Schleimbeutel

Definition

Ein Schleimbeutel (Bursa synovialis oder auch einfach nur Bursa) ist ein mit Gelenkflüssigkeit gefülltes Säckchen, welches an vielen Stellen des menschlichen Körpers besonders im Bereich des Bewegungsapparates vorkommt, um Belastungen infolge von Druck und Reibung abzumindern.

Im Durchschnitt findet man im menschlichen Körper etwa 150 Schleimbeutel, die je nach Lage einen bis wenige Zentimeter breit und lang sind.
Sofern sie nicht entzündet sind, besitzen sie eine flache Gewebestruktur.

Einteilung Schleimbeutel

Alle Schleimbeutel liegen zwischen einer harten Unterlage (in der Regel Knochen) und einer Art von Weichteilgewebe.
Je nach dem, welche Struktur dieses zweite Gewebe besitzt, unterscheidet man verschiedene Typen von Schleimbeuteln:

  • Hautschleimbeutel (Bursa subcutanea): Liegen unter der Haut an solchen Stellen, wo sie sonst direkt an Knochen grenzen würde.
  • Sehnenschleimbeutel (Bursa subtendinea): Befinden sich unterhalb von Sehnen über einer knöchernen Struktur.
  • Bandschleimbeutel (Bursa subligamentosa): Liegen zwischen Bändern und Knochen.
  • Muskelschleimbeutel (Bursa submuscularis): Trennen den Muskel von seiner knöchernen Auflage.

Es gibt noch ein weiteres Kriterium, anhand welchem man Schleimbeutel in zwei Gruppen aufteilen kann:

  • Es gibt einerseits die sogenannten konstanten (angeborenen) Schleimbeutel, die von Geburt an bei jedem Menschen existieren und immer an der gleichen Stelle liegen.
  • Andererseits kommen erworbene beziehungsweise reaktive Schleimbeutel im Körper vor, die erst nach der Geburt als Reaktion auf einen bestimmten Reiz hin entstehen.
    Man findet sie folglich an unterschiedlichen Lokalisationen und nicht bei allen Menschen.
    Viele Hautschleimbeutel gehören in diese Gruppe.

Aufbau eines Schleimbeutels

Aufgebaut sind jedoch alle Schleimbeutel gleich, und zwar ganz ähnlich wie Gelenkkapseln und Sehnenscheiden.

Sie bestehen aus zwei Schichten:

  • Außen liegt eine bindegewebige Schicht, die Membrana fibrosa bzw. das Stratum fibrosum.
  • Darunter befindet sich die Synovialschicht, die Membrana synovialis bzw. das Stratum synoviale. Dieses ist dafür zuständig, die im Schleimbeutel vorhandene Flüssigkeit (Synovialflüssigkeit) zu produzieren und auch wieder zu resorbieren.

Aufgabe eines Schleimbeutels

Die Aufgabe eines Schleimbeutels besteht im Schutz des angrenzenden Gewebes.
Das erklärt, warum sie sich an all denjenigen Stellen im Körper befinden, an denen Strukturen wie Haut, Muskeln oder Bänder sonst direkt einem Knochen aufliegen würden oder Knochen direkt an Knochen reiben würde (also zum Beispiel im Bereich von Gelenken).
Indem sich der Schleimbeutel zwischen die zwei beteiligten Komponenten einlagert, dient er sozusagen als Gleitschicht und Polsterung.
Wenn diese Gewebe entweder einem starken Zug, einem starken Druck oder starker Reibung ausgesetzt werden, so ist der Schleimbeutel in der Lage, diese zumindest bis zu einem gewissen Punkt hin abzumindern. Das gelingt ihm vor allem durch die in ihm befindliche Flüssigkeit, die dabei hilft den ausgeübten Druck gleichmäßig auf das darunter liegende Gewebe zu verteilen.
Besonders wichtig ist ihr Vorhandensein deshalb auch an den großen, viel belasteten Gelenken wie dem Kniegelenk, der Schulter oder dem Ellenbogen.

Entzündungen des Schleimbeutels

Gerade weil die Schleimbeutel darauf ausgelegt sind, Druck abzufangen, reagieren sie natürlich mit als erstes, wenn es zu einer übermäßigen Belastung des Körpers kommt.

Wenn ein Schleimbeutel durch eine zu große mechanische Beanspruchung permanent gereizt wird, kommt es häufig zu einer Schleimbeutelentzündung (Bursitis).
Dies ist eine Erkrankung, die ausgesprochen schmerzhaft sein kann.
Weitere Symptome sind die Schwellung, Überwärmung und Rötung über der betroffenen Stelle. Wenn diese im Bereich eines Gelenks liegt, so beklagen sich Patienten meistens auch noch über eine eingeschränkte Beweglichkeit des betroffenen Gelenks.
Teilweise kommt es darüber hinaus zu einer vermehrten Flüssigkeitsansammlung, die bei oberflächlichen Entzündungen unter der Haut tastbar sein kann.

Nur in Ausnahmen breitet sich die Entzündung weiter aus und kann schließlich auch noch zu Lymphknotenschwellungen oder Fieber führen.

Mithilfe von einer kurzfristigen Ruhigstellung des entzündeten Bereiches, einer Kühlung und entzündungshemmenden Medikamenten lässt sich eine Schleimbeutelentzündung normalerweise gut in den Griff bekommen.

In seltenen Fällen kann eine akute Entzündung allerdings auch in eine chronische Form übergehen.
Sollte über einen längeren Zeitraum hinweg keine Besserung oder Heilung erfolgen, sollte man eine Operation in Betracht ziehen, bei welcher der entzündete Schleimbeutel entfernt wird.

Außerdem gibt es noch weitere Ursachen für eine Entzündung von Schleimbeuteln, die jedoch weitaus seltener sind. Hierzu zählen unter anderem Stoffwechselerkrankungen wie zum Beispiel Gicht, rheumatische Erkrankungen wie die Rheumatoide Arthritis oder Infektionen wie die Tuberkulose oder Gonorrhoe (Tripper).

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter Operation einer Schleimbeutelentzündung am Ellenbogen.

Die verschiedenen Schleimbeutel

Schleimbeutel am Ellenbogen

Der Schleimbeutel am Ellenbogen (Bursa olecrani) ist zum Schutz der dortigen Strukturen (Knochen, Sehnen, Bänder und angrenzendes Gewebe) vorhanden. Er liegt im sogenannten Subkutangewebe zwischen der Haut und dem Knochen und stellt sicher, dass die Haut gegenüber dem darunterliegenden Knochen verschieblich ist. Durch die enthaltene Flüssigkeit gleicht er Stöße aus. Er dient als Gleitschicht zwischen den Strukturen.

Da der Ellenbogen ein stark beanspruchtes Gelenk ist und großen Drücken oder Stößen ausgesetzt sein kann, ist der Schleimbeutel von großer Bedeutung. Wird der Schleimbeutel stark belastet, beispielsweise bei auf dem Tisch aufgestützten Ellenbogen, kann es zu einer Entzündung kommen (Schleimbeutelentzündung). Diese durch Dauerbelastung ausgelöste Entzündung wird auch als „Studentenellenbogen“ bezeichnet. Neben Entzündungen sind Verletzungen des Schleimbeutels wegen der exponierten Lage keine Seltenheit.

Schleimbeutel an der Hüfte

Der Schleimbeutel an der Hüfte (Bursa trochanterica) liegt zwischen dem Oberschenkelknochen und den darüber verlaufenden Sehnen.

Es werden drei verschiedene Schleimbeutel unterschieden. Sie befinden sich seitlich an der Hüfte zwischen dem Oberschenkelknochen und drei verschiedenen Sehnen von Gesäßmuskeln. Weitere Schleimbeutel liegen in der Tiefe der Hüfte in der Nähe des Hüftgelenks zwischen den dortigen Muskeln. Zudem gibt es einen weiteren Schleimbeutel zwischen der Haut und dem Knochen. Die genaue Lage der Schleimbeutel der Hüfte ist nicht endgültig bekannt.

Da die Hüfte ein stark beanspruchtes Gelenk ist und großen Drücken ausgesetzt sein kann, sind diese Schleimbeutel zum Ausgleich von Stößen von Bedeutung. Die Schleimbeutel unter den Sehnen sind wichtig zur Polsterung und zum Schutz der Strukturen, da ansonsten die Sehnen direkt auf dem Knochen aufliegen würden. Dies würde bei Bewegung zu Reibungsschäden führen. Wie auch am Ellenbogen können die Schleimbeutel der Hüfte von Entzündungen betroffen sein.

Schleimbeutel am Knie

Am Knie befinden sich mehrere Schleimbeutel. Es gibt einen großen Schleimbeutel zwischen Haut und Kniescheibe (Bursa praepatellaris). Er ist flach und gehört zu den Hautschleimbeuteln. Er ist für die Verschieblichkeit der Haut gegenüber der Kniescheibe beim Beugen des Knies zuständig. Da er sehr oberflächlich liegt, kann er schnell verletzt werden. Bei Arbeiten, bei denen über einen längeren Zeitraum gekniet wird, beispielsweise bei Fliesenlegern oder Reinigungskräften, kann es wegen der Dauerbelastung zu einer Entzündung des Schleimbeutels kommen.

Ein weiterer großer Schleimbeutel (Bursa suprapatellaris) liegt oberhalb des Kniegelenks. Er befindet sich zwischen dem Oberschenkelknochen und der Sehne des vorderen Oberschenkelmuskels. Er ist verantwortlich für das reibungslose Gleiten der Sehne über den Knochen beim Beugen des Knies. Außerdem werden Drücke, die in diesem Bereich entstehen, durch den Schleimbeutel gleichmäßig verteilt. Zwischen diesem Schleimbeutel und der Gelenkhöhle des Knies besteht eine Verbindung, weshalb er auch als „Recessus suprapatellaris“ bezeichnet wird.

Unterhalb des Kniegelenks befindet sich ein weiterer Schleimbeutel (Bursa infrapatellaris). Er wird in zwei Anteile unterteilt. Der oberflächliche Anteil liegt zwischen der Haut und der Patellarsehne. Der tiefe Anteil ist zwischen der Patellarsehne und dem darunter liegenden Knochen zu finden. Wie die anderen Schleimbeutel ist auch dieser zweigeteilte Schleimbeutel für das reibungsfreie Gleiten der Sehne über den Knochen wichtig. Schleimbeutel des Knies können sich durch Dauerbelastung in kniender Haltung, zum Beispiel im Beruf, chronisch entzünden.

Weitere kleinere Schleimbeutel befinden sich in der Kniekehle.

Schleimbeutel an der Achillessehne

Der Schleimbeutel an der Achillessehne ist zweigeteilt. Es wird der oberflächliche von dem tiefen Anteil unterschieden. Der oberflächliche Anteil befindet sich zwischen Haut und der Sehne und der tiefe Anteil liegt zwischen Achillessehne und dem darunter liegenden Knochen. Je nach Fußstellung kann der Druck auf den Schleimbeutel vergrößert oder vermindert werden. Der Schleimbeutel mit der enthaltenen Flüssigkeit ist für die gleichmäßige Verteilung des Druckes und das reibungsfreie Gleiten der Sehne und des Knochens verantwortlich.

Der Schleimbeutel kann chronisch entzündet und stark schmerzhaft sein. Ist dies der Fall, sollte er operativ entfernt werden. Eine Entzündung des Schleimbeutels kann durch eine Fußfehlstellung begünstigt werden.

Schleimbeutel der Schulter

An der Schulter findet man mehrere Schleimbeutel vor. Ein Schleimbeutel liegt zwischen dem sogenannten Schultereckgelenk und der Sehne eines Schultermuskels (Bursa subacromialis). Er ist dafür verantwortlich, dass der Oberarmknochen beim Anheben des Armes nicht an das knöcherne Schulterdach stößt. Zusätzlich ist er für die Verschieblichkeit der Sehne gegenüber dem Knochen wichtig.

Die Sehne des Muskels kann sich degenerativ verändern, wodurch es zu entzündlichen Prozessen des Schleimbeutels kommen kann. Es kann eine Verklebung des Schleimbeutels entstehen, sodass er seiner Funktion nicht mehr nachkommen kann. Weitere Schleimbeutel sitzen unter den Sehnen der Schultermuskeln. Zusammen gewährleisten die Schleimbeutel das reibungslose Gleiten der Muskulatur bzw. ihrer Sehnen über die Knochen beim Anheben des Armes.

Bei Arbeiten, bei denen mit den Armen über dem Kopf gearbeitet wird, ist das Risiko einer Entzündung dieser Schleimbeutel erhöht. Beispiele sind Holzhacken oder Anstreicharbeiten. Auch bei Sportarten, bei denen der Arm häufig angehoben wird, kann es zu einer Entzündung kommen.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 01.09.2014 - Letzte Änderung: 25.07.2023