Kiefermuskeln

Definition

Die Kiefermuskulatur beschreibt die Kaumuskulatur und besteht aus vier paarig angelegten Muskeln. Sie setzen am Unterkiefer (= Mandibula) an und haben die Aufgabe, den beweglichen Unterkiefer zum festsitzenden Oberkiefer (=Maxilla) zu bewegen. Sie sind also für den Kieferschluss verantwortlich und wirken maßgeblich beim Kauakt mit. Sie ermöglichen das Zubeißen und Zerkleinern der Nahrung.

Anatomie der Kiefermuskeln

Die Kaumuskulatur besteht aus vier Muskelpaaren mit folgenden Funktionen:

  •  Musculus masseter: Kieferschluss
  • Musculus temporalis: Kieferschluss und Zurückziehen des Unterkiefers
  • Musculus pterygoideus medialis: innerer Muskel zum Kieferschluss
  • Musculus pterygoideus lateralis: Kieferöffner, Vorziehen des Unterkiefers, Mahlbewegungen

Alle vier Kaumuskeln werden vom Nervus mandibularis, einem Ast des Hirnnerven Nervus Trigeminus, versorgt.

Der M. Masseter lässt sich in einen oberflächlichen Teil (pars superficialis) und einen tiefergelegenen Teil (pars profunda) gliedern. Beide Anteile haben ihren Ursprung am Jochbogen und ziehen nach unten zu ihrem Ansatz am Kieferwinkel (=Angulus mandibulae).

Der M. Temporalis hat seinen Ursprung in der Schläfe, genauer in der Fossa temporalis und an der Fascia temporalis und zieht hinunter bis an einen Vorsprung an der Außenseite des Unterkiefers (= Processus coronoideus).

Der M. pterygoideus medialis hat seinen Ursprung an der Fossa pterygoidea des Keilbeins und verläuft an der Innenseite des Unterkiefers bis zu seinem Ansatz an der Tuberositas pterygoidea.

Der vierte Kaumuskel, der M. pterygoideus lateralis, besteht aus zwei Köpfen, die an verschiedenen Stellen des Keilbeins ansetzen und gemeinsam bis zum Gelenkkopf des Unterkiefers ziehen. Teile ziehen sogar bis zur Gelenkscheibe.

Funktion der Kiefermuskeln

Die Hauptaufgabe des stärksten Muskels, des M. Masseter, besteht im Schluss des Kiefers. Er erbringt über die Hälfte der Kauleistung und Kaukraft. Zusammen mit dem M. pterygoideus medialis bildet der M. Masseter eine Muskelschlinge um den Unterkiefer herum. Durch die Bewegungen beim Kauen wird die angrenzende große Speicheldrüse, die Glandula Parotis, gereizt und zur Speichelsekretion angeregt.

Zusätzlich zum Kieferschluss sorgt der M. Temporalis für ein Zurückziehen des Unterkiefers (= Retrusion) bei Kau- und Mahlbewegungen.

Auch der M. pterygoideus medialis hilft beim Schließen des Kiefers und sorgt bei einseitigem Zusammenziehen für eine Mahlbewegung.

Der M. pterygoideus lateralis ist der einzige Muskel, der die Kieferöffnung einleitet. Der untere Kopf des Muskels verlagert die Gelenkscheibe bei beidseitigem Muskelzug nach vorn und erzielt somit eine sogenannte Protrusion (= Vorschieben) des Unterkiefers. Bei einseitigem Muskelzug (= Muskelkontraktion) wird der Unterkiefer zu Gegenseite verschoben und unterstützt somit die Mahlbewegungen.

Erkrankungen der Kiefermuskulatur

Die Kaumuskulatur wird als eine funktionelle Einheit betrachtet. Beschwerden oder Erkrankungen derer können durch ihren Ansatz in den gesamten Kopf-Halsbereich ausstrahlen. Die häufigste Erkrankung ist die sogenannte Cranio-Mandibuläre Dysfunktion (CMD). Sie beschreibt eine Fehlregulation des Kiefergelenks und hängt mit der Muskulatur zusammen.

In vielen Fällen entstehen diese Beschwerden durch nächtliches stressbedingtes Zähneknirschen oder Zähnepressen. Dadurch verspannen sich die Kiefermuskeln stark und verhärten. In der Folge kommt es zu einer Fehlstellung des Kiefergelenks, durch welche die Beschwerden wiederum verstärkt werden.

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Wie kann ich die Kiefermuskulatur entspannen?

Die Entspannung der Kiefermuskulatur ist wichtig, um Verspannungen zu lösen und weitere Folgeschäden zu vermeiden, die aufgrund einer verspannten Kiefermuskulatur entstehen können. Die Muskeln lassen sich mit eigenen Übungen zu Hause oder am Arbeitsplatz leicht durchführen. Am besten eigenen sich hierzu kurze Massageeinheiten bzw. eine sogenannte Akkupressur. Dies beschreibt eine Kombination aus Massage und Drucktherapie. Sobald die Muskeln massiert werden, werden sie besser durchblutet und lockern sich folglich. Weiterhin sollte der ganze Körper zwischendurch entspannen können. Auch dies kann sich positiv auf die Entspannung der Kiefermuskeln auswirken. Bei einer Cranio-Mandibulären Dysfunktion kann der Zahnarzt Physiotherapie verschreiben, um die Beschwerden zu lindern. 

Schmerzen in der Kiefermuskulatur

Schmerzen an den Kaumuskeln sind sehr häufig. In der Regel sind der M. Masseter und der M. Temporalis stark betroffen. Die Schmerzen strahlen häufig aufgrund der Anatomie des Kiefers in den Schläfenbereich aus.

Die Ursache für Schmerzen der Kiefermuskeln liegt meist in einem stressbedingten Zähneknirschen oder Zähnepressen und tritt vor Allem nachts auf. Erste Anzeichen sind abgeschliffene Eckzahnspitzen. Durch das Zähneknirschen werden starke Kräfte auf die Zähne und folglich auf die Kiefer ausgeübt. Die Muskeln verspannen und verhärten sich und es kommt zu Schmerzen im Kiefer-, Kopf- und Halsbereich. Die Schmerzen des Kiefers können sogar in den Nacken- oder Rückenbereich ausstrahlen. Weiterhin kann es zu Kieferfehlstellungen kommen, die die Schmerzen an den Kiefermuskeln verstärken können.

Ein möglicher anderer Grund für Schmerzen an den Kiefermuskeln können Infektionen oder Entzündungen der Muskeln selbst oder in umliegenden Geweben sein.

Sofern die Beschwerden nach einigen Tagen nicht von selbst wieder abklingen, sollte ein Arzt zu Klärung der Ursache aufgesucht werden.

Erfahren Sie mehr dazu unter: Schmerzen im Kiefergelenk

Wie massiert man die Kiefermuskulatur?

Zur Entspannung der Muskulatur kann eine richtige und gezielte Selbstmassage erste Abhilfe leisten. Durch die Massage wird die Durchblutung der Muskeln angeregt. Gut durchblutete Muskeln können sich schneller wieder entspannen und die Schmerzen lassen nach.

Es gibt sehr viele verschiedene Massagetypen, die zur Lockerung der Muskulatur führen können. Die meisten Übungen eigenen sich sehr gut zur Anwendung zu Hause oder am Arbeitsplatz.

Eine Möglichkeit besteht darin, die Wange zwischen Daumen und Zeigefinger unterhalb des Jochbogens kurz vor dem Ohr einzuklemmen. Durch kreisende Bewegungen mit dem Daumen wird kurzzeitig Druck ausgeübt. Der Zeigefinger selbst übt keinen Druck aus. Er stellt nur die Gegenkraft dar. Nach ein paar Sekunden kann die Wange wieder entspannt werden. Diese Übung kann ein paar Mal wiederholt werden.

Weiterhin kann man den Daumen ins Innere der Wange legen und den Zeigefinger von außen dagegen platzieren. Nun können die beiden Finger von unten nach oben zum Jochbein gezogen werden. Die Platzierung der Finger kann variiert und so der ganze Muskel massiert werden. Man kann dabei von außen nach innen bis zum Mundwinkel wandern.

Je nach Verspannungsgrad kann die Massage stellenweise schmerzhaft sein. Davon darf man sich jedoch nicht abschrecken lassen. Gerade diese Stellen müssen aus ihrer Verspannung gelöst werden. Nach der Behandlung tritt dann eine Schmerzlinderung auf. Es gibt sehr viele verschiedene Methoden, um die Kaumuskeln zu massieren. Hierzu sollte man sich von dem behandelnden Arzt über Tipps und Tricks beraten lassen.

Wie kann man die Kaumuskulatur aufbauen?

Die Kiefermuskeln sind sehr wichtige Muskeln für den Alltag des Menschen. Zum Stärken dieser Muskeln gibt es verschiedene Übungen, die man leicht während des Alltags anwenden kann. Eine Übung besteht darin, den Unterkiefer so weit wie möglich zurück zu ziehen. Die Zähne berühren sich nicht und die Zunge wird nach hinten gerollt. Diese Position soll für ca. 20 Sekunden gehalten und danach wieder gelöst werden. Diese Übung kann unter zwischenzeitlichen Lockerungsübungen ein paar Mal wiederholt werden. Des Weiteren können vorsichtiges weites Öffnen des Mundes zur Stärkung der Muskulatur beitragen.

Kiefermuskel geschwollen - Was kann dahinter stecken?

Liegt eine Schwellung der Kiefermuskeln vor, ist dies in den meisten Fällen durch eine Entzündung begründet. Oftmals ist es schwierig abzugrenzen, wo genau die Entzündung lokalisiert ist. Die Schmerzen werden häufig als dumpf oder muskelkaterähnlich beschrieben und strahlen in umliegende Bereiche aus. Häufig verstärken sie sich bei einer Mundöffnung.

Liegt eine Entzündung zugrunde, muss ein Antibiotikum verabreicht werden, um diese zu bekämpfen, da Entzündungen schnell dazu neigen, sich auszubreiten. Eine Schwellung kann auch aufgrund von Weisheitszähnen entstehen, die eventuell gezogen werden sollten.

Wärme sollte vermieden werden. Im Gegensatz dazu kann Kühlen der betroffenen Stellen eine weitere Schwellung vorbeugen. Generell gilt es, bei einer Schwellung im Gesichtsbereich umgehend einen Arzt aufzusuchen um die Ursache zu klären.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 23.08.2017 - Letzte Änderung: 21.04.2022