Unter Arthritis versteht man eine Entzündung der Gelenke, die in Zusammenhang mit diversen Erkrankungen auftreten kann.

Arthritis

Allgemeines

Synonym: Gelenkentzündung

Englisch: arthritis

Unter Arthritis versteht man eine Entzündung der Gelenke, die in Zusammenhang mit diversen Erkrankungen auftreten kann.
Daher unterscheidet man verschiedene Formen der Arthritis, siehe Ursachen.

Eine Arthritis äußert sich durch die typischen Symptome einer Entzündung: Das Gelenk ist gerötet, geschwollen, überwärmt und schmerzt.
Ist lediglich ein einzelnes Gelenk betroffen, spricht man von Monoarthritis. 
Eine Beteiligung mehrerer Gelenke hingegen wird Oligoarthritis genannt.
Der Begriff Polyarthritis wird gebraucht, wenn sehr viele Gelenke befallen sind.

Eine Arthritis im Bereich der Wirbelsäule wird als Spondyloarthritis bezeichnet.

Von der Arthritis zu unterscheiden ist die Arthrose, bei der das Gelenk zunächst nicht durch eine Entzündung, sondern durch Verschleiß geschädigt wird. Allerdings kann Arthrose im fortgeschrittenen Stadium zu einer Arthritis führen.

Ursachen

Die beiden häufigsten Ursachen für eine Arthritis sind Infektionen und Autoimmunerkrankungen. Daneben gibt es die sogenannten Kristallarthropathien, bei denen Kristallablagerungen im Gelenk eine Entzündung verursachen, sowie seltenere Sonderformen der Arthritis.

Die infektiöse oder septische Arthritis wird in den meisten Fällen durch Bakterien verursacht. Jedoch kann auch eine Infektion des Gelenks mit Viren oder Pilzen zu einer Arthritis führen.
Die Erreger können auf folgenden Wegen in das Gelenk gelangen:

  • über das Blut (hämatogene Streuung), beispielsweise bei einer Blutvergiftung (Sepsis)

  • durch Eröffnung des Gelenkraums, entweder bei Verletzungen oder bei nicht steril durchgeführten ärztlichen Eingriffen (Punktionen, Operationen)

  • durch Ausbreitung einer benachbarten Infektion der Weichteile (zum Beispiel nach Hüftgelenkersatz) oder des Knochens (Osteomyelitis)

Zudem kann eine Arthritis als Symptom einer Lyme-Borreliose-Infektion nach einem Zeckenbiss auftreten (Lyme-Arthritis).

Eine große Untergruppe der Arthritis kommt im Rahmen von Autoimmunerkrankungen vor.
Diese sind dadurch gekennzeichnet, dass sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper richtet. Werden dabei Teile des Gelenks wie zum Beispiel der Gelenkknorpel oder die Gelenkschleimhaut angegriffen, kann eine Arthritis entstehen. Die häufigste Form einer solchen autoimmunbedingten Gelenkentzündung ist die rheumatoide Arthritis, im Volksmund als Rheuma bekannt.

Zudem kann es bei folgenden Autoimmunerkrankungen zu einer Gelenkbeteiligung kommen:

Eine Sonderform der immunbedingten Arthritis ist die sogenannte reaktive Arthritis. Hierbei kommt es nach einer bakteriellen Infektion des Magen-Darm-Traktes, der Harnwege, der Geschlechtsorgane oder der Atemwege zu einer Arthritis, wobei der Entstehungsmechanismus noch nicht endgültig geklärt ist. Eine Vermutung ist, dass die Bakterien Bestandteile auf ihrer Oberfläche haben, die körpereigenen Molekülen von Zellen im Gelenk ähneln.
Nach erfolgreicher Bekämpfung der Bakterien erkennt das Immunsystem möglicherweise auch diese Moleküle als fremd und löst deshalb eine Immunreaktion gegen körpereigene Zellen aus. Diese Art von „Verwechslung“ wird auch als Kreuzreaktivität bezeichnet.

Eine andere Theorie besagt, dass Bestandteile der Erreger nach überstandener Infektion zurückbleiben, sich im Gelenk ablagern und so das Immunsystem erneut aktivieren. Kommt zu der reaktiven Arthritis als ebensolche Folgeerkrankung nach einer Infektion noch eine Harnröhrenentzündung und eine Bindehautentzündung hinzu, spricht man von Reiter-Syndrom oder Reiter-Trias.

Eine weitere Ursache für eine Arthritis sind die sogenannten Kristallarthropathien. Dabei kommt es durch die Ablagerung von Kristallen im Gelenk zu einer Entzündungsreaktion.
Die bekannteste Form der Kristallarthropathie tritt im Rahmen der Gicht-Erkrankung auf, bei der es zur Entstehung von Harnsäurekristallen kommt (Arthritis urica). Seltener entsteht eine Arthritis durch Kalziumpyrophosphatkristalle, die bei der Pseudogicht (Chondrokalzinose) in den Knorpeln abgelagert werden oder durch Apatitkristalle, die bei der Hydroxyapatitkrankheit entstehen.

Außerdem kann eine Arthritis als Folge des Gelenkverschleißes bei Arthrose, sowie durch Gelenkblutungen bei der Bluterkrankheit (Hämophilie) verursacht werden.

Symptome

Alle Formen der Arthritis äußern sich durch die typischen Entzündungszeichen: Die betroffenen Gelenke sind gerötet, überwärmt, geschwollen und schmerzen. Dadurch ergibt sich meist auch eine Einschränkung der Beweglichkeit. Insbesondere bei der rheumatoiden Arthritis sind die Schmerzen und die Unbeweglichkeit meist morgens und nach langen Ruhephasen am stärksten und bessern sich bei Bewegung. Diese sogenannte Morgensteifigkeit kommt auch bei Arthrose vor, jedoch ist sie bei der rheumatoiden Arthritis stärker ausgeprägt und kann bis zu mehreren Stunden andauern.

Das Befallmuster der Gelenke variiert bei den verschiedenen Formen der Arthritis: So beginnt die rheumatoide Arthritis in der Regel an den kleinen Finger- und Zehengelenken beider Körperhälften und geht erst im späteren Verlauf auf größere Gelenke wie das Schultergelenk über. Deshalb wird sie auch chronische Polyarthritis genannt. Im Gegensatz dazu tritt die reaktive Arthritis bevorzugt an den größeren Gelenken der unteren Körperhälfte (Hüfte, Knie, Sprunggelenk) auf, wohingegen bei der Gicht meist zunächst nur ein Gelenk – besonders häufig das Grundgelenk der Großzehe - betroffen ist. Während der Morbus Bechterew vorrangig eine entzündliche Erkrankung der Wirbelsäulengelenke ist und die Beschwerden daher bevorzugt im Rückenbereich auftreten, kann sich die Psoriasis-Arthritis durch unterschiedliche Befallmuster äußern.

Zudem können bei den einzelnen Unterklassen der Arthritis verschiedene Begleitsymptome auftreten, die oft charakteristisch für die Grunderkrankungen, die bei Ursachen bereits aufgeführt wurden, sind:

Diagnose

Um eine Arthritis richtig zu diagnostizieren, ist eine sorgfältige Befragung des Patienten (Anamnese) unerlässlich. Dabei erfragt der Arzt Informationen über Art und Stärke der Beschwerden, mögliche Infektionen oder Verletzungen als Ursache sowie Vorerkrankungen und Begleitsymptome. Im Anschluss erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der das Ausmaß der Entzündung und der Bewegungseinschränkung der betroffenen Gelenke sowie ein möglicher Gelenkerguss festgestellt werden.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Diagnostik ist die Laboruntersuchung des Bluts. Alle Formen der Arthritis äußern sich in der Regel durch eine Erhöhung der Entzündungswerte, wie dem C-reaktiven Protein (CRP), der Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) sowie eine Vermehrung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten).
Zudem kann die Blutuntersuchung Hinweise auf die Ursache der Arthritis liefern:

Werden durch eine Blutkultur Krankheitserreger im Blut nachgewiesen, handelt es sich wahrscheinlich um eine septische Arthritis, wohingegen bei der reaktiven Arthritis nach Antikörper gegen die bereits bekämpften Erreger gesucht wird. 
Die durch Gicht bedingte Arthritis äußert sich in der Blutuntersuchung in der Regel durch erhöhte Harnsäurewerte.

Bei einer rheumatoiden Arthritis liegt typischerweise der sogenannte Rheumafaktor – ein vom Körper produzierter Abwehrstoff gegen körpereigene Antikörper – im Blut vor. Da er jedoch auch bei anderen Autoimmunerkrankungen wie dem systemischen Lupus erythematodes vorkommen kann, wird das Blut meist zusätzlich auf sogenannte CCP-Antikörper getestet, deren Vorliegen eine rheumatische Arthritis fast sicher beweist.
Sind diese Marker im Blut negativ, schließt dies das Vorliegen einer Arthritis allerdings nicht aus.

Hat sich im entzündeten Gelenk ein Erguss gebildet, kann das Gelenk im Rahmen der Diagnostik punktiert werden.
Dies ist insbesondere bei Verdacht auf eine infektiöse Arthritis sinnvoll, da in diesem Fall die Art der Erreger aus der Gelenkflüssigkeit identifiziert werden kann.
Zudem ist die Anzahl der weißen Blutkörperchen in der Gelenkflüssigkeit meist erhöht.
Können bei der Gelenkpunktion hingegen Kristalle nachgewiesen werden, liegt mit großer Wahrscheinlichkeit eine Kristallarthropathie vor.

Von den bildgebenden Verfahren wird bei der Diagnostik einer Arthritis vorrangig das Röntgen angewendet. Im Röntgenbild sind in der Regel charakteristische Veränderungen erkennbar, wodurch die Diagnose Arthritis gesichert wird. Außerdem lässt sich das Stadium der Erkrankung bestimmen und möglicherweise bereits bestehende Folgeschäden an den Gelenken feststellen.
Auch zur Planung einer Operation und zur Verlaufskontrolle einer Therapie ist das Röntgenbild unersetzlich.

Im MRT sind Anzeichen einer Arthritis schon in sehr frühen Stadien erkennbar, aufgrund der hohen Kosten und des technischen Aufwands wird es jedoch eher selten und nur bei unklarer Diagnose eingesetzt.

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Eine Computertomografie (CT) spielt vor allem bei der Diagnose einer Arthritis der Halswirbelsäule eine Rolle.

Therapie

Wenn die Diagnose gestellt ist, sollte die Behandlung einer Arthritis so schnell wie möglich beginnen, um eine Schädigung der Gelenke zu verhindern oder zumindest zu verzögern.

Die Therapie richtet sich dabei zunächst nach der Grunderkrankung.
So wird bei der infektionsbedingten Arthritis die Infektion je nach Erreger durch Antibiotika beziehungsweise antivirale Medikamente oder Pilzmedikamente bekämpft.
Eine durch Gicht verursachte Arthritis kann durch die Einnahme von harnsäuresenkenden Medikamenten wie Allopurinol behandelt werden.

Bei autoimmunbedingten Arthritis-Erkrankungen basiert die Therapie auf einer Unterdrückung der Immunreaktion (Immunsuppressiva). In der Regel wird zunächst Cortison beziehungsweise cortisonähnliche Medikamente (Glukokortikoide) eingesetzt.
Ist ein einzelnes Gelenk von einer starken Entzündung betroffen, kann Cortison auch direkt in das Gelenk gespritzt werden.
Dies hat den Vorteil, dass im gesamten Organismus weniger Nebenwirkungen auftreten, da das Medikament nur lokal im Gelenk wirkt.

Bei schweren Verläufen von Autoimmunerkrankungen kommen stärkere immunsuppressive Medikamente wie Leflunomid oder Methotrexat zum Einsatz. Letzteres wird in hoher Dosierung als Chemotherapie bei Krebserkrankungen angewendet, die für die Behandlung der Arthritis gebräuchliche Dosis ist jedoch um einiges geringer und hat daher auch weniger Nebenwirkungen.

In der Langzeitbehandlung der rheumatoiden Arthritis werden diese Arzneimittel unter der Bezeichnung Basistherapeutika oder DMARD - disease-modifying antirheumatic drugs – zusammengefasst, da sie gezielt in den Krankheitsverlauf eingreifen. Sie verhindern das Fortschreiten der Erkrankung und können Spätfolgen vermeiden, wenn die Therapie rechtzeitig begonnen wird. Allerdings kann es bis zu mehreren Monaten dauern, bis die Wirkung eintritt. In der Anfangsphase wird daher zusätzlich Cortison gegeben, wobei die Dosis nach Wirkungseintritt der DMARD’s oftmals reduziert werden kann.

Eine neue Medikamentengruppe der DMARD’s sind die sogenannten Biologika. Dabei handelt es sich um gentechnisch hergestellte Eiweißstoffe, die gegen gewisse Entzündungsstoffe oder entzündungsfördernde Immunzellen wirken. Sie wirken oft schneller als die herkömmlichen DMARD’s und werden häufig bei Patienten angewendet, bei denen keine andere Therapie angeschlagen hat.

Gegen Schmerzen können bei allen Formen der Arthritis nach Bedarf entzündungshemmende Schmerzmittel (NSAR, nicht-steroidale Antirheumatika) wie Diclofenac eingenommen werden.
Unterstützend können Krankengymnastik und physikalische Behandlungen wie Kältetherapie oder Elektrotherapie die Beschwerden vermindern und die Beweglichkeit verbessern.

Spätfolgen und Prognose

Während früher Patienten mit Arthritis häufig an ihren stark deformierten Händen erkennbar waren, lassen sich heutzutage durch eine frühzeitige Therapie derartige Spätfolgen in vielen Fällen vermeiden.

Unbehandelt führt eine Arthritis durch die chronische Entzündung der Gelenkinnenhaut zur Zerstörung von Knorpel und Knochen.
Dadurch wird die Beweglichkeit eingeschränkt bis komplett verhindert.
Längerfristig verliert das Gelenk seine Funktion und versteift. Da auch Sehnen und umliegendes Weichteilgewebe angegriffen werden können, kann es zu Verformungen und Fehlstellungen kommen.

Wird die Arthritis rechtzeitig diagnostiziert und entsprechend behandelt, lässt sich die Erkrankung heute meist gut kontrollieren. Dennoch sollten Patienten Unterstützung in Form von Schulungen, Selbsthilfegruppen oder Ergotherapie in Anspruch nehmen, um den Alltag mit der Erkrankung besser zu bewältigen.

Lesen Sie hierzu mehr unter: Verlauf der Arthrose

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 08.04.2014 - Letzte Änderung: 30.03.2024