Geschwollener Hoden- was steckt dahinter?

Einleitung

Ein geschwollener Hoden ist ein Symptom, das sehr unterschiedliche mögliche Ursachen haben kann. Meistens lässt sich die zugrunde liegende Erkrankung behandeln und das Symptom geht zurück. In manchen Fällen bleibt die Schwellung jedoch bestehen. In jedem Fall sollte man bei einer Schwellung eines oder beider Hoden einen Arzt aufsuchen, um die Ursache abklären zu lassen. Zwar sind gutartige Ursachen häufiger, aber es kann sich auch bei jungen Männern um eine bösartige Erkrankung handeln, bei der nur bei rechtzeitiger Behandlung gute Aussichten auf eine Heilung bestehen. Zudem ist die frühzeitige Abklärung und Therapie einer Hodenschwellung wichtig, da ansonsten auch ein Verlust der Zeugungsfähigkeit drohen kann.

Ursachen einer Hodenschwellung

Die Schwellung eines oder beider Hoden kann durch Wassereinlagerungen, Entzündungen oder gut- oder bösartige Geschwulste entstehen. Es gibt eine Vielzahl möglicher Ursachen für eine Schwellung.

Bei einer sogenannten Hodentorsion kommt es beispielsweise zu einer Verdrehung des Hodens um die eigene Achse. Dabei wird dieser von der Blutzufuhr abgeschnürt und es entsteht ein äußerst schmerzhafter Blut- und Flüssigkeitsaufstau im Hoden. Ebenfalls sehr schmerzhaft und für eine Schwellung durch Wassereinlagerungen verantwortlich ist eine Nebenhodenentzündung. Die Ursache der Entzündung sind häufig Bakterien, die sexuell übertragen werden. Es kann sich aber auch um die Folge einer Harnwegsinfektion handeln. Eine weitere Ursache, die zu einem geschwollenen Hoden führt, ist der sogenannte Wasserbruch (Hydrozele). Es kommt zu einer Wassereinlagerung in den Hoden. Dies kann wiederrum verschiedene Ursachen haben (zum Beispiel angeboren oder als Folge einer abgeheilten Entzündung). Eine Hydrozele ist meist harmlos und bereitet keine Schmerzen. Dennoch sollte auch hierbei eine Untersuchung erfolgen und über einen möglichen Therapiebedarf entschieden werden.

Lesen Sie mehr zu dem Thema: Was sind die Ursachen einer Hodenentzündung?

Weiterhin kann eine direkte Verletzung eines oder beider Hoden wie nach einem Tritt oder einem Unfall zu einer Schwellung führen. Die Hoden besitzen mehrere Hüllen, die bei solch einer stumpfen Gewalteinwirkung reißen können. In der Folge kommt es zu einer Einblutung und dadurch zur Schwellung. Zudem muss bei einer Hodenschwellung (insbesondere wenn nur ein Hoden betroffen ist) immer auch daran gedacht werden, dass ein gut- oder bösartiger Tumor als Ursache dahinter stecken kann. Die Schwellung ist dann oft hart und derb und bereitet meist keine Schmerzen. Bösartige Tumore sind dann zwar häufiger zu erwarten, jedoch sind die Heilungschancen bei Hodenkrebs heutzutage sehr gut. Entscheidend ist eine frühzeitige Untersuchung durch den Arzt, um gegebenenfalls rechtzeitig eine Therapie einzuleiten. Je länger man wartet, desto geringer sind die Aussichten auf Heilung und umso intensiver sind die notwendigen Maßnahmen.

Eine Hodenschwellung kann auch durch eine Krampfader am Hoden bedingt sein. Hierbei kommt es infolge des gestörten Blutrückflusses in den Hodenvenen zu einem Blutaufstau im Hoden, was zu einer Größenzunahme des Hoden führt. Mehr dazu finden Sie unter: Krampfader am Hoden - So gefährlich ist das!

Einseitige Hodenschwellung

In den meisten Fällen kommt es nur zu einem einseitig geschwollenen Hoden. Die häufigsten Ursachen einer Hodenschwellung manifestieren sich in den meisten Fällen nur an einem Hoden. Sowohl die Hodenverdrehung als auch der Wasserbruch treten fast ausschließlich einseitig auf. Eine Entzündung und eine Verletzung als Ursache der Schwellung treten ebenfalls zu Beginn meist nur auf einer Seite auf. Im Verlauf kann jedoch auch der andere Hoden anschwellen. Bei einer einseitigen Schwellung, die immer weiter wächst und oft keine Schmerzen verursacht, muss auch immer an Hodenkrebs als eine mögliche Ursache gedacht werden. Daher sollte eine rechtzeitige Untersuchung durch einen Arzt erfolgen.

Geschwollener Hoden nach Leistenbruch- OP

Nach einer Leistenbruch-OP ist ein geschwollener Hoden auf der Operationsseite eine häufige vorrübergehende Komplikation. Der Leistenkanal steht in direkter anatomischer Verbindung zu den Hoden. Durch den Eingriff kommt es in der Folge zu einer Schwellung (insbesondere durch eine Einlagerung von Wasser). Diese kann sich dann über den Leistenkanal bis zum Hoden ausbreiten. Zusätzlich kann es zu einer bläulichen und später gelblichen Verfärbung der Haut des Hodensacks kommen, welche durch einen Bluterguss entsteht. In der Regel bildet sich die Schwellung innerhalb weniger Tage bis spätestens nach zwei Wochen wieder vollständig zurück. Sollte dies nicht der Fall sein, die Schwellung sehr ausgeprägt sein oder im Verlauf immer weiter zunehmen, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Geschwollener Hoden nach Vasektomie

Bei einer Vasektomie werden die Samenleiter durchtrennt, um eine Zeugungsunfähigkeit beim Mann herbeizuführen. Bei diesem operativen Eingriff können auch sogenannte Lymphbahnen, die die Gewebsflüssigkeit abtransportieren, beschädigt werden. In der Folge kann es zu einer zeitweiligen aber auch zu einer ständigen Schwellung eines oder beider Hoden kommen. Wie bei jeder Operation kann es jedoch auch als Komplikation zu einer Entzündung kommen, die zu einem geschwollenen Hoden führt. Oft bereitet die Schwellung des Hodens nach einer Vasektomie keine wesentlichen Beschwerden und bildet sich innerhalb weniger Tage zurück. Wenn dies jedoch nicht der Fall ist und starke Schmerzen sowie Fieber oder Abgeschlagenheit auftreten, sollte möglichst bald ein Arzt kontaktiert werden.

Begleitende Symptome bei einer Hodenschwellung

Ein häufiges begleitendes Symptom bei einem geschwollenen Hoden sind Schmerzen. Anhand dieses Symptoms kann auch bereits abgeschätzt werden, welche Ursachen eher in Frage kommen und welche nicht. Während eine Entzündung und eine Hodenverdrehung in der Regel sehr stark schmerzen, bereiten der Wasserbruch aber auch Hodenkrebs oft keine Schmerzen. Die Schmerzen bei der Hodenverdrehung setzen in den meisten Fällen sehr plötzlich ein und können von Symptomen wie Übelkeit und Erbrechen begleitet sein. Bei einer Entzündung kann es zudem zu einer Rötung und Überwärmung des Hodensacks kommen. Die Nebenhodenentzündung führt zudem oft auch zu Fieber und einem allgemeinen Krankheitsgefühl mit Abgeschlagenheit und Gliederschmerzen.

Lesen Sie mehr hierzu unter: An diesen Symptomen erkenne ich eine Nebenhodenentzündung

Bei jeder Schwellung ist zudem ein Druck- oder Spannungsgefühl als begleitendes Symptom möglich. Dieses ist gerade bei einem ausgeprägten Wasserbruch möglich.

Schmerzen

Wenn bei einem geschwollenen Hoden Schmerzen als begleitendes Symptom vorliegen, macht dies bestimmte Ursachen wahrscheinlicher und andere eher unwahrscheinlich. Die Nebenhodenentzündung, eine Verletzung sowie die Hodenverdrehung bereiten meist sehr starke Schmerzen, die oft in die Leiste oder den Bauch ziehen. Bei der Hodenverdrehung setzten die Schmerzen meist sehr plötzlich und intensiv ein. Bei einer Entzündung treten die Beschwerden eher langsamer auf und nehmen im Verlauf weiter zu. So kann bereits anhand des Verlaufs und des Charakters der Schmerzen die mögliche Ursache vermutet werden. Eine sichere Diagnose kann jedoch nur durch einen Arzt gestellt werden.

Geschwollener Hoden bei Kindern

Ein geschwollener Hoden bei Kindern kann mehrere Ursachen haben und muss in manchen Fällen sehr schnell behandelt werden. Im Kindesalter kommt es häufiger als bei Erwachsenen zu einer Hodentorsion (Verdrehung des Hodens). Die Verdrehung kann bereits durch eine alltägliche Bewegung wie beim Krabbeln oder Fahrradfahren ausgelöst werden. Das Kind klagt dann in der Regel über plötzliche starke Schmerzen im Hoden sowie oft im Bauch. Der betroffene Hoden schwillt an. In einem solchen Fall ist eine schnelle Behandlung notwendig, da der Hoden ansonsten innerhalb weniger Stunden absterben kann. Durch einen kleinen operativen Eingriff wird der Hoden entdreht und am Hodensack fixiert. Bei Babys und Kleinkindern ist zudem ein Wasserbruch eine häufige Ursache für einen geschwollenen Hoden. Dieser ist meist eher harmlos und bildet sich oft von selbst wieder zurück. Gefährlich kann dagegen eine Infektion mit Mumps bei nicht geimpften Kindern werden. Es kann durch eine Entzündung des Hodens zur Schwellung kommen, die letztlich eine Unfruchtbarkeit zur Folge haben kann. Hodenkrebs als Ursache eines geschwollenen Hodens bei Kindern ist äußerst selten, jedoch auch nicht ausgeschlossen. In jedem Fall sollte das Kind frühzeitig untersucht werden, damit Gewissheit besteht, was die Ursache der Schwellung ist und im Bedarfsfall eine rechtzeitige Behandlung erfolgen kann.

Diagnose

Die wichtigste Maßnahmen, damit der Arzt bei einem geschwollenen Hoden die richtige Diagnose stellen kann, sind zum einen das Gespräch zwischen Arzt und Patient (Anamnese) und zum anderen die körperliche Untersuchung. Im Gespräch kann der Arzt meist schon anhand der Patientenangaben, seit wann die Schwellung besteht und ob sie schmerzhaft ist, eine Verdachtsdiagnose stellen. Durch die zusätzliche Tastuntersuchung des Hodensacks und der Hoden ist oft bereits klar, was die Ursache der Schwellung ist. Gegebenenfalls durchleuchtet der Arzt den Hodensack mit einer Lampe oder führt eine Ultraschalluntersuchung durch. Weitere diagnostische Maßnahmen können je nach Ursache notwendig sein. Bei einer Entzündung werden zum Beispiel die Entzündungswerte im Blut kontrolliert und wenn der Verdacht besteht, dass es sich um Hodenkrebs handelt, werden bildgebende Diagnoseverfahren (zum Beispiel CT oder MRT) eingesetzt, um zu sehen, ob der Tumor bereits gestreut hat.

Therapie

Aufgrund der Vielzahl möglicher Ursachen, die hinter einem geschwollenen Hoden stecken können, gibt es entsprechend auch verschiedene Behandlungsformen. Eine Nebenhodenentzündung wird vor allem durch Bettruhe, Kühlung und Hochlagerung des Hodensacks therapiert. Gegebenenfalls sollten auch entzündungshemmende sowie schmerzstillende Medikamente und ein Antibiotikum eingenommen werden. Bei einer schweren Verletzung, die zu einer Einblutung im Hodensack geführt hat, sowie bei der Hodenverdrehung ist oft eine notfallmäßige Operation notwendig, um den Hoden zu erhalten. Auch bei Hodenkrebs ist meist eine zeitnahe Operation notwendig, bei der der Hoden entfernt werden muss. Eine Bestrahlung oder Chemotherapie ist bei rechtzeitiger Behandlung oft nicht notwendig. Ein Wasserbruch (Hydrozele) als Ursache eines geschwollenen Hodensacks muss dagegen häufig nicht operiert werden und bedarf keiner speziellen Behandlung. Nur wenn die Schwellung Beschwerden bereitet oder sehr ausgeprägt ist, kann eine operative Therapie erforderlich sein. In jedem Fall sollte bei einem geschwollenen Hoden frühzeitig eine Untersuchung durch einen Urologen erfolgen, damit dieser beurteilt, ob eine Behandlung nötig ist, und wenn ja welche.

Dauer einer Hodenschwellung

Wie lange ein Hoden geschwollen ist, hängt davon ab, welche Ursache der Schwellung zugrunde liegt. Bei einer Entzündung oder einer Verletzung klingt diese durch Kühlen und Hochlagern des Hodensacks sowie gegebenenfalls entzündungshemmende Medikamente in der Regel innerhalb weniger Tage ab. Eine durch einen Wasserbruch verursachte Schwellung bildet sich in vielen Fällen mit der Zeit spontan wieder zurück. Das kann Wochen bis Monate dauern. In manchen Fällen bleibt die Schwellung unbehandelt jedoch lebenslang bestehen. Ob eine operative Therapie notwendig ist, hängt von der Einschätzung des Arztes ist. Wenn eine bösartige Erkrankung (Hodenkrebs) die Ursache der Schwellung ist, bildet sich diese nicht von selbst zurück sondern nimmt im Laufe der Zeit weiter zu. In einem solchen Fall ist dringend eine zeitnahe Untersuchung durch den Hausarzt oder Urologen notwendig, um Hodenkrebs auszuschließen oder zumindest frühzeitig behandeln zu können.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 25.09.2017 - Letzte Änderung: 22.10.2021