Destilliertes Wasser

Definition

Destilliertes Wasser ist ganz normales Wasser, das durch den chemischen Vorgang der Destillation von Verunreinigungen, vor allem von Ionen, befreit wurde.

Herstellen kann man destilliertes Wasser aus Quellwasser, Leitungswasser oder zuvor bereits gereinigten Wassern. Normales Wasser enthält zusätzlich eine Menge an Salzen, sogenannten „An- oder Kationen“, sowie Spurenelementen, Mikroorganismen, und organischen Molekülen.

Als Destillieren bezeichnet man den Prozess, bei dem man das Wasser stark erhitzt, sodass es verdampft und anschließend das verdampfte Wasser kondensieren lässt. Die Salze und Spurenelemente verdampfen nicht mit und bleiben zurück. Um besonders reines Wasser zu erhalten, kann man diesen Prozess beliebig oft wiederholen. Zurück bleibt reines, von keinen anderen chemischen Stoffen verunreinigtes, destilliertes Wasser.

Verwendet wird es vor allem in Naturwissenschaften, zum Beispiel der Chemie, Medizin oder Pharmazie, als Lösungsmittel für chemische Reaktionen.

Darf man destilliertes Wasser trinken?

Destilliertes Wasser kann man auch trinken. In manchen Ländern der Welt wird es abgefüllt als besonders reines Trinkwasser angeboten. Als hartnäckiger Mythos kursiert das Gerücht, dass durch Trinken von destilliertem Wasser die Zellen schnell platzen können, durch das Fehlen der Salze. Das stimmt jedoch nicht.

Zellen können tatsächlich platzen und eine starke Salzarmut kann dem Körper sehr schaden. Dadurch, dass die Zellen über ihre Membran immer ein Gleichgewicht der Salze erhalten, würde sich die Zelle bei einer starken Verschiebung des Gleichgewichts mit Wasser füllen, um die Salzverteilung auszugleichen und könnte platzen.

Jedoch kann das nur passieren, wenn eine starke Salzarmut vorliegt und der Körper gleichzeitig zu stark hydriert wird. Die Menge an Salzen im Wasser ist nicht ausschlaggebend für den Salzhaushalt des Körpers. Eine Salzarmut entsteht vor allem durch besonders einseitige, unausgeglichene Ernährung.

Das Trinken von destilliertem Wasser alleine führt also keine Salzarmut herbei und birgt deshalb auch nicht mehr Risiken als normales Trinkwasser. Destilliertes Wasser darf in den gleichen Mengen getrunken werden wie normales Trinkwasser. Allerdings darf man dem Körper weder destilliertes, noch gewöhnliches Trinkwasser intravenös verabreichen. Der Körper benötigt den Verdauungsprozess zum Ausgleich des Salzhaushaltes. Intravenöse Flüssigkeitslösungen müssen deshalb immer mit einem Anteil an Elektrolyten versetzt werden.

Sowohl bei normalem Trinkwasser, als auch bei destilliertem Wasser kann es theoretisch zu einer bedrohlichen salzarmen Hyperhydratation kommen, die auch als „Wasservergiftung“ bezeichnet wird. Besonders gefährlich kann die Wassergiftung werden, wenn der Körper zusätzlich Salz verliert, was zum Beispiel bei starkem Schwitzen, Erbrechen oder Fehlernährung der Fall ist. Trinkt man in dieser Situation salzarmes Wasser in rauen Mengen, kommt es zu solch einer Wasservergiftung. Schwindel und Übelkeit sind die Folge. Im schlimmsten Fall kann es zu schweren Organschädigungen und Wassereinlagerungen im Körper kommen. Es können auch Hirnödeme entstehen, die zu folgenschweren Hirnfunktionsstörungen führen. Allerdings muss die zugeführte Wassermenge über 10 Liter Wasser betragen, da ein gesunder Mensch sehr viel Flüssigkeit kompensieren kann.

Viele Menschen halten destilliertes Wasser für besonders gesund, da es frei von Erregern und Spurenelementen ist. Jedoch für den alltäglichen Gebrauch empfehlen Experten das Trinken von normalem, leicht salzhaltigen Trinkwasser.

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pH-Wert von destilliertem Wasser

Destilliertes Wasser wird auch als „Aqua pH5“ bezeichnet. Der pH-Wert einer Flüssigkeit gibt an, wie sauer oder basisch der vorhandene Stoff ist. Die Skala reicht von 0 bis 14, wobei 7 eine neutrale Lösung beschreibt. Kleinere Zahlen geben an, dass die Flüssigkeit mehr Säure als Basen enthält. Je näher die Zahl an die Null reicht, desto saurer ist die Lösung. PH-Werte über 7 beschreiben somit basische Lösungen.

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Wasser im Allgemeinen hat einen neutralen pH-Wert, der zwischen 6 und 8,5 liegt. Auch destilliertes Wasser besitzt ursprünglich einen neutralen Wert von etwa 7. Sobald jedoch das Gefäß, in dem sich das Wasser befindet geöffnet wird, kommt es in Kontakt mit dem Kohlenstoffdioxid aus der Umgebungsluft und reagiert teilweise zu Kohlensäure. Das ändert auch den pH und er sinkt auf etwa 5 ab.

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Leitfähigkeit von destilliertem Wasser

Als Leitfähigkeit bezeichnet man die Möglichkeit jedes chemischen Stoffes, Energie oder Teilchen weiterzugeben. Stoffe mit besonders guter Leitfähigkeit für elektrische Ladung oder Wärme sind Metalle. Metalle bezeichnet man auch als „Supraleiter“. Die höchste Leitfähigkeit unter den Metallen besitzt Silber. Die Einheit für die Leitfähigkeit ist Siemens pro Meter, abgekürzt S/m. Silber besitzt eine Leitfähigkeit von 63x10^6 S/m. Wasser in seiner Reinform ist kein guter elektrischer Leiter.

Die Leitfähigkeit im Wasser entsteht nur durch die gelösten Salze, die Ionen. Sie können die elektrischen Ladungen durch die Flüssigkeit fortleiten. Wasser selbst hat keine Leitfähigkeit. Komplett reines Wasser existiert jedoch nur in der Theorie, da selbst nach mehrmaligem Destillieren immer noch gelöste Teilchen im Wasser vorhanden sein werden. Auch reines Wasser hat die Eigenschaft durch die sogenannte „Autoprotolyse“ aus zwei Wassermolekülen zwei Ionen herzustellen. Dadurch besitzt selbst reinstes Wasser in etwa eine Leitfähigkeit von 5x10^-6 S/m. Trinkwasser hingegen hat eine Leitfähigkeit von etwa 0,01 S/m.

Das bedeutet also, dass destilliertes Wasser eine enorm geringere Leitfähigkeit besitzt als herkömmliches Trinkwasser, sie jedoch nicht vollständig aufheben kann.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 06.04.2016 - Letzte Änderung: 22.10.2021