Die Anatomie und Funktion der Gelenkschleimhaut

Definition

Die Gelenkschleimhaut (Synonym: Synovialis und Synovialmembran) kleidet die Gelenkkapsel, Sehnenscheiden und Schleimbeutel von innen aus.

Ihre primäre Funktion ist die Herstellung von Gelenkflüssigkeit, welche die Knorpel ernährt und die Reibung senken soll.
Darüber hinaus besitzt auch ein Teil der Zellen der Gelenkschleimhaut eine phagozytierende Wirkung, was bedeutet, dass diese Zellen Gewebetrümmer und Mikroorganismen aufnehmen und mittels Enzymen auflösen können.

Anatomie

Die Anatomie der Synovialis unterscheidet sich von den anderen inneren Körperhöhlen, welche kontinuierlich entweder mit Endothel, Epithel oder Mesothel überzogen sind, welche aus allen drei Keimblättern der Embryonalentwicklung stammen.

Bei der Gelenkschleimhaut bzw. Gelenkinnenhaut ist dies anders. Sie wird von sogenannten Synoviozyten, die keine Epithelzellen sind und aus dem mesenchymalen Bindegewebe, sprich embryonalen Bindegewebe, hervorgehen, ausgekleidet.
Das Mesenchym stammt aus dem mesodermalen Keimblatt. Das Mesenchym entwickelt sich in sämtliches Bindegewebe, das der Körper besitzt. Daher ist es auch der Ursprung für Gelenkkapseln und deren innere Auskleidung.

Die Gelenkschleimhaut besteht aus zwei Schichten:
Die Intima und die gefäßdurchzogene Subintima.

Intima

Die Intima besteht aus den Synoviozyten und amorpher extrazellulärer Matrix. Die Synoviozyten besitzen keine durchgehende Basalmembran, welche nur stückhaft ausgebildet ist, und unterteilen sich dabei in Typ A und Typ B.Die Zellen des Typs A haben eine phagozytierende Funktion, sie nehmen Zell- und Gewebetrümmer auf und bauen diese ab. Man geht davon aus, dass sie aus mononukleären Zellen des Bluts stammen und ortsässige Makrophagen sind, vergleichbar mit den Kupffer-Zellen der Leber.

Die Synoviozyten des Typs B sind die produzierenden Zellen, welche einen Mix aus Hyaluronan, Kollagen und Fibronektin produzieren und in die Umgebung und Gelenkhöhle abgeben. Sie sind also Hauptproduzent der Synovia („Gelenkflüssigkeit“), welche der Ernährung des Knorpels und der Reduzierung der Reibung im Gelenk dient. Um diese Aufgabe erfüllen zu können, die eine Produktion von vielen Proteinen erfordert, besitzen Synoviozyten Typ B besonders viel raues endoplasmatisches Retikulum, welches für die Herstellung von sekretorischen Eiweißen sehr wichtig ist.

Generell haben die Synoviozyten ein sehr polymorphes Aussehen und können abgeflacht, kubisch, spindelförmig oder auch makrophagenartig erscheinen.

Subintima

Unterhalb dieser intimalen Schicht, welche aus wenigen Zelllagen besteht, findet sich die sogenannte Subintima. Diese besteht aus einem lockeren Bindegewebe, welches sehr gut durchblutet ist. Es enthält weitere Zellen wie Fettzellen, Makrophagen und Fibroblasten. Diese Schicht bildet eine Art Pufferschicht zwischen den intimalen Synoviozyten und dem straffen und verhältnismäßig harten Bindegewebe der Gelenkkapsel.

Anzumerken ist hier auch, dass eine Synovialmembran ebenfalls in Schleimbeuteln und Sehnenscheiden ausgebildet ist und auch hier, zwar mit leicht anderem anatomischen Aufbau, für die Produktion von Synovialflüssigkeit zuständig ist.

Funktion

Das Gelenk ist von einer Gelenkkapsel umgeben, welche die Gelenkhöhle und das umliegende Gewebe in zwei Kompartimente teilt. Die Gelenkhöhle ist damit isoliert und Bakterien und andere Reize können nicht eindringen; andererseits kann die Gelenkflüssigkeit auch nicht in anderes Gewebe „sickern“. Dies ist auch notwendig, da die Qualität der Gelenkflüssigkeit erhalten bleiben muss.

Die primäre Funktion der Gelenkschleimhaut, oder auch Synovialis genannt, ist die Produktion der Gelenkflüssigkeit und die Sicherung der Güte dieser. Dazu wird das Blutserum zu einem gewissen Grad filtriert und stellt damit die notwendige Flüssigkeit. Diese wird dann von den Synoviozyten mit Hyaluronan und weiteren schleimbildenden Stoffen versetzt, sodass eine erhöhte Viskosität geschaffen wird. Zudem dient die Synovia auch der Ernährung des stoffwechsellangsamen Knorpels.

Zur Sicherung der Güte der Gelenkflüssigkeit besitzt die Gelenkschleimhaut Zellen, welche eine phagozytierende Funktion besitzen. Sie können Zell- und Gewebetrümmer aufnehmen und abbauen. Zudem können Sie auch Bakterien bekämpfen und bei Bedarf eine Entzündungsreaktion hervorrufen.

Gelenkflüssigkeit

Die Gelenkflüssigkeit, auch Synovia oder umgangssprachlich „Gelenkschmiere“ genannt, wird von den Synoviozyten gebildet und ist in Gelenkhöhlen, Sehnenscheiden und Schleimbeuteln vorhanden.

Sie besitzt im Normalfall eine klare, leicht gelbliche Farbe und ist von visköser Konsistenz. Bei Traumen, beispielsweise Meniskusrissen, kann sie auch blutig erscheinen. Bei bakteriellen Infekten wird sie eitrig und gelblich.

Ihre primären Funktionen sind zum einen die Reduzierung der Reibung im Gelenk oder in der Sehnenscheide. Durch ihre geleeartige Konsistenz verhindert sie, dass die Gelenkflächen zu stark aneinander reiben und sich damit abnutzen.

Ihre zweite wichtige Funktion besteht in der Ernährung des Gelenkknorpels. Dieser ist nicht mit Gefäßen durchzogen und ist daher von der Blutzufuhr abgeschnitten. Sowohl Nährstoffe als auch Sauerstoff gelangen nur mittels Diffusion in den Knorpel hinein und damit zu den knorpelbildenden Zellen. Dies ist nur möglich, da der Knorpel einen sehr langsamen Stoffwechsel besitzt, was auch als bradytroph bezeichnet wird.

Bildet sich zu viel Gelenkflüssigkeit in der Gelenkhöhle, welche nicht schnell genug wieder aufgenommen wird, so kann ein Gelenkerguss entstehen, welcher durchaus schmerzhaft sein und die Funktion des Gelenks beeinträchtigen kann.

Gelenkschleimhautentzündung

Die Gelenkschleimhautentzündung, auch Synovitis genannt, bezeichnet eine schmerzhafte und anschwellende Reaktion des Körpers im Bereich der Gelenkinnenhaut (Synonyme: Synovialis oder Synovialmembran).
Es kann zu einer Rötung und Überwärmung des Gelenks kommen. Darüber hinaus kann sich auch Flüssigkeit ansammeln und zu einem Gelenkerguss führen. Die Funktion des Gelenks kann beeinträchtigt sein und eine Steifigkeit des betroffenen Gelenks kann auftreten.

Eine Gelenkschleimhautentzündung kann vielfältige Ursachen haben. Darunter fallen Traumen, autoimmune und stoffwechselbedingte Erkrankungen, Infektionen und abnutzungsbedingte Entzündungen.

Traumen, also physische Schädigungen durch beispielsweise einen Sturz oder Stoß, können Auslöser der Entzündung sein. Ebenso kann eine fortgeschrittene Arthrose ein Reiben der Knorpel und Knochen auslösen und dadurch eine Entzündung hervorrufen.

Ein Befall eines Gelenks durch einen bakteriellen oder viralen Erreger löst ebenfalls eine immunologische Antwort aus, wobei sowohl der Erreger selbst als auch die daraus resultierende Reaktion das Gelenk nachhaltig schädigen können.

Autoimmunologisch bedingte Erkrankungen wie die rheumatoide Arthritis oder die Psoriasis-Arthritis greifen ebenfalls die Gelenke an und lösen dort eine Inflammation (Entzündung) aus. Auch Stoffwechselerkrankungen wie die Gicht führen zu einer Entzündung und Destruktion des betroffenen Gelenks, indem sich dort Kristalle ablagern, die dann das Immunsystem aktivieren.

Eine Therapie sollte entzündungshemmend sein und die Ursache bekämpfen.

Wichtig ist anzumerken, dass eine Gelenkschleimhautentzündung jeder Art ein Gelenk zerstören kann, da die Immunreaktion Enzyme freisetzt und Zellen rekrutiert, die auch das gesunde Gewebe zerstören können.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Synovitis

Gelenkschleimhautentzündung im Knie

Die Gelenkschleimhautentzündung im Knie kann vielfältige Ursachen haben.
Man unterscheidet dabei zwischen akuten und chronischen Synovitiden.
Bei chronischen Gelenkschleimhautentzündungen ist es sinnvoll die Ursache herauszufinden und diese zu bekämpfen. Akute Synovitiden, beispielsweise aufgrund eines Traumas, klingen meist von selbst wieder ab.

Generell ist Kühlung und Hochlagerung sinnvoll, um den Schmerz zu reduzieren und auch den Gelenkerguss zu reduzieren. Bei Beschwerden aufgrund des Gelenkergusses kann gegebenenfalls eine Punktion sinnvoll sein. Gegen die Schmerzen helfen zumeist einfache Schmerzmedikamente.

Synovektomie

Bei Bedarf kann die Gelenkschleimhaut eines Gelenks entfernt werden, um die Beschwerdesymptomatik des Patienten zu verbessern oder eine weitergehende Zerstörung des Gelenks durch eine Entzündungsreaktion zu verhindern.

Der häufigste Grund für eine Synovektomie ist die Behandlung der rheumatoiden Arthritis entweder präventiv oder rekonstruktiv, wenn bereits Schäden vorhanden sind. Anzumerken ist, dass frühe, präventive Synovektomien, wenn noch keine Zerstörung des Knorpels und des Knochens stattgefunden haben, bessere Resultate erzielen.

Die Entfernung dient dabei dem Zweck, das sich entzündende Gewebe zu entfernen, sodass die Entzündungsreaktion versiegt. Ließe man dieser freien Lauf, so käme es zu Zerstörung von gesundem Knorpel-, Knochen- und Bindegewebe, da diese Komponenten auch angegriffen werden.

Der Eingriff selbst kann letztendlich sowohl offen als auch arthroskopisch stattfinden. Bei der offenen Variante wird ein Hautschnitt durchgeführt und die Gelenkkapsel eröffnet. Bei der arthroskopischen Methode wird minimalinvasiv vorgegangen und es wird nicht die gesamte Gelenkhöhle eröffnet.

Radiosynoviorthese

Die Radiosynoviorthese wird bei chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankungen angewandt, wie zum Beispiel der rheumatoiden Arthritis, Psoriasis Arthritis oder einer aktivieren Arthrose. Dabei werden radioaktive Beta-Strahler vom Arzt in das Gelenk eingebracht, welche dann Wachstumshemmung und Vernarbung der Gelenkschleimhaut bewirken.
Dies dient der Verhinderung weitergehender Zerstörung und der Verminderung von Schmerzen.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Thema: Gelenkschleimhaut:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 12.05.2017 - Letzte Änderung: 25.07.2023