Was ist mit künstlicher Tränenflüssigkeit gemeint?

Als künstliche Tränenflüssigkeit bezeichnet man Mittel (Tropfen, Gels, Sprays), die in ihrer Zusammensetzung ungefähr der körpereigenen Tränenflüssigkeit entsprechen.
Sie werden eingesetzt, wenn der körpereigene Tränenfilm nicht ausreicht um seine Aufgaben zu erfüllen.

Die künstliche Tränenflüssigkeit besteht zu einem Großteil aus Wasser, aber auch Fette sind enthalten um den natürlichen Fettfilm (Lipidfilm) der Tränenflüssigkeit zu imitieren.
Darüber hinaus können weiter Stoffe wie z.B. Hyaluronsäure oder Cellulose-artige Substanzen enthalten sein.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Tränenflüssigkeit, Tränensackentzündung und Tränenwegsstenose

Indikation für künstliche Tränenflüssigkeit

Künstliche Tränenflüssigkeit ist immer dann indiziert, wenn der körpereigene Tränenfilm seine Funktion nicht mehr ausreichend erfüllen kann.
Dies kann sich z.B. durch ständig trockene (Xerophtalmie), gereizte, juckende, gerötete oder lichtempfindliche Augen zeigen.

Auch Schmerzen am Auge, Fremdkörpergefühl oder häufige Infektionen können auftreten. 
Dabei ist es wichtig, die Ursache für die Beschwerden zu finden. Diese können recht harmlos sein, wie z.B. eine trockene Umgebungsluft oder auch lange Arbeit an einem Bildschirm.

Auch im Alter nimmt die Produktion von Tränenflüssigkeit häufig ab, was zu trockenen Augen führen kann. Das Auge kann jedoch auch im Rahmen eines Ausfalls des Nervs, der die Gesichtsmuskulatur versorgt (Facialisparese), geschädigt werden. Dieser Nerv (N. facialis) versorgt auch die Muskeln, die das Auge schließen (M. orbicularis oculi).

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Fazialisparese

Fällt er aus, kommt es zu einem unvollständigen Lidschluss, sodass vermehrt Tränenflüssigkeit verdunstet. Hier kann es angezeigt sein, künstliche Tränenflüssigkeit zuzuführen. Auch im Rahmen einer Entzündung der Bindehaut (Konjunktivitis) oder von Entzündungen weiterer Teile des Auges kann es zu trockenen Augen kommen.

Hier kann, neben der Therapie der Infektion, auch künstliche Tränenflüssigkeit eingesetzt werden. Darüber hinaus treten trockene Augen beim Sicca-Syndrom auf.
Das Sicca-Syndrom ist eine Kombination aus trockenen Augen und trockenem Mund, die im Rahmen einer Autoimmunerkrankung auftritt (Sjörgens-Syndrom).
Hierbei werden Drüsen im Körper vom Immunsystem angegriffe, somit sind auch die Tränendrüsen betroffen.

Auch hier sollte Ersatz durch künstliche Tränenflüssigkeit geschaffen werden. Generell sollte die Ursache für dauerhaft trockene Augen von einem Augenarzt abgeklärt werden.

Lesen Sie mehr zum Thema unter:  Bindehautentzündung

Kontaktlinsen

Künstliche Tränenflüssigkeit kann den Tragekomfort von Kontaktlinsen verbessern. Insbesondere weiche Kontaktlinsen können zu einem Austrocknen der Augen führen, bei harten Kontaktlinsen ist dieses Risiko geringer, besteht aber ebenfalls. Dies kann zu gereizten Augen und zu verschwommenem Sehen führen.

Bei solchen Symptomen kann künstliche Tränenflüssigkeit Abhilfe schaffen. Dabei ist darauf zu achten, dass nicht jede Art von künstlicher Tränenflüssigkeit zu jeder Art von Kontaktlinse passt.
Hier sollten die Herstellerangaben beachtet und im Zweifelsfall ein Optiker gefragt werden.

Obwohl künstliche Tränenflüssigkeit eine kurzfristige Besserung der Symptome bewirkt, sollte bei Beschwerden ein Arzt aufgesucht werden um Erkrankungen auszuschließen. Außerdem sollte überprüft werden, ob eine andere Art von Kontaktlinsen besser verträglich ist und künstliche Tränenflüssigkeit dann gar nicht mehr benötigt wird.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Kontaktlinsen

Tropfen, Gel oder Sprays – was ist besser?

Künstliche Tränen werden in verschiedenen Anwendungsformen angeboten. Dabei unterscheiden sich die Inhaltsstoffe oft kaum.
Ob man zu Tropfen, Sprays oder Gelen greift, hängt hauptsächlich davon ab, wie häufig und intensiv die Augen Pflege benötigen.

  • Augentropfen sind meist flüssiger als Gels oder Sprays und verbleiben deshalb nicht so lange auf dem Auge.
    Sie eigen sich gut für die regelmäßige Pflege von trockenen Augen.
  • Gels oder Sprays sind meist etwas dickflüssiger und verbleiben länger auf dem Auge. Dies kann dazu führen, dass nach der Anwendung die Sicht etwas verschwimmt.
    Sie sind bei sehr trockenen Augen zu empfehlen, die mehr Pflege benötigen.

Außerdem kommt es natürlich darauf an, dass die Inhaltsstoffe der künstlichen Tränenflüssigkeit auch wirklich im Auge landen.
Tropfen, Sprays oder Gels werden jeweils verschieden ins Auge eingebracht.

Funktioniert das Einbringen bei einer der Anwendungsformen nicht, so sollte über den Wechsel zu einer anderen nachgedacht werden.
Auch wenn ein bestimmtes Produkt nicht vertragen wird, kann ein Wechsel zu einer anderen Anwendungsform erwogen werden.

Die Entscheidung, ob man Tropfen, Spray oder Gel verwenden sollte, sollte individuell getroffen werden.
Eine allgemeine Empfehlung gibt es in dieser Hinsicht nicht.
Es muss das Produkt gefunden werden, dass am besten zu den eigenen Bedürfnissen passt.

Zahlt das die Krankenkasse?

Die Kosten für künstliche Tränenflüssigkeit müssen von gesetzlich versicherten in der Regel selbst übernommen werden, es liegt ein Verordnungsausschluss vor.
Dies gilt nicht für Kinder unter 12 Jahren, die künstliche Tränenflüssigkeit verschrieben bekommen können.

Auch Erwachsene mit bestimmten Erkrankungen können künstliche Tränenflüssigkeit verordnet bekommen.

  • Dazu zählen Autoimmunerkrankungen,
  • das Fehlen oder die Schädigung der Speicheldrüse,
  • der Ausfall eines bestimmten Gesichtsnervs (Facialisparese) und das unvollständige Schließen des Auges (Lagopthalmus).

Auch dann wird künstliche Tränenflüssigkeit nur erstattet, wenn das Präparat als Arzneimittel zugelassen ist.

Wie bringe ich künstliche Tränenflüssigkeit am besten ins Auge?

Die beste Art, künstliche Tränenflüssigkeit ins Auge einzubringen, hängt davon ab ob man Tropfen, Sprays oder Gels verwendet.

Prinzipiell sollte vor der Anwendung von künstlicher Tränenflüssigkeit einmal die Anwendung auf dem Beipackzettel nachgelesen werden.
Vor der Anwendung sollte man sich bei allen drei Produkten gründlich die Hände waschen, um zu vermeiden, dass Keime ins Auge gelangen.

  • Um Tropfen ins Auge zu träufeln sollte man den Kopf nach hinten neigen und nach oben blicken. Dabei wird das Unterlid nach unten gezogen, die andere Hand hält das Fläschchen mit den Augentropfen über den unteren Randwinkel des Auges, der zur Nase hin zeigt.
    Dabei sollte das Auge selbst aber nicht berührt werden. Anschließend wird vorsichtig die gewünschte Anzahl an Tropfen ins Auge geträufelt.
    Dann wird das Unterlid losgelassen und die Augen sollte ca. eine halbe Minute geschlossen bleiben, ohne dass man es zukneift. Dabei langsam mit den Augäpfeln zu rollen hilft, die Tropfen zu verteilen.
  • Augensprays hingegen werden am geschlossenen Auge angewandt. Dafür wird der Deckel von der Sprühflasche entfernt und diese in einem Abstand von 10 – 20 cm vor das entsprechende Auge gehalten. Bei geschlossenen Augen wird dann der Sprühstoß ausgelöst. Anschließend sollte man mehrmals hintereinander blinzeln, dadurch gelangt das Spray unter die Lider.
  • Zum Anwenden von Augensalbe wird das untere Lid nach unten gezogen. Dann wird die gewünschte Menge an Salbe vorsichtig ins Auge gestrichen und zwar zwischen das untere Augenlid und den Augapfel. Dabei wird von der Nase nach außen gestrichen.
    Anschließend sollte das Auge kurz geschlossen werden damit die Salbe sich gut verteilen kann.
    Schafft man das nicht alleine, sollte man einen Helfer hinzuziehen.

Mit oder ohne Hyaluronsäure?

Hyaluronsäure zählt zu den Mehrfachzuckern (Polysaccariden) und zur Untergruppe der Glykosaminoglykane.

Glymkosaminoglykane haben eine leicht negative Ladung, weshalb sie Wasser binden können. Dies ist im menschlichen Körper daher ihre Hauptaufgabe, auch in künstlicher Tränenflüssigkeit erfüllen sie diesen Zweck. Deshalb spendet Hyaluronsäure dem Auge Feuchtigkeit.

Hyaluronsäure kommt natürlicherweise im Auge vor, weshalb sie in der Regel keine Nebenwirkungen verursacht.
Trockene Augen können also gut mit Hyaluronsäure behandelt werden, ob ein Produkt mit oder ohne Hyaluronsäure besser geeignet ist, ist individuell verschieden.

 

Gibt es künstliche Tränenflüssigkeit auch ohne Konservierungsstoffe?

Es gibt ein großes Angebot an künstlicher Tränenflüssigkeit ohne Konservierungsstoffe.
Konservierungsstoffe in künstlicher Tränenflüssigkeit dienen dazu, die Flüssigkeit länger haltbar zu machen und auch bei mehrfacher Benutzung keimarm zu halten.

Allerdings können sie das Auge auch reizen. Deshalb empfiehlt es sich besonders bei häufigem und regelmäßigem Gebrauch, auf Konservierungsstoffe zu verzichten.
Häufig werden z.B. Tropfen dann als Einmaldosen verkauft und sind etwas teurer als Produkte mit Konservierungsstoffen.

Die Kosten

Die Kosten für künstliche Tränenflüssigkeit können recht stark variieren, je nachdem für welches Produkt  und von welchem Hersteller man sich entscheidet.

In der Regel sind Augentropfen günstiger als Sprays oder Gels, aber auch hier kann es Ausnahmen geben.

20 ml künstlicher Tränenflüssigkeit in Tropfenform kosten meist um die 10 Euro, wobei teurere Produkte häufig sind.
Es lohnt sich also die Preise zu vergleichen. Dabei sollte auch auf die Verträglichkeit des Mittels geachtet werden.

Produkte mit Konservierungsstoffen z.B. sind meist etwas billiger, aber oft auch schlechter verträglich.

Weitere Informationen

Lesen Sie mehr zum Thema unter: 

  • Erkrankunge der Tränenwege
  • Tränenwegsstenose
  • Tränensackentzündung
  • Tränenkanalstenose
  • Tränendrüsenentzündung

 

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 20.11.2018 - Letzte Änderung: 25.07.2023