Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts (Chirurgie)

Einleitung

Der Magendarmtrakt umfasst mehrere Organe, die alle der Verdauung und Aufnahme von Nahrung dienen. Bei einer Erkrankung des Magen-Darm-Traktes (Gastrointestinaltrakt) handelt es sich meist um eine Erkrankung eines einzelnen Organs, es kann sich jedoch auch um eine Erkrankung von mehreren Organen handeln. Zum Magen-Darm-Trakt gehören die Speiseröhre (Ösophagus), der Magen, der Zwölffingerdarm (Duodenum), der Dünndarm (Jejunum und Ileum), der Dickdarm (Colon), der Enddarm (Rektum) sowie der After (Anus).

Ursachen für Magen- Darm- Erkrankungen

Es gibt verschiedene Ursachen die zu einer Erkrankung des Magen-Darm-Traktes führen. Dabei unterscheidet man Erkrankungen, die medikamentös behandelt werden können und keine Operation benötigen (beispielsweise Blähungen, eine Lebensmittelunverträglichkeit) und Erkrankungen, die eine Operation benötigen (beispielsweise eine Blinddarmentzündung oder ein Tumor).

Alle Erkrankungen des Magendarmtraktes, die eine Operation erfordern werden zu den chirurgischen Magendarm-Erkrankungen zusammengefasst. Man bezeichnet diesen Bereich der Medizin auch als gastroenterologische Chirurgie.

Beginnend bei der Speiseröhre (Ösophagus) gibt es zwei Erkrankungen, die einen chirurgischen Eingriff erfordern:

  • Zunächst gibt es das Ösophaguskarzinom. Hierbei handelt es sich um einen bösartigen (malignen) Tumor in der Speiseröhre, der besonders bei Patienten asiatischer Herkunft häufig vorkommt.
  • Auch eine sogenannte Refluxösophagitis kann einen chirurgischen Eingriff erfordern. Hierbei handelt es sich um eine Entzündung der Speiseröhre. Diese Entzündung wird durch die sehr saure und daher schädliche Magensäure verursacht, die bei solchen Patienten aufgrund eines fehlenden Verschlusses immer wieder in die Speiseröhre übertritt und dort nach und nach die Schleimhaut schadet und somit entzündet. Der Reflux, also das Übertreten von Magensäure in die Speiseröhre wird durch fettreiche Nahrung, Schokolade und erhöhten Kaffeekonsum gefördert.
  • Auch der Magen kann Probleme bereiten, die einen chirurgischen Eingriff erfordern. Dazu gehören beispielsweise Magengeschwüre, die durch übermäßigen Alkoholkonsum entstehen können. Solche Magengeschwüre sollten so schnell wie möglich erkannt und operativ entfernt werden da sich andernfalls Magencarcinome, also bösartige Magentumore bilden können, die dann zwar noch chirurgisch entfernt werden könne, jedoch mit einer erhöhten Sterberate einhergehen.
  • Im Bereich des Magens können jedoch auch Verengungen vorgenommen werden. Bei schwer erkrankten Diabetes-mellitus Patienten kann eine Verengung des Magens ein enormer Therapiefortschritt sein um die Krankheit wieder einzudämmen. Hauptsächlich werden Magenverengungen jedoch bei stark adipösen Menschen vorgenommen um deren Gewicht möglichst effektiv und dauerhaft zu reduzieren.
  • Auch Dünn-oder Dickdarm können von Erkrankungen betroffen sein, die einen chirurgischen Eingriff erfordern. Hier gibt es zum einen eine große Klasse von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, beispielsweise den Morbus Crohn oder die Colitis ulcerosa. Außerdem können auch in diesem Bereich des Magen-Darm-Traktes Carcinome, also bösartige Tumore, auftreten, die chirurgisch entfernt werden müssen damit sie nicht auf anderes Gewebe streuen.
  • Weitere Ursachen für einen chirurgischen Eingriff können blutende oder entzündliche Divertikel sein. Divertikel sind kleine Ausstülpungen des Darms, die nicht in allen Fällen Probleme bereiten. Häufig lebt ein Mensch ewig mit „seinem“ Divertikel ohne es zu bemerken. Kommt es jedoch zu Beschwerden, die mit einer Entzündungsreaktion einhergehen, sollte das Divertikel umgehend entfernt werden. Man spricht in diesem Fall auch von einem akuten Abdomen da der Patient unter plötzlichen sehr starken Schmerzen leidet.
  • Anlass für einen chirurgischen Eingriff kann auch der Enddarm, also das Rektum und der Anus (After) sein. Hier gibt es verschiedene eitergefüllte Kapseln (Abszesse) oder Fisteln (Verbindungen zwischen zwei Organen), die meist nur einen kleinen Eingriff benötigen. Auch Hämorrhoiden zählen zu den Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, die zwar einen chirurgischen Eingriff benötigen, jedoch die Gesundheit nicht wesentlich gefährden. Es gibt jedoch auch bösartige Tumore im Rektal- und Anal-bereich, die einen chirurgischen Eingriff erfordern.

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Diagnose

Um eine Diagnose stellen zu können, muss der Arzt zunächst die Lokalisation der Schmerzen und der Krankheit bestimmen. Dazu führt er zunächst ein Patientengespräch, die Anamnese, durch. Hierbei kann der Patient beispielsweise über den genauen Ort und die Intensität der Schmerzen bescheid geben. Daraufhin wird der Arzt den Patienten abtasten (palpieren). Gegebenenfalls kann bei unklarer Diagnose Blut abgenommen werden um nachzusehen ob eventuell Entzündungsparameter angestiegen sind oder es kann eine Ultraschalluntersuchung oder eine CT-Aufnahme durchgeführt werden. In besonders unklaren Fällen kann es auch helfen, wenn der Patient Kontrastmittel zu sich nimmt um dann im Röntgenbild die genaue Ursache der Magen-Darm-Erkrankung zu finden.

Häufigkeitsverteilung

Magen-Darm-Erkrankungen gehören mit zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland. Alleine die Blinddarmentzündung (Appendizitis) wird in Deutschland 127.000-mal pro Jahr operiert. Die Wahrscheinlichkeit ein Divertikel zu bekommen und daran zu erkranken steigt im Alter immer weiter an und liegt bei den 60-jährigen bereits bei 30%. Somit zählen Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes zu den populärsten Erkrankungen.

Symptome

Je nachdem welche Magen-Darm-Erkrankung vorliegt können die Symptome sehr unterschiedlich sein:

  • Bösartige Tumore, egal in welchen Bereich des Magen-Darm-Traktes, machen sich meist erst sehr spät bemerkbar da sie zu keinen Schmerzen führen.
  • Der Refluxösophagitis macht sich meist durch Schmerzen nach dem Aufstoßen bemerkbar, vergleichsweise mit dem Sodbrennen.
  • Ein Magengeschwür oder ein Magentumor werden oft dann bemerkt, wenn der Patient keine Lust mehr auf Alkoholkonsum hat oder wenn er fettreiche Nahrung, allem voran Fleisch, stark ablehnt. Außerdem kommt es häufig zur Übelkeit und Erbrechen.
  • Entzündliche Dünn- oder Dick-darmerkrankungen machen sich meist durch einen veränderten Stuhl, meist dem Wechsel zwischen Durchfall (Diarrhoe) und Verstopfungen (Obstipation) bemerkbar. Außerdem kommt es zu mitunter starken Schmerzen im Bereich des Bauches (Abdomen).
  • Auch ein Divertikel macht sich in ähnlicher Weise bemerkbar, wobei die Schmerzen hier durch ein akutes Abdomen gekennzeichnet sind, das heißt, sie treten schnell und sehr intensiv auf.
  • Erkrankungen im Bereich des Enddarms sind recht häufig. Vor allem Hämorrhoiden betreffen immer mehr Patienten. Die Patienten klagen meist über ein zunehmendes Jucken im Bereich des Anus.
  • Die Symptome bei einem Abszess sind häufig unspezifischer. Da es sich jedoch um eine eitrige Entzündung handelt, kommt es meist zu Fieber und Schüttelfrost. Bei einem äußerlich sichtbaren Abszess am Po, hat der Patient häufig Schmerzen beim Sitzen.
  • Auch eine Fistel geht meist mit einer Entzündung einher und kann unter Umstände schwer diagnostizierbar sein. Befindet sich die Fistel im Bereich des Analkanals, kommt es jedoch meist zu Schmerzen und dem Austritt von Blut und/oder Eiter, der sich dann in der Unterwäsche fängt.

Therapie

Alle Magen-Darm-Erkrankungen, die hier erwähnt wurden, benötigen eine chirurgische Operation. Zusätzlich bedarf es jedoch meist auch einer medikamentösen Behandlung:

  • Bei einem bösartigen Tumor (Carcinom) muss dieser entfernt werden und eventuell danach eine Chemotherapie durchgeführt werden.
  • Bei einer Refluxösophagitis reicht in den Anfangsstadien eine konservative Therapie aus, später wird jedoch eine Fundusmanschette an den oberen Teil des Magens angelegt um den Rückfluss von Magensäure zu unterbinden.
  • Auch bei einem Magengeschwür reicht anfangs häufig eine medikamentöse Therapie, in schwereren Fällen muss das Geschwür jedoch operativ entfernt werden.
  • Beim Morbus Crohn kann es sein, dass die einzige Therapiemöglichkeit nur noch in der chirurgischen Entfernung des entzündeten Darmabschnittes liegt.
  • Bei der Colitis ulcerosa versucht man ebenfalls, so lange wie möglich, eine konservative Therapie durchzuführen. Kommt es jedoch zu Komplikationen müssen entweder Teile des Darms, manchmal sogar der komplette Dickdarm (Colon) entfernt werden.
  • Ein Divertikel wird immer erst dann entfernt, wenn es Probleme bereitet, was nicht immer der Fall sein muss.
  • Abszesse, Fisteln und Hämorrhoiden werden immer operativ entfernt da die Patienten danach meist beschwerdefrei sind. Zusätzlich können jedoch entzündungshemmende Medikamente verabreicht werden.

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Prophylaxe

Sehr viele Magen-Darm-Erkrankungen sind durch eine gesunde Lebensweise zu vermeiden. Übermäßiger Alkoholkonsum belastet vor allem den Magen schwer und kann zu Geschwüren und Krebs führen. Sehr fettige Nahrung und übermäßiger Kaffeekonsum fördern den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre und begünstigen somit einen Refluxösophagitis. Somit kann mithilfe einer gesunden und ausgewogenen Ernährung bereits einiges für den Darm getan werden.

Prognose

Nach der operativen Entfernung liegen die Chancen ein symptomfreies Leben zu führen meist sehr gut. Solange der Krebs früh genug erkannt wird und entfernt wird bevor er streuen konnte, liegen auch hier die Chancen recht gut. Ausnahme ist hierbei das Magencarcinom, das bis heute sehr schlechte Prognosen hat.

Erkrankung des Magen-Darm-Trakts (Innere Medizin)

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Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 09.06.2007 - Letzte Änderung: 22.10.2021