerden sein, bspw. Knochenmetastasen durch einen bösartigen Tumor, bzw. ein Primärtumor des Knochens in der Wirbelsäule.

Diagnose

Bei anhaltenden, nicht besser werdenden Schmerzen, ist ein Besuch beim Arzt empfehlenswert. Dieser wird zunächst Muskulatur und Halswirbelsäule auf Beweglichkeit und Funktionstüchtigkeit hin untersuchen.

Auch psychosoziale Risikofaktoren können im Gespräch erhoben werden, so z.B. berufliche und familiäre Situation, Stressexposition und depressive Stimmungslage.

Zusätzlich werden Vorerkrankungen erfragt, die zur Entstehung der Symptome beitragen könnten, so z.B. Osteoporose, Bandscheibenvorfälle der HWS, bösartige Erkrankungen, etc. fallen bei dieser Untersuchung Dinge auf, die auf eine ernstzunehmende Ursache schließen lassen, wird der Arzt weitere Untersuchungen veranlassen.
Dies kann beispielsweise eine Röntgen-, CT- oder MRT-Untersuchung der HWS sein. Dadurch lassen sich bspw. Bandscheibenvorfälle oder Knochenmetastasen erkennen.

Termin bei einem Rückenspezialisten?

Ich berate Sie gerne!

Wer bin ich?
Mein Name ist Dr. Nicolas Gumpert. Ich bin Facharzt für Orthopädie und Gründer von Dr-Gumpert.de
Diverse Fernsehsendungen und Printmedien berichten regelmäßig über meine Arbeit. Im HR Fernsehen sehen Sie mich alle 6 Wochen live bei "Hallo Hessen". 
Aber jetzt ist genug angegeben ;-)

Die Wirbelsäule ist kompliziert zu behandeln. Auf der einen Seite ist sie hohen mechanischen Belastungen ausgesetzt, anderseits hat sie große Beweglichkeit.

Daher erfordert die Behandlung der Wirbelsäule (z.B. Bandscheibenvorfall, Facettensyndrom, Foramenstenosen, etc.) viel Erfahrung.
Ich behandele die unterschiedlichsten Erkrankungen der Wirbelsäule im Schwerpunkt.
Ziel jeder Behandlung ist die Behandlung ohne eine Operation.

Welche Therapie nachhaltig die besten Ergebnisse erzielt, kann nur nach Zusammenschau aller Informationen (Untersuchung, Röntgenbild, Ultraschall, MRT, etc.) beurteilt werden.

Sie finden mich im:

  • Lumedis - Ihre Orthopäden
    Kaiserstraße 14
    60311 Frankfurt am Main

Direkt zur Online-Terminvereinbarung
Leider ist eine Terminvereinbarung aktuell nur bei privater Krankenversicherungen möglich. Ich hoffe auf Ihr Verständnis!
Weitere Informationen zu meiner Person finden Sie unter Dr. Nicolas Gumpert

 

Häufigkeitsverteilung

Insgesamt sind etwa 15% der Bevölkerung von Beschwerden im Bereich der Halswirbelsäule betroffen.

Bei 2/3 aller Menschen treten sie irgendwann im Leben einmal auf.

Generell sind Frauen häufiger betroffen als Männer, gerade wenn sie einer überwiegend sitzenden Tätigkeit, bspw. Bürojobs, nachgehen.

Liegen den Schmerzen ernsthafte Ursachen zugrunde, sind sie also durch Grunderkrankungen des Patienten bedingt, richtet sich die Häufigkeitsverteilung nach der Häufigkeit der entsprechenden Erkrankung in der Bevölkerung.

Symptome

Die Halswirbelsäule umfasst die Wirbelkörper 1-7. Dies entspricht dem Bereich zwischen Hinterhauptshöcker und Schulteransatz.

Oftmals strahlen die Schmerzen bis in den Hinterkopfbereich, in Schultern und Arme aus. Auch Kopfschmerzen und Schwindel können auftreten.

Häufig lässt sich bereits bei Abtasten des Nackens eine Verspannung der wirbelsäulennahen Muskulatur beobachten (Muskelhartspann).

Bei Druckausübung auf die verhärteten Bereiche lässt sich typischerweise der Schmerz auslösen.
Auch sind bestimmte Bewegungen des Kopfes nur unter Schmerzen möglich. So kann der Kopf häufig nicht mehr weit gedreht oder geneigt werden, ohne, dass dies für den Patienten als schmerzhaft empfunden wird.

Therapie

Die Therapie der Nackenschmerzen richtet sich nach deren Ursache.
Liegt die Ursache in ernsthaften Erkrankungen, so ist zunächst diese Erkrankung zu therapieren, wobei sich in der Folge dann auch eine Besserung der Nackenbeschwerden einstellen wird.

Sind Muskelverspannungen und Stress die Ursache, so gibt es einige Methoden, die zu einer Besserung der Symptomatik führen können.

Kräftigungsübungen:

Generell gilt, dass Ruhigstellung bei Beschwerden im Wirbelsäulenbereich sich eher negativ auf die Schmerzsymptomatik auswirkt.
Vielmehr sollte gerade bei muskulären Ursachen darauf geachtet werden, dass die normale Beweglichkeit erhalten, bzw. wiederhergestellt wird.

Die Körperhaltung sollte unbedingt korrigiert und verbessert werden. Gerade Personen, die eine überwiegend sitzende Tätigkeit ausführen, profitieren davon.

Zu vermeiden ist eine bloße Ruhigstellung, denn dabei kommt es zu einem Abbau der Muskulatur, was in der Folge die Anfälligkeit für Schmerzen der Halswirbelsäule eher noch erhöht.

Angeleitete Kräftigungsübungen, die regelmäßig durchgeführt werden, z.B. mit einem Physiotherapeuten oder mit qualifiziertem Personal einer Fitnesseinrichtung, können die Schmerzen jedoch auf lange Sicht verbessern oder sogar verhindern.

Wärme:

Wärme fördert die Durchblutung und kann helfen, verspannte Muskeln wieder zu lockern.
Das Auflegen einer Wärmflasche oder eines Wärmepflasters auf die verspannte Nackenmuskulatur kann daher dazu beitragen, dass sich die Schmerzen schneller zurückbilden.

Elektrotherapie:

Neuere Verfahren versuchen, Schmerzen durch Nervenstimulation zu lindern. Dabei können bspw. durch auf die Haut aufgeklebte Elektroden elektrische Ströme abgegeben werden, die zu einer Erregung der Nerven führen.
Diese können dann die ursprünglichen Schmerzreize nicht mehr so gut weiterleiten.

Bei chronischen Schmerzen der Halswirbelsäule, die anders nicht beherrschbar sind, können auch gezielt Nerven in den Wirbelgelenken verödet werden, sofern sie die Ursache der Symptomatik sind.
Dadurch kann der Patient anhaltende Schmerzfreiheit erreichen.
Diese Therapie stellt jedoch eine der letzten Möglichkeiten dar, die ausgeschöpft werden können.

Triggerpunktmassage:

Als Triggerpunkte bezeichnet man verhärtete Stellen in der Muskulatur, die bei Druck Schmerz auslösen.
Mittels gezielter Massage dieser Punkte, z.B. unter Verwendung von speziell dafür angefertigten Trigger-Rollen oder Trigger-Bällen, können die Verspannungen gelöst werden.
Dadurch verbessern sich häufig auch zeitnah die Schmerzen im Nackenbereich.

Alternative Verfahren:

Gerade bei chronischen Schmerzzuständen können alternative Heilverfahren einigen Patienten Linderung verschaffen.
Dazu gehört bspw. die Akupunktur. In mehreren Sitzungen werden an verschiedenen Punkten des Körpers des Patienten kleine Nadeln platziert, die laut traditioneller chinesischer Medizin (TCM) die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren und Verspannungen lösen sollen.

Die chinesische Medizin bedient sich auch verschiedener Mixturen aus Heilkräutern. Präparate mit Qishe und Brechnüssen haben sich in der Behandlung von Nackenschmerzen als potenziell wirksam bewiesen.

Entspannungstechniken:

Ebenfalls bei chronischen Schmerzen kann es hilfreich sein, dem Patienten gezielte Übungen an die Hand zu geben, die ihm eine bewusste Entspannung ermöglichen.
Yoga und autogenes Training können solche Anleitungen liefern und unbewusster Verspannung vorbeugen.

Medikamentöse Therapie:

Eine unterstützende Therapie mit Medikamenten kann hilfreich sein, da der Patient bei Schmerzfreiheit seine ursprünglichen Bewegungsmuster wieder besser ausführen kann.
Ansonsten kommt es häufig zu Schonhaltungen, die die Schmerzen noch verstärken können.

Die Ursache der Nackenschmerzen wird durch die Einnahme schmerzstillender Medikamente jedoch nicht beseitigt. Lediglich die Symptome werden gebessert, was jedoch sekundär den Heilungsprozess positiv beeinflussen kann.

Als wirksam hat sich diesbezüglich die Injektion von lokalen Betäubungsmitteln in die Nackenmuskulatur bewiesen. Dazu wird häufig das Lokalanästhetikum Lidocain verwendet.
Der Arzt spritzt kleine Mengen des Mittels an verschiedenen Punkten im schmerzenden Bereich in die Muskulatur. Dadurch können sich Verspannungen lösen, die Schmerzen werden gelindert und einer Schonhaltung wird vorgebeugt.

Alternativ können auch schmerzlindernde Medikamente in Tablettenform eingenommen werden. Geeignet sind bspw. Paracetamol, Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Diclofenac.

Bei stärkeren Schmerzen können auch schwache Opioide verabreicht werden. Muskelentspannende Medikamente, sogenannte Muskelrelaxantien, können kurzfristig ebenfalls zur Schmerzlinderung beitragen, sind aber aufgrund des hohen Abhängigkeitsrisikos nur kurzzeitig zu verabreichen.

Prophylaxe

Um gar nicht erst Schmerzen im Bereich der Halswirbelsäule zu entwickeln, sollte unbedingt auf die richtige Körperhaltung geachtet werden.

Regelmäßige Kräftigungsübungen der Muskulatur in Verbindung mit Dehnungsübungen wirken protektiv.

Übergewicht sollte abgebaut werden.

Gerade Personen, die häufig Stress ausgesetzt sind, der die Nackenschmerzen begünstigt, sollten darauf achten, dass sie Wege finden, diesen Stress zu bewältigen.
Dies kann einerseits durch körperliche Betätigung, aber auch durch Gespräche mit Psychotherapeuten erfolgen.

Bewusste Auszeiten und Entspannungsübungen können helfen, die Nackenschmerzen zu vermeiden.

Generell sollten Zugluft und abrupte Drehbewegungen des Kopfes vermieden werden.

Bei überwiegend sitzender Tätigkeit am Computer sollte darauf geachtet werden, dass sich der Bildschirm in Augenhöhe oder leicht darunter befindet, damit die Nackenmuskulatur nicht ständig überansprucht wird.
Am besten sollten zwischendurch kleine Entspannungspausen eingelegt werden, in denen die Halswirbelsäule und die entsprechende Muskulatur bewusst entspannt wird.

Prognose

Da die meisten Nackenbeschwerden unkomplizierter Genese sind, verschwinden sie meistens nach maximal drei Wochen von selber wieder.

Personen, die jedoch aufgrund psychischer Anspannung und Stress unter den Nackenschmerzen leiden, können jedoch in unregelmäßigen Abständen immer wieder von diesen geplagt werden.

Bei entsprechender Vorbeugung und Änderung der Lebensgewohnheiten mit ausreichender Bewegung und Kräftigung der Muskulatur kann jedoch häufig Beschwerdefreiheit erreicht werden.

Sind die Schmerzen bereits chronisch geworden, ist es oft schwieriger, sie erfolgreich zu behandeln. Sie kehren häufiger zurück und können sehr hartnäckig sein.
Bei intensiver Therapie, die auch maßgeblich von der Mitarbeit des Patienten abhängt, lässt sich jedoch häufig eine Besserung erzielen.

Die Prognose komplizierter Nackenschmerzen hängt von der zugrundeliegenden Erkrankung ab.

Weitere Informationen zu diesem Thema

Weitere allgemeine Informationen zu diesem Thema:

Eine Übersicht immer unter: Anatomie A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 14.10.2014 - Letzte Änderung: 21.07.2023