Hyaluronsäure zur Behandlung von Gelenkserkrankungen

Synonym

Englisch: hyaluronic acid

Orthopädische Anwendungsgebiete

Künstlich hergestellte Hyaluronsäure findet auch in der Medizin, genauer gesagt in der Therapie bestimmter Erkrankungen, einen Einsatz. Hautpteinsatzort für Hyaluronsäure ist die Orthopädie.
Besonders bei von Arthrose befallenen Gelenken kommt es zu einem degenerativen Verfall der Gelenkknorpel und des Gelenkes. Der Gelenkknorpel ist zum großen Teil aus Hyaluronsäure aufgebaut. Ist der Knorpel bei arthrotisch veränderten Gelenken verbraucht und abgenutzt, kann ein Versuch unternommen werden, außerhalb des Körpers synthetisierte Hyaluronsäure in den Gelenkspalt zu injizieren.

Dies soll dabei helfen, dass das Gelenk wieder geschmeidig wird und die Gelenkbewegungen nicht durch Reibung behindert wird. Denn im gesunden Gelenk wird Hyaluronsäure durch entsprechend im Gelenk und im Gelenkknorpel sitzende Fibroblasten (spezielle Bindegewebszellen) permanent produziert. Eine von außen ins Knie injizierte künstliche Hyaluronsäure steigert den Hyaluronsäurennteil im Knie.
Erkrankte Gelenke mit degeneriertem Knorpel (Arthrose) produzieren nur noch sehr vermindert selbst Hyaluronsäure. Man versucht deshalb durch mehrfach wiederholten Injektionen den raschen Abbau der Hyaluronsäure im Gelenk abzubremsen.
Es werden in der Regel zwischen einer bis sieben Hyaluronsäureinjektionen verabreicht. Die Halbwertszeit von Hyaluronsäure, also die Zeit, bei der sich die Hälfte der Substanz bereits verbraucht hat, beträgt ca. 60 Stunden. Man vermutet, dass sich die Halbwertszeit erhöht, je häufiger die Injektionen wiederholt werden. Die Wirksamkeit nach der Injektion liegt jedoch deutlich höher, sodass man eine Verbesserung der Schmerzen und Beweglichkeit im betroffenen Gelenk von Monaten bis Jahren sieht.

Jeder Behandlung mit Hyaluronsäure muss eine ausführliche Aufklärung des Patienten vorgeschaltet werden. Denn wie jeder Eingriff gibt es auch Risiken und Nebenwirkungen.
Die Injektion selbst erfolgt unter den sogenannten sterilen Kauteln, wird also unter den gleichen Bedingungen, wir unter einer kleinen Operation durchgeführt.
Zunächst wird am liegenden Patienten die Injektionsstelle ausreichend mit Desinfektionsalkohol desinfiziert. Der Untersucher, der selbst sterile Handschuhe trägt injiziert die Hyaluronsäure als Fertigpräparat in den Gelenkspalt. In der Regel wird der Zugangsweg von außen unter die Kniescheibe gespritzt. Auch kann die Injektion geteilt werden und ein Hälfte in den linken, eine Hälfte in den rechten Gelenkspalt gegeben werden.
Meistens wird zur Entzündungshemmung auch ein Kortisonpräparat zusätzlich gespritzt, damit die im Gelenk vorhandene Entzündung minimiert werden kann. Sehr selten können auch bei allen hygienischen Vorkehrungen durch die Injektion Keimen in das Gelenk kommen und eine Entzündung auslösen. In diesem Fall muss sofort antibiotisch behandelt werden, in ganz schweren Fällen muss eine orthopädische Operation durchgeführt werden und das Gelenk in einer Spiegelung (Arthroskopie) gespült werden, damit die Keime eliminiert werden können.

Herstellung der Hyaluronsäure

In der Orthopädie, aber auch der restlichen Medizin wird in der Regel künstliche, das heißt außerhalb des Körpers produzierte Hyaluronsäure verwendet
Zum Einsatz in der Medizin kommt das heraussynthetisierte Salz der Hyaluronsäure. Durch Bakterien kann die Hyaluronsäure auch hergestellt werden. Hierzu werden meistens Streptokokken-Kulturen genommen.
Eine Gefahr eine Keimverschleppung durch künstliche Hyaluronsäuren besteht nicht!
Seltener werden tierische Hyaluronsäuren verwendet. Für den medizinischen Einsatz wird Hyaluronsäure aus Fremdgewebe gewonnen. Da meistens außerhalb des menschlichen Körpers keine Fibroblasten existieren, die Hyaluronsäure produzieren, werden meistens vor allem tierische Zellen genommen, die besonders reichhaltig an Hyaluronsäure sind.
Wird sich für eine tierische Hyaluronsäureproduktion entschieden, wird meistens Hahnenkamp verwandt. Alledings muss beachtet werden, dass es in einigen Fällen auch zu allergischen Reaktionen kommen kann, wenn eine Überempfindlichkeit gegenüber tierischen Produkten besteht.

Zusammenfassung

Die Hyaluronsäure ist ein aus verschiedenen chemischen Grundbausteinen zusammengesetztes biologisches Molekül, das in die Gruppe der Proteoglykane gehört.
Zucker ist ein wichtiger Bestandteil dieser Struktur. Die Zuckerteile können beliebig lang aneinander verknüpft werden und so eine ganz unterschiedliche Länge erreichen. Je länger die aneinandergeketteten Moleküle werden, desto dickflüssiger und zäher wird das Molekül. Das Hauptvorkommen der Hyaluronsäure ist in den Gelenken des Körpers, wo es vor allem durch seine stoßdämpfende und schmierende Wirkung als Schmiermittel benötigt wird. Es wird von den sogenannten Fibroblasten (spezielle Bindegewebszellen) produziert, deren Aufbau dem der Nervenzellen stark ähnelt und die ihre Fortsätze entsprechend aneinanderheften können.
Fibroblasten sind meistens in der Nähe von Gelenken zu finden. Nach Produktion der Hyaluronsäure werden regelmäßig Mengen dieses Stoffes in den Gelenkspalt abgegeben.
Andere Produktionsorte und Vorkommen der Hyaluronsäure sind z.B. auch die Bandscheiben der menschlichen Wirbelsäule. Grund ist der, dass die Substanz neben seiner schmierenden und gleitenden Wirkung auch eine Reißstabilität hervorruft.
Überall dort, wo besonders viel Druck abgefedert werden muss ist das Molekül zu finden, also besonders im menschlichen Knorpel. Die meiste Kraft muss vom Körper auf der Wirbelsäule bei jeder Bewegung abgefert werden. Aus diesem Grund macht es Sinn, dass auch in und zwischen den Bandscheiben Hyaluronansammlungen zu finden sind.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 19.10.2011 - Letzte Änderung: 30.03.2024