Sprunggelenksarthrose

Die Arthrose des Sprunggelenks ist aufgrund der starken Belastung ein sehr häufiges Problem und Folge rheumatischer Erkrankungen, vorangehender Verletzungen oder einer andauernden Überbelastung. Die Sprunggelenksarthrose macht sich klinisch durch starke Schmerzen und eingeschränkte Beweglichkeit bemerkbar. Im Röntgenbild ist neben Knochenneubildungen ein verengter Gelenkspalt zu sehen. Im Anfangsstadium helfen orthopädische Schuheinlagen, später dann operative Eingriffe entweder durch Implantation von Knorpelzellen, vollständigen Gelenkersatz oder eine Sprunggelenksversteifung.

Sprunggelenksarthrose

Einleitung/ Definition

Die Arthrose (Gelenkverschleiß) des Sprunggelenks beschreibt eine degenerative (verschleißbedingte) Veränderung des oberen Sprunggelenks, die in aller Regel nach einer vorausgehenden Erkrankung oder durch Überlastungen auftritt. Aufgrund der starken Belastung des oberen Sprunggelenks, ist die Arthrose eine sehr häufige Erkrankung, welche jedoch konservativ zu Beginn sehr gut therapiert werden kann.

ICD/ GdB

Bei der ICD Klassifikation handelt es sich um die sogenannte „internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme“. Sie dient der Einteilung von gesundheitlichen Beeinträchtigungen im Gesundheitssystem und wird unter anderem in Deutschland verwendet. Jede Erkrankung bekommt in der ICD Klassifikation eine eigene Zahlen- und Nummern-Kombination zugeteilt. Die Sprunggelenksarthrose findet sich unter dem Überbegriff der „sonstigen Arthrosen“ wieder und wird im speziellen mit M19.07 beziffert.

GdB steht für „Grad der Behinderung“ und bezeichnet die Einteilung der Beeinträchtigung, welche von unterschiedlichen Erkrankungen hervorgerufen werden kann. Die Staffelung erfolgt auf einer Tabelle bis 100 in 10er Schritten. Je nach Ausmaß der Beeinträchtigung werden unterschiedlich viele Punkte zugeschrieben. Bei einem Wert von 50 und höher handelt es sich um eine Schwerbehinderung. Die Sprunggelenksarthrose kann, je nach Ausmaß der Erkrankung und individueller Beeinträchtigung einen GdB von 0 bis 40 hervorrufen. Festgelegt wird der GdB von einem ärztlichen Gutachter.

Aufbau/Pathogenese

Das obere Sprunggelenk besteht aus drei kommunizierenden Gelenkflächen:

Damit diese Knochenenden nicht schutzlos aufeinander reiben, befindet sich auf jedem Knochen eine Knorpelschicht, welche die Knochen vor Überlastung und Degeneration schützt. Im Laufe der Jahre nutzt sich diese Knorpelschicht zunehmend ab.
Zu den Faktoren, die ein deutlich schnelleres Zugrunde gehen der Knorpelschicht und ein schutzlosese aufeinanderreiben der Knochenenden bewirken gehören:

  • starke Belastungen,
  • Entzündungen
  • oder vorangegangene Verletzungen.

Ursache

Die Arthrose des Sprunggelenks entsteht am häufigsten nach in Fehlstellung verheilten Brüchen des oberen Sprunggelenks. Besonders betroffen sind Hallensportler wie Basketball- oder Fußballspieler. Diese stauchen oder brechen sich besonders oft während des Sports das obere Sprunggelenk und haben damit ein deutlich erhöhtes Risiko im Laufe der Jahre eine Arthrose zu entwickeln.
Auch besonders lockere Bänder und Sehnen können eine Arthrose verursachen. Durch die deutlich geringere Stabilität, kann das Sprunggelenk nicht mehr richtig gehalten werden.
Sitzen die Gelenkknochen dann nicht mehr passgenau aufeinander, geht durch die verstärkte Reibung, der Knorpel nach und nach verloren.
Neben diesen traumatischen Ursachen können auch Entzündungen eine Sprunggelenkarthrose begünstigen. Aus diesem Grund ist Rheuma die zweithäufigste Ursache für eine Arthrose. Die chronische Entzündung der Gelenkschleimhaut und des gesamten Sprunggelenks kann im Laufe der Zeit zu einer schweren Schädigung des Gelenkknorpels führen und dadurch im Laufe der Zeit das gesamte Gelenk zerstören.
Lesen Sie hierzu auch mehr unter: Entzündung im Sprunggelenk
Ebenso kann starkes Übergewicht im Laufe der Zeit eine Sprunggelenkarthrose begünstigen. Durch das starke Gewicht, welches neben den Bandscheiben vor allem auf dem Knie- und Sprunggelenk lastet, können die Gelenke dem Gewicht nach langer Zeit nicht mehr standhalten. Der Gelenkknorpel geht zugrunde und zerstört damit das Gelenk. In einigen Fällen ist jedoch keine Ursache zu finden. Man geht davon aus, dass auch eine genetische Komponente an der Entwicklung einer Arthrose beteiligt ist, sodass einige Patienten zur Entwicklung einer Degeneration neigen, obwohl keine prädisponierenden Faktoren vorliegen.

Klinik

Die Arthrose führt in der Regel zu starken Schmerzen und verursacht dadurch eine schmerzhafte Bewegungseinschränkung, welche das Abrollen des Fußes behindert. Zudem können in fortgeschrittenem Stadium Knack- oder Reibegeräusche auftreten. Aufgrund einer Bildung kleiner Knochenvorsprünge im Gelenk können diese einen flüssigen Gang verhindern. Betroffene Patienten beschreiben ein Gefühl der Blockade im Sprunggelenk und Knöchelschmerzen.
Zu Beginn der Arthrose treten die Beschwerden nur bei großer Belastung, beispielsweise beim Sport oder langen Fußmärschen auf. Je mehr Knorpel im Gelenk abgebaut wird, desto häufiger und länger treten die Schmerzen in der Bewegung auf. In einigen Fällen beschreiben die Patienten auch Anlaufschmerzen. Das bedeutet, die ersten Schritte nach einer längeren Ruhepause sind besonders beschwerlich.
Oft besteht aufgrund der Schmerzen eine begleitende Fehlstellung und Schwellung des Sprunggelenks.
Schreitet die Arthrose weiter voran, treten auch Ruheschmerzen oder Ermüdungsschmerzen auf.
Die typischen Schmerzen der Arthrose lassen sich einfach zusammenfassen:

  • Anlaufschmerz, das bedeutet stärkere Beschwerden zu Beginn einer Bewegung,
  • Belastungsschmerz
  • und Schmerzen beim Treppensteigen, beim Laufen auf unbefestigten Wegen oder während des Sports.

Diagnostik

Schon in der Anamnese lassen sich wertvolle Hinweise sammeln.

  • So sind Schmerzcharakter,
  • Schmerzintensität und
  • Zeitpunkt der Schmerzen oft ein guter Hinweis.

Zudem können vorangegangene Verletzungen des Sprunggelenks oder entzündliche Gelenkerkrankungen Hinweis auf eine Sprunggelenkarthrose liefern. Zur genauen Diagnostik dienen bildgebende Verfahren:

  • Besonders Röntgenbilder in zwei Ebenen unter Belastung erlauben eine gute Beurteilung des Gelenks. Oftmals lässt sich hier ein verschmälerter Gelenkspalt erkennen. Dies deutet auf den Abrieb des Gelenkknorpels und damit eine schon vorhandene Arthrose hin. Auch Fehlstellungen des Gelenks oder knöcherne Auswüchse als Zeichen der Degeneration, welche das Gelenk behindern können, sind ein deutlicher Hinweis auf eine Sprunggelenkarthrose.
  • Um den Gelenkknorpel und mögliche Schäden an Sehnen oder Bändern zu beurteilen ist eine MRT des Fußes notwendig. Dieses Verfahren dient vor allem der genauen Beurteilung des Schadens, jedoch nicht allein der Diagnostik.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: MRT des Sprunggelenks

Therapie

Um die korrekten Maßnahmen bei einer vorliegenden Sprunggelenksarthrose ergreifen zu können sollte die Erkrankung zunächst diagnostiziert werden.
Wenn typische Symptome einer Sprunggelenksarthrose auftreten empfiehlt es sich einen Arzt aufzusuchen, welcher nach einer umfassenden Diagnostik die Gelenkserkrankung diagnostizieren und Therapiemöglichkeiten ausbreiten kann. Hierbei bietet es sich an neben dem behandelnden Hausarzt auch einen Facharzt für Orthopädie aufzusuchen, da Ärzte dieser Fachrichtung die Spezialisten auf dem Gebiet der Diagnostik und Therapie der Sprunggelenksarthrosen darstellen.

Ist die Sprunggelenksarthrose diagnostiziert stehen in der Regel konservative Behandlungsmethoden am Anfang der Therapie.
Hierunter zählt besonders die Physiotherapie sowie das Tragen spezieller Sprunggelenksbandagen oder Einlagen. Ein Fortschreiten der Erkrankung kann mithilfe dieser Therapien häufig verhindert oder zumindest verlangsamt werden.
Wichtig ist es, die von dem Arzt oder Physiotherapeuten empfohlenen Übungen regelmäßig durchzuführen um die Effektivität dieser Maßnahmen sicher zu stellen. Beachtet werden sollte außerdem, dass eine vorliegende Sprunggelenksarthrose kein Sportverbot nach sich zieht. So kann mangelnde Bewegung das Fortschreiten der Erkrankung sogar fördern. Wichtig ist es vielmehr die richtige Form der Bewegung durchzuführen und damit den Verlauf der Erkrankung zu verbessern. Auch die auftretende Symptomatik kann therapeutisch angegangen werden, weshalb Beschwerden, welche bei einer Sprunggelenksarthrose entstehen nie unbehandelt bleiben sollten. Eine weitere Möglichkeit die Arthrose zu behandeln ist durch das Spritzen von Hyaluronsäure in den Gelenkspalt.
Ob sich eine Hyaluronsäuretherapie individuell anbietet kann am besten der behandelnde Arzt einschätzen.

Wenn konservativen Maßnahmen keinen Erfolg bringen kann der Arzt auf die Möglichkeit der Durchführung von operativen Maßnahmen angesprochen werden. Je nach Ursache für das Auftreten der Arthrose können unterschiedliche Verfahren zum Einsatz kommen. Neben einer Stimulierung des Knorpels kann auch eine Transplantation von Knorpelgewebe durchgeführt werden, welche die Beschwerden lindern und ein Fortschreiten der Erkrankung verhindern kann.

Die Therapie im Überblick

  • Konservativ lässt sich die Sprunggelenkarthrose durch spezielle Schuheinlagen therapieren. Diese bestehen in einer Sohlenrolle oder einem Arthrodesenstiefel, welche eine Schmerzlinderung und eine Funktionsverbesserung erzielen.
    Die Sohlenrolle unterstützt dabei vor allem die Abrollbewegung während des Laufens, die oft im Anfangsstadium der Arthrose eingeschränkt ist. Durch den Arthrodesenstiefel wird das Sprunggelenk stabilisiert und von außen gestützt. Beide orthopädietechnischen Hilfsmittel können die Schmerzen im Anfangsstadium deutlich lindern und die Beweglichkeit verbessern.
  • In einigen Fällen können vorn liegende Knochenneubildungen (Osteophyten) abgefräst werden. Diese können, sollten sie nicht entfernt werden, durch den Rieb der Gelenkflächen nach und nach den Knorpel schädigen und den Gelenkspalt zerstören. Durch die Abtragung wird die Mobilität verbessert und zudem die Schmerzen gelindert. Des Weiteren kann so das Fortschreiten der Arthrose deutlich verlangsamt werden.
  • Ist der Gelenkknorpel schon sehr degeneriert, kann dieser im Labor neu gezüchtet und dem Patienten wieder in den noch vorhandenen Knorpel eingesetzt werden. Der Knorpel wächst dann wieder in den Knochen ein und regt das umliegende Knorpelgewebe zur Proliferation (Wachstum) an.
    Alternativ können auch Membranen eingesetzt werden, welche das Einwachsen von neuen Knorpelzellen begünstigen sollen.
    Diese Verfahren sind jedoch nur geeignet, wenn noch ein Teil des Knorpels erhalten ist.
  • Im Falle einer sehr ausgeprägten Arthrose mit vollständigem Verlust der Knorpelfläche kann das obere Sprunggelenk durch ein künstliches Gelenk ersetzt werden. So kann die Beweglichkeit des Sprunggelenks erhalten bleiben. Lockert sich das künstliche Gelenk nach einigen Jahren, kann ein neues Gelenk eingesetzt werden.
    Ist dieses nicht möglich, oder bestand schon vorher keine andere Möglichkeit, kann das Sprunggelenk versteift werden. Hierbei wird der zerstörte Knorpel vollständig entfernt und anschließend das Sprungbein mit dem Schienbein fest verschraubt. Nach ca. 6 bis 12 Wochen sind die Knochen stabil zusammen gewachsen und der Fuß kann wieder nahezu ohne Einschränkungen belastet werden. Durch die große Mobilität im unteren Sprunggelenk und den Mittelfußknochen kann die Versteifung zum Teil ausgeglichen werden und führt so zu einem Schmerzverlust ohne die Mobilität zu stark einzuschränken.
    Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass die Versteifung zu einer Mehrbelastung der anderen Gelenke (Kniegelenk, Hüftgelenk, Wirbelsäule) führt. Diese werden durch den Verlust der Beweglichkeit im oberen Sprunggelenk deutlich stärker belastet und können dann ebenfalls nach einigen Jahren degenerative Veränderungen aufweisen. Dennoch ist die Versteifung eine sehr gute und die Lebensqualität deutlich steigernde Alternative, wenn die anderen therapeutischen Methoden nicht möglich sind oder keinen Erfolg bringen.

Sport bei einer Arthrose des Sprunggelenks

Die Arthrose des Sprunggelenks ist, im Gegensatz zu den meisten anderen Gelenksarthrosen des Körpers, eine Erkrankung, die häufig auch junge Personen betrifft. Sportverletzungen stellen den häufigsten Grund für die Entstehung einer Sprunggelenksarthrose dar. Hierbei gelten besonders Sprunggelenksfrakturen als bekannte Auslöser der Erkrankung.

Wenn eine Neigung zur Entstehung einer Sprunggelenksarthrose besteht kann die falsche sportliche Betätigung und Übergewicht den Verschleiß des Gelenks verstärken.

Ob sportliche Betätigung bei einer vorliegenden Sprunggelenksarthrose empfohlen werden kann hängt von dem individuellen Fortschreitungsgrad der Erkrankung sowie der ausgeübten Sportart ab. Ein generelles Sportverbot kann nicht ausgesprochen werden, da bei mangender Bewegung das Fortschreiten der Versteifung des Gelenks und die Abnutzung des Knorpels noch beschleunigt. Sportarten, welche eine hohe Belastung auf das Sprunggelenk erzeugen sind jedoch ebenfalls nicht zu empfehlen. So sind besonders weniger belastende Sportarten sowie spezielle Übungen und Rehabilitationskurse empfehlenswert um das Fortschreiten der Erkrankung günstig zu beeinflussen.Individuelle Rücksprache mit dem behandelnden Orthopäden ist daher ratsam.

Lesen Sie mehr zum Thema: Sport bei Arthrose

Verlauf

Eine Sprunggelenksarthrose nimmt generell einen chronischen Verlauf.
So schreitet die Abnutzung des Gelenks mit der Zeit und infolge der Beanspruchung fort und verursacht im Verlauf der Erkrankung immer mehr Beschwerden. Es muss zwischen einer primären und einer sekundären Sprunggelenksarthrose unterschieden werden.

  • Die primäre Arthrose beruht auf einen erhöhten Verschleiß der Gelenkstrukturen und tritt typischerweise im mittleren bis älteren Alter auf.
  • Die sekundäre Form der Sprunggelenksarthrose ist weitaus häufiger und entsteht aufgrund einer Verletzung des Gelenks. Typisch ist eine Sportverletzung im jungen Alter.

Je nach vorliegender Form der Sprunggelenksarthrose kann diese einen unterschiedlichen Verlauf nehmen. So treten bei einer primären Sprunggelenksarthrose die Beschwerden schleichend ein und werden im Laufe der Zeit nur langsam schlimmer. Die Beschwerden einer sekundären Sprunggelenksarthrose können meist in Zusammenhang mit einer Verletzung des Sprunggelenks gebracht werden und die Beschwerden entwickeln sich im Vergleich deutlich schneller.
Eine Therapie sollte bei einer diagnostizierten Sprunggelenksarthrose in jedem Fall vorgenommen werden. Eine Sprunggelenksarthrose kann nur sehr schwer therapiert werden und schreitet in vielen Fällen trotz Therapiemaßnahmen langsam voran.

Zusammenfassung

Die Arthrose des Sprunggelenks ist aufgrund der starken Belastung ein sehr häufiges Problem. In den meisten Fällen sind vorangehende Verletzungen oder eine rheumatische Erkrankung Ursache für eine Arthrose. Aber auch ständige Überlastungen durch massives Übergewicht oder starke Belastungen können eine Sprunggelenkarthrose verursachen.
Die Arthrose macht sich klinisch durch starke Schmerzen, zunächst bei Belastung, in fortgeschrittenem Stadium auch in Ruhe bemerkbar. Zudem kann die Beweglichkeit deutlich eingeschränkt sein.
Durch die Anamnese und röntgenologische Verfahren lässt sich die Diagnose stellen. Besonders eine Gelenkspaltverschmälerung und Knochenneubildungen im Gelenkspalt sind gut erkennbar und ein deutliches Zeichen der Sprunggelenkarthrose.
Im Anfangsstadium lassen sich die Beschwerden durch orthopädische Schuheinlagen verbessern. In späteren Stadien sind oft operative Maßnahmen notwendig. Die Operation bietet im Falle der Sprunggelenkarthrose verschiedene Möglichkeiten:

  • So kann der Knorpel durch Implantation von Knorpelzellen wieder aufgebaut werden,
  • Knochenneubildungen werden abgetragen
  • oder ein vollständiger Gelenkersatz vorgenommen.
  • Die letzte Möglichkeit bietet die Versteifung des Gelenks, welche eine gute therapeutische Methode ist und zufrieden stellende Ergebnisse, besonders bezüglich der Schmerzlinderung, liefert.
Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.07.2012 - Letzte Änderung: 30.03.2024